Seit Wochen zerbrechen sich die katalanischen Medien den Kopf über die möglichen Neuzugänge beim FC Barcelona für die Saison 2016/2017. Einige Namen hallen wie ein Echo über die Presselandschaft, während andere wiederum nur flüchtig Erwähnung finden und sich so schnell in Luft auflösen, wie sie in Umlauf gekommen sind. Wir möchten uns dem Kader der Blaugranas dagegen aus einer anderen Richtung nähern und hinterfragen, in welchen Bereichen eine Verstärkung überhaupt geboten erscheint. Aus dem reichhaltigen Fundus an Meinungen im Barçawelt-Forum präsentieren wir daran anschließend Spieler, über die sich die Führung des katalanischen Traditionsvereins durchaus einmal Gedanken machen könnte. Den Beginn macht die Defensive.
Zumindest über die Besetzung im Tor wird sich der FC Barcelona in der Sommerpause wohl keine Gedanken machen müssen. Marc-André ter Stegen wird allem Anschein nach bei den Katalanen bleiben, so zumindest sind seine jüngsten Aussagen gegenüber Barça-TV zu deuten: „Es ist ein schöner Ort zum Leben hier. Ich fühle mich hier wohl und möchte gerne bei diesem Verein bleiben und das schöne Leben fortsetzen, das ich hier habe.” Noch vor wenigen Wochen hatten die Aussagen des deutschen Nationalspielers einen etwas anderen Anklang, gab sich der 24-Jährige schließlich gleich mehrfach auf Nachfrage vor der Kamera bedeckt über seine weitere Zukunft in der katalanischen Metropole. Die Bedenken scheinen nun verflogen, vielleicht hat ja jemand aus dem Umfeld eingelenkt und Marc eindringlich ins Gewissen geredet.
Die Innenverteidigung: Auch heute noch eine Achillesferse des FC Barcelona
Die Torhüterposition ist aber fast schon der einzige Bereich, in dem sich der FC Barcelona entspannt zurücklehnen kann. Bereits die Positionen in unmittelbarer Nähe zu den Keepern bedürfen einer näheren Betrachtung, allen voran die Innenverteidigung. Gerard Piqué und Javier Mascherano bilden hier die erste Garnitur und konnten in der jüngeren Vergangenheit die Anhängerschaft mit guten Leistungen auf ihre Seite bringen. Das Ausscheiden aus der Champions League und die schwachen Wochen nach der Niederlage im Clásico im Allgemeinen sind auf viele Missstände zurückzuführen, die nur wenig mit dem Verteidigungsverhalten der beiden etatmäßigen Innenverteidiger zu tun haben dürften; dieses war häufig auf einem hohen Niveau.
Hinter der Waka-Waka-Frohnatur und dem unnachgiebigen Kämpfer aus Argentinien tut sich allerdings eine große Kluft auf, die Grund zur Besorgnis gibt. Marc Bartra, Thomas Varmaelen und Jérémy Mathieu sind die Namen, die nach jetzigem Stand ersatzweise zum Zug kommen, und zwar in umgekehrter Reihenfolge, wenn die Stammverteidigung ausfällt. Doch keiner von ihnen stellt nach jetzigem Stand in der Leistungsspitze einen angemessenen Ersatz dar. Den Belgier holten die Katalanen trotz einer vorhandenen Verletzung, trotzten damit den gesundheitlichen Risiken, die auch heute noch das Dasein des Spielers beim FC Barcelona prägen. Er steht dem Trainerteam nur selten zur Verfügung, noch seltener findet er sich zum Fußballspielen auf dem Platz ein und vermag dann fast nur mit einer mangelhaften Spieleröffnung von sich reden machen. Mathieu dagegen hatte schon durchaus gute Spiele im Dress der Blaugranas, doch seine Leistungskurve stagniert und zeigt eher nach unten als nach oben, was womöglich auch dem fortschreitenden Alter geschuldet sein könnte – der Franzose ist mittlerweile 32 Jahre alt. Das ist nicht unbedingt ein Alter, mit dem sich Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit erlauben lassen, doch gerade in der Innenverteidigung, in der insbesondere auch Zweikampfstärke und Bissigkeit abverlangt werden, dürften jenseits der 30er bereits einige Prozent fehlen. Auch Javier Mascherano gehört mit seinen 31 Jahren zu dieser Sorte Spieler, wenngleich er auch heute noch Qualität und eine hohe kämpferische Güte ausstrahlt. Niemand kann allerdings sagen, wie lange ‘el jefecito’ noch so viel Energie in der Innenverteidigung abrufen kann.
Marc Barta ist mit seinen 25 Jahren der jüngste im Bunde, ihn quälen aber Probleme ganz anderer Art und es ist nicht abzusehen, dass für ihn beim FC Barcelona noch ein Licht aufgeht, jedenfalls nicht unter Luis Enrique. In den wenigen Einsätzen, die der ‘Mister’ ihm zugestanden hat, machte der Spieler aus der Provinz Tarragona durchaus eine gute Figur, gemessen an den wenigen Minuten, die er auf dem Feld stand. ‘Lucho’ scheint aber nicht überzeugt von dem Können seines Schützlings oder aber ihm fehlt die Erhabenheit, das Eigengewächs den erfahrenen Verpflichtungen vorzuziehen. Was auch immer die Beweggründe für seine fehlende Berücksichtigung sind, die Zeit des Spielers bei Barça neigt sich wohl dem Ende entgegen, er spielt in den Plänen wohl keine entscheidende Rolle mehr. Vor wenigen Tagen erst berichtete die Mundo Deportivo darüber, dass Bartra einen Wechsel nun ernsthaft in Erwägung ziehe. Ob Barça noch einmal auf ihn zukommen wird, steht in den Sternen.
