FC Chelsea 2:2 (6:4 n.E.) FC Barcelona
Das dritte Testspiel brachte einen weiteren höchst namhaften sowie lukrativen Gegner für den FC Barcelona hervor. Neben einem erneuten Kräftemessen mit dem FC Chelsea gab es auch ein Wiedersehen mit José Mourinho sowie Ex-Barça-Spieler Cesc Fàbregas. Mourinho setzte dabei auf seine fast beste Elf. Stammkeeper Courtois wurde von seiner Viererkette bestehend aus Ivanović, Cahill, Zouma sowie Azpilicueta abgesichert. Davor war erneut die Doppelsechs mit einem aufbauenden Matić sowie einem aufrückenden Fàbregas gesetzt, während Freigeist Hazard sowie Oscar und Kenedy die Offensivpositionen einnahmen. Als Stoßstürmer, Ballhalter, Ballverschlepper sowie Wandspieler war wieder einmal Diego Costa im Einsatz.
Chelsea agierte im Defensivverhalten in einem relativ konservativen 4-4-2 mit Oscar sowie Costa an der vordersten Spitze, den nominellen Flügelstürmern auf den Außenpositionen sowie die Doppelsechs, die erneut pendelnde Bewegungen der katalanischen Achter-Zentrale abfangen sollte. Häufig schien die vorderste Zweierspitze zudem eine 1-1 Stellung einzunehmen, sprich Oscar agierte etwas hinter Costa. Womöglich sollte Costa dadurch den Ball auf eine Seite leiten, in die Oscar aufgrund der höheren Distanz dynamischer hineinsprinten konnte beziehungsweise einen größeren Laufweg hatte, um Tempo aufzunehmen. Sollte dies nicht gelingen, dann verschoben die beiden Viererketten in Richtung der Außenbahn von Oscar, während dieser sich am Rückwärtspressing beteiligte und so den Ballführenden einkesseln sollte.
Zudem konnte man auch immer wieder weite Abkippbewegungen der Flügelstürmer beziehungsweise besonders von Kenedy beobachten, wodurch teils Fünfer- oder äußerst selten auch Sechserketten entstehen konnten. Dadurch sollte zum einen der Flügel nicht entblößt werden, zum anderen die Kompaktheit im Zentrum bewahrt werden. Da Chelsea aber deswegen Zugriff in der ersten (Oscar rückte dann etwas ein) beziehungsweise auch zweiten Linie verlor, konnten sich die Katalanen relativ leicht in deren Hälfte festsetzen.
Bei eigenem Ballbesitz rückte Matić als spielgestaltender und rhythmusgebender Sechser in den Sechserraum, während Fàbregas des Öfteren leicht nach rechts abkippte und von dort aus in die vordere Linie auf den Wirkungsbereich beziehungsweise in den Halbraum Kenedys stieß. Dieser wiederum tendierte in das Zentrum, weil sich abwechselnd Hazard sowie Oscar im linken Halbraum abfallen ließen und von dort mit ihren dribblerischen Fähigkeiten die Defensivformation der Blaugrana sprengen sollten, was sich beim ersten Treffer beispielsweise bezahlt gemacht hat.
Beim FC Barcelona setzte man erstmals in dieser Testspielserie auf eine andere Sechs als Sergio Busquets. Gerard Gumbau hatte die Ehre, den Platz des Mittelfeldgenies einzunehmen und konnte dies in solider Manier erledigen. An den Busquets-typischen raum- und passöffnenden Charakter konnte er zwar nicht ganz anschließen beziehungsweise Pressing-Situationen der Londoner in gleicher Manier mit Bewegungen ausgleichen, dennoch waren seine Bewegungen gegen den Ball sowie Gegenpressing-Positionierung größtenteils zufriedenstellend. Im Passspiel war er aufgrund der erwähnten zu weiten Teilen tiefen Staffelung Chelseas nicht sonderlich gefordert.
