La Masia: Funktioniert Barças Ausbildungsstätte noch?

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Gewiss, die Überschrift ist etwas überspitzt formuliert. La Masia ist eine der berühmtesten Jugendakademien der Welt. Überall gibt es Lob für die großartige Jugendarbeit von Barça, die immer wieder neue Weltklasse-Akteure formt. Auch in den letzten Jahren brachte La Masia eine Menge von jungen Spielern hoch in die A-Mannschaft. Doch der nächste Schritt wurde nicht gemacht und geschafft, der Sprung zum Stammspieler wurde verpasst. Hier analysiert Barçawelt die Gründe dafür und einen möglichen Aufschwung unter dem neuen Trainer Luis Enrique.

Für viele Culés ist La Masia ein Mitgrund, Barça Fan zu sein. Die hervorragende Jugendarbeit und der Einbau junger Talente in die A-Mannschaft begeistern nicht nur die Culés, es wird auch weltweit honoriert. Nicht selten konnte man Schwachstellen im Team durch junge Eigenbauspieler anstatt teuren Transfers ausmerzen. Im Spiel gegen Levante im Herbst 2012 standen sogar ausschließlich La-Masia-Absolventen auf dem Platz. In den letzten Jahren waren viele neue Namen im Kader der A-Mannschaft zu lesen. Doch bei näherem Betrachten fragt man sich: Funktioniert La Masia überhaupt noch?

Sergio Busquets – der letzte Stammspieler aus La Masia

Wenn man sich die Startelf der letzten Jahre oder auch jene für die kommende Saison zu Gemüte führt, erkennt man die „Durststrecke“ von La Masia in den letzten Jahren. Der letzte La-Masia-Absolvent, der den Sprung zum Stammspieler schaffte und noch immer einer ist, ist Sergio Busquets. In der Ära von Pep Guardiola wurde Busquets in der Spielzeit 2009/10 zum Stammspieler. Auch in der vorigen Saison 2008/09 durfte Busquets schon wichtige Spiele bestreiten, auch im Champions-League-Finale begann er. Doch das war den Verletzungen anderer Spieler geschuldet. In der Hierarchie lag er noch etwas hinter Yaya Touré. In der nächsten Saison allerdings verdrängte er Touré endgültig und es war nichts daran zu rütteln. Abwehrmann Gerard Piqué schaffte es schon in der Saison 2008/09 den Sprung zum Stammspieler. Egal, ob Márquez oder Puyol fit waren: Piqué spielte, oft agierten sogar alle drei auf dem Feld. In der kommenden Saison lief er Márquez den Rang vollständig ab. Zwar könnte der Welt- und Europameister im Standing unter Luis Enrique etwas zurückfallen, dennoch ist Piqué noch ein Stammspieler. Ob er das bleibt, ist wiederum eine andere Frage. Wenn man an Sergio Busquets und Gerard Piqué denkt, müsste einem jeden Culé noch ein anderer Spieler in den Sinn kommen, der genauso in der Saison 2009/10 den Durchbruch schaffte: Die Rede ist natürlich von Pedro Rodríguez, der in jener Saison Thierry Henry aus der Startelf verdrängte. Doch der Ruf von Pedro leidet im Gegensatz zu den anderen ein wenig mehr: Seit der Saison 2011/12 kämpft der Kanarier um einen Platz im Team und kann nicht mehr als Stammspieler angesehen werden, vor allem nicht nach der Verpflichtung von Luis Suárez. Obwohl Pedro, Busquets und Piqué noch sehr jung waren, waren vor allem die zwei letztgenannten schon im WM-Turnier 2010 unangefochtene Stammspieler. Pedro wurde ab dem Halbfinale von Beginn an eingesetzt und folgerichtig waren alle drei, die bei Barça vor nicht allzu langer Zeit erst zum Stammspieler wurden, im WM-Finale gegen die Niederlande gesetzt. Doch seit diesem Moment stagniert die Entwicklung von den La Masia-Absolventen.

