Es wurde das zu erwartende Geduldsspiel für die Selección. Gegen tiefstehende Iraner gab es lange Zeit kein Durchkommen, bis schlussendlich eine glückliche Fügung das 1:0 für Spanien brachte. Mit diesem Resultat, das zugleich den Endstand bedeutet, hat sich die Furia Roja nun bereits so gut wie sicher für das Achtelfinale qualifiziert. Für die Iraner, die heute mit viel Leidenschaft, aber auch einigen unschönen Tricks spielten, ist der Traum des Weiterkommens allerdings auch noch nicht Geschichte. Lest hier nach, wie die Partie verlief, wobei wir natürlich wieder einen genaueren Blick auf die Barça-Akteure werfen.
Kleine Überraschungen bei Spaniens Aufstellung
Fernando Hierro schickte heute folgende Elf auf den Platz: De Gea – Carvajal, Piqué, Ramos, Alba – Busquets, Iniesta (71. Koke) – David Silva, Isco, Vásquez (79. Asensio) – Diego Costa (89. Rodrigo).
Bemerkenswert ist hierbei vor allem der Startelfeinsatz Dani Carvajals, der nach seiner Verletzung wieder vollends genesen zu sein scheint. Obwohl es in der Medienlandschaft Diskussionen bezüglich der Torwartposition gegeben hatte, vertraute Hierro wie angekündigt auf De Gea, der sich während des Spiels keinerlei Unsicherheit anmerken ließ. Für den im Spiel gegen Portugal eingesetzten Koke rückte Lucas Vásquez in die erste Elf. Der Rest der Mannschaft spielte in dieser Zusammensetzung schon gegen die Portugiesen und scheint beim neuen Teamchef gesetzt zu sein.
Couragierte Spanier finden keine Lücke
Die Partie begann, wie es die meisten Experten erwartet und beinahe alle Spanier befürchtet hatten: mit sehr defensiv agierenden Iranern. Iran stellte sich meist mit allen elf Spielern in den eigenen Strafraum und verteidigte robust. Da auf Seiten des Außenseiters keine Intention bestand, offensiv mit Spielzügen gefährlich zu werden, warteten sie auf Standardsituationen, um eventuelle Torgefahr auszustrahlen. Aufgrund der guten Antizipation der beiden Innenverteidiger und Busquets schafften es die Iraner aber in der ersten Halbzeit nie, auch nur annähernd ernsthaft gefährlich zu werden. Es bot sich nun immer dasselbe Bild: Spanien rannte an, stellte sich in Handballmanier vor dem gegnerischen Sechzehner auf und versuchte, eine Lücke zu finden. Die zündenden Ideen fehlten jedoch und so kam es, dass die Partie beinahe ohne Chancen in die Halbzeitpause ging.
Dass Iran diese extrem defensive Strategie verfolgte, darf ihnen eigentlich nicht vorgeworfen werden. Sie waren technisch unterlegen und versuchten mit konzentriertem Stellungsspiel und viel Körpereinsatz den spanischen Edeltechnikern entgegenzuhalten. Aus der Sicht der Fußballromantiker war Irans Vorgehen aber sicherlich eine Enttäuschung. Ebenfalls enttäuschend war der Versuch der Iraner, von der ersten Minute an auf Zeit zu spielen, und sie nutzten jede noch so kleine Möglichkeit, um den Spielfluss zu verzögern und ein paar Sekunden herauszuholen. In einigen dieser Situationen hätte der Schiedsrichter, wie auch bei manchen Fouls, härter durchgreifen müssen.
Erlösendes Tor und eine Minute Schockstarre
Zu Beginn der zweiten Hälfte wirkten die Spanier etwas frischer und spritziger, sie zeigten mehr Spielwitz und kreierten folglich auch mehr Torchancen. So auch in der 54. Minute, als Iniesta nach einer guten Kombination in Richtung des Sechzehners zog und Costa bediente. Dieser nahm den Ball mit, kam jedoch nicht zum Abschluss. Ein iranischer Verteidiger schoss ihm beim Klärungsversuch ans Bein und von dort prallte der Ball in das Tor ab. Das umjubelte 1:0 war gefallen.
