Zwei Jungen und ein Edeljoker: Pedri und Gavi bügeln eine knittrige erste Hälfte aus, zum Schluss bescherte Luuk de Jong dem FC Barcelona den Last-Minute-Sieg bei Levante. Die Noten und Spielerkritik.
UD Levante 2:3 FC Barcelona: Die Spielerkritik der Barça-Akteure
Marc-André ter Stegen
Marc-André ter Stegen musste bereits in den ersten Minuten nach einem strammen Schuss von Campaña zupacken und quasi durchgehend hellwach sein. Auch nach vorn stellte er schnell seine Fähigkeiten unter Beweis, so ließ er nach 20 Minuten all seine kreative Klasse mit einem herausragenden langen Pass auf Ferran aufblitzen, der ter Stegen jedoch keine Vorlage bescherte. Selbst nach einem klasse Sololauf von Levantes Morales fünf Meter freistehend vor dem Tor konnte ter Stegen nicht überwunden werden, reagierte bärenstark. Am Ende des Tages mussten zwei Elfmeter her, um den Deutschen zu bezwingen; den dritten konnte er auch noch halten. Bis auf eine unsaubere Spieleröffnung in Halbzeit eins lieferte der Deutsche eine starke Partie und hatte großen Anteil daran, dass Barcelona mit drei Punkten im Gepäck nach Hause fuhr.
Barçawelt-Punkte: 9
Dani Alves (bis 80.)
Dani Alves machte es direkt in den ersten Sekunden spannend, als sein Konzentrationsfehler Levante die erste Torchance bescherte. Auch in den folgenden Phasen der Partie fiel der Veteran vor allem durch Unkonzentriertheiten auf. So folgte nach einer Viertelstunde bei einem vielversprechenden Angriff auf eine starke Ballannahme ein zu später Pass auf Aubameyang ins Abseits. Sinnbildlich für diesen Abend zum Vergessen: Alves verursachte unnötig und fahrlässig den ersten von insgesamt drei Elfmetern. Seit einigen Spielen ist der Brasilianer nicht mehr auf der Höhe, dies zeigte er auch diesmal wieder. Zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wurde er erlöst und durch Clément Lenglet ersetzt. Barçawelt-Punkte: 2
Eric García
Eric García knüpfte an seine guten Leistungen aus den vergangenen Wochen an und setzte in dieser Partie noch einen drauf. Von Beginn an ließ er viele Angriffe der Granotas im Keim ersticken. Nach einer Viertelstunde hatte er beim Unterbinden eines Konters Glück, nicht verwarnt zu werden. García war gefühlt überall zu finden, so eroberte er nach 24 Minuten am gegnerischen(!) Strafraum den Ball zurück und setzte zum erneuten Angriff an. Nur wenige Minuten später stand García bei einer Chance Levantes erneut richtig und rettete auf der Linie. In Hälfte zwei verursachte Eric den zweiten Elfmeter nach einem Handspiel im Tumult während eines Eckballs, der jedoch ohne Folgen blieb – da ter Stegen parierte. Danach bekam er etwas weniger zu tun, was auch daran lag, dass Barcelona die Partie wesentlich besser in den Griff bekam. Doch selbst in Minute 94 grätschte Eric noch heldenhaft einen Vorstoß über links ab. Teilweise erinnerte sein beherzter Auftritt an Carles Puyol, so vehement und mit Inbrunst warf er sich in Grätschen. García war über die volle Spielzeit hinweg der beste Barça-Akteur in einer ansonsten fahrigen Mannschaft und deshalb unser Man of the Match. Barçawelt-Punkte: 8, MOTM
Ronald Araújo
Ronald Araújo war in der Innenverteidigung für Levantes Morales zuständig und konnte die ersten paar Duelle noch für sich entscheiden. So stand es nach 20 Minuten bereits 3:0 für Araújo. Kurz danach ließ er jenen Morales jedoch passieren, indem er viel zu früh zu Boden ging, El Comandante setzte zum Solo fast in Messi-Manier an, scheiterte aber an García und ter Stegen. In Abwesenheit von Piqué wusste der Uruguayer über weite Strecken zu überzeugen, vor allem behauptete er immerzu die Lufthoheit am und im eigenen Strafraum. Sein Auftritt stand allerdings diesmal im Schatten Eric Garcías. In Hälfte zwei spielte er nicht mehr ganz so auffällig, was hauptsächlich daran lag, dass ganz Barcelona besser in die Partie fand. In Minute 87 holte sich Araújo noch unnötigerweise Gelb fürs Meckern ab – nächste Woche ist er dadurch gesperrt. Barçawelt-Punkte: 6
Jordi Alba
