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Mit 7:0 konnte sich der FC Barcelona gegen seinen Widersacher aus Norwegen durchsetzen. Bereits das Ergebnis drückt aus, dass auch in dieses Spiel, ebenso in jenes gegen den FC Bayern München, nicht zu viel hineingelesen werden darf. Worüber man aber durchaus eine Aussage treffen kann, ist die Beobachtung, dass die Spieler im Vergleich zum ersten Vorbereitungsspiel frischer wirkten, auch unter Berücksichtigung der nicht schmeichelhaften Darbietung des Gegners. Die Katalanen spielten gefällig und hatten sichtlich Spaß an der Partie. Die entscheidende Frage vor der Begegnung war aber, ob man in diesem Spiel bereits die ersten Vorboten von ‘Tata’ Martinos Spielphilosophie würde erkennen können. Der neue Trainer des FC Barcelona hatte auf der Pressekonferenz nämlich angekündigt, mit den Mitarbeitern zu sprechen und Vorschläge zur Optimierung zu unterbreiten.
Ob ‘Tata’ Martinos Handschrift bereits im Spiel gegen Valerenga zu erkennen war, lässt sich nicht mit Eindeutigkeit sagen. Unverkennbar war das Bemühen der Mannschaft in den ersten Minuten der Partie, den Ball durch ein Angriffpressing früh den eigenen Reihen zuzuführen. Dies ist allerdings kein Novum, bereits im Vorbereitungsspiel gegen die Bayern und in der vergangenen Saison verlegten sich die Katalanen situativ auf ein Angriffspressing. Es ist weniger die Tatsache bemerkenswert, dass ein Angriffspressing praktiziert wurde, sondern wenn überhaupt die Art und Weise, wie es vorgetragen wurde. Ob auf ausdrückliche Veranlassung hin oder durch das Unterbewusstsein beeinflusst, die Intensität des Angriffspressings schien etwas höher zu sein als sonst. Ein Indiz hierfür ist auch die Beteiligung von Lionel Messi, der zuweilen energisch am Pressing partizipierte.
Symmetrie und Positionstreue, aber auch einige Verdachtsmomente
Dem FC Barcelona gelang es demzufolge, viele Bälle im letzten Spielfelddrittel zurückzuerobern. Mit Endgültigkeit lässt es sich aber nicht sagen, ob hier tatsächlich ‘Tata’ Martino die Ursache für die stärkere Verlagerung auf das Angriffspressing oder dieses vielmehr dem Umstand geschuldet war, dass der Gegner der ‘Blaugrana’ einem Sparringspartner glich. Auch sonst fanden sich vertraute Elemente im katalanischen Spiel. Positionsrochaden fanden kaum statt. Lediglich die Position im Sturmzentrum bekam viele Gesichter zu sehen, weil Lionel Messi sich immer wieder sehr tief fallen ließ und den Spielaufbau vorantrieb. Dass Messi sich gegen einen Gegner wie Valerenga in dieser Weise verhielt, war eher ungewöhnlich. Er war faktisch mehr ein offensiver Mittelfeldspieler als ein Angreifer, womöglich auf Veranlassung von ‘Tata’.
Das Spiel des FC Barcelona war darüber hinaus sehr symmetrisch. Beide Außenverteidiger, sowohl Adriano als auch Montoya, beteiligten sich am Offensivspiel. Dabei war die hohe Position der beiden Außenverteidiger beachtlich, die im Angriff im Gleichschritt nach vorne marschierten und die beiden Innenverteidiger sich selbst überließen. Letztere mussten es mit einem Stürmer und einem Halbstürmer aufnehmen, angesichts der Qualität des Gegners gewiss kein Problem. Es ist wahrscheinlich, dass gerade dieses Argument für beide Außenverteidiger ausschlaggebend war, den Weg nach vorne zu suchen. Gegen stärkere Gegner könnte es anders aussehen, namentlich so wie letzte Saison, als ein Außenverteidiger sich zurückhielt, wenn der andere seine Teilnahme am Offensivspiel bekundete. Welche Vorteile könnten sich aber daraus ergeben, wenn beide Außenverteidiger hoch stehen? Hier ist insbesondere an das Gegenpressing zu denken, das mit einem zusätzlichen Spieler eine ganz andere Qualität erreichen kann.
Ungeachtet dessen fiel auf, wie weit sich die Innenverteidiger zuweilen vorwagten, um die Mannschaft beim Pressing zu unterstützen und bestimmte Räume zu verdecken. Bartra z.B. stieß einmal bis weit über die Mittellinie vor, um den ballführenden Spieler unter Druck zu setzen und bei der Ballannahme zu stören. Auch hier ist fraglich, auf wen dieses Verhalten zurückgeht. In der Gesamtschau wird man aber sagen müssen, dass es durchaus bereits Vorboten von Martinos Amtsherrschaft sein könnten. Ihm geht es um den Raum und seine Beherrschung, aus diesem Grund kommt es vor, das Innenverteidiger zu Speerspitzen des eigenen Pressings werden.
Sergi Roberto und dos Santos mit guten Leistungen
Was gibt es über die Leistung der einzelnen Spieler zu berichten? Messi und Sánchez taten sich durch ihre Leistungen besonders hervor, aber das ist nichts Neues und nur von untergeordnetem Interesse. Wesentlich interessanter ist die Frage, wie sich Sergi Roberto und Jonathan dos Santos im Mittelfeld geschlagen haben. Antwort: Sehr gut. Beide Spieler konnten dem Spiel ihren Stempel aufdrücken und agierten ohne Fehl und Tadel. Sergi Roberto ist vielleicht kein Edeltechniker wie Iniesta oder Thiago, dafür besitzt er andere Vorzüge. Immer wieder preschte er mit dem Ball nach vorne und legte lange Distanzen zurück. Die Dynamik, mit der er den Ball führt, kennt man ansonsten nur von Lionel Messi. Zweifelsfrei könnte Sergi Roberto das Spiel des FC Barcelona in der nächsten Saison bereichern mit seiner unnachahmlichen Art, die in Barcelona rar gesät ist. Ein stärkerer vertikaler Zug der Mittelfeldspieler ist nämlich genau das, was der Mannschaft in der Vergangenheit etwas abhanden ging.
Und Jonathan dos Santos? Wenn man es nicht besser wüsste, würde man sagen, dass er ein feiner Spieler ist und der Mannschaft nächste Saison helfen wird. So wie die Sachlage aussieht, wird dos Santos aber an Real Sociedad verliehen, damit er dort Spielpraxis sammeln kann. Der Verein schreibt ihn also nicht ab, und das ist gut so. In ihm könnte mehr stecken, als es bisher den Anschein hatte.