Sergio Busquets ist also der letzte Stammspieler, den La Masia hervorgebracht hat. Das ist mittlerweile schon knapp fünf Jahre her. Was ist seit damals passiert? Gab es keine Talente mehr? Die erste Frage ist schwierig zu beantworten, die zweite hingegen leicht. Es gab zwar weiterhin Talente en masse, doch es lief überall etwas schief oder unrund. Gewisse Faktoren sprachen gegen den Durchbruch. Hier werden die Gründe analysiert, warum nach 2010 kein Spieler aus La Masia den Weg zum Stammspieler schaffte.

Bojan Krkić – das einstige Juwel

Zwar war Bojan Krkić schon vor Sergio Busquets im Kader der Blaugrana, so werfen wir trotzdem einen Blick auf seine Bilanz, immerhin war er eines der größten Talente im Fußball. Schon in der Saison 2007/08 sprach man vom Durchbruch, den der damals 17-jährige Bojan schaffte. In dieser Saison schoss er zehn Tore in La Liga und war schon knapp an einer Nominierung für den EM-Kader 2008 dran. Bojan schien ein ebenso großes Talent wie Lionel Messi zu sein. Doch danach lief Bojan nicht mehr richtig auf Touren. Der Trainerwechsel von Frank Rijkaard zu Pep Guardiola schien ihm als einer von wenigen jungen Spielern nicht gut zu tun. Guardiola setzte Bojan häufig auf die Bank, was bei der Konkurrenz im Sturm mit Eto’o, Messi und Henry allerdings nicht verwunderlich ist. Die Saison 2008/09 verlief aufseiten des Jungstars dementsprechend schlechter als die vorige, aber er war ja immer noch blutjung, der Durchbruch würde früher oder später schon noch kommen, so dachte man. Doch Fehlanzeige: Der Durchbruch erfolgte nicht mehr. Auch in den Jahren 2010 und 2011 kam der Spanier nicht über die Rolle des Bankdrückers hinaus. Dass es möglich gewesen wäre, im Sturm einen Stammplatz zu ergattern, beweist die Tatsache, dass es Pedro Rodríguez schaffte. Bojan wurde aber auch kein gutes Verhältnis zu Pep Guardiola nachgesagt. Laut einer Aussage habe Guardiola ihn einfach nicht beachtet. Eine weitere Saison auf der Bank wollte sich der mit hohen Anlagen gesegnete Jungstar allerdings nicht mehr bieten lassen und deshalb verlieh man ihn in Richtung Rom. Dort allerdings sah man einen Bojan, welcher nicht den Eindruck machte, bald bei Barça triumphieren zu können. In der nächsten Saison lief er dann für den AC Mailand auf, danach für Ajax Amsterdam. Doch nirgendwo konnte das einstige Juwel richtig überzeugen, auch Verletzungen behinderten seinen Weg. Seine Torgefahr büßte der Katalane nahezu komplett ein. Heuer kam Bojan zurück, doch er spielte unter Luis Enrique keine Rolle. Dazugesagt sei, dass er bei der AS Roma spielte, als Enrique dort Trainer war. Ein weiteres Indiz dafür, nicht überzeugt zu haben. Die endgültige Trennung aufseiten von Barça und Bojan Krkić erfolgte diesen Sommer – der Katalane läuft nun für Stoke City in der Premier League auf. Wenn man von ihm spricht, ist häufig vom ewigen Talent die Rede. Doch er ist erst 23 Jahre alt und somit noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen – das dachte man allerdings auch schon vor ein paar Jahren.

