Toni Freixa und Agustí Benedito: Von neuen Sponsoren bis hin zur Rückbesinnung auf La Masia

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Nun ist es also bald so weit: Der FC Barcelona erhält einen neuen Präsidenten. Alles redet über das spannende Gigantenduell zwischen Josep Maria Bartomeu sowie Joan Laporta – seines Zeichens Präsident in der erfolgreichsten Ära der katalanischen Klubgeschichte. Doch was ist mit den vermeintlichen Außenseitern des Wahlkampfes, namentlich Toni Freixa sowie Agustí Benedito? Barçawelt beleuchtet die zwei Präsidentschaftskandidaten für euch näher.

Antoni Freixa i Martin

Vor rund einem Monat – am 10. Juni 2015 – gab Toni Freixa seine Kandidatur für die anstehenden Präsidentschaftswahlen des FC Barcelona bekannt. Zusammen mit einem 13-köpfigen Team will der ausgebildete Anwalt aus Barcelona das aktuelle Führungsboard der Katalanen ersetzen, das „nicht das Level an Exzellenz erreicht hat“, das man selbst verlange. In der Vorauswahl der Wahlen, in der eine Mindestanzahl von 2534 Mitgliederstimmen erreicht werden musste, erreichte der Katalane mit 3289 Stimmen zunächst recht klar die Kandidatur. Und auch nach der Überprüfung der Mitgliedschaft der abgegebenen Stimmen, was eine Reduzierung der Stimmen Freixas auf 3068 zur Folge hatte, stand einer Kandidatur des 46-Jährigen nichts mehr im Wege.

“Sabem a qué Juguem”

Toni Freixa wurde am 8. Oktober 1968 als Antoni Freixa i Martin in Barcelona geboren. Der Katalane soll schon in seiner frühen Jugend Unterstützer der Blaugrana gewesen und laut eigenen Angaben selbst zu den Auswärtsspielen der Mannschaft mitgereist sein. In den 70er-Jahren wurde er schließlich auch Mitglied des Vereins. Er erhielt die Mitgliedernummer 62.778. Ebenso soll Freixa schon einmal mit Hristo Stoichkov im Rahmen der Veteranen-Liga von Katalonien in einem Team gespielt haben sowie viermaliger Sieger der Mitgliederliga des FC Barcelona gewesen sein.

Seine Mutter Maria war eine Historikerin, während sein Vater Antoni das Richteramt ausübte. So kam es, dass auch Sohn Toni einen ähnlichen Weg wie sein Vater einschlagen sollte und ein Studium zum Anwalt wählte. Im Jahre 1991 schloss er dieses an der Universität Barcelona ab, wobei er sich auf die Bereiche Handel-, Zivil-, Sport- sowie Verfahrensrecht spezialisierte. Er wurde später selbst Professor für Zivilrecht an jener Universtität und machte anschließend auch noch seinen Master an der Universitat Pompeu Fabra und der Ramon Llull. Im Jahr 1997 schloss er sich zudem der katalanischen Rechtsanwaltskammer “Ilustre Colegio de Abogados de Barcelona” an.

Nach dem Rücktritt des langjährigen Präsidenten Núñez folgten im Jahre 2000 Neuwahlen, bei denen Freixa den damaligen Kandidaten Lluís Bassat unterstützte. Bassat verlor die Wahl knapp gegen Joan Gaspart, doch Freixa sollte Jahre später erneut im Verein auftauchen. Von 2003 bis 2005 war er Berater des damaligen Präsidenten Joan Laporta. Von 2010 bis 2014 übernahm er die Rolle des Vereinssprechers und Sekretärs unter Sandro Rosell.

Nun möchte der 46-Jährige selbst das Amt des Präsidenten übernehmen. Mit einem 11-Punkte-Programm sowie dem Motto ‘Sabem a qué Juguem’ (auf Deutsch: „Wir wissen, für was wir spielen“) will er die Wählerschaft der Katalanen auf seine Seite locken. Dabei stellt La Masia einen zentralen Punkt im Programm dar – wenn es nach der Meinung Freixas geht soll La Masia die sportliche Zukunft der Blaugrana wieder stärker prägen. Der Kandidat bemängelt die sinkende Konkurrenzfähigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Vereinen wie „Bayern oder Manchester City“, die bereits „ihre eigenen Masias“ entwerfen,

