WM-Eröffnungsspiel: Brasilien gegen Kroatien – Das Ergebnis, eine Illusion

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Mit 3:1 bezwang die brasilianische Nationalauswahl rund um Neymar Kroatien. Doch das Ergebnis trügt. Die Kroaten zeigten sich keinesfalls so unterlegen, wie das Ergebnis es vermuten lässt. Die Spieler rund um Modric, Rakitic und Co. waren tatsächlich ein ebenbürtiger Gegner und gestalteten das Spiel äußerst spannend. Mit etwas Glück konnten die Brasilianer dann doch das erlösende 2:1 nach einem äußerst fragwürdigen Elfmeter erzielen, welches gleichzeitig auch der Knackpunkt im Spiel der kroatischen Nationalmannschaft war.

Kroatien mit dem Führungstreffer

Aber alles der Reihe nach. In der ersten Halbzeit zeigte sich Kroatien als das erwartet hartnäckige Team, welches dem Gegner auch wehtun kann. Mit einem antrittschnellen, passsicheren und physisch robusten zentralen Mittelfeld, bestehend aus Rakitic und Modric, die auch die Sechserposition bekleideten (Doppelsechs), sollten es die Brasilianer äußerst schwer haben, das Mittelfeld des Gegners zu überbrücken. Und tatsächlich: Modric gewann in der ersten Halbzeit insgesamt 56% seiner Zweikämpfe. Überboten wurde er von Rakitic, der mit 64% an gewonnenen Zweikämpfen hinter Linksverteidiger Vrsaljko (67%), die besten Werte vorzuweisen hatte. Durch die offensivere Positionierung von Perisic als auch von Olic konnten die Offensivausflüge von Dani Alves und Marcelo gut unter Kontrolle gehalten werden. Durch die dichten Viererketten konnte außerdem verhindert werden, dass der zentrale Stürmer Fred ins Spiel findet.

Nach dem Ballgewinn setzten die Kroaten auf ein schnelles Umschaltspiel über die Außenbahnen. So entstand auch der Führungstreffer. Die kroatische Nationalelf suchte in Form von Rakitic den schnellen Weg nach vorne. Er setzte zu einem starken Antritt an und spielte den Ball auf die von Dani Alves verwaiste Außenbahn zu Ivica Olic. Seine flache Hereingabe touchierte das Bein von Jelavic und Marcelo konnte nur noch ins eigene Tor ablenken – 1:0 für Kroatien (11′). 

Brasilien reagiert

Was wäre das für eine irre Geschichte, wenn Brasilien gerade im Eröffnungsspiel Punkte liegen lassen würde? So weit wollte es die Seleção jedoch nicht kommen lassen. Die Brasilianer reagierten nach dem Gegentreffer mit wütenden Gegenangriffen. Die Kroaten wurden nun enger in die eigene Hälfte gedrückt und hatten es umso schwerer, sich zu befreien. Vor allem Oscar und Neymar machten es der gegnerischen Nationalauswahl schwer. Durch ständige Rotation schienen beide Spieler überall anzutreffen sein. Sie waren einfach nicht aus dem Spiel zu nehmen. Und genau dieses Duo war es dann, welches am Ausgleichstreffer direkt beteiligt war. Nachdem Kroatien die Chance zum 2:0, welche durch eine klasse Spieleröffnung von Rakitic entstand, verpasste, schalteten Neymar und Co. umgehend um. Es schien zunächst so, als ob der Ball wieder im Mittelfeld verloren ging, doch ein motivierter Oscar setzte immer wieder nach und gewann die Kugel zurück. Anschließend bekam Neymar das Spielgerät und schloss sehr stark ab. Dieser Schuss war zwar nicht unhaltbar, doch war die Sicht von Keeper Pletikosa verdeckt, sodass er diesen recht platzierten Schuss nicht entschärfen konnte – 1:1 (31′). Das war auch der Pausenstand.