Isaac Cuenca und Cristian Tello – zwei hoffnungsvolle Talente

Es gibt viele Spieler, die es in den A-Kader von Barça schaffen, bei einigen rechnet man mit einer explosiven Entwicklung, bei anderen hingegen ist man nicht ganz so optimistisch gestimmt. Es gab in der Zeit nach 2010 einige Akteure, die nur hie und da mal für die A-Mannschaft aufliefen und bei denen ein Durchbruch unwahrscheinlich erschien. Beispiele hierzu sind Jeffrén, Andreu Fontás, Jonathan dos Santos oder auch Marc Muniesa. Bei Fontás und Muniesa hatten die Culés etwas mehr Hoffnung, aber der Weg zum Stammspieler war einfach zu weit entfernt. Bei Muniesa war ein Kreuzbandriss der ausschlaggebende Faktor für keine weitere Zusammenarbeit mit Barça. Bei anderen Spielern durfte man mit einer baldigen Entwicklung zum Stammspieler etwas mehr rechnen. In der Saison 2011/12 hatte Barça Pech, als David Villa und Ibrahim Afellay für eine lange Zeit der Saison ausfielen. Auch Alexis Sánchez und Pedro waren nicht immer fit. Somit griff Pep Guardiola auf zwei junge Spieler zurück, die fortan im Sturm wirbelten: Isaac Cuenca und Cristian Tello.

Beide Spieler machten einen hoffnungsvollen Eindruck und schienen auf einem sehr guten Weg zu sein. Zuerst zu Cuenca: Nicht wenige Culés sahen in ihm mehr Talent als in Tello, vor allem spielerisch ist Cuenca Tello überlegen. In der Saison 2012 sprach Guardiola Cuenca schon ein großes Vertrauen aus. Er durfte in beiden Halbfinal-Spielen der Copa del Rey gegen Valencia ran. Außerdem spielte er im Viertelfinal- sowie im Halbfinal-Rückspiel gegen Milan bzw. Chelsea von Beginn an. Ein großer Vertrauensbeweis aufseiten von Guardiola. In den letzten zwei Jahren war es unvorstellbar, dass ein junger Spieler, der gerade erst von der Barça B hochgezogen wurde, so wichtige Spiele bestreitet. Cristian Tello wurde in der Liga zwar erst drei Monate nach Cuenca eingesetzt, bestritt gegen Ende der Saison aber immer mehr Spiele. Im entscheidenden Liga-Clásico gegen Real Madrid, welchen man mit 1:2 verlor, durfte Tello sogar von Beginn an mitwirken. Seine Spielweise sorgte bei vielen Culés für Begeisterung. Mit seinem blitzschnellen Antritt gab er dem Spiel der Blaugrana eine wichtige Komponente, die man so vorher nicht hatte. Der Katalane spielte sich aufgrund seiner erfrischenden Spielweise in die Herzen der Fans. Nach dem Abgang von Pep Guardiola hatten Cuenca und Tello gute Perspektiven. Doch zwei Jahre später, in diesem Sommer, haben beide Spieler den Verein verlassen. Die Frage lautet wieder: Was ist passiert? Bei Isaac Cuenca ist die Frage leicht zu beantworten, was sehr schade ist: Verletzungen stoppten den aufstrebenden Spieler, sodass er für Barça kein einziges Spiel mehr bestritt. Den Anfang machte eine Meniskusverletzung im Sommer 2012, woraufhin er für die gesamte Hinrunde ausfiel. Auf Drängen seines damaligen Trainers Tito Vilanova – möge er in Frieden ruhen – ließ er sich in der Rückserie zu Ajax Amsterdam ausleihen. Doch auch da plagten ihn Verletzungen, genauer gesagt Knieprobleme, und Cuenca konnte nur 161 Minuten bestreiten. Zur Saison 2013/14 kam er wieder zurück nach Barcelona, allerdings hatte er keinerlei Chancen mehr: Nach einer Knieoperation verpasste der Flügelspieler den Beginn der Saison. Auch nachdem er von den Ärzten grünes Licht erhalten hatte, fühlte sich Cuenca noch sehr unwohl und war kein einziges Mal im Kader bei Barça. In diesem Sommer wechselte der mittlerweile 23-Jährige zu Deportiva La Coruña, wo er hoffentlich ein verletzungsfreies Jahr hinter sich bringen kann. Nun zum gleichaltrigen Cristian Tello: Dem linken Flügelstürmer gelang in der Saison 2012/13 der nächste Schritt. Auch wenn er offiziell noch zum Kader der Barça B gehörte, war er von Beginn an bei der A-Mannschaft aktiv. Tello war ein guter Joker, durfte aber vor allem gegen Ende der Saison sehr viele Spiele von Beginn an bestreiten, wo er zu überzeugen wusste. Tito Vilanova attestierte ihm am Ende der Saison einen enormen Fortschritt. Tello gehörte nun den größten Talenten an und viele Vereine, unter anderem Borussia Dortmund, waren hinter dem Flügelflitzer her. Doch Tello entschied sich für einen Verbleib bei Barça, um den Sprung zum Stammspieler zu schaffen. Doch dieser sollte ihm nicht gelingen. Im Gegenteil: Die Saison 2013/14 war die schwächste von seinen bisherigen zweieinhalb bei Barça. Er konnte sich kaum in Szene setzen und es war eher ein Rückschritt als ein Fortschritt zu erkennen. Unter Tata Martino kam Tello kaum zum Zug, aber selbst als Joker konnte Tello nicht mehr überzeugen. Folgerichtig stand er in nur zwei Liga Begegnungen in der Startelf. Je mehr man sich von Tello erwartete, desto offensichtlich wurden seine technischen und spielerischen Mängel. Außerdem haben sich die Gegenspieler auf seine zugegebenermaßen relativ eindimensionale Spielweise hervorragend eingestellt. Cristian Tello konnte für keine Überraschungsmomente mehr sorgen. Für die kommende Spielzeit wurde der einmalige Nationalspieler nach Portugal zum FC Porto verliehen.