Sanierungs- und Verbesserungsvorschläge zur strukturellen Neueinrichtung der Jugendakademie beinhalten eine eigene Schule für Trainer der Jugendstufen sowie die Involvierung von externen Trainern und Spezialisten. Kein Wunder also, dass sich der erste Punkt in Freixas Programm auf die Jugendakademie der Katalanen bezieht: „Wir spielen, um die Exzellenz von La Masia zu wahren. Die sportliche Zukunft des Vereins geht durch La Masia hindurch, dem Grundpfeiler unserer Führung.“

Darüber hinaus bemüht sich Freixa um eine bessere Einbindung sowie mehr Aufmerksamkeit für die ‘Socis’ des Vereins, weil sie „den Hauptbestand“ des Klubs darstellen. So sollen auch Projekte für die Mitglieder ins Leben gerufen werden, um sie noch stärker in den Verein zu integrieren. In diesem Zusammenhang möchte er vor allem Fangruppierungen hinter den beiden Toren erhöhte Bedeutung zukommen lassen. Freixa möchte gar eine Zone einrichten, in der Barça künftig tatkräftiger und stimmgewaltiger unterstützt wird. Es heißt, er schließe auch die Rückkehr der Ultras nicht aus, die 2003 unter Laporta aufgrund der Nähe zu rechtsradikalen Zirkeln aus dem Stadion verbannt wurden. 

Zum Thema ‘Espai Barça’, also die Grundrenovierung des Camp Nou und weiteren Spielstätten der Blaugrana, bezieht er ebenso Stellung: „Wir spielen, um ein akzeptables Espai Barça zu versichern. Das Stadion […] und die Umgebung erfordern einen profunden Prozess der Erneuerung und Verbesserung.“ Laut eigener Aussagen soll das 600-Millionen-Euro schwere Projekt mit drei Kapitalquellen á 200 Millionen Euro gestemmt werden:

  • Durch den Verkauf der Namensrechte des Camp Nou an einen Sponsor
  • Durch Geldleihen beziehungsweise Krediten aus externen Quellen
  • Durch Geldquellen der eigenen, internen Finanzressourcen

In diesem Zusammenhang nennt Freixa auch den finanziellen Zustand des FC Barcelona, der sich – unter anderem auch unter seiner Mitbeteiligung – in den letzten fünf Jahren im Vergleich zum Jahr 2010 deutlich verbessert habe – auch darum könne der Verein das Projekt ‘Espai Barça’ nun finanziell stemmen. Zudem wirbt der Katalane auch mit einem Weggang von Katar als Sponsor („In meiner Präkandidatur habe ich herausgefunden, dass es Alternativen zu Katar gibt“) sowie weiteren finanziellen Wachstumsprozessen im Bereich der TV-Rechte.  

Doch auch mit prominenten Namen spart der 46-Jährige keineswegs. Aus transfertechnischer Sicht scheint sich Freixa für eine Verpflichtung von PSG-Star Marco Verratti auszusprechen, mit dessen Berater er laut der Sportgazette ‘Sport’ auch schon Gespräche geführt haben soll. Des Weiteren sollen einige ehemalige Publikumslieblinge des FC Barcelona im Präsidium Einzug finden. So zum Beispiel in einem neu gegründeten „Weisenkomitee“, das Mitglieder wie Laureano Ruiz, Pep Guardiola oder auch Johann Cruyff beinhalten soll sowie seinem sportlichen Management-Team, in welchem sich ehemalige Spieler wie José Maria Bakero (potenzieller Sportdirektor) sowie Miguel Ángel Nadal befinden.

Agustí Benedito i Benet

Insgesamt 16 Personen unterstützen den 51-jährigen Kandidaten Benedito bei seinem insgesamt zweiten Versuch eine neue Ägide unter seiner Führung bei der Blaugrana einzuleiten. Mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur am 11. Juni für die anstehenden Präsidentschaftswahlen, begann der Katalane sogleich Stimmen zu sammeln beziehungsweise Befürworter zu mobilisieren. Und das scheint Benedito durchaus gut gelungen zu sein: Mit 3815 Stimmen in der Vorauswahl der Präsidentenwahl lag er nicht weit vom zweitplatzierten Konkurrenten Laporta entfernt. Nach Überprüfung der Mitgliedschaft der abgegebenen Stimmen stand letztendlich eine Anzahl von 3367 gültigen Stimmen zu Buche.