Ansonsten gab es lediglich mit dem Aufrücken Busquets auf die Achter-Position neben Rakitić eine weitere nennenswerte Positionsänderung zu erwähnen. Dies sollte sich insofern nicht positiv bezahlt machen, als dass der Katalane für diese Rolle zu wenig Dynamik und richtig getimte Pendelbewegungen zeigte, um Verbindungen mit den Außenspielern zu erzeugen und dann gegebenenfalls zu verlagern.
Im Tor stand erneut Marc-André ter Stegen, während vor ihm Adriano, Mathieu, Bartra sowie Douglas die Viererkette gaben. Aufgrund einer etwas schwerwiegenderen Verletzung des brasilianischen Rechtsverteidigers musste allerdings früh erneut Sergi Roberto auf einer für ihn ungewohnten Position auflaufen. Ganz vorne lieferte Luis Suárez wieder tolle Abkippbewegungen mit anschließenden Verlagerungen auf die Außen sowie gute Bewegungen zum Ball beziehungsweise in die ballnahen Halbräume. Auf den Flügeln durften die beiden Youngsters Munir sowie Sandro ihr Talent unter Beweis stellen, wobei sich insbesondere bei Munir noch Probleme in der Entscheidungsfindung bei Folgeaktionen herausstellten; bei Sandro trat dies nur partiell auf.
Konkret ist hier die Folgeaktion Munirs mit dem Ball gemeint. Der gebürtige Madrider zeigte gute Bewegungen in die Halbräume und konnte sogar perfekt getimte Abkippbewegungen präsentieren, doch anstatt auf kleinräumige Kombinationen oder raumöffnende Dribblings aus zu sein, schien er eher mit dem Kopf durch die Wand zu wollen und verlor mit eher aussichtslosen Dribblings häufig den Ball. Diese Problematik taucht beim anderen Youngster Sandro seltener auf; beziehungsweise verfolgen seine Dribblings eine konkretere und genauere Zielsetzung. Bei beiden war allerdings eine teilweise ungewöhnlich hohe Positionierung bei gegnerischem Ballbesitz zu beobachten oder es wurde nicht genug abgekippt, um einen Verteidigungsblock zu bilden. So war bei Hazards Einzellauf, der zum Tor führte der ballnahe Flügelstürmer etwas höher, als die Mittelfeldspieler. Da aufgrund der schon gegen Manchester United aufgetretenen erwähnten Problematik des doch extremen Verschiebeverhaltens der Katalanen auf eine Seite und damit der Entblößung der ballfernen Seite Rakitić nicht mehr in der Lage war Hazard noch effektiv zu stören, konnte dieser relativ leicht dann auch die letzte Linie ausspielen. Ob dies noch Abstimmungsprobleme im Defensivverhalten oder ausgemachtes Kalkül in der taktischen Planung sind, lässt sich allerdings nicht ausmachen. Vermuten kann man Ersteres.
In der zweiten Hälfte ließ Mourinho gleich nach Halbzeitbeginn zwei Wechsel durchführen, die eine kleine systematische Änderung ergaben. William kam für Kenedy, während Oscar für Ramires wich. Fàbregas rutschte dadurch eine Position höher, während Ramires auf der rechten Sechser-Position zum Einsatz kam und etwas mehr Stabilität beziehungsweise mehr Absicherung reinbringen sollte. Fàbregas hingegen gab einen eher vorstoßenden Zehner ab, um Raum für Hazard in der Mitte aufzumachen, und beteiligte sich mit ein paar Abkippbewegungen ebenfalls am Aufbau. Ansonsten versuchte es Mourinho im weiteren Verlauf der Partie mit weiteren Personalien auf gleichen Positionen, die ihre Rollen allesamt etwas unterschiedlich interpretierten.
Beim FC Barcelona hingegen war Gumbau etwas offensiver orientiert mit dem Ball am Fuß und konnte damit auch überzeugende Übergänge mit anschließenden Verlagerungen auf den Außen im letzten Drittel vollziehen. Doch in der Defensive funktionierten die Mechanismen immer noch nicht relativ überzeugend. Die versuchten Isolationen des Gegners auf den Außen wurden von Chelsea häufig durchbrochen und auch das Gegenpressing war noch nicht zu 100 Prozent ausgereift.
