Es war bisweilen eine anstrengende Weltmeisterschaft der argentinischen Nationalauswahl rund um Superstar Lionel Messi. Die Spiele waren meist von langwieriger Ballschieberei und wenigen Torraumszenen geprägt, anders allerdings gegen Nigeria. Schon nach fünf Minuten fielen zwei Treffer, das Spiel verflachte danach, ehe Lionel Messi mit einem wundervollen Freistoß das 2:1 erzielte und seinen Doppelpack schnürte. Die zweite Halbzeit fing genauso turbulent an, verlor im weiteren Verlauf allerdings an Tempo. Am Ende konnten die Gauchos einen 3:2-Sieg für sich verbuchen; trotzdem offenbarten sich Probleme im Spiel der Argentinier, einem der Favoriten auf den WM-Titel.
Argentinien spielt mit offenem Visier
Das Spiel fing so an, wie es sich jeder Fußball-Fan vorher nur hätte träumen lassen können: Mit zwei Toren nach drei Minuten! Zunächst schoss Lionel Messi nach einem unglücklichen Pfostenpraller Di Marias kompromisslos die Kugel in die Maschen. Der nigerianische Keeper Enyeama, der diesmal das Privatduell gegen Lionel Messi verlieren sollte, konnte nicht mehr reagieren – 1:0 für Argentinien. Zustande gekommen war das Tor nach einem schönen, eröffnenden Zuspiel von Mascherano zu Di Maria. ‘La Pulga’ sah, dass sein Bewacher Onazi nicht auf ihn aufpasste, sprintete los und kam frei zum Abschluss. Später verflachte das Spiel allerdings und Chancen wurden immer weniger. Die Kombinationsmaschinerie bei der eigentlich überragenden Offensive kam erst nach der Einwechslung Lavezzis für Sergio Aguero wieder zum Rollen. Kurz vor der Pause wurden Messi zwei Freistöße gegeben: Den ersten konnte Enyeama gerade noch abwehren, der zweite Freistoß aus circa 23 Metern ließ dem nigerianischen Keeper keine Chance und Messi erzielte sein zweites Tor. Somit teilt er sich nun gemeinsam mit Neymar, beide haben vier Tore auf dem Konto, den ersten Platz der Torjägerliste.
Defensivprobleme der Argentinier werden offensichtlich
Die Schwäche der Argentinier blieb die Defensive. Es ist ein bekanntes Problem. Im 4-2-4-System der Argentinier fehlte es den beiden Mittelfeldspielern meist an Unterstützung. Die Folge war, dass das Mittelfeld Argentiniens meist recht schnell überbrückt werden konnte. Das Paradebeispiel ist wohl der Ausgleichstreffer der Nigerianer, die sich nicht versteckten und auch offensiver als die anderen Gruppengegner Argentiniens spielten. Babatunde darf relativ lange ungestört durch das Mittelfeld mit dem Ball am Fuß sprinten und passt den Ball zu Musa, der links gestartet ist. Zabaleta agiert in der Folge nicht aggressiv genug, Musa legt sich den Ball zurecht und schlenzt die Kugel um Keeper Romero vorbei ins Glück – 1:1 (4′), nur eine Minute nach Messis Treffer! Dieses Problem kam auch im weiteren Verlauf des Spiels öfter zum Vorschein. Der zweite Ausgleichstreffer fiel auch durch Musa, nachdem er wieder relativ leicht im Mittelfeld den Pass zu Emenike spielen kann. Emenike lässt klatschen und Musa läuft in das geöffnete Loch in der Innenverteidigung unbedrängt durch und schließt ab – 2:2 (47′). Argentinien erzielte nur drei Minuten später nach einem Eckball den erneuten Führungstreffer, diesmal allerdings durch Rojo – der bisher einzige Torschütze neben Messi im argentinischen Kader.
Mangelnde Verknüpfung zwischen Mittelfeld und Offensive raubt Kraft
Ein weiteres Problem der Argentinier war wohl die Unterteilung in Offensive und Defensive. Die Defensive, das Mittelfeld miteinbezogen, hatte es verdammt schwer, die Verknüpfung zur Offensive herzustellen. Im 4-2-4-System gab es praktisch keinen Verknüpfungsspieler und es entstand ein Loch zwischen Sturm und Mittelfeld. Messi und Di Maria sahen sich daher in der Pflicht, sich tiefer zu positionieren. Vor allem Di Maria spulte viele Meter zurück, damit das Offensivspiel nicht ins Stocken kommt. Dass dieses Problem viel Kraft raubt, konnte der Zuschauer am Ende der Partie sehen, als Di Maria häufiger völlig erschöpft nach kurzen Sprints auf dem Boden lag und er aus Erschöpfung nicht mehr zuverlässig mit nach hinten arbeiten konnte. Die Einwechslung Biglias sollte dieses Problem beheben.
Barça-Stars Lionel Messi und Mascherano in der Einzelkritik
Lionel Messi spielte im Vergleich zu den vorangegangenen Begegnungen eine auffälligere Partie. Zwar war er auch gegen den Iran und gegen Bosnien die Hauptfigur mit den entscheidenden Toren, doch übernahm er gestern sichtlich mehr Verantwortung. 88% seiner Pässe kamen an, dazu kommen noch drei Dribblings und vier Torschüsse (whoscored). Seine zentralere Positionierung trug definitiv dazu bei, dass er sich besser präsentierte als zuvor. Weiterhin diente er gemeinsam mit Di Maria als Antreiber des Offensivspiels.
Auch Mascherano spielte eine insgesamt zufriedenstellende Partie. Zwar konnte er im defensiven Mittelfeld nicht immer pure Sicherheit ausstrahlen, doch mit sieben Tacklings (whoscored) und sechs abgefangenen Bällen (squawka) lassen sich auch seine Werte durchaus sehen. Weiterhin kamen noch 87% seiner Pässe an und er gewann 100% seiner Luftduelle (whoscored). Also insgesamt gute Leistungen der Barça-Stars.