Der FC Barcelona konnte auch im Rückspiel der Supercopa nicht im Ansatz überzeugen und ließ sich sogar von Real Madrid in allen Belangen überzeugen. Nachdem man das Hinspiel im Camp Nou mit 1:3 verloren hatte, erwarteten die Culés im Bernabéu zumindest eine Reaktion. Bis auf ein paar wenige erfolglose Veränderungen war nicht mehr zu vernehmen. Real Madrid konnte durch ein Traumtor von Asensio bereits früh in der Partie in Führung gehen, Karim Benzema machte den Sieg kurz vor Ende der ersten Halbzeit perfekt. In der zweiten Halbzeit schaltete Real Madrid ein paar Gänge zurück und sicherte sich auf diesem Wege locker den Supercopa-Erfolg.
Der FC Barcelona zu langsam: 3-5-2-System wirkt nicht
Der FC Barcelona startete etwas überraschend in einem 3-5-2-System. Hierbei agierten Mascherano, Piqué und Umtiti als Verteidiger. Im Mittelfelg starteten Jordi Alba, Sergio Busquets, Sergi Roberto, André Gomes und Ivan Rakitić, während die Doppelspitze aus Luis Suárez und Lionel Messi bestand. Die Grundidee dieser Formation besteht darin, das Mittelfeld zu stärken und so ein Vordringen in das letzte Spielfelddrittel für den Gegner zu erschweren. Auf diese Art und Weise begegnete der FC Barcelona nicht zum ersten Mal Real Madrid: Bereits in der Spielzeit 2013/14 unter ‘Tata’ Martino agierten die Katalanen im Liga-Hinspiel im 3-5-2-System. Real Madrid konnte sich tatsächlich nur wenige Torchancen herausspielen, sodass der FC Barcelona am Ende mit 2:1 siegen konnte. Was dieses Spielsystem allerdings fordert ist eine gewisse Dynamik, die Barça nicht aufbringen konnte. Aufgrund des gegnerischen Pressings und der eigenen Unbeweglichkeit im Aufbauspiel schafften es die Blaugranas nicht, genügend Anspielstationen zu kreieren. Insbesondere die Verteidigung und Sergio Busquets, der sich als Verknüpfungspunkt regelmäßig fallen ließ, litten unter der fehlenden Bewegung. So sahen sich die Akteure des FC Barcelona oft zwei Gegenspielern ausgesetzt, wie eben auch kurz vor dem Gegentreffer, als Gerard Piqué den Ball planlos nach vorne schlägt, nachdem er unter Druck geriet. Der Ball kommt nicht zu Jordi Alba, sondern ins Aus, wo der Einwurf schnell erfolgt und Asensio seinen Freiraum nutzt, um ein Traumtor zu erzielen.
In der Defensivbewegung agierte der FC Barcelona in einem 4-4-2- beziehungsweise 5-3-2-System. Hierbei rückte zunächst Jordi Alba in die Abwehrkette ein, wonach Sergi Roberto im weiteren Verlauf als Rechtsverteidiger fungierte. Dass es nicht gewollt gewesen ist, fast im gesamten Spielverlauf in dieser Formation zu agieren, ist nicht verwunderlich. Barça kam kaum aus der eigenen Hälfte heraus und stand insbesondere in der ersten Halbzeit fast ausschließlich in dieser Formation. Aufgrund der bereits genannten mangelnden Dynamik und Beweglichkeit boten sich Real Madrid weiterhin in den Zwischenräumen viel Platz, die sie zu bespielen wussten. Das Umschaltspiel der Katalanen war ebenfalls miserabel. Hierbei ging in der Regel der Blick für den Raum verloren. Die Zuschauer haben förmlich sehen können, dass die Spieler ausgerechnet in der letzten Partie nie wirklich aufeinander zählen konnten. Der Blick für den Raum ging des Öfteren sogar Sergio Busquets verloren, der vor dem eigenen Sechzehner alles andere als souverän agiert und den Ball verliert. Madrid schaltet direkt um und erzielt durch Karim Benzema das 2:0.