Auf einen Spieler wollen wir allerdings noch kurz eingehen, namentlich Sergi Samper. Der junge Katalane wies im Gegensatz zu seinem Mitstreiter Gumbau auf der Sechs keine großen Unterschiede auf. Kleinigkeiten in den Bewegungsmustern der beiden sowie ein vielleicht etwas besseres Passspiel in Drucksituationen von Samper wären die nennenswertesten Unterschiede, die man aufzählen könnte, doch in puncto Bewegungen gegen den Ball sowie situative Manndeckungen haben sich beide relativ wenig genommen. Da die meisten Gegner des FC Barcelona allerdings des Öfteren auf längere Bälle und anschließenden Kopfballablagen setzten, um schnell ins letzte Drittel zu gelangen, wäre eine minimale Favorisierung Enriques gegenüber Gumbau nicht unschlüssig. Dennoch wird der harte Konkurrenzkampf dieser beiden Talente auch in der Zukunft ein interessant zu beobachtendes Thema sein.
AC Florenz 2:1 FC Barcelona
Im letzten Spiel des International Champions Cup empfing der AC Florenz dieses Mal den FC Barcelona im heimischen Stadion. Teamchef Paulo Sousa brachte dabei eine äußerst interessante Elf beziehungsweise Ausrichtung auf das Feld. In einem 3-5-2/3-4-3 ähnlichem System sollte die katalanische Ballbesitzmaschinerie geknackt werden. Dabei gab Rodríguez den zentralen Innenverteidiger im Aufbau, während Tomović sowie Roncaglia die Halbverteidiger gaben und ersterer auch zu leichten Vorstößen mit Ball nach vorne neigte.
Davor waren die zentralen Mittelfeldspieler Valero sowie Badelj. Ilićić schien im Spiel etwas leicht nach vorne versetzt gewesen zu sein, zeigte allerdings immer wieder abkippende Bewegungen in den rechten Halbraum zu Valero, der darauf hin etwas zentraler abdriftete. Auf den Flügeln brachten die Flügelverteidiger Breite sowie mehrere Vorstöße, die unter anderem auch bei den beiden Toren – jeweils mitbeteiligt war Flügelverteidiger Joaquín – wirkten. Ganz vorne gab es mit Babacar einen eher nach links versetzten Stürmer, wenn Ilićić nicht abkippte, beziehungsweise den zweiten Stürmer neben Bernardeschi, wenn Ilićić abkippte.
Florenz zog sich, wie schon die vorherigen Gegner auch, in üblicher Art und Weise für einen Gegner des FC Barcelona weit zurück. Doch insbesondere in dieser Partie wichen die Italiener häufig von höherem Pressing ab und beschränkten sich auf die Endverteidigung im letzten Drittel. Dabei kippte Flügelverteidiger Pasqual häufig in die hintere Dreierkette ab, womit Tomović zum Rechtsverteidiger wurde. Babacar kümmerte sich dann um den Raum vor Pasqual und driftete auf die Außen ab, während Ilićić etwas hinter dem ganz vorderen Bernardeschi agierte. So ergaben sich 4-4-1-1-Staffelungen der Florenzer, die damit höchstwahrscheinlich die Katalanen auf die Flügel isolieren und von Busquets trennen wollten.
Da man beim Verschieben der eigenen Defensivformation nicht den ballfernen Flügel verwaisen lassen wollte, kippte ein paar Male auch der ballnahe “Flügelspieler” – sprich Stürmer Babacar – beziehungsweise Wing-Back Joaquín nach Verlagerungen in die Viererkette, damit man sofortigen Zugriff auf den Flügel erhalten konnte. So kam es zu Fünferketten in der hintersten Linie sowie einem Abkippen von Ilićić in die zweite Linie, um hier den Zugriff nicht zu verlieren, was 5-4-1-Staffelungen erzeugte. Doch aufgrund der Zugriffslosigkeit beziehungsweise unsauberen Staffelung konnte der FC Barcelona in Form von Iniesta relativ leicht zu Rakitić verlagern, der sofort auf den sprintenden Suárez weiterlegte und den Anschlusstreffer beziehungsweise gleichzeitig auch den Endstand zum 1:2 markierte.
