Tata Martino meistert die Saison bislang mit Bravour und eilt mit dem FC Barcelona von Sieg zu Sieg. Bei unseren Mitglieder ist eine hochinteressante Diskussion entbrannt. Die Kernfrage der Kontoverse war, ob der FC Barcelona unter Tata Martino genauso erfolgreich sein kann wie jenes unter Guardiola. Viel überflüssige Kritik musste Tata Martino über sich ergehen lassen. Der Spielstil des FC Barcelona und die Philosophie würden sich gravierend verändern, so lautete die lächerliche Kritik. Welche Perspektiven die Mitglieder aufgegriffen haben und welche Vorzüge Tata gegenüber Pep hat, erfahrt ihr im Folgenden.
Tata Martino der Pragmatiker
Unter Tata Martino spielt der FC Barcelona lösungsorientierter. Zu Zeiten von Guardiola gab es nur eine Spielphilosophie und die wurde ohne Wenn und Aber eingehalten und die Spieler rückten nicht von dieser ab. Diese Vorgehensweise zeigte sich zu Beginn unter Pep Guardiola von Erfolg gekrönt. Mit der Zeit lernten die Gegner das Spiel der Katalanen auszuhebeln und das System stieß an seine Grenzen. Variabilität und Vielfältigkeit sind unter Tata Martino groß geschrieben. ‘Spongebob’ schrieb einen kurzen, aber inhaltlich präzisen Absatz: „Das Spiel wird sich wandeln und Barça wird nachziehen müssen. Wieso sollte Tata auf eine Spielweise setzen, mit der man heute keinen Blumentopf mehr gewinnen kann? Wieso sollte er seine Spieler nicht glücklich machen, wenn er es kann?”
Pressing unter Tata Martino
Unter Guardiola wurde ein intensives und kräftezehrendes Pressing praktiziert. Tata geht dieses Thema etwas ruhiger und bedachter an. Eine interessante Einschätzung gibt uns diese Aussage: „Das jetzige Spiel ist meiner Meinung nach ausgewogener und sicherer. Barca presst im variablen 4-4-2, aber nicht mit voller Kraft wie damals, sondern intelligent. Am Ende landet der Ball trotzdem immer wieder bei Barca. Der Ballgewinn findet nicht mehr so weit vorne statt, was Tatas Idee vom Fußball aber entgegenkommt. Nach der Balleroberung geht es zumeist sehr schnell nach vorne. Das ist Tatas Weg, mit den “Bussen” von früher zu verfahren. Ich glaube, nach Tatas Vorstellung findet die perfekte Balleroberung im Mittelfeld statt, während der Gegner ausschert. Der Gegner ist dann nicht zu weit vorne, aber auch nicht zu weit hinten.”
Abhängigkeit von Messi
Mit dem Amtsantritt von Guardiola änderte sich einiges. Der Mittelpunkt im System wurde Lionel Messi. Während der Amtszeit von Guardiola avancierte Messi zum besten Spieler des Planeten und jagte Rekord um Rekord. Es zeichnete sich eine Abhängigkeit von Messi ab – so geschah es auch. In Spielen ohne einen verletzten Messi agierte die Mannschaft zweitklassig, obwohl das Team dennoch voller Welt- und Europameister gespickt war. Lionel Messi wurde behandelt wie ein König und mit Samthandschuhen angefasst. Auch gewährte Guardiola Messi eine Einsatzgarantie und wechselte ihn fast nie aus. Seitdem Tata das Sagen hat, verringerte sich die “Macht” von Messi. Die letzten Wochen und Monate spielte man ohne ihn und zeigte ansehnlichen Fußball. Brisante Zahlen und Fakten von Messi unter Guardiola lieferte unser Mitglied ‘Mühsam’: „In der Saison 2011/12 stand Messi in LaLiga in 36 Spielen in der Startelf und spielte 36 komplett durch, ohne eine einzige Auswechslung. Auch wenn es 5:0 oder 8:0 für Barca stand. Schon 2010/2011 sah es übrigens genauso aus, da wurde Messi einmal eine Minute vor Schluss ausgewechselt.” In Form von Auswechslungen und einem verzögerten Comeback machte Tata Martino dem kleinen Argentinier klar, wer das Sagen hat.
Guardiola zu transparent
Wie schon eingangs erwähnt, beharrte Guardiola stets auf die Philosophie und es gab für ihn keine Abweichungen. ‘Barca_undso’ erklärt anhand eines Spieles, wieso das eindimensionale Denken von Guardiola nicht auf lange Sicht von Erfolg gekrönt sein kann: “Mit Pep würden wir heute nicht wesentlich besser sein. Schon während seiner letzten Saison konnte man früh sehen, dass die Zukunft weniger rosig aussehen wird. Ich befürchte sogar, dass man heute mit Pep vielleicht etwas schlechter sein würde. Der Gegner hat sich schlichtweg zu gut auf Peps Barça eingestellt. Die Gegner standen sehr tief und ließen kaum mehr was zu, man hatte zwar so viel Ballbesitz wie noch nie zuvor, doch wurde daraus nichts gemacht, weil man nie weitergedacht hat. […] Man setzt nun vermehrt auf ein Mittelfeldpressing. Der Gegner kommt, das Mittelfeld wird von den Barça-Spielern eng gemacht und gewinnt dort die Bälle zurück. Durch die mittlerweile aufgerückten Spieler kann man schnell umschalten und den Freiraum hinter den Spielern ausnutzen. Hier nenne ich mal das Beispiel Valencia, als man in dieser Saison mit 2:3 gewonnen hat. Dort wurde der Ball in hoher Geschwindigkeit über wenige Stationen Richtung Strafraum des Gegners gespielt. Dass ein Offensivpressing weniger effektiv ist, will ich nicht behaupten. Doch muss man schlichtweg sagen, dass man diese Art von Pressing mittlerweile leichter umspielen kann als das Mittefeldpressing. Tata Martino hat das erkannt und lässt seine Spieler nicht mehr so aggressiv wie unter Pep pressen.”
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