Xavier Vilajoana ist seit dieser Saison Verantwortlicher für die Mannschaften der Cadete (U16) und jünger in La Masia. Er selbst ist Absolvent der Fußball-Akademie der Katalanen, spielte anschließend drei Jahre bei Barça C und nach ein paar Jahren in unteren Ligen für vier Jahre in der Futsal Mannschaft des FC Barcelona. Der 42-jährige Wirtschaftsingenieur besitzt eine eigene Baufirma und war bereits früher in leitenden Funktionen bei Barça angestellt. In einem umfassenden Interview mit der Mundo Deportivo gibt er Einblicke in La Masia, seinen eigenen Weg und die Erfahrungen, die er selbst mit der Jugend der Blaugrana gemacht hat.
Nach dem Ende deiner Spielerkarriere bist du als Führungskraft zum Verein zurückgekommen, nicht wahr?
Genau. Ich war Teil der Sportkommission ab 2003, weil sie nach jemandem gesucht haben, der dabei hilft, die Futsal-Abteilung professionell zu organisieren und sie haben an mich und meinen Freund Miguel Sambola gedacht. 2005 bin ich dann gegangen und 2010 mit Rosell zurückgekehrt.
Lass uns über Futsal sprechen!
Es gibt jede Menge Dinge in der Abteilung, die man verbessern kann. Ich werde mit dem neuen Sportdirektor, Josep Ramon Vidal-Abarca, sprechen und ihm berichten, wie der Stand der Dinge ist. Ich denke, dass wir eine B-Mannschaft haben, die auf einem großartigen Level ist und das nicht in der ersten Mannschaft zeigen kann. Ich spreche nicht über Wechsel, ich spreche über eine Erholung und darüber, eine Basis aus selbst entwickelten Spielern, ergänzt mit 2-3 Klasse-Spielern von außerhalb, zu haben. Katalonien hat großartige Akademien hierfür.
Das gehört jetzt nicht mehr zu deiner Verantwortung.
Nein, aber als Kollegen können wir einander helfen.
Du machst jetzt deinen Master in Fußballkunde.
Ja [lacht]. Wir leben in einer Welt mit vielen Möglichkeiten und Chaos kann die Anzahl der Möglichkeiten noch steigern. Bei Barça denkst du eines Tages, dass du die Möglichkeiten unter Kontrolle hast und von einem Tag auf den anderen stellt sich heraus, dass es nicht so ist. Es ist kompliziert, aber mit harter Arbeit, Konfrontation mit den Problemen und Ehrlichkeit hast du schon den halben Weg geschafft.
Was gehört zu deiner Manager-Funktion?
Ich arbeite unter dem Vize-Präsidenten Jordi Mestre und meine Verantwortung sind die Akademie-Mannschaften von Cadete abwärts.
Wirst du im Trainingszentrum wohnen?
Wenn ich könnte, würde ich es, ja. Die erste Stufe ist die der Beobachtung und Analyse, wenn es nicht gerade etwas Ernstes gibt, was sofortige Entscheidungen bedarf. Ich schaue Spiele und bin in Kontakt mit Jordi Roura und Aureli Altimira, genauso wie mit Paco Seirul-lo und Joan Vilà.
Was sind deine Ideen für die Arbeit?
Einen strategischen Weg einzuführen, der es erlaubt, unsere Leistungen zu verbessern.
Ist Barças Zukunft in deinen Händen?
Ohne es zu dramatisieren: Ja, natürlich. Die, die jetzt 14 sind, werden am Ende meines Mandats 20 sein, sodass man einige Früchte unserer Arbeit sehen kann. Was ich einbringen kann, ist meine eigene Erfahrung, mit der Philosophie gelebt zu haben und die Methodik von Laureano Ruiz und die aus Cruyffs Jahren. Sein Sohn Jordi war in der Akademie für drei Jahre mein Teamkamerad. So habe ich aus zwei Schulen gelernt und war in der Umkleidekabine mit Spielern jedes Alters, halb-professionellen und professionellen Fußballern, was mir einen großen Einblick in die Situationen und die Möglichkeiten gibt, um zu schauen, was der Verein auf lange Sicht braucht. Ich denke, der Präsident Bartomeu hat mich gewählt, weil ich die Sprache des Fußballs kenne.