Jordi Alba trat in Minute 11 bei einem sehr eigenartigen Freistoß von Alves das erste Mal in Erscheinung, als dessen Flanke im Niemandsland verlorenging. Diese Ungenauigkeit war sinnbildlich für Barcelonas gesamte erste Hälfte und sollten sich bei Jordi Alba durch große Teile des Spiels ziehen. So versuchte er zwar viele Vorstöße über links, aber seine Hereingaben fanden keinen Abnehmer. In Halbzeit zwei wirkte Alba defensiv sicherer, konnte aber im Offensivspiel weiterhin kaum Akzente setzen. Erst nach einer guten Stunde, als Barcelona allgemein konsequenter auftrat, wusste auch Alba sich vernünftig in Angriffe einzuschalten. Kurz vor dem Schlusspfiff setzte er Gavi durch einen herrlichen Steckpass in Szene, in Minute 92 bescherte Jordi Alba letztlich Luuk de Jong den Führungstreffer mit einer präzisen Flanke und sammelte so wieder eine Torvorlage mehr. Barçawelt-Punkte: 5
Sergio Busquets
Sergio Busquets hatte bei einem allgemein schwachen Auftritt der Katalanen viel mehr Defensivarbeit zu leisten, als er im kreativen Spielaufbau tätig werden konnte. Das aber absolvierte der Veteran überwiegend solide. So sorgte er für viele Balleroberungen durch beherzte Zweikampfführung, die bei einem derartigen Spielverlauf allerdings auch bitter nötig war. Nach einer zerfahrenen Anfangsphase war es vor allem Busquets, der versuchte, durch längere Ballbesitzphasen Ruhe in das Spiel der Katalanen zu bringen. Nach vorne konnte Busquets nur sporadisch Akzente in Form von Steckpässen setzen, doch über die volle Spielzeit hinweg wirkte er stabil und bemüht. Dies war ein Spiel mit wenig Glanz, aber ebenso wenig Fehlern. Barçawelt-Punkte: 6
Frenkie de Jong (bis 56.)
Frenkie de Jong gehörte der erste Torschuss für die Katalanen nach rund 90 Sekunden nach einem seiner klugen Läufe in die Tiefe. Ihm wurden von Xavi wieder viele Freiheiten gewährt, seine Stärken klug auszuspielen, was jedoch in Hälfte eins noch keinen Torerfolg nach sich zog. Trotz dieser Freiheiten fand Frenkie sich in einer zähen Partie wieder, in der er wie seine Mitspieler wenig Raum für Entfaltung und noch weniger Geistesblitze hatte. Wie auch seine Mitspieler in Hälfte eins muss er sich vorwerfen lassen, die Partie nicht ernstgenommen zu haben. In Hälfte zwei startete Frenkie mit einem Fehlpass und konnte auch danach nichts Nennenswertes beitragen. Nach 56 Minuten verließ er für Gavi den Platz. Kein guter Auftritt des Holländers. Barçawelt-Punkte: 4
Nico (bis 56.)
Nico bekam im Hinblick auf das Pokalrückspiel gegen Eintracht Frankfurt den Startelfeinsatz von Xavi zugesprochen, wusste aber leider nicht zu überzeugen. Oft wirkte er zu nervös, was sich in schlechten Ballannahmen und Fehlpässen zeigte. Dass bei seinen Mitspielern ebenso wenig zusammenlief, verbesserte Nicos Spiel keineswegs. Zwar ließ er in wenigen Momenten doch seine individuelle Klasse durch sehenswerte Ballan- und Mitnahmen aufblitzen, doch der Youngster war offensiv wie defensiv kein Faktor. Nach 56 Minuten erlöste ihn Xavi und brachte dafür Pedri in die Partie. Barçawelt-Punkte: 4
Ousmane Dembélé (bis 84.)
Ousmane Dembélé zeigte sich wie schon in den letzten Wochen von Beginn an sehr bemüht und ideenreich. Wahlweise dribbelte er an seinem Gegenspieler vorbei oder zog in die Mitte, um Bälle verteilen zu wollen. Leider blieb dies lange Zeit ohne Ertrag, da die Offensivmaschinerie der Katalanen ziemlich stockte. Durch sein hohes spielerisches Niveau konnte er nie ganz aus dem Spiel genommen werden und zumindest stetig etwas ansetzen. So sorgte nach knapp einer Stunde mal wieder Dembélé durch eine butterweiche Flanke auf Pierre-Emerick Aubameyang für den Ausgleich. Auch für Defensivarbeit war sich der Franzose nicht zu schade, gerade nach der Führung wirkte er dahingehend stellenweise regelrecht gierig – fünf Balleroberungen verdeutlichen dies. Dembélé tauchte hier und da ab, doch wusste sich immer wieder mit Fleiß an die Oberfläche zu bringen. Mehr Torgefahr wäre aber wünschenswert gewesen. Barçawelt-Punkte: 6
Pierre-Emerick Aubameyang (bis 84.)