Thiago Alcántara – der zukünftige Erbe Xavis

Diesen Anspruch hatten viele Culés an Thiago Alcántara, der ab der Saison 2010/11 für die erste Mannschaft Barcelonas spielte. Thiago war zu dieser Zeit das wohl größte Talent in den Reihen von Barça. Der technisch enorm versierte Mittelfeldspieler sollte eines Tages Xavi beerben. So war der Plan, zumindest bei den Culés. In der Saison 2011/12 wurde der Edeltechniker von Pep Guardiola immer öfter eingesetzt und man war von seinen Qualitäten überzeugt. Noch war er jedoch etwas entfernt vom Sprung zum Stammspieler, bei der Konkurrenz um Xavi, Iniesta und Fàbregas ist das aber logisch. Thiago musste sich in der Saison 2012/13 vermehrt mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben. Das passte ihm aber überhaupt nicht. Der ältere Bruder von Rafinha Alcántara machte von einer Ausstiegsklausel in Höhe von 25 Millionen Euro Gebrauch und wurde vom FC Bayern um dessen Trainer Pep Guardiola verpflichtet. Ein harter Schlag für alle Culés, so war Thiago doch ein großes Talent für die Zukunft, auch wenn man ihm noch Ballverliebtheit und Schlampigkeit vorwarf. Der größere Schlag aber war wohl, dass der damalige Präsident Sandro Rosell von einem guten Deal sprach, da man 25 Millionen Euro für einen Ersatzspieler bekam. Thiago blühte bei den Bayern regelrecht auf und wurde sofort Stammspieler. Und das bei jener Mannschaft, die zuvor das Triple gewann. Das wirft die Frage auf: Ist Barça leichtfertig mit seinen Talenten umgegangen? Auch wenn man Thiago im Lager von Barcelona mangelnde Charakterstärke vorwarf – wusste der Mittelfeldmann, dass er bei Barça keine guten Perspektiven hatte und wenn ja, warum war das so?

