Wie der Totaalvoetbal nach Barcelona kam

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Immer wieder begegnet der Leser auf Barçawelt dem Begriff des “Totaalvoetbal” und der ein oder andere mag sich die Frage stellen, was es mit diesem dem Anschein nach bedeutungsschwangeren Begriff auf sich hat. Wir möchten gemeinsam mit euch hinter dieses Mysterium blicken und die Bedeutung des Totaalvoetbal für den FC Barcelona verdeutlichen. Dazu machen wir einen Ausflug in die Geschichte des Fußballs und begegnen legänderen Persönlichkeiten wie Rinus Michels, der den Fußball und den FC Barcelona geprägt hat wie kaum ein anderer.

Fußballkunst anstatt Zerstörung

Als Helenio Herrera 1958 nach Barcelona kam, um das Traineramt bei den Katalanen anzutreten, fand er eine Mannschaft vor, die mental auf dem Tiefpunkt angelangt war. In den vergangenen fünf Jahren ging der Meistertitel der Primera División viermal an den ewigen Widersacher aus Madrid, 1955/56 thronte Athletic Bilbao auf dem vakanten ersten Tabellenplatz. Herrera stand vor einer großen Herausforderung, er musste die Spieler wieder dazu bringen, an sich zu glauben und ihr Selbstwertgefühl stärken. Bei ihm war der FC Barcelona goldrichtig, kaum einer verstand es wie er, Spielern neues Leben einzuhauchen und ihre mentale Integrität zu stärken. Dazu bediente er sich sowohl bestimmter Rituale als auch konventioneller Methoden, die ihren Ursprung in den psychologischen Erkenntnissen der damaligen Zeit hatten. 

Die Übermacht von Real Madrid sollte durchbrochen werden, und tatsächlich gelang es ihm sofort in seinem ersten Jahr, den Meistertitel mit einem Vorsprung von vier Punkten auf die Hauptstädter nach Barcelona zu holen; die Copa del Rey ging ebenfalls an die Blauroten. Auch im darauffolgenden Jahr war er in der Liga erfolgreich, wurde aber gefeuert, nachdem er im Europapokal der Landesmeister Real Madrid deutlich unterlag. Auch Streitigkeiten mit dem Starspieler Kubala sollen für die Vereinsführung maßgebend gewesen sein, sich von Herrera zu trennen.

Der Argentinier wechselte nach Italien zu Inter Mailand, wo er die erfolgreichsten acht Jahre seiner Trainerkarriere verbrachte, aber auch sein wahres Gesicht offenbarte. Aus Inter Mailand wurde “La Grande Inter”, eine Mannschaft, die alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gab. Zu diesem Erfolg bedurfte es einerseits des destruktiven Catenaccio, gegen den die Offensivmannschaften der Vergangenheit machtlos waren. Vor allem aber waren sie machtlos ob der zwielichtigen Methoden, denen sich Herrera bediente, um seiner Mannschaft zu großen Taten zu verhelfen. Inter galt auf und neben dem Platz als skrupellos. Während des Spiels wurde mit allen fiesen Tricks gearbeitet, die das Repertoire hergab. Abseits des Spielgeschehens wurden Schiedsrichter bestochen und leistungsfördernde Substanzen an die Spieler verabreicht, die sich nicht in einer Vitaminzugabe erschöpften.

Inter Mailand hat zweifellos zu dieser Zeit große Erfolge gefeiert, sich aber gleichsam der Missbilligung durch die Fußballwelt verdient gemacht. Auf den Erfolgen breitet sich ein großer Schatten, die dem Verein nur zu einem fraglichen Ruhm gereichen. Die Geschichte des Fußballs ist noch ziemlich jung und so mögen derzeit die Erfolge von Helenio Herrera noch gegenwärtig sein. Mit der Zeit aber werden sie zunehmend verblassen und Platz machen für andere große Mannschaften, die dem Erfolg und der Ästhetik zu einer untrennbaren Zweisamkeit verholfen haben. Solche Mannschaften werden ewig leben, sie sind unsterblich und man wird ihrer auch noch im nächsten Jahrhundert gedenken. Wie z.B. dem FC Barcelona, der sich in der Nachschau glücklich schätzen darf, Helenio Herrera seines Amtes entledigt zu haben. Nur weitere fünf Jahre später sollte Rinus Michels eine Spielphilosophie nach Barcelona getragen haben, die dem Verein zum wahrhaftigen Ruhm verhalf: Den Totaalvoetbal.

Was ist Totaalvoetbal?

Der Begriff Totaalvoetbal wurde 1974 in Anlehnung an die Spielweise der niederländischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Deutschland genutzt. Die Niederländer beendeten das Turnier auf dem zweiten Platz, obschon sie ihrem Kontrahenten aus Deutschland im Finale spielerisch deutlich voraus waren. Wo der Ursprung des Totaalvoetbal liegt, ist nicht abschließend aufgeklärt. Überwiegend wird vermutet, dass sich diese Spielart parallel und unabhängig von einer wechselseitigen Einflussnahme in den Niederlanden und der damaligen UdSSR entwickelt habe. Da Rinus Michels und Johan Cruyff den Totaalvoetbal nach Barcelona getragen haben, soll im Folgenden ausschließlich die Entwicklung in den Niederlanden Gegenstand dieser Erörterung sein. 

Der Totaavoetbal ist, wie es der Name bereits andeutet, eine Liebeserklärung an den Offensivfußball, dem das Credo an eine grundsätzliche Überlegenheit über destruktive Spielstrategien innewohnt. Eine Mannschaft, welche die Initiative ergreift und mutig nach vorne spielt, soll stets im Vorteil sein, wenn man es richtig anstellt. Was sind die Charakteristika dieser Spielart? Im Zentrum aller Überlegungen stehen der Raum und seine Kontrolle. Er soll bei eigenen Angriffen möglichst groß gehalten werden, indem die gesamte Spielfeldbreite ausgenutzt und damit die Möglichkeit eröffnet wird, lange in Ballbesitz zu bleiben und Fehler des Gegners auszuloten. Hilfreich hierzu ist das damit eng verbundene Kurzpassspiel. Im Gegensatz dazu besteht das Ziel bei gegnerischem Ballbesitz darin, den Raum so gut es geht zu verengen und damit einen Ballverlust beim Gegner zu provozieren. Die hierzu erforderlichen Zutaten sind insbesondere in einem aggressiven Pressing sowie einer sehr hohen Abseitsfalle zu erblicken. Bei einer hohen Abseitsfalle ist ein Pressing auch zwingend erforderlich, da diese bei fehlendem Druck auf den Gegner von diesem leicht überspielt werden könnte. Positionsrochaden gehören ebenfalls zum Kalkül des Totaalvoetbal, sowohl quer als auch längs. Letzteres war ein Novum zu dieser Zeit, das nur deshalb funktionierte, weil der nach vorne ausbrechende Spieler von seinem offensiveren Pendant abgesichert wurde. „Total Football bedeutet, dass ein Angreifer in der Verteidigung spielen kann – er kann es, mehr nicht” , meinte einst Hulshoff. Beim Totaalvoetbal steht weniger die Individualität der Spieler im Vordergrund als vielmehr die Wechselbeziehung mit den anderen Spielern. Daraus leiten die Spieler ihren Stellenwert innerhalb des Kollektivs ab.

Wie jedes andere System hat aber auch der Totaalvoetbal seine Schwachstellen. Aufgrund des kollektiven Vorrückens und der Einbindung möglichst vieler Spieler in das Offensivspiel ist die Gefahr von Kontern allgegenwärtig. Mit zunehmender Spieldauer erhöht sich diese Gefahr noch, da die Müdigkeit infolge des kräftezehrenden Pressings zunehmend Oberhand gewinnt und sich für den Gegner immer mehr Lücken auftun, in die er vordringen kann. Hinzu kommt eine systematische Schwäche des 4-3-3, die daher rührt, dass auf der zentralen defensiven Mittelfeldposition eine personelle Unterlegenheit in der Rückwärtsbewegung besteht, die dem Gegner schnelle Konter über die Außenbahnen gestattet. 

Der Reifeprozess in Amsterdam

Mit dem Totaalvoetbal war der Niedergang des Catenaccio, der insbesondere von Herreras Inter Mailand geprägt wurde, besiegelt. Der totale Fußball hat sich als der überlegene Fußball erwiesen, der aber natürlich auch an anspruchsvolle Bedingungen geknüpft ist. Ohne eine ausgezeichnete körperliche Verfassung sowie ein hervorragendes taktisches Verständnis der Spieler ist die Umsetzung eines Plans, der auf Totaalvoetbal basiert, nicht möglich. Auch die technischen Anforderungen an die Spieler sind sehr hoch und verdeutlichen die Komplexität, diese Art Fußball zu spielen in einem beliebigen Verein zu etablieren. In Amsterdam, dem Geburtsort des Totaalvoetbal, waren die Voraussetzungen ausgezeichnet. Sie hatten aber auch Jahrzehnte zur Verfügung, um zu reifen und Rinus Michels eine Mannschaft hinzustellen, mit der er seine Vision vom perfekten Fußball umzusetzen vermochte. 

Angefangen hat aber alles mit Jack Reynolds, der zwischen 1915 und 1947 insgesamt 25 Jahre lang Trainer bei Ajax Amsterdam gewesen ist. Als Fußballer war Reynolds unspektakulär und kein Spieler, der sein Augenmerk auf eine besonders disziplinierte Arbeitsweise legte. Nach seiner Spielerkarriere änderte sich sein Wesen hingegen völlig, Reynolds wurde zu einem Disziplinfanatiker, der den Spielern strenge Regeln auferlegte und bemüht war, seiner Meinung nach unabdingbare Strukturen in Amsterdam zu begründen. Er legte die Grundlagen für eine Jugendabteilung, die später ein Aushängeschild des Vereins werden sollte. Des Weiteren glaubte er an den “Primat der Technik” und legte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die technische Fortbildung seiner Spieler. Der Arbeiten mit dem Ball stand im Fokus jeder Trainingseinheit und sollte ein wichtiger Grundstein für die spätere Herausbildung des Totaalvoetbal sein. 

Reynolds nahm Rinus Michels unter seine Fittiche und vermittelte ihm die Bedeutung der Disziplin innerhalb eines mannschaftlichen Gefüges. Es steht außer Zweifel, dass Reynolds den späteren Erfinder des Totaalvoetbal maßgeblich geprägt und ihm gleichzeitig ein Ajax hinterlassen hat, das für diese Evolution bereit ist. Hilfreich dafür war auch die an Reynolds’ Amtszeit anknüpfende Übernahme der Mannschaft durch Buckingham, welcher nicht von dem Pfad abwich, den Reynolds ihm bereitet hat und die Ideale des Ballbesitzes und des Kurzpassspiels noch stärker in der Mannschaft verwurzelte. 

Als Rinus Michels 1965 zum Trainer von Ajax Amsterdam ernannt wurde, gab es noch keinen Totaalvoetbal, doch die Grundlagen hierfür könnten besser nicht sein. Zunächst aber war nicht daran zu denken, fußballerische Ideale an die Spieler zu bringen und revolutionäre Ideen auszuprobieren. Die Mannschaft kämpfte gegen den Abstieg und es galt für Rinus Michels, die Ansammlung von tollen Fußballern über die Runden zu bringen. Das ist ihm geglückt und nach und nach ging der studierte Sportwissenschaftler dazu über, bestimmte Arbeitsrichtlinien im Verein zu formulieren. Im Vergleich zu Reynolds und Buckingham besaß Rinus Michels noch professionellere Anlagen und hob den Verein auf eine noch höhere Ebene. 

Die ersten Vorboten, dass etwas Großes im Reifeprozess inbegriffen war, zeigten sich der Fußballwelt 1966 in der 2. Runde im Europapokal der Landesmeister, in welcher Ajax Amsterdam auf den FC Liverpool traf. Das Mutterland des Fußballs war, obgleich starre Strukturen im englischen Fußball einer Evolution desselben entgegenstanden und sie aus diesem Grund bereits empfindliche Niederlagen hatten einstecken müssen, für Ajax immer noch in weiter Ferne. Das sollte sich fortan ändern, mit 5:1 wurde der FC Liverpool übel zugerichtet und die Fußballkenner wussten, dass dies nur der Anfang sein konnte.

Der gedankliche Durchbruch gelang Rinus Michels, als er erkannte, dass das von seiner Mannschaft praktizierte 4-2-4 noch empfänglich für Verbesserungen ist und nicht das gesamte Potenzial, welches in der Mannschaft schlummert, ausschöpft. Nach dem 3:3 Unentschieden gegen Feyenoord Rotterdam, das unter der Leitung von Ernst Happel stand und nicht annährend an die Qualität im Kader von Ajax heranreichte, manifestierte sich bei Michels die Einsicht, dass ein Wechsel auf ein 4-3-3 respektive 3-4-3 sinnvoll ist. Dabei war nicht unbedingt die nun mögliche Unterteilung des Spielfelds in drei Teile entscheidend, wodurch eine bessere Abstimmung der Spielerrochaden gefördert wurde. Viel wichtiger war der Umstand, dass sich mit vier Stürmern auf dem Platz die Ballrückeroberung wesentlich schwieriger gestaltet. Zudem konnte die Mannschaft in einem 4-2-4 im Mittelfeld leicht in Unterzahl geraten, selbst wenn ein Abwehrspieler ins Mittelfeld rückte, um diese nominelle Unterlegenheit auszugleichen.

Der Totaalvoetbal erobert Europa

Rinus Michels hat mit dem Totaalvoetbal ein Konstrukt entworfen, auf das die Fußballwelt lange warten musste. Spielphilosophien, die zwar offensiv waren und Freude bereiteten, jedoch gegen destruktive Strategien keinen Erfolg versprachen, waren zum Scheitern verurteilt. Rinus Michels gelang es, Einklang zwischen totaler Offensive und dem Erfolg herzustellen. Er war der Wegbereiter eines fußballerischen Kunstwerks, das bis in die Gegenwart hinreicht und jeden Fußballfan in Verzückung versetzt. Zwischen 1966 und 1970 wurde Ajax Amsterdam viermal Meister und erreichte 1969 das Finale des Europapokals der Landesmeister, in dem man aber dem AC Milan unterlag. Tatsächlich feierte Ajax Amsterdam seine größten Erfolge erst nach der Michels-Ära, die 1971 ihr vorläufiges Ende nahm. Auf Michels folgte Kovács und mit ihm der Beginn des Niedergangs einer der größten Mannschaften der Geschichte. Im Vergleich zu Rinus Michels war Kovács ein weitaus entspannterer Typ, der es mit der Disziplin und der Autorität nicht ganz genau nahm. „Kovács war ein guter Trainer, aber er war zu nett”, meinte der ehemalige Spieler Gerrie Mühren. Er hat die Zügel schleifen lassen, aber genau das verhalf der Mannschaft zu neuen Höhenflügen. Die Spieler hatten jetzt wesentlich mehr Freiheiten, auch auf dem Platz und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Die Mannschaft war auf der Höhe ihrer Schaffenskraft und gewann den Pokal der Landesmeister drei Mal in Folge. Unvergesslich das Halbfinale 1973 gegen Real Madrid, als Gerrie Mühren im Santiago Bernabéu den Ball jonglierte. „Die Spieler von Real Madrid haben mir zugeschaut. Sie hätten beinahe applaudiert”, erinnert sich Mühren. Die Machtverhältnisse haben sich verändert, doch sollte die mangelnde Disziplin innerhalb der Mannschaft Folgen haben. Kurzzeitig verhalf es Ajax Amsterdam zu fußballerischen Heldentaten, langfristig war die Mannschaft jedoch dem Untergang geweiht; sie brach auseinander.

Bisher wurde der Totaalvoetbal nur im Zusammenhang mit dem Wirken von Rinus Michels gesehen, nun wollen wir dieser wundervollen Spielart noch ein weiteres Gesicht geben: Johan Cruyff, “El Salvador”, war zweifelslos einer der Protagonisten beim Projekt “Totaalvoetbal”, der verlängerte Arm von Rinus Michels, durch den Letzterer einen unmittelbaren Zugriff auf die Mannschaft bekam. Cruyff war egozentrisch und herrschsüchtig, zeitgleich aber auch ein herausragender Techniker mit brillanter Spielintelligenz, ohne den es dieses Ajax in dieser Form nie gegeben hätte. Das Verhältnis zwischen Rinus Michels und Johan Cruyff war ganz besonders, was sich auch daran ablesen lässt, dass Cruyff Rinus Michels nach Barcelona folgte. Diesem Schritt war ein Verhalten von Cruyff vorausgegangen, das regelmäßig die Autorität von Kovács unterschlug und ihm schließlich den Unmut seiner Mannschaftskollegen einhandelte; er wurde als Kapitän von Ajax Amsterdam abgewählt und wechselte 1973 zum FC Barcelona. Es war der Endpunkt einer großen Ajax-Ära, die schon davor etwas bröckelte.

Gleichlauf zwischen Kultur und Fußball

Bisweilen wurde ausschließlich der menschliche und fußballtaktische Bezug zum Totaalvoetbal erörtert. Es ist aber wahrscheinlich, dass noch andere Gegebenheiten die Ausprägung dieser fußballerischen Grundhaltung förderten, namentlich die kulturelle Revolution der 1960er. In den 1950ern war Amsterdam das Gegenteil von dem, was man aufgeschlossen nennen kann. Von kulturellen Revolutionen und jenen auf dem Fußballplatz war nichts zu sehen. Der Schriftsteller Albert Camus schrieb in einem Roman “Der Fall” von Amsterdam als einer Stadt, in der „Pfeifenraucher seit Jahrhunderten dem ewig gleichen Regen über dem ewig gleichen Kanal zuschauen”. Diese Haltung änderte sich in den 60ern, die gesellschaftliche Ordnung wurde zunehmend hinterfragt und die Jugendrevolte erfasste alle Bereiche der Amsterdamer Gesellschaftsstruktur – auch den Fußball. Es mag Zufall sein, dass der Totaalvoetbal gerade in den Niederlanden und in der damaligen UdSSR blühte, gehörten beide Nationen doch zu den sekulärsten ihrer Zeit.

Daneben waren sicherlich auch nicht vorhandene Ligastrukturen, wie sie seit langem in England vorherrschten, hilfreich für die Entwicklung des Totaalvoetbal, ebenso die Tatsache, dass das WM-System in den Niederlanden übersprungen worden war. Damit wurde das Konzept einer strikten Manndeckung niemals richtig adaptiert – ein wesentlicher Punkt beim Verständnis der Entwicklung des Totaalvoetbal. Zudem herrschte in den Nachkriegsjahren eine bessere Versorgung mit Nahrung udn Lebensmitteln, sodass physisch aufwendiges Pressing dadurch erst ermöglicht wurde. Abgestimmte Ernährungspläne fanden genau so Einzug in den Trainingsalltag wie Pillen, deren Inhalte heute definitiv auf der Dopingliste zu finden sind. Von Schmerzmitteln, Muskelentspannungsmitteln, Beruhigungsmitteln bis hin zu Amphetaminen war in diesen alles enthalten. Das reichte den Spielern von Ajax, um 60 Minuten das Pressing zu praktizieren und den Gegner permanent unter Druck zu setzen. 

Der FC Barcelona – Erbe des Totaalvoetbal

Der Wechsel von Rinus Michels und Johan Cruyff war also ein herausragendes Ereignis in der Geschichte des FC Barcelona. Dank ihnen konnte die 14 Jahre währende Erfolgslosigkeit in La Liga durchbrochen und der Meistertitel 1973/74 wieder nach Barcelona geholt werden. Durch sie lebte der Totaalvoetbal in Barcelona weiter und wird seitdem von Generation zu Generation weitergereicht. Bereits in den Jugendabteilungen steht – zurückzuführen auf Johan Cruyff –  die Behandlung mit dem Ball im Vordergrund, wodurch die Grundlagen für eine exzellente Ballkontrolle sowie ein überragendes Passspiel gelegt werden sollen. Physisch fordernde Trainingseinheiten und Krafteinheiten werden aus diesem Grund hinten angestellt und kommen erst in den späten Jugendjahren zum Tragen. Alles ist darauf ausgerichtet, den Totaalvoetbal in Barcelona am Leben zu erhalten. Das ist auch nachvollziehbar, denn es erscheint zurzeit völlig undenkbar, dass die Vorteile dieser Fußballdarstellung alsbald durch Innovationen konterkariert werden könnten. Diese Spielart vereint einfach alles, was schönen Fußball ausmacht. Sie ist auf Dominanz und Kontrolle ausgelegt, und was die Zukunft auch immer bringen möge, der Totaalvoetbal wird stets eine Antwort parat haben.

Quellen: Jonathan Wilson – Revolutionen auf dem Rasen; Erwin Kaussner – Die Spielsysteme aktuell und der letzten Jahre(Taktik im Fußball); wikipedia.de

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