Wie wird der Clásico für Barça verlaufen?

Nach der Gamper-Trophäe ist vor dem Clásico-Supercup. FC Barcelona und Real Madrid treffen am 13.08.2017 um 22 Uhr aufeinander. Es ist das Hinspiel des spanischen Supercups und gehört zu den brisantesten und prestigeträchtigsten Spielen, welche die europäische Fußballbühne zu bieten hat. Auch wenn der Supercup keinen hohen Stellenwert hat, so sorgt die Paarung zwischen den zwei Erzrivalen für genug Spannung und Hitze. Grund genug für uns, die bevorstehende Partie im Roundtable zu behandeln.

In der heutigen Ausgabe des Roundtable erhält jeder Teilnehmer eine leicht veränderte Themenfrage zu welcher er Stellung bezieht. 

Jan wünscht sich Seri und Dembélé

Der erste Teilnehmer ist der Autor Jan-Hendrik. Bartomeu verkündete zu Beginn der Transferperiode Transfers von großem Kaliber. Sofern es tatsächlich noch zu Transfers vor dem Clásico kommen sollte, wie würde sich das auf das Spielsystem und die Taktik auswirken?

Jan hat dazu eine klare Meinung:

In den Medien hört man insbesondere die Namen Coutinho, Dembélé, Dybala, und Seri. Für mich machen nur zwei von den genannten wirklich Sinn: Seri und vor allem Dembélé. Mit Dembélé hätte man einen klassischen Flügelspieler, der spielstark und trickreich ist, sowie über ein unglaubliches Potential verfügt. Er und Deulofeu würden sich auf dem linken Flügel gut abwechseln können und geben dem Team jeweils unterschiedliche Möglichkeiten.

In den letzten Tagen wird viel von einer Verpflichtung Coutinhos spekuliert, allerdings hat unser Autor einen ganzen anderen Namen auf dem Schirm:

Nachdem der Verein mit dem versuchten Transfer von Marco Verratti grandios gescheitert ist, erschließt sich mir noch nicht vollständig, warum man als Alternative Coutinho ausgemacht hat. Natürlich ist er ein herausragender Spieler, aber man muss sich die Frage stellen, welche Rolle er in dieser Mannschaft einnehmen würde. Ähnliches gilt für Dybala. Beide sind in meinen Augen zu zentrumsorientiert und würden unter Umständen Messi auf den Füßen stehen. Hier kommt Seri ins Spiel. Er ist ein klassischer box-to-box Spieler und könnte neben Iniesta und Busquets den Stürmern den Rücken freihalten und eine erneute Dominanz im Mittelfeld erzeugen.

Für Jan ist die generelle taktische Ausrichtung von Trainer Valverde entscheidend:

Es bleibt festzuhalten, dass alles davon abhängt in welche Richtung Valverde gehen möchte. Ein Mittelfeld mit Iniesta, Busquets und Seri hinter Messi, Suárez und Dembélé würde dem Team in meinen Augen eine gute Balance und Dynamik geben, was beides in den letzten Jahren etwas gefehlt hat. 

Neuzugänge bergen hohes Risiko:

Der Einfluss der möglichen Neuzugänge für den Clásico ist schwer zu bewerten. Die Vorbereitung aller Teams ist in vollem Gange, sodass potentielle neue Spieler direkt ins kalte Wasser geworfen werden. Das kann auf der einen Seite gut gehen und dem Team einen völlig neuen Impuls geben, auf der anderen Seite aber auch, aufgrund der fehlenden Abstimmung mit dem Rest des Teams, negativ ausgehen. […]

Unter Valverde wieder mehr Kollektivfußball

Felix setzte sich mit den taktischen Neuerungen von Valverde auseinander und schlüsselte auf, ob es tatsächlich Änderungen zum Vorgänger Enrique gibt: 

Der taktische Auftritt Barças gegen Real Madrid könnte wegweisend für die kommende Saison werden. Zwar haben wir in der Vorbereitung schon verschiedene Tendenzen erkennen können, aber die Vorbereitung ist nicht zuletzt zum Testen potentieller Ausrichtungen da und man kann im Ernstfall zu Prinzipien zurückkehren, bei denen man sich sicherer fühlt. Besonders gespannt bin ich darauf, inwieweit das offensive Pressing der Spieler weiterhin angewendet wird. Im Gegensatz zu den letzten Jahren schoben alle Mittelfeldspieler, inklusive des Sechsers, aggressiv auf den Gegner drauf, um ihn zu Ballverlusten zu drängen. Eine Art und Weise, die ich immer sehr bewundere. Knackpunkt könnte aber sein, dass man damit gleichzeitig das Risiko eingeht, dem Gegner viele Räume zu öffnen, wenn er sich aus dem Pressing befreien kann. Gerade Madrid sollte, wenn sie in guter Form sind, solche Fehler gut ausnutzen können. Deshalb erwarte ich nicht unbedingt ein solch intensives Pressing, wie wir es in der Vorbereitung teilweise gesehen haben, selbst wenn ich es mir wünschen würde.