Bei einer derartig defensiven Herangehensweise waren Kontersituationen die einzigen Mittel mit denen die Florentiner Gefahr erzeugen konnten. Dabei konnte insbesondere der oftmals auf rechts abkippende Ilićić für gute Ablagen auf den Außen zu Joaquín oder nach innen zu Valero erzeugen, die man dann für Verlagerungen auf die andere Seite nutzte.
Und wie schlugen sich die Katalanen? Das markanteste Merkmal, das man im Ballbesitzspiel erkennen konnte, waren Iniestas interessante Bewegungen. Bereits im Spiel gegen Manchester United hatte der Spanier diese Bewegungen angedeutet und auch bei Busquets als linker Achter gegen Chelsea waren ähnliche Muster teilweise zu beobachten. Die folgende Grafik soll das illustrieren.
Die Achter-Paarung des FC Barcelona wird wie üblich von der gegnerischen Doppelsechs/Doppelacht Badelj beziehungsweise Valero manngedeckt. Iniesta nutzt dies und driftet etwas in das Zentrum ab. Damit öffnet er sowohl Raum für Pedro zum Abkippen sowie auch Passwege für den wechselwilligen Kanarier. Jedoch ist in diesem Mechanismus auf jeden Fall noch reichlich Potenzial vorhanden, da Pedro die meisten Zuspiele lediglich für Verlagerungen auf Roberto oder Rafinha nutzte und keine weiträumigen Bewegungen mit Ball zum anderen Flügel, wie es beispielsweise Neymar letzte Saison oft tat, tätigte. Ähnliches dürften wir vom Brasilianer, sollte dieser Mechanismus auch in Pflichtspielen zum Einsatz kommen, zukünftig sicherlich erwarten. Weitere Möglichkeiten, die sich durch diese Bewegungen ergeben könnten, wären auch kleinräumige Kombinationen des abkippenden Flügelspielers mit Iniesta sowie Suárez, womit Alba als Zielspieler anvisiert und mit den Nadelspieler-Fähigkeiten eines Iniesta angespielt werden könnte.
Ansonsten waren die Katalanen wie oben schon erwähnt, nie relativ oft unter Pressing-Zugzwang. Dies lag zum größten Teil wieder am erneut hervorragend eingestellten Sergio Busquets beziehungsweise dessen flexible Bewegungsmuster im Aufbau. War der Katalane zu Anfang noch größtenteils vor den Innenverteidiger, sprich im 4-4-1-1-Defensivsystem Fiorentinas in der Nähe von Ilićić positioniert, so kippte er aufgrund dieser Systematik der Italiener vermehrt zwischen die Innenverteidiger ab. In den vorangegangen Duellen war dies stets ein oftmals erfolgreiches Mittel für Lockversuche, um den Gegner aus der dichten Formation zu bewegen und mit langen Bällen auf die Flügelspieler die letzte Linie in Bedrängnis zu bringen. In diesem Fall aber hatte Busquets Abkippen einen etwas anderen Zweck.
Wir sehen im Zentrum am Mittelpunkt den anfangs noch hohen Busquets, der hinter Bernardeschi beziehungsweise in der Nähe von Ilićić war. Im Verlauf der Partie kippte der Sechser der Katalanen zwischen die Innenverteidiger. Das hatte zur Folge, dass Vermaelen sowie Piqué etwas nach außen abdrifteten und damit kurzweilig eine Dreierkette entstand. Iniesta und Rakitić konnten immer noch effizient im Spielaufbau eingebunden werden. Der größte Effekt, den dieses Abkippen zur Folge hatte, waren allerdings die neuen Passoptionen beziehungsweise auch besseren Passwinkel für Busquets. Lief ihn beispielsweise Bernardeschi direkt frontal an, so konnte er zum richtigen Zeitpunkt zu einem der Innenverteidiger passen und Bernardeschi war überwunden beziehungsweise haben sich Vorstoßräume für den jeweiligen Innenverteidiger geboten. Die andere, häufiger eingesetzte Variante war allerdings ein Zuspiel auf die Achter, die sich danach mit dem Ball direkt wieder nach vorne orientierten und entweder zu den eingerückten Flügelspielern oder auch den Außenverteidigern passten.
