Bei den gestrigen Spielen der FIFA-Weltmeisterschaft waren sage und schreibe acht Barça-Spieler im Einsatz. In diesem Artikel widmen wir jedoch nur dem Kameruner Alex Song sowie dem Chilenen Alexis Sánchez volle Aufmerksamkeit. Ganz konkret werden dabei die Spiele Mexiko gegen Kamerun (1:0) und Chile gegen Australien (3:1) genauer unter die Lupe genommen.
Mexiko – Kamerun (1:0)
Hier kann es keine zwei Meinungen geben: Es war ein hochverdienter Sieg der Mittelamerikaner, welche die lustlosen sowie völlig konzeptionslosen Afrikaner heillos überforderten. Zwei aberkannte – jedoch reguläre – Tore und zahlreiche Topchancen aufseiten Mexikos spiegeln das Endergebnis dabei gar nicht wider. Lediglich die letzten zehn Spielminuten zeigten, dass Kamerun sehr wohl Fußball spielen kann, doch es wäre einfach zu viel des Guten gewesen, wenn hier noch der Ausgleichstreffer gefallen wäre.
Taktik
Mexiko agierte wie erwartet in einem variablen 5-3-2-System, welches in der Offensive zumeist in ein 3-1-4-2 wechselte. Auf der Gegenseite stellte Volker Finke seine Kameruner viel defensiver ein und wollte wohl mit einem 4-1-4-1-System spielen lassen, was in der Realität aber nicht der Fall war. Das Spiel der Afrikaner war nämlich von solch hoher Passivität und Unorganisiertheit geprägt, dass sie zumeist in einem 4-5-1 agierten – jedoch noch defensiver, als sich das ohnehin schon anhört. Nicht selten sah man Kamerun gar mit einer Fünfer- oder Sechserkette in der Abwehr, was bei den Topchancen der Mexikaner schon fast wie ein Witz klingt.
1. Halbzeit
Mexiko schaffte es aus der Dreierabwehrkette immer wieder über die Flügel gefährlich zu werden, verschenkte jedoch mit zu frühen oder äußerst schlampigen Flanken viel Potenzial. Die zwei Offensivakteure Peralta und der etwas tiefer agierende Gio dos Santos waren bei Flanken in den Strafraum zumeist auch chancenlos gegen die groß gewachsenen Innenverteidiger der Afrikaner. Man hatte zwar das Gefühl, dass die Mittelamerikaner ständig überlegen waren, aus dem Spiel heraus wollte jedoch nicht allzu viel gelingen. Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass Mexiko ein eigentlich reguläres Tor erzielte – Schiedsrichter Wilmar Roldán wollte dies jedoch nicht anerkennen. Auch als der Ball nach einer Ecke ein zweites Mal im Netz der Kameruner zappelte, wurde fälschlicherweise auf Abseits entschieden – unfassbar! Kamerun konnte dagegen nur ein einziges Mal Gefahr erzeugen, als Samuel Eto’o nur den Außenpfosten traf.
2. Halbzeit
In Halbzeit zwei agierten die Mexikaner wesentlich bissiger sowie zielstrebiger und konnten durch viele Kurzpass-Kombinationen vor das Tor der Afrikaner kommen. Gio dos Santos bewegte sich dabei immer wieder in den Zwischenraum und Stürmer Peralta fungierte zunehmend als Anspielstation für Doppelpässe. Durch diese Faktoren konnte ‘El Tri’ auch das hochverdiente 1:0 erzielen. Nachdem Herrera aus dem rechten Halbraum den Schnittstellenpass auf Gio dos Santos spielte, war dieser völlig frei durch. Zwar konnte Torhüter Itandje den Schuss noch parieren, beim Nachschuss von Peralta musste er sich schlussendlich doch geschlagen geben.
Anschließend versuchten die Kameruner aus ihrer Lethargie zu erwachen und schafften es tatsächlich, die abschließenden 10-15 Minuten noch Druck zu erzeugen, indem sie ihre Defensivstaffelung aufgaben und deutlich offensiver agierten. Zwei gute Chancen waren aber das höchste der Gefühle für die von Volker Finke trainierte Nationalauswahl.
Chile – Australien (3:1)
Vor der Partie war man sich noch einig, dass dieses Match eine klare Angelegenheit für die Südamerikaner wird. Sieht man das Endergebnis, legt das genau diesen Verdacht auch sehr nahe. War der geneigte Fußballfan nach dem frühen 2:0-Vorsprung der ‘La Roja’ auch schon bereit die Australier abzuschreiben, sahen es die Mannen von Trainer Ange Postecoglou aber ganz anders. Australien schaffte es nach dem Anschlusstreffer sehr viel Druck zu erzeugen und offenbarte große Schwächen im Spiel der Chilenen.
