Er ist einer der besten Stürmer der Welt und gehört als solcher auch zu den besten Zugängen, die der FC Barcelona in den letzten Jahren verzeichnete. Die Rede ist von Luis Suárez, der im Sommer 2014 zu Barça kam und schon bald zu einem der wichtigsten Spieler im Team wurde . Doch wer die letzten Spiele Barças verfolgt und auch unsere Spielerkritiken gelesen hat, weiß, dass es beim Vollblutstürmer aus Uruguay momentan sportlich noch nicht läuft. Eine Einschätzung, ob und wie sich das ändern könnte, soll dieser Artikel bieten.
Wenn man Suárez etwas nicht vorwerfen kann, dann seine Einstellung. Wie kaum ein anderer reibt er sich auf dem Fußballfeld für seine Mannschaft auf. Das ist in den letzten Wochen, aber auch schon in der vergangenen Saison, nicht selten das einzige Argument dagegen gewesen, seine Leistung als Totalausfall zu bezeichnen. Doch das reicht beim FC Barcelona mit seinen hohen Ansprüchen nicht.
Langsamer Abbau
So liest sich die Statistik des Uruguayers in den letzten Jahren: Nach 40 Ligatoren in der Saison 2015/16 gelangen ihm 29 in der darauffolgenden Saison und schließlich 25 in der letzten Spielzeit. Hinzu kamen immer einige Vorlagen in der Liga, 18 in der Saison 2015/16 und zwölf in der vergangenen. Bereits an diesen Zahlen lässt sich erkennen, dass Suárez mit der Zeit abbaut. Bezogen auf die Liga kann man sich allerdings noch nicht beschweren, es handelt sich weiterhin um sehr gute Werte. Zudem ist eine Krise in der Liga vergleichsweise leicht zu verkraften, denn mit einer stabilen Defensive und Messi vorne ist man beinahe jedes Jahr konkurrenzfähig.
Anders sieht es allerdings in der Champions League aus, dem Wettbewerb, für dessen Gewinn Messi im Namen der Mannschaft versprochen hat, alles Mögliche zu tun. Gerade in diesen Spielen kann jeder Ballverlust und jede ungenutzte Chance zum Ausscheiden führen. Eben jene Eigenschaften, nämlich die sichere Ballbehauptung, Kaltschnäuzigkeit und gnadenlose Abschlussstärke, hat ‘Luisito’ in letzter Zeit verloren. Stattdessen enden viele Kombinationen und aussichtsreiche Angriffe bei ihm. Auch die simplen und einfachen Bewegungen, mit denen er sich dank seiner kräftigen Körperstruktur gegen die gegnerischen Verteidiger durchsetzen konnte, gelingen nicht mehr. Diese Entwicklung, besser: dieser langsame Abbau, führt dazu, dass das Spiel des Stürmerstars schon seit geraumer Zeit nicht die Freude mit sich bringt, die man als Fan früher noch empfunden hat.
Ursachen: Alter und mangelnde Fitness
Die Ursachen sind relativ leicht auszumachen: Bei seiner Ankunft war der Uruguayer 27 Jahre alt und damit wohl auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Verfassung. Mittlerweile ist er jedoch schon 31 und gehört damit zu den älteren Spielern im Team. Doch das Alter allein erklärt die fehlende Spritzigkeit nicht. In der Hinrunde der vergangenen Saison hatte der Uruguayer mit Knieprobleme zu kämpfen. Zudem könnte auch mangelnde Fitness eine weitere Ursache sein, so soll er einigen Berichten zufolge stark zugenommen haben.
Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass es auf der Stürmerposition nur sehr wenig Konkurrenzdruck gibt. Paco war sicherlich keine schlechte Alternative, wusste aber, dass es an Suárez kein Vorbeikommen gibt. Weiterhin ist die besondere Beziehung zwischen Messi und Suárez außerhalb des Platzes bekannt und spielt bei der Aufstellung des Trainers womöglich eine Rolle. Schließlich verstehen sich beide auch auf dem Platz gut, doch es bringt nichts, wenn Messi den Stürmer sucht und findet, dieser aber nichts mit dem Ball anfangen kann. Als letzter Punkt kann auch ausgemacht werden, dass er in der vergangenen Saison teilweise auf den Flügel auswich, was aber angesichts der mangelnden Geschwindigkeit und Beweglichkeit sein Spiel nicht fördern konnte.
Alternativen: Messi oder Munir?
Die Folge des oben Gesagten muss eine Schonung sein, sie könnte dem Angreifer helfen, etwaige Rückstände aufzuarbeiten und dann wieder voll da zu sein. Außerdem widerspricht es dem Leistungsprinzip, wenn jemand, der offensichtlich nicht gut spielt, dennoch mit einem Stammplatz rechnen kann. Als erste Alternative ist Munir zu nennen, ein junger und technisch starker Stürmer, der in der letzten Saison mit zehn Toren und sechs Vorlagen in der Liga für Alavés überzeugte. Gerade in der Hinrunde sollte diese Alternative getestet werden. Denn es wäre fatal, weiter auf Suárez in der Hoffnung zu setzen, er werde seine Krise mit dem ersten Tor schon noch überwinden, und dann in den entscheidenden Monaten März bis Mai festzustellen, dass man einen Ersatz braucht.
Die zweite Möglichkeit ist, Messi in der Zentrale aufzustellen. Das Trio aus dem Argentinier sowie Dembélé und Coutinho kann definitiv viel ausrichten, sobald es eingespielt ist. Messi könnte den Spielaufbau anderen überlassen, sich öfter in Strafraumnähe aufhalten und so auch zu mehr Toren kommen. Ein Nachteil wäre hier aber unter anderem, dass Messi nach seinen bekannten Zuspielen zu Alba auf den Flügel in der Regel wartet, bis Suárez und ggf. weitere Spieler (wie zuletzt Paulinho) ihren Lauf nach vorne machen, um sich im dahinter entstehenden Raum zu positionieren und nach einem Pass von Alba – oft unbedrängt – abzuschließen. Diese Facette des Spiels könnte somit verloren gehen. Darüber hinaus ist es nicht gewiss, dass Messi sich weniger am Spielaufbau beteiligen und nicht mehr so tief fallen lassen wird.
Was sagt ihr zu der aktuellen Form von Suárez? Und wie würdet ihr damit umgehen?