Dieses Wochenende ist es endlich wieder so weit: La Liga startet in die neue Spielzeit 2014/15. Die Saison verspricht ähnliche Spannung wie im letzten Jahr, als an der Spitze ein Dreikampf um die Meisterschaft tobte, während es im hinteren Ende des Feldes einen harten Kampf um den Nichtabstieg gab. Wer hat für die neue Saison die besten Karten auf der Hand?
Die Spannung in der vergangen Saison war kaum zu toppen: Mit dem FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid lieferten sich gleich drei Mannschaften einen Showdown um die Meisterschaft. Die Tabellenführung wechselte oft, doch keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen. Letztendlich sicherte sich Überraschungsmannschaft Atlético die Meisterschaft mit einem 1:1 am letzten Spieltag im Camp Nou. Barça und Real mussten sich mit drei Punkten Rückstand mit den Plätzen 2 und 3 zufrieden geben. Doch diese Niederlage lassen beide Vereine nicht einfach auf sich sitzen. Um in der kommenden Saison La Liga für sich zu entscheiden, rüsteten beide Teams stark auf. Bei Barça sind die Zu- sowie Abgänge hinlänglich bekannt. Wie aber sieht es bei den anderen aus?
Real Madrid: Die Meisterschaft ist Pflicht
Real Madrid sicherte sich zwar die Copa del Rey und endlich wieder die Champions League, doch nun soll die Meisterschaft wieder her, nachdem man in den letzten 6 Jahren nur einmal Meister wurde. Dafür haben die Hauptstädter kräftig aufgerüstet: Alleine für James Rodríguez, der mit 6 Treffern bei der Weltmeisterschaft Torschützenkönig wurde, gab man 80 Millionen Euro aus. Für insgesamt 40 Millionen kamen außerdem noch Weltmeister Toni Kroos vom FC Bayern München sowie Torhüter Keylor Navas von UD Levante. Bis auf Torhüter Diego López, der zum AC Mailand wechselte, verließ kein Stammspieler den Verein. Zumindest vorerst. Da der Kader vor allem im Mittelfeld fast aus allen Nähten platzt, ist ein Abgang gegen Ende der Transferperiode durchaus wahrscheinlich. Am ehesten wird es Ángel di María und/oder Sami Khedira treffen. Di María ist ohne jeden Zweifel ein Spieler, der zu gut für die Bank ist. Nach dem Transfer von James wird es für den 26-jährigen Argentinier jedoch sehr schwierig werden, einen Platz in der Anfangself zu ergattern. Di María scheint ein logischer Abgang für Real zu sein, Manchester United sei am Mittelfeldspieler interessiert. Auch für Sami Khedira wird es nach dem Kauf von Toni Kroos eng. Mögliche Interessenten sind Teams aus der Premier League. Real Madrid ist auf jeden Fall gut aufgestellt – wenn man im Supercup-Finale gegen Sevilla auf der Bank Keylor Navas, Àlvaro Arbeloa, Marcelo, Asier Illarramendi, Isco und di María sitzen hat, sagt das schon alles. Xabi Alonso war in diesem Spiel sogar noch gesperrt. Die Mannschaft um Cristiano Ronaldo ist top besetzt und wohl noch vor dem FC Barcelona der große Titelfavorit.
Atlético Madrid: Können sie wieder überraschen?
Eigentlich sollte immer der Meister der große Favorit sein. In diesem Fall ist es nicht so: Atlético werden zwar durchaus Chancen eingeräumt, aber ob man noch einmal Barça und Real hinter sich lassen kann, erscheint fragwürdig. Für die ersten drei Plätze wird es zwar, sollte nichts Unerwartetes passieren, reichen, nach vorne hin aber wird es schwierig. Wie im letzten Jahr müsste dafür wieder alles zusammenpassen. Der Transfer-Sommer für Atlético war aber zum Großteil positiv. Nicht wenige erwarteten einen Ausverkauf in den Reihen des Meisters. Doch dieser bleib aus. Drei Stammspieler verließen den Verein in Richtung Chelsea: Bei Thibaut Courtois lief der Leih-Vertrag aus, für Felipe Luís und Diego Costa konnte man eine Ablösesumme von insgesamt 58 Millionen Euro herausholen. Des Weiteren verließ David Villa den Klub in Richtung Australien. Mit Diego und Adrián gingen zwei Spieler weg, die meistens auf der Bank Platz nahmen. Die guten Nachrichten für Atlético waren der Verbleib des Innenverteidiger-Duos Miranda und Diego Godín sowie von Tiago und Jungstar Koke. Die Verkäufe konnte man durch neue Transfers ersetzen, auch wenn bisweilen ungewiss ist, ob es sich hierbei um gleichwertigen Ersatz handelt. Für das Tor wurden Jan Oblak von Benfica Lissabon und Ángel Moyà von Getafe geholt, für die Position des Linksverteidigers kam Guillherme Siqueira von Granada. Um den Weggang von Diego Costa und David Villa vergessen zu machen, investierte man 52 Millionen Euro in Antoine Griezmann (Real Sociedad) und Mario Mandzukic (Bayern). Atlético mit Trainer Diego Simeone ist weiterhin alles zuzutrauen, aber damit es wieder für den großen Coup reicht, müssen die Neuzugänge sofort einschlagen und es muss im Laufe der Saison wieder alles zusammenpassen. Im Supercopa-Hinspiel bewiesen die Rojiblancos mit dem 1:1 im Santiago Bernabéu, dass auf jeden Fall wieder mit ihnen gerechnet werden muss.