Nach dem Führungstreffer wurde Iran etwas aktiver und kam zu einigen Chancen, die durchaus Potential hatten. In Minute 62 dann der Schock: Iran brachte einen Freistoß tief in den spanischen Sechzehner, wo Ezatolahi den Ball über die Linie stocherte. 1:1! Die iranischen Spieler rannten jubelnd zu ihren Fans und der gesamte Betreuerstab feierte mit ihnen. Aber der Schiedsrichter forderte den Videobeweis, welcher offenbarte, dass sowohl eine Abseitsposition als auch ein Handspiel dem Treffer vorangegangen waren. Folgerichtig wurde das Tor aberkannt.
Als Konsequenz dieser verwirrenden Szene bemühte sich die Furia Roja, das Spiel zu kontrollieren und mit einem zweiten Treffer die Partie zu entscheiden. Der Iran bäumte sich aber hin und wieder auf und kam noch zu ein paar guten Torchancen, die jedoch nicht genutzt werden konnten. Es blieb beim 1:0 für Spanien.
Gerard Piqué
Der Abwehrhüne hatte heute fast alles im Griff, wurde aber auch nur wenig gefordert. Er spielte sehr aufmerksam und unterbrach Irans Angriffe meist schon früh. Zwar hatte er ein paar Unsicherheiten, doch resultierte keine davon in einer realen Gefahr. Weiters beteiligte er sich gut am Aufbauspiel und war bei Irans Flanken immer auf der Höhe. In Summe lieferte er ein ordentliches Spiel ab, in dem er zeigte, warum er in der Innenverteidigung Spaniens gesetzt ist.
Barçawelt-Note: 8+
Jordi Alba
Alba lief auch heute wieder sehr viel und war in der Defensive ohne Fehler. Offensiv bot er sich oft an, konnte aber kaum Gefahr ausstrahlen. Durch die tiefstehenden Linien der Iraner konnte er seine Geschwindigkeit nicht so gut einsetzen und die Kombinationen mit Iniesta führten nur selten zu einem Ergebnis. Dennoch war es kein schlechtes Spiel des Außenverteidigers, wenn auch eines seiner ruhigeren. Gegen die kommenden Gegner wird Alba seine Stärken sicher wieder besser einbringen können.
Barçawelt-Note: 7
Sergio Busquets
Busquets tat, was er immer zu tun pflegt: Er kontrollierte und lenkte das Spiel, wie man es sich von ihm erwarten darf. Seine gute Absprache mit seinen Innenverteidigern verhinderte gegnerische Angriffe in der Entstehung und ermöglichte einen raschen Spielaufbau. Sogar einen Weitschuss, der in höchster Not von Keeper Beiranvand geklärt wurde, hatte Busquets zu verbuchen.
Barçawelt-Note: 9
Andrés Iniesta
Heute zeigte der alternde Mittelfeldmotor leider keine Weltklasse-Partie. Er spielte viele Pässe und machte kaum Fehler, doch kamen von ihm nicht die Ideen, die das Spiel gebraucht hätte. Isco war deutlich aktiver und es scheint, als hätte Iniesta einen würdigen Nachfolger in ihm gefunden. Trotzdem war Iniesta für die Kontrolle und die Ballstafetten unentbehrlich. Lediglich die Geniestreiche, die ihn auszeichnen, konnte er heute nicht anbringen. Sein Zug zum Tor vor dem 1:0 und sein Pass zu Costa waren allerdings sehr wichtig und ein Schlüsselelement für die Führung der Selección. In der 71. Minute wurde er ausgewechselt, für ihn betrat Koke das Spielfeld.
Barçawelt-Note: 8
Wie bewertet ihr dieses knappe Spiel, das Spanien nur mit Glück und viel Geduld für sich entscheiden konnte? Sind die Iberer zu mehr in der Lage?