Durch die gesamtsystematische Ineffizienz Fiorentinas beim Aufbauspiel der Katalanen konnten sich diese relativ leicht in deren Hälfte beziehungsweise auch letztem Drittel festsetzen und dort aufgrund der häufig unsauberen Staffelung und Zugriffslosigkeit des Gegners gefährliche Strafraumsituationen initiieren. Insbesondere Pedro neigte immer zu langen Dribblings, die er aber zum einen nicht vollendete und zum anderen seine Kameraden nicht passend einbinden konnten, um sie anzuspielen. Dennoch waren sie ein gefährliches Mittel, um vielversprechende Aktionen zu erzeugen.
Eine weitere interessante Facette im Spiel der Blaugrana verband erneut Busquets. Hierbei sind nun seine aufrückenden Bewegungen sowie kurzen Phasen in höheren Zonen als die Achter (man betrachte die Grafik im Spiel gegen Manchester), wodurch kurzzeitig noch mehr Präsenz erzeugt wurde beziehungsweise Kombinationen hätte auslösen können. Doch man merkte, dass dieses Mittel relativ neu im Repartoire der Mannschaft war und deswegen nicht optimal eingebunden werden konnte.
Was zudem eine weitere Problematik beim FC Barcelona darstellte, waren die häufig unpassenden Gegenpressing-Staffelungen. Dies geschah aufgrund der drückenden Präsenz in der Hälfte der Italiener, wodurch bei eventueller Überwindung der zweiten Pressinglinie der Katalanen, größtenteils bestehend aus den Mittelfeldspielern, weite Räume für Konter vorhanden waren. Im Verbund mit dem Problem des Verschiebens beziehungsweise dem fehlenden Zugriff auf den ballfernen Flügel konnten die Italiener insbesondere in der zweiten Hälfte, in der die Gegenpressing-Staffelungen der Blaugrana noch unsauberer wurden, viele gefährliche Situationen generieren. Dass bei einem Team wie Florenz, das schon aufgrund des Systems zwei breite Spieler als Wing-Backs besitzt, diese Probleme noch offensichtlicher wurden, war deshalb zu erwarten. Insofern ist die wahrscheinlich größte und relevanteste Erkenntnis für Luis Enrique aus diesem Spiel, dass bei besonders tief stehenden Gegnern (was man in Zukunft wohl nicht ausschließen kann) die Gegenpressing-Staffelungen und Bewegungen gegen den Ball auf jeden Fall noch optimiert werden müssen. Glücklicherweise brachte dieses letzte Spiel im International Champions Cup noch einige konkrete Situationen, an denen man arbeiten kann.
Fazit: Barça vielversprechend mit dem Ball; Luft nach oben ohne Ball
Was soll man zusammenfassend noch groß über diesen International Champions Cup sagen? Er offenbarte dem FC Barcelona einige Punkte, die man auf jeden Fall noch optimieren und verbessern kann. Diese wären:
- Bessere Gegenpressing-Staffelungen und -Systematik
- Optimierung der Isolationen auf den Flügeln
- Pendelbewegungen der Achter optimieren beziehungsweise die – oft ins Zentrum – raumöfffnenden Bewegungen der Achter für die Flügelstürmer besser einbinden und Folgeaktionen konkretisieren
- Manndeckung bei Standardsituationen und speziell bei Eckbällen verbessern und keine zentralen Räume entblößen, wie beim Gegentreffer durch Wayne Rooney
- Bessere oder häufigere Einbindung der Torwartkette bei gegnerischen Pressing-Situationen
In diesem Zusammenhang muss man allerdings erwähnen, dass die Glücksgöttin Fortuna dem FC Barcelona in vielen der Testspiele nicht zur Beihilfe stand und beispielsweise gegen Chelsea ein Standard beziehungsweise ein Fehler von Torhüter Masip oder auch ein ungültiges Tor von Rooney dem Gegner in die Karten spielte. Zudem haben wir hier auch die bessere Einbindung der Torwartkette hingeschrieben, weil die üblich breite Positionierung der Innenverteidiger (bewusst?) nicht zu sehen war, sie jedoch letzte Saison jegliches gegnerisches Pressing zunichtemachte. So bekam der FC Chelsea beispielsweise durch eigenes Pressing ein Foul vor dem Strafraum der Blaugrana zugeschrieben, wobei die Katalanen die Torwartkette nicht benutzt hatten. Der Freistoß endete mit einem glücklichen Lattenkracher für die Blau-Roten.