Wer sichert sich die internationalen Plätze?
Die Anwärter auf die restlichen Champions-League- sowie die zwei Europa-League-Plätze sollten die gleichen wie im vergangen Jahr sein: Athletic Bilbao, Real Sociedad, FC Sevilla, FC Villareal und der FC Valencia haben die besten Chancen, auf den internationalen Zug aufzuspringen. Bilbao hielt die Mannschaft, die es im letzten Jahr bis auf Rang 4 schaffte, zum großen Teil beisammen: Nur Ander Herrera verließ den Verein für 36 Millionen Euro zu Manchester United. Die Mannschaft ist auf jeden Fall wieder für die Champions-League-Qualifikation gut.
Europa-League-Sieger Sevilla muss man auch diesmal wieder auf der Rechnung haben. Im Gegensatz zu Bilbao gab es hier aber viele Ein- und Verkäufe. Die schwerwiegendsten Verkäufe sind sicherlich jene von Ivan Rakitić und Alberto Moreno, die zu Barcelona bzw. Liverpool wechselten. Mit Alberto Botía und Stéphane Mbia verließen zwei weitere Stammspieler den Klub. Auf der anderen Seite wurde der Kader unter anderem durch die Leihspieler Gerard Deulofeu und Denis Suárez verstärkt. Im europäischen Supercup gegen Real Madrid lief das Ganze aber noch etwas unrund. Sevilla muss sich zuerst noch finden, bevor sie wieder angreifen können. Eine Reise in den Europacup ist aber auf alle Fälle möglich. Villareal überraschte in der vergangen Saison mit Platz 6, der Kader blieb zum großen Teil identisch. Leistungsträger wie Mateo Musacchio oder Giovani dos Santos konnten gehalten werden. Eine weitere Qualifikation für den Europacup wird äußerst schwierig, ist aber keineswegs unmöglich.
Real Sociedad musste den Abgang von zwei unumstrittenen Stammspielern verschmerzen: Claudio Bravo wechselte zum FC Barcelona, Antoine Griezmann zu Atlético Madrid. Insgesamt gab man nur zwölf Millionen Euro aus, und zwar für den Finnen Alfred Finnbogason sowie Esteban Granero. In den vergangenen zwei Jahre wurde man 4. und 7. – 2014/2015 wird man sich wohl wieder in diesen Bereichen aufhalten. Springen wir zu Valencia: Die Fledermäuse konnten mit Platz 8 in der Endtabelle nicht zufrieden sein. Ob es diesmal viel besser laufen wird, darf bezweifelt werden. Zwar wurden gute Spieler wie Skhrodan Mustafi oder André Gomes verpflichtet sowie Rodrigo ausgeliehen, aber mit Jérémy Mathieu und Juan Bernat verließen zwei Leistungsträger den Klub. Im Gegensatz zum letzten Jahr sollte man dennoch in der Lage sein, um die internationalen Plätze mitzuspielen. Der Fakt, in der kommenden Saison international nicht vertreten zu sein, könnte sich für Valencia als Vorteil entpuppen.
Wer muss zittern?
Der Abstiegskampf in der Saison 2013/14 war ebenso spannend wie der Kampf um die Meisterschaft. Viele Klubs lagen nah beieinander und mussten lange zittern. Schlussendlich mussten Osasuna, Real Valladolid und das abgeschlagene Betis Sevilla den Gang in die 2. höchste Spielklasse Spaniens antreten. Aufgestiegen sind Deportivo La Coruña, das sich momentan als wahre Fahrstuhlmannschaft präsentiert, sowie UD Eibar und sensationell der FC Córdoba, die in der Tabelle nur den 7. Rang belegten, aber dank dem 3. Platz der Barça B noch an den Aufstieg-Playoffs teilnehmen durften und diese gewannen. Diese drei Teams werden mit vielen anderen um den Abstieg kämpfen müssen. Am wahrscheinlichsten erscheinen Granada, Almería, Elche und Getafe. Auch Rayo Vallecano könnte in den Abstiegsstrudel hineingeraten. Im Mittelfeld erwartet man die Teams Celta Vigo, Málaga, Espanyol und Levante. Ein Ausrutscher nach oben oder unten ist aber nicht ausgeschlossen.