Taktik
Hatte man die Chilenen vor dem Spiel noch in ihrem äußerst variablen 3-4-1-2-System erwartet, so muss man nach dem Spiel schon etwas genauer hinsehen. Vor allem defensiv offenbarten sich viele Fragezeichen, da Isla und Mena so weit aufrückten, dass die Verteidigung zumeist wahrhaftig nur aus drei Akteuren bestand. Auch als man durch diese stark offensive Ausrichtung enorme Probleme bekam, wollte man nicht davon abrücken und ließ den Australiern wiederholt enorm viel Platz. Australien agierte großteils in einem 4-4-1-1 oder einem klassischen 4-4-2-System, was hie und da auch einmal zu einem 4-5-1 wurde. Schlüsselspieler war vor allem Tim Cahill, der interessanterweise als Brecher fungierte.
1. Halbzeit
Fast überfallsartig begannen die Chilenen die Australier auseinanderzunehmen. Die äußerst variablen Offensivakteure Alexis Sánchez und Valdivia waren fast überall anzutreffen. Ebenso die “Außenverteidiger” Mena und Isla, die immer wieder die Flanken überlagerten und die Kompaktheit der australischen Hintermannschaft somit ins Wanken brachten. Auch Basel-Legionär Marcelo Diaz war überall anzutreffen. Entweder zentral hinter den Innenverteidigern, auf ihrer Höhe oder der angestammten Sechserposition. Er sorgte im Spiel der Chilenen für ungemein viel Stabilität. Nachdem das 1:0 durch Alexis Sánchez und das 2:0 durch Valdivia so überfallsartig fielen, brach die gesamte Eleganz und Power im Spiel der ‘La Roja’ aber völlig zusammen. Plötzlich zeigten die ‘Aussies’, zu was sie imstande sind und umgingen das aggressive Pressing ihrer Gegner spielerisch. Wenig überraschend war, dass man über 80 % der Angriffe über die Außen initiierte, nachdem die Chilenen hier große Lücken offenbarten. Tim Cahill, der sich ohne Ball wenig am Spiel beteiligte, war trotz seiner Körpergröße von unter 1,80 m als Brecher aktiv und erzielte so auch das wichtige 1:2. Mit ein wenig Glück hätte man noch vor der Pause den Ausgleich erzielen können.
2. Halbzeit
Es spielte nur noch eine Mannschaft und das war Australien. Chile wirkte völlig ausgepowert und ohne Konzept gegen die physisch starken Offensivakteure ihrer Gegner. Nicht einmal der Trainer der Südamerikaner, Jorge Sampaoli, hielt es für notwendig, seine Mannen etwas tiefer zu positionieren. Denn obwohl man scheinbar völlig kraftlos war, positionierte man sich immer noch sehr offensiv und öffnete große Lücken zwischen den Linien und auf den Außen. Auch Vidal konnte Chile nach seiner Verletzung nicht helfen und musste völlig blass ausgewechselt werden.
Immer wieder versuchten es die ‘Aussies’ gefährlich zu werden und schafften das vor allem in Person von Tim Cahill, der sich wiederholt gegen die kleinen Innenverteidiger der ‘La Roja’ im Kopfballduell durchsetzen konnte. Auch Mark Bresciano kam zu einigen Schussgelegenheiten. Mathew Leckie hingegen schaffte es oftmals, auf der rechten Seite durchzubrechen. Es fehlte schlussendlich die letzte Entschlossenheit vor dem Tor, um das hochverdiente 2:2 zu erzielen. Somit hatten die Chilenen in Minute 90 die Gelegenheit, für die Entscheidung zu sorgen. Beausejour markierte mit einem tollen Distanzschuss das entscheidende 3:1.
Alex Song und Alexis Sánchez im Einzelcheck
Zu der Leistung des Kameruners Alex Song gibt es eigentlich wenig zu sagen. Wie seine Nationalmannschaft enttäuschte er auf ganzer Linie und war völlig abwesend während der gesamten Spielzeit. Das war keine Werbung für seine Qualitäten.
Alexis Sánchez hingegen wurde zum ‘Man of the Match’ gekürt und konnte mit einem Treffer sowie einem Assist voll und ganz überzeugen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er der Schlüsselspieler im Offensivspiel der Chilenen ist. In Hälfte zwei war er, wie seine Teamkollegen auch, jedoch nicht mehr zu sehen. Trotzdem, es war ein überzeugender Auftritt im Nationaltrikot.
Alexis Sánchez nach dem Spiel: „Wir hatten ein schweres Spiel aufgrund der Hitze und des gegnerischen Pressings. Wir litten, aber wir haben gewonnen und es uns verdient.“