Die Offensive des FC Barcelona nahezu inexistent
In der Offensive agierte der FC Barcelona außerordentlich schwach. Es wurden sich kaum Chancen erspielt und man konnte sich nur schwierig einen Weg in Richtung letztes Spielfelddrittel erspielen. Wenn sich die Katalanen allerdings in der gegnerischen Hälfte eingenistet hatten, so agierten Jordi Alba und Sergi Roberto an der Außenlinie, um dem Spiel die nötigen Breite zu geben. Das sollte den Effekt haben, die Verteidigungslinien der Madrilenen auseinander zu ziehen, um in der Mitte mehr Platz für Suárez und Messi zu schaffen, was allerdings nicht gelang. Der FC Barcelona musste auf Fehler seitens Real Madrid warten und hoffen, damit man überhaupt in Tornähe kam. Dies geschah allerdings kaum, sodass gesagt werden muss, dass die Blaugranas verdient kein Tor erzielt haben, auch wenn die eine oder andere Möglichkeit durchaus vielversprechend gewesen ist.
Real Madrid zeigt Barça die Grenzen auf
Die Madrilenen gaben von Beginn an die Marschroute an: Es sollte in Richtung Barcelona-Kasten gehen. Mit einem hohen Pressing störte man die Katalanen bereits im Aufbauspiel nach dem Anstoß und sorgte so schon früh für Fehler. Hierbei agierte Real Madrid im 4-4-2- beziehungsweise 4-2-3-1-System, das darauf ausgerichtet war, den Raum um den ballführenden Akteur zu verengen. Bei einem Seitenwechsel des FC Barcelona, um das Pressing zu umspielen, verschoben die Gastgeber kompakt und schnell auf die andere Seite und gaben so den Gästen nur wenig Zeit, sich zu ordnen. Sie wirkten spritziger und gewillter, das Spiel für sich zu entscheiden. Ständig war man den Mittelfeldspielern ein oder gar zwei Schritte voraus, sodass man zum einen jegliche gegnerischen Offensivaktionen unterband, zum anderen aber auch selbst die gegnerischen Verteidigungslinien einfach umspielen konnte. Gepaart mit dem schnellen Umschalten konnte man sich auf diese Art und Weise viele Torchancen herausspielen.
Nach gut einer Viertelstunde lockerte Real Madrid die Pressingbemühungen und ließ den FC Barcelona kommen. Hierbei stand man überwiegend in einem engen 4-4-2 oder gar 4-5-1-System mit zwei dicht aneinanderhängenden Ketten, die es verhinderten, dass die Blaugranas in die Zwischenräume des letzten Spielfelddrittels gelang. Diese Spielweise erlaubte es zwar den Katalanen wieder etwas mehr ins Spiel zu kommen, aber verringerte zugleich die Gefahr, dass man Chancen zulässt. Sobald Madrid umgeschaltet hat, war zunächst weiterhin ein 4-4-2 zu erkennen, das sich im weiteren Verlauf zu einem 4-3-3 mit breitstehenden Außenstürmern entwickelt hat. So war es Real Madrid möglich die Dreierkette beim FC Barcelona möglichst weit auseinander zu ziehen, um im Zentrum Platz zu schaffen, welcher regelmäßig bespielt worden ist. Man war dem FC Barcelona somit in jeglicher Hinsicht überlegen.
Fazit: Idee gut, Umsetzung mangelhaft
Der FC Barcelona hatte die gute Idee, das Mittelfeld mit fünf Spielern zu stärken, um so die Angriffsbemühungen Real Madrids zu erschweren. Im Gegensatz zum Hinspiel sollten diesmal dauerhaft drei Spieler in der Verteidigung stehen, um sich so vor Konterangriffen zu schützen. Allerdings mangelte es an der Umsetzung. Hierbei ist fraglich, wieso ein André Gomes zum Einsatz gekommen ist, während ein beweglicher und dynamischer Denis Suárez es nicht in die Startelf schaffte. André Gomes war aufgrund seiner mangelnden Beweglichkeit und Vorbereitung schlichtweg keine Lösung im Barça-Mittelfeld. Natürlich darf nicht nur auf André Gomes eingehauen werden, seine Aufstellung war gestern allerdings die fragwürdigste. Das Mittelfeld war am gestrigen Abend das größte Problem – mit ihr fehlte es somit an der Verknüpfung zwischen der Offensive und der Defensive. Real Madrid hat verdient gegen Barcelona gewonnen. Die Katalanen müssen sich schnell verstärken.