Ara és l’hora fem-ho junts

Agustí Benedito gilt schon seit Langem als treuer Anhänger des katalanischen Ausnahmeklubs. Beginnend mit der glorreichen Ära rund um Klublegende Johann Cruyff, den der am 22. Juni 1964 geborene Benedito zusammen mit seinem Vater regelmäßig bei Spielbesuchen bewundert hatte, entwickelte sich der Katalane zu einem Culé. Mit 18 Jahren trat er als Ergebnis des jahrelangen Fan-Daseins eine Mitgliedschaft beim Klub an und ist seitdem unter der Mitgliedernummer 34.225 beim Klub registriert. Zudem zeigt Benedito bereits seit Jahren Interesse an den verschiedenen Sport- sowie Jugendmannschaften der Katalanen und ist auch regelmäßiger Besucher des Palau Blaugrana.

Sein Studium in Rechtswissenschaften begann Benedito auf der Universität in Barcelona und führte dieses anschließend in den USA an der Kettering University of Michigan fort. Bei der intereuropäischen Kollaboration ESADE erwarb er sich seinen Master in den Gebieten Funktions- sowie Finanzbereich. Benedito war lange in den geschäftlichen Angelegenheiten seiner Familie tätig und bis 2002 gar Oberhaupt der ‘Grupo de Automoción Benedito’, einem Autofachhandel in Barcelona. Aktuell arbeitet er als Leiter der Beraterfirma ‘Barcelona Export Group’.

Was die Aktivitäten im Klub anbelangt, so war er bereits als Mitglied der Wahlkampfkampagnen von Ángel Fernández im Jahre 1996 (verloren) sowie 2003 von Joan Laporta (gewonnen) in den jeweiligen Teams vertreten. Ende der 90er-Jahre gründete er die ‘Elefant Blau’, eine Gruppe, die sich gegen die Präsidentschaft vom damaligen katalanischen Oberhaupt Josep Lluís Núñez aussprach. Bei den Wahlen 1998 unterstütze die ‘Elefant Blau’, ähnlich wie Toni Freixa, Lluís Bassat, der letzten Endes von Joan Gaspart ausgestochen wurde. Während der Regentschaft Laportas war Benedito im sportlichen und sozialen Komitee der Katalanen vertreten, trat allerdings 2009 aufgrund der ‘Usbekistan Affäre’ aus diesem und damit dem Team Laportas aus. Bei den Wahlen 2010 trat er erstmals als eigenständiger Kandidat an, musste sich aber als Zweitplatzierter dem Erdrutsch-Sieg Sandro Rosells geschlagen geben. Nach mehreren Gesprächen und Treffen mit Fangruppierung der Blaugrana in den letzten Jahren kehrt der 51-Jährige nun zurück und strebt – bestens vorbereitet – erneut den katalanischen Präsidententhron an.

Beneditos Motto lautet auf Deutsch sinngemäß: „Jetzt ist die Zeit, dass wir es gemeinsam anpacken“. Im Bereich der sozialen Aspekte des Vereins ist der Katalane weiterhin bereit „Subsidien sowie regelmäßige Auszahlungen“ an Mitglieder zu tätigen, um den Zugang zu Spieltickets des FC Barcelona einfacher zu gestalten. Außerdem soll die vom letzten Board veranlasste Aufhebung des Rechts, wonach Kinder von auch nicht-registrierten Eltern freien Eintritt ins Stadion erhielten, ad acta gelegt werden: „Der Klub sollte jedem offen stehen. Nicht jeder kann sich ein 100-Euro-Ticket leisten, um ins Camp Nou zu gelangen.“ Ein weiterer Punkt, der Benedito bei einem gewissen Teil der Wählerschaft sicherlich gut ankommen lassen wird, ist die Trennung von politischen Aspekten beim FC Barcelona: „Ich unterstütze gerne Katalonien bei Barça, aber nicht politisch. Die Politik sollte im Parlament verbleiben.“

Finanziell gesehen sieht Benedito „einen Stillstand“ im Klub, da nicht das Optimum im Management der Blaugrana herausgeholt wurde und das Einkommen der Blaugrana in den letzten Jahren eingefroren sein soll. Der Katalane zeigt sich zudem besorgt, ob der veröffentlichten Zahlen des letzten Führungsboards: Sie haben 300 Millionen in Transfers getätigt und trotzdem die Schulden gekürzt? […] Sie sagen zwar, dass sie die Schulden gekürzt haben, aber ich habe Angst, dass die Dinge nicht so sind, wie sie diese angeben.“ In diesem Kontext scheint der 51-Jährige große Bedenken gegenüber den Ausgaben des Vereins zu besitzen, die sich durch die ansteigende Transferpolitik der vergangenen Jahre stetig erhöht haben und seines Erachtens nicht in einem logischen Ausmaß wiedergegeben werden, wie beim nächsten Thema zu sehen ist.

Eine Renovierung des maroden und renovierungsbedürftigen Camp Nou sieht der Kandidat ebenfalls als nötig an, doch beim Bau des ‘Espai Barça’ äußert der Katalane Bedenken gegenüber den wahrscheinlichen Kosten an: „Die besten Stadien auf dieser Welt haben 60 Prozent mehr gekostet, als dieses Projekt hier. Dies würde uns eine Zahlung von ungefähr 900 Millionen Euro aufhalsen.“ Man wisse nicht, ob die finanzielle Lage überhaupt so ein großes Projekt derzeit zulasse.

Doch neben all den Sorgen und Bedenken hat Benedito zu den angegebenen Punkten auch einige Inhalte zu bieten, eine Problematik seiner letzten Kandidatur. Benedito spricht sich klar gegen den katarischen Trikotsponsor des FC Barcelona aus und sieht darin den „größten Fehler in der Klub-Historie“. Stattdessen wäre der neue Sponsor – wenn es nach dem 51-Jährigen ginge – die indische Firma ‘World Trade Brands Limited’ mit dem Logo ‘Flight’ auf dem Trikot. Es handelt sich hierbei um einen Energy-Drink – ein jährlicher Nettogewinn von 70 bis 80 Millionen Euro stehen im Raum. Der Vertrag mit der indischen Firma hätte eine Laufzeit von drei Jahren und wäre lediglich auf den Spieltrikots aufzufinden, allerdings nicht auf den Trainingsshirts. Benedito selbst meinte hierzu: „Es ist eine englische Firma mit indischem Kapital. Sie wollen nicht deswegen werben, weil ich Benedito bin, sondern weil wir Barcelona sind.“

Hinsichtlich der Causa ‘La Masia’ kritisiert der Katalane die Transferpolitik des abgelaufenen Boards, was darauf schließen lässt, dass es auch unter Benedito eine höhere Fokussierung auf die katalanische Jugendakademie geben könnte. Doch in dieser Angelegenheit ließ Benedito noch keine konkreten Schritte verlauten: „Ich weiß nicht, ob sie ihren Glauben aufgegeben haben. La Masia hat an Kraft verloren und es ist notwendig, diese wieder zurückzugewinnen.“ Einen nebensächlichen Aspekt ließ er in diesem Zusammenhang allerdings erst kürzlich verlautbaren. Laut dem Kandidaten soll es für die Jugendspieler Unterricht im Bereich der katalanischen Sprache geben: „So werden dann zukünftige Messis auch katalanisch sprechen können.“

Zu guter Letzt hat auch Benedito mit einigen Wahlkampfgeschenken anziehende Impulse anzubieten. Führungstechnisch soll es mit Sevilla-Sportdirektor Monchi eine wirksame Verstärkung geben. Weitere Personalien sind nach den Worten Beneditos nicht auszuschließen: „Wir werden jede Sektion im Klub verstärken.“ Für alle Basketball-Fans des FC Barcelona ließ der 51-Jährige verlautbaren, dass man den aktuellen Erfolgstrainer Xavier Pascual für die nächste Saison auf jeden Fall halten werde. Doch die Königspersonalie des Katalanen hört auf den nicht allzu unbekannten Namen Marco Verratti. Ähnlich wie Toni Freixa zeigt auch Agustí Benedito großes Interesse an einer Verpflichtung des 22-jährigen Mittelfeldjuwels – sogar öffentlich: „Marco Verratti ist unsere erste Option. […] Wir wissen, dass Paris nicht bereit ist, ihn zu verkaufen, aber wir sind uns sicher, dass, wenn wir die Wahlen gewinnen sollten, wir sie überzeugen können, den Transfer über die Bühne zu bringen.“

Wie groß seht ihr die Chancen von Toni Freixa und Agustí Benedito im Wahlkampf? Können sie mit ihren Punkten überzeugen? In welchen Bereichen müssen noch Änderungen vollzogen werden? All das und vieles mehr könnt ihr im anschließenden Kommentarbereich ausdiskutieren.

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