Doch alles in allem zeigte sich der FC Barcelona in dieser top-besetzten Testspielserie insbesondere beim Ballbesitz- und Zirkulationsspiel von einer guten Seite und konnte mit den besser eingebundenen Verlagerungen bei eventueller Isolation einer Seite (siehe Spiel gegen La Galaxy) auch eine gewisse Entwicklung durchmachen. Speziell auf der linken Seite konnte man zudem mit den raumöffnenden Bewegungen von Iniesta gegen Manchester United und Florenz beziehungsweise partiell Busquets gegen Chelsea in höheren Zonen Interessantes zum Vorschein bringen. Dies lässt darauf zurückschließen, dass Enrique Neymar besser im Spiel integrieren möchte und Alba auch unabhängig von Messis (genialen) Diagonalbällen mit mehr kleinräumigen Kombinationen in Szene setzen möchte. Auf der rechten Seite hingegen dürfte alles beim Alten bleiben, das bedeutet, dass wir erneut die harmonischen Bewegungen von Messi und Alves zueinander (bei denen nichts mehr verbessert werden muss) und einen Rakitić, der als Raumbesetzer und Balancespieler agieren wird, beobachten werden. Was in dieser Hinsicht noch spannend sein wird, sind die oftmals aufgetauchten Seitenwechsel der Flügelspieler in diesen vier Spielen. Ein neues Element für die kommende Saison?
Was die Jugendspieler anbelangt, so konnten sie alle vielversprechende Ansätze in puncto Raumbesetzung und Abkippen zeigen, sich jedoch noch in der Entscheidungsfindung bei Folgeaktionen, wenn sie den Ball erhalten, verbessern; beim einen mehr, beim anderen weniger. Dieses Unterfangen ist allerdings ohne viel Training sowie Spielpraxis kaum möglich, weswegen die Spielzeit durchaus berechtigt war. Auf der Sechs können wir einen interessanten Kampf zwischen Gumbau sowie Samper beobachten, die sich zwar bei den Bewegungen gegen den Ball nicht viel nehmen, dafür aber leichte Unterschiede bei eigenem Ballbesitz aufzeigen. Sergi Roberto agierte als solider pendelnder Achter ohne großartig erwähnenswerte Anomalien und als linearer Außenverteidiger, den man während der Saison sicherlich des Öfteren Einsatzminuten geben kann. Alen Halilović haben wir vorerst noch außen vor gelassen, da seine Einsatzzeiten eine möglichst objektive Evaluierung nicht möglich machen. Zu ihm wird es in Zukunft aber sicherlich noch einige Beiträge zum Lesen geben.
Weiterer Gewinner dieser vier Spiele war besonders auch Rafinha, der mit seinen unterstützenden einrückenden Bewegungen oft Anspielstation in höheren Zonen darstellte und die anschließenden (diagonalen) Dribblings gut demonstrieren konnte. So könnte die zweitwichtigste Erkenntnis dieses International Champions Cup sein, dass der Jüngere der Alcântara-Brüder einen relativ adäquaten Ersatz für einen (die Leserschaft möge mir die folgenden Worte verzeihen) alternden Messi sein könnte, zumindest in unwichtigeren Spielen. Dass dies die lediglich zweitwichtigste Erkenntnis des ICC ist, liegt am Ende lediglich auch daran, dass der unterschätzteste Spieler dieses Planeten (Busquets) erneut seine geniale Vielfalt auf der Sechs gezeigt hat oder – besser gesagt – wir sie bewundern durften.
Teil 1 der taktischen Analyse zum ICC: