Nur noch wenige Stunden, dann hat das Warten endlich ein Ende. Dann duellieren sich der FC Barcelona und Bayer 04 Leverkusen im Camp Nou um den Einzug ins Viertelfinale des UEFA Champions League. Können die Leverkusener dem Gastgeber noch gefährlich werden? Worauf muss der FC Barcelona aufpassen?
Von Raphael Lugowski
3:1 lautete das Ergebnis aus dem Hinspiel, das dem FC Barcelona eine exzellente Ausgangsposition für das heutige Rückspiel verschaffte. Der deutsche Vertreter muss heute mindestens drei Tore erzielen, um den Einzug in die nächste Runde zu schaffen. Eine Herkules-Aufgabe für jede Mannschaft auf der Welt. Doch ganz hoffnungslos ist dieses Unterfangen nicht, wie ein Studium der vergangenen Begegnungen der Katalanen zeigt. Im letzten Monat konnten sie nicht einmal zu null spielen, und die Auftritte des AC Milan wie auch jene von Real Madrid und Real Betis zeigen, dass in dieser Saison auch im Camp Nou mehr als nur ein Tor möglich ist. Freilich, der FC Barcelona war auch in diesen Begegnungen nicht tatenlos und hat sich selbst vielfach in der Torstatistik verewigt. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Vorsicht geboten ist und der Einzug nur über eine gute defensive Ordnung geht. Leverkusen wird versuchen, diese Ordnung wie auch im Hinspiel zu erodieren.
Die Spitzfindigkeit von Dutt
Wenn man an das Hinspiel zurückdenkt, kann man die erste Halbzeit aus der Perspektive des Leverkusener-Trainers Dutt ohne weiteres ausblenden. Die defensive Ausrichtung der Leverkusener war zwar überwiegend erfolgreich im Hinblick darauf, das Offensivspiel der Blaugrana zu hemmen, konnte aber – und das ist die Kehrseite dieser taktischen Konzeption – keinen Erfolg vermitteln, was das Erzielen von Toren betrifft. So gesehen ist es interessanter, die zweite Hälfte in Augenschein zu nehmen, in der sich die Leverkusener aus ihrer Deckung herauswagten und zu beachtlichen Torchancen und einem Tor gelangten. Die Leverkusener bemühten sich nicht, dass Angriffspressing der Blaugrana spielerisch zu umgehen, sondern konzentrierten sich bei ihren Handlungen auf lange Bälle in die Spitze, wo für gewöhnlich zwei bis drei Spieler bereits in Position gegangen sind. Damit verfolgten die Leverkusener gleich mehrere Ziele. Zum einen konnte man sich dem Angriffspressing des Gegners entziehen, und zum anderen war es so möglich, sich den Umstand zu Nutze zu machen, dass die Katalanen auch in der Abwehr auf schnellstmögliche Balleroberung programmiert sind. Die drei vorne positionieren Spieler beschäftigten die Abwehr und versuchten entweder im direkten Kopfballspiel zu triumphieren oder aber wenigstens den zweiten Ball zu erobern. Während die drei Angreifer die Abwehr und andere Mannschaftsteile beschäftigten und viele gegnerische Spieler in Ballnähe konzentrierten, konnten sich die Mitspieler freilaufen und nach Eroberung des zweiten Balles bedient werden. Hieraus resultierten einige brenzlige Situationen.
Eine Balance finden
Für den FC Barcelona bedeutet diese Erkenntis, dass dem Abwehrverhalten mehr Besonnenheit und mehr Systematik in der Balleroberung gut tun würde. Denn es ist nicht auszuschließen, dass Leverkusen es auch am heutigen Abend wieder mit langen hohen Bällen zwischen die Abwehr und das Mittelfeld versuchen wird. Sie wissen um diese Schwäche in der katalanischen Defensivordnung und aus ihrer Sicht besteht kaum eine andere Möglichkeit, um gegen den FC Barcelona zu bestehen. Umso mehr müssen die Spieler heute bestrebt sein, auf ein geordnetes Abwehrverhalten zu achten und auf die Finten des Gegners nicht hereinzufallen. Natürlich ist es wünschenswert, dass der Ball schnellstmöglich zurückerobert wird – dies aber nicht um jeden Preis. So ausgezeichnet das Spiel des FC Barcelona bei Ballbesitz funktioniert und so gut ihr Angriffspressing auch sein mag, im letzten Spielfelddrittel offenbart die Mannschaft immer wieder Mängel bei der Zuordnung, weil die Verlockung der Balleroberung zu groß ist. Die Alternative wäre, im Raum zu verteidigen und nur mit einem Spieler Druck auszuüben, also eine Balance zu finden. Dann wird auch Leverkusen nicht gefährlich vor das Tor kommen und der FC Barcelona ungefährdet ins Viertelfinale einziehen. Visca el Barca!
Wie seht ihr dem heutigen Spiel entgegen? Teilt uns eure Meinung mit.