Die Rolle der Trainer

Von 2009 bis 2012 war Pep Guardiola an der Seitenlinie von Barça tätig und prägte eine einzigartige Ära. In der Saison 2012/13 coachte Tito Vilanova das Team, 2013/14 wurde Tata Martino zum Cheftrainer bestimmt. Pep Guardiola war ein großer Fan der Jugend und verschaffte vielen jungen Spielern den Sprung zum Stammspieler. Doch wie ging es dann weiter? Die Frage wird jetzt näher erläutert: Tito Vilanova war der Nachfolger von Pep Guardiola. Das taktische Genie an der Seitenlinie setzte im Gegensatz zu Guardiola mehr auf einen bestimmten Kern von Spielern und rotierte nicht so viel. Durch seine Krebserkrankung fehlte er lange Zeit sowohl beim Training als auch bei Spielen. Somit konnte sich Vilanova keinen nennenswerten Eindruck von Jugendspielern machen. Ein Trainer, der nicht so oft bei der Mannschaft ist, rotiert folgerichtig auch nicht immer durch und probiert Experimente, sondern vertraut eher auf das Bewährte. Nichtsdestotrotz verschaffte Tito in La Liga einigen jungen Spielern wie zum Beispiel Cristian Tello eine Menge Einsatzminuten. Tata Martino kam zur Saison 2013/14 zu Barcelona. Dem Argentinier verließ aber nach einiger Zeit der Mut und somit stand auch wieder die altbewährte, allerdings nicht mehr zeitgemäße Mannschaft auf dem Platz. Gewiss trägt hierbei der Argentinier nicht die alleinige Schuld. Die Spieler waren anscheinend einfach nicht angetan von Veränderungen und somit blieb alles beim Alten. Nun zurück zu Thiago und der Frage, warum so ein Talent mit gerade einmal 22 Jahren schon weg will. Bei Barça hat man sich wohl vor neuen, harten Entscheidungen gedrückt. Thiago muss gewusst haben, dass auf seiner Position Xavi und Iniesta ein derart hohes Standing haben, an dem nicht zu rütteln ist. Erste Alternative zu diesen Zweien war außerdem Cesc Fàbregas. Außerdem hatte er wohl das Gefühl, egal, welche Leistungen er in Zukunft zeigen möge, für einen Stammplatz wird es nicht reichen. Ein weiteres Beispiel für die Unsicherheit von Jugendspielern, ob sie den Weg nach oben bei Barça schaffen können, ist der Weggang von vielen jungen Talenten, insbesondere dem von Antonio Sanabria in Richtung Rom. Auch wenn er ungeduldig, wahrscheinlich zu ungeduldig war, macht so ein Transfer eines 17-Jährigen stutzig. Um La-Masia-Akteure in die A-Mannschaft nicht nur zu integrieren, sondern diese auch zu Startern zu machen, muss man harte Entscheidungen treffen und darf dabei auf Namen keine Rücksicht nehmen. Pep Guardiola hat während seiner Amtszeit natürlich auch den ein oder anderen Fehler gemacht, hat aber genau diese mutigen Entscheidungen getroffen, die nicht immer zum Wohl der etablierten Stars ausgefallen sind. Genau dies wird es auch in Zukunft wieder brauchen. Viele Culés sind optimistisch, dass Luis Enrique genau der richtige Trainer dafür ist. Er arbeitet gerne mit jungen Spielern zusammen und beweist Mut. Endlich sollen La-Masia-Absolventen wieder den Durchbruch schaffen und etablierten Spielern das Leben schwer machen. Es soll wieder rein nach Leistung aufgestellt werden und nicht nach Namen, so lautet die Forderung der Culés und die Hoffnung, wonach Luis Enrique genau das machen wird, ist groß. Aus der letzten Saison sind noch ein paar junge Spieler erhalten geblieben und rechnen sich nun unter Luis Enrique neue Chancen aus.

Marc Bartra, Martín Montoya und Sergi Roberto – neuer Trainer, neues Glück?