Marquinhos und Laporte im Visier des FC Barcelona
Die mediale Berichterstattung über die beabsichtigte Verstärkung der Innenverteidigung macht vor allem eines deutlich: Es wird wohl namhaft und teuer werden. Zwei Spieler werden dabei besonders häufig mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht, die Rede ist von Aymeric Laporte (Athletic Bilbao) und Marquinhos (PSG). Sie sind nicht nur die absoluten Favoriten bei den Medien, sondern auch bei der Anhängerschaft der Blaugranas. Barçawelt-Mitglied Jablok gab zu beiden Spielern eine kurze Stellungnahme im Forum:
Aymeric Laporte
„Der 21-jährige Franzose hat bei Athletic Bilbao noch bis zum 30.06.2019 Vertrag. Sein Marktwert beträgt 20 Mio. Euro. Laporte kann neben der Innenverteidigung auch auf der Position des Linksverteidigers spielen, was ich zumindest für einen kleinen Pluspunkt halte. Wäre mit seiner Größe von 1,89m ebenfalls ein Upgrade für unsere Standards und Kopfballduelle.”
Marquinhos
„Ebenfalls schon sehr oft mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht wurde PSGs Marquinhos. Der Brasilianer ist auch gerade mal 21 Jahre alt und dürfte mit einem Marktwert von 30 Mio. Euro und einem Vertrag bis zum 30.06.2019 besonders schwer aus Paris zu bekommen sein. Er ist neben der Innenverteidigung auch der Rechtsverteidigung mächtig.”
https://www.youtube.com/watch?v=8DRTZMAHF6U
Was den Preis für diese Spieler anbelangt, so sind sich im Forum die Mitglieder grundsätzlich einig. „Mach da ruhig eine 40er daraus”, reagierte Tical auf den obigen Beitrag und ergänzte, „für 30 Millionen Euro kriegt man heutzutage kein junges Startelf-Material mehr”. In die gleiche Richtung ging der Beitrag unseres Moderators Mühsam: „Da kann man ruhig eine 50 daraus machen. Die AK für Laporte wurde auf 50 Millionen Euro erhöht und wer die Administration von Bilbao kennt, weiß genau, dass die keinen Cent davon abrücken werden.”
Selbst wenn Barça die Ausstiegsklausel in Höhe von 50 Millionen Euro ziehen würde, wäre nicht garantiert, dass Laporte sich zur Vorbereitung auf die neue Saison tatsächlich beim FC Barcelona einfinden würde. Den Gerüchten zufolge soll auch Pep Guardiola auf den talentierten Verteidiger sein Augenmerk geworfen haben und bei Manchester City sei er nun gewillt, den Basken nach England zu locken. Ob Barça finanziell mit Manchester City mitziehen könnte, erscheint derweil fraglich. Bei Laporte besteht noch ein Problem ganz anderer Natur: Bei einem Einsatz für die U21-Auswahl von Frankreich im März 2016 zog sich der Spieler einen Wadenbeinbruch zu, sodass seine Saison vorzeitig ein Ende nahm. Bei ihm würden demnach besondere Maßnahmen der Wiedereingliederung in den Trainingsbetrieb erforderlich werden und es könnte durchaus etwas dauern, bis Laporte wieder seine bestmögliche Verfassung erreicht.
Diese kleinen Unwägbarkeiten gäbe es bei einem Transfer von Marquinhos nicht. Der Brasilianer habe laut der Mundo Deportivo sogar den Wunsch, Paris St. Germain in Richtung Barcelona zu verlassen und sei entschlossen, dies der Vereinsführung alsbald mitzuteilen. Der FC Barcelona demgegenüber halte sich trotz dieses Interesses zurück – die Führung wisse um das Begehren der Franzosen um Neymar und wolle das Verhältnis zu PSG nicht auf die Probe stellen, indem man sich aktiv um Marquinhos bemüht. Der Spieler müsse schon von sich aus die erforderlichen Schritte einleiten, heißt es.
Nicht so heiß gekocht wie die beiden vorgenannten Spieler wird John Stones vom FC Everton. An dem ebenfalls 21-jährigen Talent vom FC Everton soll aber reges Interessen vonseiten Manchester City und dem FC Chelsea bestehen. Für ihn sprechen seine Größe von 1,88m und der Umstand, dass er auch auf der Position des Rechtsverteidigers agieren kann. Ebenfalls im Gerüchtetopf taucht der Name von José María Giménez auf, 21-jähriger Spieler von Atlético Madrid. In Anbetracht der bevorstehenden Transfersperre ist ein Wechsel jedoch eher unwahrscheinlich.