Nach einer Saison bei Celta Vigo ist Rafinha zum FC Barcelona zurückgekehrt. In dem Brasilianer sahen und sehen viele Culés einen zukünftigen Spieler für die Startelf – Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Nun sind bereits einige Monate seit seiner Rückkehr verstrichen und muss man bilanzieren, dass Rafinha sich meistens hinten anstellen muss und auf der Bank sitzt. Drei Mitglieder haben aus diesem Anlass Stellung zu der aktuellen Situation des 21-Jährigen bezogen.
Feips: Rafinha braucht mehr Einsatzzeit
Mitglied Feips ist der Meinung, dass das Mittelfeld von Barça einen Umbruch braucht – der mit Rafinha stattfinden soll.
„Es ist offensichtlich, dass unser derzeitiges Mittelfeld frischen Wind durch junge, talentierte und hungrige Spieler bekommen muss. Da Rafinha einer der vielversprechendsten Talente von Barça ist, sollte und muss er schön langsam in der ersten Mannschaft etabliert werden. Dazu braucht er aber wesentlich mehr Spielminuten, als er sie derzeit bekommt. Außerdem gibt es nach einem Xavi und Iniesta ein kleines bis mittelgroßes Kreativproblem in unserem Mittelfeld. Dieses Problem könnte man in der Zukunft durch Spieler wie Rafinha und Halilović lösen. Will man keine teuren und unnötigen Transfers auf dieser Position tätigen, dann sollte man diesem jungen Spieler mehr Einsätze geben.“
Roland: Rafinha gehört die Zukunft
Roland ist sehr zuversichtlich, was die Entwicklung von Rafinha anbetrifft und ist sich sicher, dass der Brasilianer dem Team von Barça helfen kann – und zwar vor allem in den nächsten Jahren.
„In herausragender Verfassung und mit den besten Empfehlungen kam Rafinha aus Vigo wieder zurück in die Heimat. Seitdem stehen 604 Spielminuten zu Buche – in denen konnte er mal mehr, mal weniger überzeugen.
Eher nüchtern liest sich also die Bilanz des jüngeren Alcântara. Doch dies sollte für Rafinha kein Grund sein, sich zu verstecken. Einige Verletzungen und eine ausgeprägte Akklimatisationsphase an die katalanischen Ansprüche bremsten ihn gerade in den ersten Monaten etwas aus. Erschwerend kam hinzu, dass die Experimentierfreude seines Trainers nicht an ihm vorbeigezogen ist. Zuerst spielte er als Rechtsaußen, dann immer wieder mal als Falsche Neun und zuletzt dann dort, wo er hingehört: im zentralen Mittelfeld. Dort wurden seine Leistungen seitdem stetig besser, bis sogar die ersten eigenen Fans verzückt die erfrischende Spielweise des jungen Brasilianers wahrnahmen. Dabei ist Rafinha mehr als nur ein dynamischer Nachwuchsspieler: Mit seinen Fähigkeiten eignet er sich hervorragend für den immer athletischer werdenden Fußball, während sein Spielertyp ein strategisches Puzzleteil für Barcelona sein könnte, ja sogar sein müsste.
Vor diesem Hintergrund müsste die Förderung Rafinhas eine recht hohe Priorität haben. Doch ganz so einfach ist es natürlich auch wieder nicht: Mit erst 21 Jahren und nur einer Saison relevanter Profi-Erfahrung steht er noch am Anfang seiner Entwicklung. Demnach wird er noch jede Menge Fehler begehen (müssen), um aus ihnen lernen zu können. Fehler, die man sich beim FC Barcelona nur selten erlauben kann, denn auch in Katalonien ist man dem Erfolg verpflichtet. Die Formschwankungen der Konkurrenten im Mittelfeld müssten ihm allerdings in die Karten spielen und sollten noch für einige Einsätze sorgen. Für weiterhin günstige Rahmenbedingungen sorgt das fortschreitende Alter Xavis und die Transfersperre. Er könnte sich also zu einer wichtigen Säule im blauroten Mittelfeld entwickeln. Dazu muss er weiter hart an sich arbeiten und von Verletzungen verschont bleiben. Unsere Aufgabe als Fans ist es, von ihm keine Wunderdinge zu erwarten.“
Paulinho: Ich habe mir von Rafinha mehr erwartet
Unser Mitglied Paulinho sieht genauso wie Roland großes Potential im 21-jährigen Mittelfeldspieler, das man auf keinen Fall verschwenden sollte. Ganz zufrieden ist er mit den bisherigen Auftritten des Brasilianers nicht, aber er glaubt trotzdem an eine Zukunft von Barça mit Rafinha.