Pierre-Emerick Aubameyang erwischte wie schon gegen Eintracht Frankfurt einen undankbaren Abend. Sein Spiel war geprägt von wenigen Ballaktionen. Hier und da bot er sich durch kluge Laufwege an oder startete das zuletzt noch gut funktionierende Gegenpressing, doch im insgesamt fahrigen Barcelona-Auftritt blieb dies leider lange Zeit ohne Erfolg. So standen nach 45 Minuten magere 12 Ballkontakte zu Buche. Hälfte zwei sollte für den Gabuner erfolgreicher werden, traf er nach knapp einer Stunde per Kopf durch eine Flanke seines alten Dortmunder Weggefährten Dembélé zum Ausgleich. Fortan sorgte er vor allem mit Ferran oft für kluge Positionswechsel, um etwas Verwirrung im Abwehrbollwerk Levantes zu stiften und die Fünferkette etwas auseinanderzuziehen. Abgesehen von seinem Tor war von Aubameyang nicht viel zu sehen. Nach 84 Minuten war ebenfalls Schluss, er machte Luuk de Jong Platz. Barçawelt-Punkte: 5
Ferran Torres
Ferran Torres arbeitete ähnlich wie sein Pendant Ousmane Dembélé viel, vor allem (notwendigerweise) viel mit nach hinten. Selbst im allgemein zähen Spiel der Katalanen ließ er seine Torgefahr bei fast jeder Gelegenheit aufblitzen. Doch auch Ferran litt wie seine beiden Stürmerkollegen unter fehlender Bindung zum Mittelfeld. Nach 20 Minuten hatte Torres sogar die Führung auf dem Fuß nach einem Abschlag Marke “weltklasse” von ter Stegen, doch der junge Spanier bescherte seinem Torwartkollegen keine Vorlage auf dessen Konto, da der Abschluss nicht stramm genug war. In Hälfte zwei war es auch Ferran, der einen Freistoß schießen durfte, doch auch der blieb ohne Erfolg. Insgesamt war Torres in einem schwachen Kollektiv ein auffälliger Offensivakteur, stets bemüht und ohne grobe individuelle Fehler, doch blieb ihm der persönliche Erfolg verwehrt, da seine Aktionen nicht von der endgültigen Entschlossenheit gezeichnet waren. Barçawelt-Punkte: 5
Gavi (ab 56.)
Kurz nach dem 0:1 warf Xavi Gavi in die Partie, um das Spiel der Katalanen zu beleben. Sein Tempo machte sich sofort bemerkbar, Gavi war einer der Hauptgründe, weshalb man unmittelbar danach einen anderen FC Barcelona sah. So bereitete er das 2:1 mit einem herrlichen Dribbling vorbei an zwei Gegenspielern in den Strafraum vor. Ab da zog der 17-Jährige mit dem nur zwei Jahre älteren Pedri die Fäden im Mittelfeld. Auch defensiv war Gavi immer wieder ein Faktor durch selbstbewusste Zweikampfführung. Kurz vor Schluss hatte er sogar die erneute Führung auf dem Fuß, doch sein Schuss war zu zentral. Unterm Strich ein erfrischender Auftritt des Ausnahmetalents, der Xavi das Vertrauen unmittelbar zurückzahlte. Barçawelt-Punkte: 7
Pedri (ab 56.)
Wie auch Gavi sollte Pedri ebenfalls für frischen Wind sorgen und das tat das kanarische Wunderkind postwendend. Mit einem Ball auf Dembélé leitete Pedri den Ausgleichstreffer unmittelbar ein. Etwas später erzielte er das 2:1 per Direktabnahme nach tollem Solo von Gavi im gegnerischen Strafraum. Die beiden Teenager haben das Spiel des FC Barcelona maßgeblich verändert. Nach ihrer Einwechslung waren die Gäste aus Katalonien plötzlich die bessere Mannschaft. Zwar sollte Pedri für das Europa-League-Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt geschont werden, doch wegen Barças biederer Leistung war seine Einwechslung wohl oder übel vonnöten. Das Wunderkind zeigte einmal mehr, wie wichtig es für die Katalanen geworden ist. Barçawelt-Punkte: 7
Clément Lenglet (ab 80.)