Das Sportzentrum ist zurzeit wie ein Bunker. Wirst du die Presse hereinlassen?
Ich bin kein Extremist. Wenn Dinge Sinn machen und schlüssig sind, kann man sie erlauben. Das Problem ist nicht, dass ein Youngster eines Tages in der Zeitung erscheint; das hängt vom Spieler ab. Xavi Hernández zum Beispiel konnte schon mit 15 ohne Problem mit der Presse sprechen. Es ist offensichtlich, dass es eine Art Filtersystem gibt, weil es gefährlich ist, wenn uns die Dinge aus den Händen gleiten. Man muss nach einer Balance suchen.
Warst du als Kind gern in der Zeitung?
Ja, das war ich. Ich habe ein Album zu Hause mit allem, was über mich geschrieben wurde. Ich verstehe die Aufregung, die jeder hat, aber es ist nicht das gleiche, wenn ein 14-Jähriger zu der Presse spricht, als wenn es ein Barça-B-Spieler tut. In einem gewissen Alter lässt du dich leichter mitreißen.
Fürchtest du dich, für La Masia verantwortlich zu sein?
Nein, denn La Masia funktioniert. Die Herausforderung ist, sie zu verbessern. Alles im Leben kann verbessert werden und das ist mein Ziel.
Obwohl sie eine Menge talentierte Spieler haben, ist Barça B letztes Jahr in die Segunda B abgestiegen. Hatten sie bisher einen zu einfachen Weg?
Es ist nicht für jeden Platz in der ersten Mannschaft. Die Verpflichtung des Vereins ist es, Spieler und Leute zu formen; letzteres ist fundamental, weil eine gebildete Person eine größere intellektuelle Leistung bringt und das macht sie auch zu einem besseren Sportler. Ich wurde mit 19 in die Barça C berufen, als ich in meinem ersten Studienjahr war, aber ich habe das Studium nicht abgebrochen.
Aber das ist nicht üblich.
Richtig, aber ich habe das durchgemacht und ein Fußballspieler zu sein, kostet drei Stunden am Tag; da ist wenig Zeit für andere Sachen.
Wirst du Sachen in La Masia verändern?
Als erstes muss ich die Dinge beobachten und mit jedem sprechen, aber ich habe einige Ideen.
Wie gehst du mit einem jungen Spieler um, der einen Agenten, Anwalt, Manager und Eltern hat, die alle auf viel Geld aus sind?
Das wichtigste ist der Fußballspieler, was er will und was seine Familie will. Ich bin sicher, dass wir reichlich Fälle von 14-jährigen Spielern haben, die andere Angebote haben und du entscheiden musst, ob du ihnen auch so viel Geld bieten kannst. Ich glaube – außer es ist ein außergewöhnlicher Spieler und du dir sicher bist, dass aus ihm etwas wird – du nicht auf solche Forderungen einzugehen brauchst. Nicht in diesem Alter. Wer für Barça spielen will, hat sich verpflichtet; es geht nicht um den Vertrag, sondern um den Ehrgeiz und den Willen. Man muss Barça so sehr lieben wie ein Fan.
Es gibt erwachsene Spieler, die ein niedrigeres Gehalt akzeptiert haben, um zu Barça zu kommen, wie Mascherano.
Für Barça zu spielen hat einen anderen Wert, als für andere Vereine zu spielen. Und wenn du eine gute Akademie hast, ist es kein Problem, wenn ein paar Spieler aus finanziellen Gründen wechseln. Je besser die Akademie ist, desto unabhängiger kannst du sein.