In zwei Tagen trifft der FC Barcelona mit Paris St. Germain auf einen Verein, der in der Sommerpause seinen Kader kräftig aufgewertet hat. Wenn das Geld lockt, können nur wenige Spieler widerstehen, auch Ibrahimovic nicht. Für den schwedischen Nationalspieler bosnisch-kroatischer Herkunft wurden bisher 168 Mio Euro gezahlt, rekordverdächtig. Er genießt das Image einer unzähmbaren Diva, die jeden Verein wirtschaftlich an den Rand der Verzweiflung bringt. Kaum einer besticht durch eine derart ausgeprägte Wechselwilligkeit und Illoyalität dem gegenwärtigen Verein gegenüber. Was den Charakter betrifft, ist Ibrahimovic nicht unbedingt das beste Vorbild. Fußballerisch aber ist dieser Spieler über jeden Zweifel erhaben.
Die Meinungen über Ibrahomivic sind gespalten. Sie reichen vom egoistischen Selbstdarsteller bis zum Weltklasseakteur mit unglaublichen Attributen. Wenn man die Leistungen von Ibrahimovic ganz nüchtern betrachtet, wird man eher Letzteres annehmen müssen. Nur wenige Spieler auf der Welt sind technisch beschlagen wie der Wahlschwede und verfügen über eine Schusstechnik, die auch nur annähernd an jene herankommt, die dieser aus dem rechten Fuß schüttelt. Und trotzdem sah sich Guardiola veranlasst, Ibrahimovic an den AC Milan abzugeben. Man kann nur Mutmaßungen darüber anstellen, welche Motive sich hinter dieser Entscheidung verbargen. Am geläufigsten ist die These, dass Ibrahimovic nicht zur Spielphilophie der Katalanen gepasst habe. Dem lässt aber entgegenhalten, dass Guardiola Ibrahimovic mit Bestimmtheit nicht in dem Bewusstsein verpflichtet hat, dieser werde die Spielweise adaptieren. Vielmehr ging es Guardiola gerade darum, der Mannschaft einen neuen Reiz, ihr einen Spieler zu geben, der mit relativ unkonventionellen Methoden den Erfolg auf dem Platz sucht. Damit sollte das Spiel des FC Barcelona unberechenbarer und durchschlagskräftiger werden.
Die Weggabe von Ibrahimovic hatte also nicht unbedingt etwas mit dem fehlenden Verständnis für die Philosophie des Vereins zu tun. Es war demnach vielmehr so, dass gerade diese Gegensätze den Spieler und den Verein zusammengeführt haben. Das war das Kalkül von Guardiola. Analog hierzu wurden nach dem Ausscheiden des FC Barcelona aus dem letztjährigen Champions League-Wettbewerb die Rufe nach einem durchschlagskräftigeren Stürmer sehr laut und beinhalteten das gleiche Kalkül, das Guardiola zu diesem großen Transfer bewegt hat. Was also war die Ursache für den Weggang dieses Ausnahmestürmers? Zahlreiche Interviews mit Ibrahimovic nach dem Ausscheiden aus dem Verein legen den Schluss nahe, dass es zwischen dem Trainer und dem Spieler unüberbrückbare Differenzen gab, die sich nicht nur in unterschiedlichen Ansichten über die Trainingsmethoden und den Ton in der Kabine erschöpften. Die menschliche Kluft war zu gewaltig. Die daraus herrührenden Konflikte störten das harmonische Selbstbild des Vereins und waren für diesen daher nicht tragfähig.
Neben Ibrahimovic werden auch Maxwell und Motta auf ehemalige Weggefährten treffen. Während die Zeit von Thiago Motta beim FC Barcelona (1999-2007) schon etwas weiter zurückliegt, wechselte Maxwell erst zur vergangenen Winterpause zu Paris St. Germain. Der Brasilianer, der über eine feine Technik verfügt, sah sich nach der Verpflichtung von Adriano zunehmender Konkurrenz ausgesetzt und kam über eine Reservistenrolle nicht mehr hinaus. Mangels Spielpraxis wechselte Maxwell schließlich den Verein und erhoffte sich durch diesen Schritt mehr Einsätze. Die Gründe für den Wechsel von Maxwell unterscheiden sich damit fundamental von jenen, die Ibrahimovic zu einem Wechsel verleiteten. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit dem Gesamtbild, das Maxwell als Person hinterlassen hat. Niemals hat er sich über zu wenige Einsätze beschwert und war stets respektvoll den Spielern und dem Trainer gegenüber. Mit seiner demütigen Art passte er sehr gut zur Blaugrana und fügte sich reibungslos in das familiäre Umfeld ein.