Lenglet erlöste zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den schwachen Dani Alves und sollte für defensive Sicherheit sorgen, um die Führung über die Zeit zu bringen. Das gelang allerdings nur mäßig: zwei Minuten nach seiner Einwechslung trat Lenglet seinem Gegenspieler auf den Fuß und verursachte auf unkluge Weise den Elfmeter, der zum 2:2 führte. In den Minuten danach konnte er sich in die neue Zusammenstellung der Viererkette besser einfügen und trat nicht mehr in Erscheinung. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Luuk de Jong (ab 84.)
Adama Traoré (ab 84.)
Adama, der seinen Stammplatz an Ousmane Dembélé verloren hat, sollte wie Luuk de Jong dazu beitragen, den aus Xavis Sicht ungünstigen Spielstand zu korrigieren. Leider trat die Leihgabe aus Wolverhampton kaum in Erscheinung, konnte offensiv in den wenigen Minuten keine Akzente setzen. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Xavi Hernández
Die Mission an Spieltag 31 war klar: den zweiten Tabellenplatz festigen gegen ein Levante, das mittlerweile traditionell unangenehm für Barcelona ist. Xavi sah allerdings einen fahrigen Beginn seiner Elf. Es offenbarten sich Abstimmungsprobleme zwischen Mittelfeld und Verteidigung schon in den ersten fünf Minuten. Die Katalanen hatten große Mühe gegen eine Fünferkette und offensichtlich auch Mühe mit der richtigen Einstellung im Kopf. So hätte man sich nach einer halben Stunde über einen Rückstand nicht beschweren dürfen. Entweder wirkten die Katalanen zu behäbig oder zu schludrig. Xavi fand beim Pausentee offensichtlich die richtigen Worte, allerspätestens durch seine beiden Wechsel nach 56 Minuten zeigte der FC Barcelona ein anderes Gesicht. Offenbarten die Katalanen zu Beginn eine nahezu desinteressierte Einstellung, wachte man nach dem zweiten Elfmeter urplötzlich auf und schuf die erste Druckphase, bis Luuk de Jong den Schlusspunkt setzte. In einer insgesamt offenen und umkämpften Partie bewies Xavi bei seinen Einwechslungen ein sehr glückliches Händchen, womit die Ungeschlagen-Serie nun auf 15 Spiele anwächst. Bis dato muss sich auch Xavi ankreiden lassen, dass Barça das zweite Mal binnen weniger Tage eine sehr fahrige Partie hinlegte. Barçawelt-Punkte: 7
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall
Umfrage | Wer war bei Barças Sieg gegen Levante der Man of the Match?
Salut an alle!
Ein hart erkämpfter Sieg , gestern nach dem 2:2 muss ich zugeben, dass ich nicht mehr an den Dreier geglaubt habe.
Eine Performance, die bis zur Einwechslung von Pedri und Gavi zum Vergessen war.
Dani Alves mit einem furchtbaren Auftritt, Nico ebenfalls völlig von der Rolle.
Ich kann verstehen, dass Xavi mit Kessie einen weiteren robusten MF wollte.
Möglicherweise traut der Maestro Nico die ganz große Rolle (noch) nicht zu?
Vl wäre eine Leihe im Sommer die richtige Wahl für Nico, denn die letzten Wochen waren nicht berauschend.
Ich möchte eine Lanze für Luuk brechen, der Mann hat unter Xavi sowas von geliefert.
5 seiner 6 Tore in der Liga unter Xavi, alle mit dem Kopf und es ist nicht so, dass Luuk immer nur das “unbedeutende” 5 zu 0 gemacht hat.
4 dieser Tore waren spielentscheidend und führten zu Punktegewinnen.
Ein wahrer Musterprofi, der seine Rolle kennt, ruhig arbeitet und in den wichtigen Momenten glänzt.
Ein Toptransfer!!!!
Ansonsten gehe ich mit mit den Bewertungen.
Lenglets Foul war wirklich zum Haare raufen. Dani Gomez dreht schon ab und ist eigentlich nur noch einen Schritt von der 16. Linie entfernt und Lenglet tritt ihm auf den Fuß. Persönlich für mich unverständlich warum Xavi ihn ohne Spielpraxis einwechselt und die Abwehr bei 2:1 umstellt/destabilisiert anstatt Araujo in der IV zu lassen und Mingueza für Alves positionsgetreu zu bringen. Seine offensiven Einwechselungen dann natürlich spielentscheidend, aber trotzdem für mich keine 7P.
MotM für mich ganz klar Ter Stegen. Garcia auch stark, aber mit dem verursachten 11M während Ter Stegen gut im 1v1 war und den – zugegeben schlecht getretenen – 2. Elfmeter Levantes pariert.