„Mir fällt es sehr schwer, die aktuelle Situation von Rafinha zu beschreiben. Einerseits besitzt er das Vertrauen von Luis Enrique, was auch auf dessen gemeinsame Zeit bei Celta Vigo zurückzuführen ist, andererseits hat er es gegen seine Konkurrenten Xavi, Iniesta und Rakitić sehr schwer. Was ihm fehlt, ist Spielpraxis. Seine bisherigen Leistungen bei Barça waren in meinen Augen schwankend. Er hat zwar gute Ansätze gezeigt, aber ich muss gestehen, mehr von ihm erwartet zu haben. Natürlich muss man aber beachten, dass er noch sehr jung ist und noch viel Potenzial in ihm steckt.
Auf jeden Fall bin ich gegen eine weitere Ausleihe. Er muss einfach mehr Einsatzzeit bekommen und diese dann auch nutzen. Ein weiterer Aspekt, der zu beachten ist, ist die Position, auf der er spielen soll. Zu Beginn der Saison wurde er in Abwesenheit von Suárez im Sturm aufgeboten, dies ist bei einem Aufgebot von Suárez, Messi, Neymar, Pedro und Munir kaum möglich. Ich sehe Rafinha in der Rolle von Iniesta. Rafinha kann die Position im offensiven Mittelfeld besser bekleiden und mit seinem Erkennen der Schnittstellen sehr hilfreich sein. Das bisher zum Teil statische Auftreten von Barça war sicherlich nicht förderlich für einen Spielertypen wie Rafinha. Falls man allerdings die Intensität des Spiels gegen Atlético beibehalten kann, könnte Rafinha mit seinem dynamischen Spiel eine tragende Rolle spielen. Vielleicht nicht in dieser Saison, aber spätestens nächste Saison wird er mehr Möglichkeiten bekommen. Wie er sich entwickeln wird, weiß man nicht. In seiner Mannschaft hat er große Vorbilder, denen er nacheifern kann, aber mit der Zeit werden größere Erwartungen auf seinen Schultern lasten. Fakt ist, dass er enormes Potenzial besitzt und dieses sollte man keineswegs verschwenden – aus diesem Grund muss er mehr Einsatzzeit erhalten. Dass er das Fußballspielen im Blut hat, sieht man an seinem Vater (Mazinho), seinem Bruder (Thiago) und seinem Cousin (Rodrigo).“
Dr. Doofenshmirtz: Rafinha bekommt zu wenig Chancen
Unser langjähriges Mitglied Dr. Doofenshmirtz sieht die Lage etwas pessimistischer und ist mit der Verwendung von Rafinha bislang nicht zufrieden. An eine Verbesserung der Situation während der Saison glaubt er nicht.
„Mit seinem variablen Spiel, seiner Durchsetzungsstärke und Dynamik sollte Rafinha frischen Wind ins Mittelfeld des FC Barcelona bringen. Zudem ist er auch ein Spieler, der sich nicht zu schade ist, lange Wege zwischen den Defensiv- und Offensivreihen hinzulegen. Am Anfang der Saison erwartete man Veränderungen, besonders im Mittelfeld der Katalanen. Rafinha sollte einen wichtigen Teil dazu beitragen, denn schon in seinen jungen Jahren hat er bei Celta bewiesen, dass er mehr als nur ein Talent ist und Verantwortung übernehmen kann.
Nach der anfänglichen Euphorie hat sich die Situation aber anders entwickelt. Wenn Rafinha in der Liga zum Einsatz kommt, wird er meistens in der letzten Viertelstunde eingewechselt. Normalerweise würde ich sagen, dass es für einen 21-jährigen Spieler beim FC Barcelona gar nicht so schlecht ist. Ich bezweifle aber, dass es auf Rafinha genauso zu 100 Prozent zutrifft. Denn wie ich bereits sagte, Rafinha war letzte Saison bei Celta Vigo Leistungsträger und absolvierte auch in den letzten Jahren bei der Barça B über 30 Saisonspiele. Auch wenn er nur eine Profi-Saison bisher hatte, so befand sich Rafinha in einer persönlich sehr guten Phase und da wäre es besonders wichtig, dass er genauso weitermacht. Natürlich könnte man auch sagen, dass er diese Saison nutzen kann, um von den besten Spielern des FC Barcelona zu lernen – ob ihn das persönlich weiterbringt, wenn er in einem Spiel kaum Zeit bekommt, sein Spiel zu entfalten, ist meiner Meinung nach eher unrealistisch. Hinzu kommt noch, dass ich bei Luis Enrique bisher kein wirkliches System erkennen konnte, das er zu entwickeln sucht. Rafinha konnte er bisher keinen festen Platz in seinem ‚System‘ geben. Und das in einer Saison, in der Xavi immer noch eine wichtige Rolle im Mittelfeld spielt und Iniesta seit Langem nicht mehr sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Wir sind erst bei der Hälfte der Saison angekommen und es bleibt noch viel Zeit, um seine Situation zu verändern (wie es Luis Enrique gern sagen würde). Das wird aber sehr schwierig für ihn, wenn Enrique weiterhin an den Altmeistern im Mittelfeld festhält.“