Diese drei Akteure sind schon etwas länger Bestandteil des Kaders der A-Mannschaft und befinden sich jetzt auf dem Scheideweg ihrer Karriere. Wenn nicht jetzt, wann dann? So muss die Devise der drei Spieler heißen. Die meisten Einsätze in der abgelaufenen Saison verbuchte Innenverteidiger Marc Bartra. Der 23-Jährige war für viele Culés die Überraschung der abgelaufenen Spielzeit, rechneten doch einige nicht mehr mit einer derartigen Entwicklung. Der Katalane war jener Akteur, welchem unter Tata Martino am häufigsten das Vertrauen entgegengebracht wurde. Der Spieler mit der ‘Nummer 15’ durfte sehr viele Spiele bestreiten und zeigte sich von einer beeindruckenden Seite. Er spielte selbstbewusst, abgeklärt, zweikampfstark und präsentierte sich sogar gelegentlich als Abwehrchef. Trotzdem hielt Tata Martino an der Innenverteidigerpaarung Gerard Piqué – Javier Mascherano fest. Man muss aber natürlich auch den Fakt darlegen, dass Piqué und Mascherano in den sogenannten „Big Games“ überragende Leistungen boten. Nichtsdestotrotz wäre ein Bartra in der Stammelf beileibe nicht verkehrt gewesen. Im Copa-del-Rey-Finale durfte Bartra aufgrund einer Verletzung von Piqué ran und machte seine Sache gut, auch wenn er den entscheidenden Zweikampf gegen Gareth Bale verlor. In der kommenden Saison sind die Weichen wieder auf Null gestellt und Bartra erwartet ein harter Konkurrenzkampf, den er sich stellen muss. Fakt ist: Bartra muss tolle Leistungen zeigen, um Stammspieler zu werden. Seine Chancen sind aber nicht schlecht, er kann sich auf alle Fälle durchsetzen. Am ersten Spieltag werden Gerard Piqué und Thomas Vermaelen aufgrund einer Gelbsperre und einer Verletzung fehlen. Auch wenn es nur der 1. Spieltag wäre, würde ein Platz auf der Bank für Marc Bartra schon einen Rückschlag bedeuten. Neben Jérémy Mathieu könnte wie gegen Club Léon Javier Mascherano in der Innenverteidigung auflaufen.

Sergi Roberto kam hingegen in der letzten Saison kaum zum Zug. Ob es für ihn in der neuen Spielzeit besser aussieht, darf bezweifelt werden. Bei einem Gespräch mit Luis Enrique konnte der Trainer den Spieler von einem Verbleib überzeugen. Roberto wurde vor kurzem ein Fünfjahresvertrag angeboten, aber der 22-Jährige zögert noch. Ein ähnliches Schicksal wie Cristian Tello, der vor einem Jahr einen Fünfjahresvertrag unterschrieb und das letzte Jahr großteils auf der Bank verbrachte, will ihm nicht widerfahren. Der Mittelfeldakteur möchte anscheinend noch die ersten Wochen der neuen Saison abwarten, um über seine Zukunft zu entscheiden. Im Sommer 2015 läuft bei ihm der Vertrag aus, er wird nur mit Spielzeit zum Bleiben überredet werden können. Die Konkurrenz um Xavi, Iniesta, Rafinha, Rakitić und bei einer möglichen Doppelsechs sogar noch Javier Mascherano, ist sehr groß und dementsprechend schwierig sollte sich seine Aussicht auf Spielzeit gestalten, sofern er im Vergleich zum vergangen Jahr nicht einen großen Sprung nach vorne macht.

Schon seit zwei Jahren liegen die Hoffnungen auf den zukünftigen Rechtsverteidiger Barças bei Martín Montoya. Den Ansprüchen konnte der 23-Jährige bislang aber selten gerecht werden und deshalb muss er sich noch hinter Dani Alves anstellen. Dass Montoya das Talent besitzt, um Alves verdrängen zu können, ist bekannt. Nur zeigt er zu selten die Leistungen, zu denen er imstande ist. Mangelnde Spielpraxis und resultierend wenig Selbstvertrauen könnten die Ursache für die schwächere letzte Saison sein. Trotzdem: Montoya besitzt Anlagen, die Luis Enrique nicht übersehen kann. Das Spiel von Enrique, wonach die Flügelstürmer inverser agieren und sich für die Außenverteidiger mehr Platz an der Grundlinie für schnelle Läufe nach vorne ergeben wird, kann Montoya zugutekommen, ist eine seiner Stärken ja der Laufweg hinter die Abwehr. Montoya könnte beim entsprechenden Vertrauen aufseiten Enriques eine Überraschung der Saison werden. An der Zeit wäre es, sonst wird es für den Spanier eng.