Eine taktische Variation ist unserem langjährigen Autor im Spiel in der Gamper-Trophäe aufgefallen:

Ein deutlicher Fortschritt zu der letzten Saison ist jedoch definitiv die bessere Einbindung der Mittelfeldspieler ins Angriffsspiel der Mannschaft. Dies bietet mehr verschieden Möglichkeiten der Spielgestaltung im letzten Drittel und damit zu einer schwierigeren Berechenbarkeit, wenn zum Beispiel auch ein Iniesta mal den vertikalen Weg in den gegnerischen Strafraum sucht. Interessant wird weiterhin auch sein, wer die Angriffsreihe bekleidet. Mit Deulofeu oder einem echten Stürmer als mögliche Neuverpflichtung in der Startelf sollte das bekannte Bild mit drei Angreifern vorherrschen, wobei Messi wie gewohnt in die Mitte zieht und somit hauptsächlich der Rechtsverteidiger in der Offensive Breite geben muss. Denkbar ist jedoch auch ein Einsatz von Denis Suárez. Hierbei könnte ähnlich wie gegen Chapecoense eine Doppelspitze aus Messi und Suárez entstehen und dahinter ein Mittelfeld aus vier Spielern, welches eine größere Kompaktheit bieten könnte und damit schwerer zu überspielen wäre.

Messi-Abhängigkeit wird es immer geben

Der letzte Teilnehmer in dieser Runde ist Yassine. Er beschäftigte sich mit der Frage, ob durch den Abgang von Neymar wieder eine gewisse Messi-Abhängigkeit entsteht.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Lionel Messi der beste Spieler der Welt und womöglich sogar der beste Spieler aller Zeiten ist. Es ergibt sich schon daraus, dass eine gewisse Messi-Abhängigkeit gegeben sein wird. Die gab es auch dann, als noch Neymar bei den Katalanen gespielt hat. Hier würde ich gerne die erste Saisonhälfte der vergangenen Saison als Vergleich und Untermauerung meiner These heranziehen: Damals fehlte Messi eine gewisse Zeit verletzungsbedingt und dieser Umstand machte sich, obwohl Suárez und Neymar weiterhin spielten, deutlich im gesamten Spiel der Blaugranas bemerkbar. Dem FC Barcelona fehlte es fortan an der Durchschlagskraft, die mit Messi sonst da gewesen ist.

Durch taktische Änderungen sollte ein Abgang Neymars kompensiert werden können:

Dennoch muss gesagt werden, dass mit Neymar ein weiterer Spieler im Kader des FC Barcelona gewesen ist, der dafür sorgen konnte, im Alleingang ein Spiel zu entscheiden. Sprich: Die Gegner konnten sich nicht nur auf Lionel Messi fokussieren. Mit seinem Weggang ist es durchaus naheliegend, dass die Gegner sich nun vermehrt auf Messi stürzen. Dies wäre tatsächlich problematisch, wenn das Spiel der Katalanen nun vermehrt von Messis Form abhinge. Ich sehe den Trainer also in der Pflicht, ein Spielsystem zu entwickeln, in der jeder Spieler seine Qualitäten ausspielen kann und tatsächlich: Valverde setzte in der Vorbereitung auf ein hohes Pressing, in denen die Außenstürmer zentraler agierten. Somit zog man die gegnerischen Außenverteidiger gen Zentrum, sodass für Vidal, Alba und Semedo mehr Freiräume gegeben waren. Sie konnten somit ihre offensiven Qualitäten ausspielen. Aber auch die Mittelfeldspieler um Iniesta fühlten sich mit ihrer offensiveren Rolle wohler als noch in der vergangenen Spielzeit. Man hat das Gefühl, dass nun zumindest im Ansatz ein Barça-Mittelfeld zu sehen ist, das dazu in der Lage ist, das Spiel zu kontrollieren. Die Mittelfeldspieler stehen nicht mehr so weit auseinander und können sich nun besser abstimmen.

Yassine nimmt Valverde in die Pflicht, den FC Barcelona davor zu wahren, in eine komplette Messi-Abhängigkeit zu verfallen:

Die Gefahr, dass vieles über Messi laufen wird, besteht zwar, aber dass alles über ihn läuft, glaube ich nicht. Ich sehe den Trainer in der Pflicht, ein System spielen zu lassen, das jedem Spieler Raum zur Entfaltung schenkt.

Ihr seid gefragt: Fiebert ihr dem Clásico schon entgegen? Wie seht ihr die Chancen für Barça?