Wenige Torchancen, äußerst fragwürdiger Elfmeter

Die zweite Halbzeit zeigte sich nicht allzu sehr von Highlights geprägt – bis zur 69. Spielminute. Leider war dies ein trauriges Highlight eines insgesamt doch tollen Spiels, vor allem taktisch. Die Seleção hatte sichtlich Probleme mit der Defensivordnung der Kroaten, die bei gegnerischem Ballbesitz in einem 4-4-2 verteidigten. Gelangten die Brasilianer in die Hälfte der Kroaten, so war ein 4-2-3-1 zu erkennen. Anscheinend wollte Yuichi Nishimura jedoch wieder etwas Action ins Spiel bringen und pfiff da, wo es nichts zu pfeifen gab. Fred flog nach einem kleinen Körperkontakt wie vom Blitz getroffen zu Boden – Elfmeter! Doch war das nicht genug: Für den „Täter” Dejan Lovren gab es auch noch die Gelbe Karte – verrückte Welt. Neymar trat an, der Torhüter erahnte die Ecke und war noch dran, doch konnte er diesen Schuss nicht mehr parieren – 2:1 für die Südamerikaner (71′). Dieser Treffer war gleichzeitig auch der Knackpunkt bei Kroatien. Diesmal musste von der Defensivtaktik abgewichen werden und offensiver agiert werden. Sie schafften es zwar Chancen zu kreieren und Brasilien noch einmal in Bedrängnis zu bringen, das Glück war allerdings nicht wirklich auf ihrer Seite. Dafür umso mehr auf der Seite der Brasilianer. Nach einem Ballgewinn von Ramires gegen Ivan Rakitic im Mittelfeld, schalteten die Südamerikaner in Form von Oscar schnell um. Die beiden Innenverteidiger agierten zu passiv, sodass Oscar zum Schuss ansetzte. Den in die Torwartecke abgegebenen Schuss konnte Pletikosa nicht mehr parieren und schon stand es 3:1 (91′). Ein Treffer, der leicht zu verhindern gewesen wäre. Dabei blieb es dann auch.

Wie haben sich Neymar, Alves und Rakitic präsentiert?

Schauen wir uns nun die Leistungen der (zukünftigen) Barça-Stars Neymar, Alves und Rakitic genauer an. Neymar und Alves spielten insgesamt eine gute Partie, wenngleich der Offensiv-Akteur der weitaus stärkere Spieler war. Neymar war neben Oscar auffälligster Akteur bei Brasilien. Er war überall anzutreffen und bot immer eine Anspielstation. In diesem Spiel übernahm der 22-Jährige sichtlich mehr Verantwortung als bei Barça und der Druck schien ihm nicht viel auszumachen. Aber auch Dani Alves spielte eine ordentliche Partie. Zwar war Alves am Rückstand mit seinem übermotivierten Pressingversuch nicht unbeteiligt gewesen, doch muss dennoch gesagt werden, dass er sich über die gesamte Partie als schwer überwindbar erwies. Mit fünf gewonnenen Zweikämpfen hatte er die meisten zu verbuchen in der Defensivreihe. Dazu kommt noch eine Passgenauigkeit von 86%. Für beide Brasilianer gibt es trotzdem noch Luft nach oben, für den Rechtsverteidiger aber eindeutig mehr.

Bei der kroatischen Nationalauswahl war es Rakitic, der neben Modric die treibende Kraft im Spiel war. Defensiv als auch offensiv war er präsent und setzte seinen Körper geschickt ein. Es ist klar, dass das dritte Gegentor auch auf seine Kappe geht, es darf allerdings nicht der Fehler gemacht werden, ihn ausschließlich aufgrund dieser Szene zu bewerten. Mit einer Passgenauigkeit von 91% und vier gewonnenen Zweikämpfen als auch zwei abgefangener Bälle und vier erfolgreichen Klärungsversuchen, lässt sich seine Leistung durchaus sehen. Dazu kommt noch die Tatsache, dass er an vielen Offensivaktionen mit seiner Spieleröffnung beteiligt war. Ein gutes Spiel von Rakitic, der nach eigenen Aussagen in der kommenden Saison beim FC Barcelona spielen wird.

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