Zukünftige Talente – auf wen baut Luis Enrique?

In der Vorbereitung hat Luis Enrique viele junge Spieler getestet, die durchaus überzeugen konnten. Wer könnte der Nächste sein, der den Sprung in den Kader und schlussendlich zum Stammspieler schaffen könnte? Als Ersten muss man hierbei Rafinha nennen, der von seiner Leihe bei Celta Vigo, wo er unter Enrique spielte, zurückkehrte. Lucho scheint von den Qualitäten des Offensivspielers angetan zu sein. Seine Dynamik tut dem Spiel unglaublich gut. Nur bleibt die Frage: Wo soll er spielen? Vorausgesetzt, alle sind fit, wird im Sturm wohl kein Platz mehr für ihn übrig sein. Auch im Mittelfeld scheint man mit Rakitić und Iniesta gut aufgestellt. Doch es scheint sicher zu sein, dass Rafinha in dieser Spielzeit viel Einsatzzeit erhalten wird. Und vielleicht verdrängt er einen etablierten Spieler wie beispielsweise Iniesta. Bei Luis Enrique darf sich keiner sicher sein. Außerdem: Wer dachte schon, dass ein Yaya Touré von Sergio Busquets verdrängt werden könnte?

Gerard Deulofeu hat es Luis Enrique noch nicht so angetan und das große Talent wurde an den FC Sevilla verliehen, ebenso wie Denis Suárez (für zwei Jahre verliehen), der in der letzten Saison in der Barça B starke Leistungen ablieferte. Schlussfolgernd auf den Eindruck, der in der Vorbereitung hinterlassen wurde, sind die Spieler, die schon heuer den einen oder anderen Sprung in den Kader schaffen könnten, wohl Sergi Samper, Alen Halilović, Munir El Haddadi, Sandro Ramírez und Alejandro Grimaldo. Sergi Samper hat durch seine außerordentliche Ruhe, Spielintelligenz und Passsicherheit überzeugen können. Man merkt ihm eindeutig an, dass sein Vorbild Sergio Busquets ist. Alen Halilović hat gezeigt, wie enorm talentiert er ist und welch großes Potenzial in ihm schlummert. Mit ihm ist in der Zukunft im zentralen Mittelfeld zu rechnen. In der Barça B wird er sich weiterentwickeln und mehr Reife bekommen, um dann den Sprung in die A-Mannschaft schaffen zu können. Munir El Haddadi hat in der Vorbereitung einen erheblichen Anteil an Spielminuten erhalten und sich von einer exzellenten Seite gezeigt. Nach dem Abgang von Deulofeu könnte er manchmal schon im Kader dabei sein. Auch Sandro Ramírez überraschte viele Culés in der Vorbereitung. Der Stürmer besticht durch seinen Zug zum Tor und Kaltschnäuzigkeit. Er hat Jean-Marie Dongou wohl den Rang abgelaufen. Alejandro Grimaldo wird als riesengroßes Talent auf der Position des Linksverteidigers gehandelt. Ein Kreuzbandriss warf ihn zurück, doch nun ist er wieder zurück und das Potenzial, um in die A-Mannschaft zu kommen und sogar Jordi Alba Feuer unterm Hintern machen zu können, besitzt er zweifelsohne. Natürlich besitzt die Barça B noch weitere hochtalentierte Spieler wie zum Beispiel Adama Traoré, die auch in der ersten Mannschaft spielen können.

Schlussfolgernd kann man feststellen, dass in den vergangenen Jahren der Einbau von Jugendspielern etwas verpasst wurde. Dass nicht immer eine Generation à la Busquets, Messi oder Iniesta heranwächst, ist natürlich auch klar. Trotzdem hätte die Performance in den letzten vier Jahren besser sein können. Die Hoffnungen unter dem neuen Trainer Luis Enrique sind groß und auch berechtigt. Denn es wächst eine Generation heran, die bei der nötigen Förderung zu Großem imstande sein kann.

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