Unter der Woche hat die ‚FC Barcelona Foundation‘ 30 Jugendliche (15 Jungs und 15 Mädchen) aus den USA dazu eingeladen, nach Barcelona zu reisen und auf den Trainingsplätzen des Traditionsvereins zu kicken. Der angereiste Nachwuchs entsprang aus der Millionenmetropole New York City und ist seit Beginn der Woche in den heiligen Hallen des Camp Nou – er war sogar beim unterhaltsamen 3:2-Sieg der Blaugranas gegen die Italiener von Sampdoria Genua anwesend. Die Teilnehmer lieben den Sport und spielen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Mannschaften, die in der ‚Public School Athletic League‘ (PSAL) miteinander konkurrieren. Jedes Jahr nehmen die quirligen Sportskanonen einen Trip zu einem internationalen Ziel auf sich. Für euch haben wir die Fakten über das Event herausgefiltert, kommentiert und mit Informationen über die Fußballkultur in den USA ergänzt.
‚Soccer‘ wird salonfähig
Die Teenager, die am Montag in Barcelona ankamen, sind alle zwischen 16 und 18 Jahre jung und Schüler der Sekundärstufe an diversen öffentlichen Schulen in Amerika. Bei dem Genuss der One-Man-Show von Leo Messi am Mittwochabend durften die Großstadt-Kids jedenfalls frische Motivation tanken. Die gesamte Aktion ist Teil von Barças Plan, den eigenen Namen in den USA bekannter zu machen, in einem Land, in welchem der Klub kurz vor der Öffnung einer neuen Niederlassung steht. In einem Land, in dem Fußball vom Volksmund lange Zeit verhöhnend als „Soccer“ abgetan wurde. In einem Land, in dem die 1994 gegründete Major League Soccer (MLS) in den letzten paar Jahren ein exponentielles Wachstum an Qualität, Einschaltquoten, Publicity und Starfiguren erfahren hat. Und tatsächlich ist die Liste der illustren Europa-USA-Transfers mit Prominenz gespickt: Da wären zum Beispiel Andrea Pirlo, Steven Gerrard, Thierry Henry, Kaka, Nelson Valdez, Frank Lampard, Sebastian Giovinco, Didier Drogba und Ex-Barça-Stürmer David Villa – Akteure, die sich zunächst in Europa einen Namen gemacht hatten, bevor sie auf ihre alten Tage in die MLS wechselten. Gewiss ist es nicht nur der Geldregen, der die erfahrene Elite in das Mekka der Show und des Entertainments gelockt hat.
Neben den in den USA etablierten Nationalsportarten wie Baseball, Basketball und American Football steckt der Fußball noch in den Kinderschuhen. Doch die Qualität der Spieler wächst von Jahr zu Jahr aufgrund von spektakulären Einkäufen und der eigenen Jugendarbeit. Grund genug, für den viermaligen Champions-League-Sieger sich an Bord des aufstrebenden Fußballsterns zu begeben, um Image, soziale Aktivität und Intervention voranzutreiben. So reflektiert die Initiative ‚Futbolnet‘ zugleich die sozialen und bildungsorientierten Bemühungen, die eben Hauptbestandteil von Barças Expansionsbewegung auf dem nordamerikanischen Kontinent sind.
Aufregendes Programm
Für die Besucher hat die Stiftung eine einzigartige sportliche und kulturelle Agenda auf die Beine gestellt. Am Dienstag begann das Programm im Stadtrat von Barcelona, wo die Kicker von diversen Repräsentanten der lokalen Regierung herzlich empfangen wurden. Teil des Ablaufs waren zudem mehrere Trainingsstunden und Einheiten. Am Mittwoch fand daher im ‚Ciutat Esportiva Joan Gamper‘ (Barças Trainingsgelände) die sogenannte ‚Futbolnet‘-Session statt. Ein spezielles Team bestehend aus unterschiedlichen Pädagogen hatte dieses Programm vor einiger Zeit entwickelt und den Gästen Details und Relevanz des Vorhabens vermittelt – dabei geht es um ein Projekt, bei welchem die Vermittlung von positiven Werten im Mittelpunkt steht, denn nicht immer gewinnt der, der die meisten Tore erzielt. Über das soziale Engagement der Stiftung waren die Schüler positiv überrascht und dankbar für die einzigartigen Möglichkeiten, im direkten Barça-Umfeld trainieren, lernen und spielen zu dürfen. Marcos Mandojana, der Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Barcelona, stieß im Laufe des Tages ebenfalls zu der Gruppe hinzu und beobachtete wohlwollend, wie seine Landsleute ihre Fähigkeiten auf dem Platz unter Beweis stellten.
Die Unternehmung fand also auf den hochwertigen Anlagen des FC Barcelona statt. Im Anschluss an die sportlichen Aktivitäten ging es dann direkt ins Camp Nou zum Willkommensgruß von Präsident Bartomeu. Auch Vizepräsident Jordi Cardoner war in der Präsidenten-Lounge anwesend, um während der Zeremonie die Teilnehmer zu begrüßen. Der Zauberei auf dem Spielfeld von Messi, Suárez und Co. widmete sich die Jugend dann natürlich auch noch. Für die Amerikaner war es eine neue Erfahrung – sicher unvergesslich und vielleicht wegweisend. Bei dem kurzen Meet and Greet mit Bartomeu hob der spanische Geschäftsmann noch einmal den Fakt hervor, dass der FC Barcelona abseits seiner wettbewerblichen Funktion als Sportverein den Fußball auch als ein Instrument nutzt, um jungen Menschen Bildung nahezubringen. Aus diesem Grund spräche man auch von dem „Klub für die Kinder der Welt“ (Zitat fcbarcelona.com).
Mit der ausführlichen Besichtigung des berühmten Stadions und dem Besuch des Museums für zeitgemäße Kunst (MACBA) verlief der Donnerstag dann kontrastreich unter einem kulturellen Gesichtspunkt.
Auch abseits des Balles ‚mehr als ein Klub‘
‚Futbolnet‘ ist eine pädagogische Methode, um Jugendlichen die positiven Werte, die der Sport mit sich bringt, zu lehren. Das Projekt fokussiert sich primär auf die friedliche Konfliktlösung und die Reduzierung von Gewaltpotenzial. Überdies wird den Kindern ein gesunder Lebensstil genauso wie Geschlechtergleichheit, die Reduktion der schulischen Durchfallquoten und soziale Integration ans Herz gelegt. Der Schlüssel des ‚Futbolnet‘ ist der offen ausgetragene Dialog zwischen den Beteiligten. Das Ziel ist es, gegenseitigen Respekt, Verständnis, Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung zu erarbeiten. Aktuell hat das Projekt weltweit mehr als 100.000 Unterstützungsempfänger in Katalonien, Argentinien, Brasilien, Mexiko, Oman, Saudi-Arabien, Irak, Katar und in einer Vielzahl von afrikanischen Ländern erreicht.
Die eigentlichen Intentionen des Konzepts liegen also nicht nur auf der Selbstvermarktung und dem Scouting von internationalen Nachwuchstalenten. Vor allem zeigt die Philosophie, dass der FC Barcelona immer wieder dazu bereit ist, jungen Menschen eine Chance sowohl auf sportlicher als auch auf sozialer Ebene zu gewähren. Dabei gibt es im Leben ja eigentlich nichts geschenkt. Vor allem Profisportler, mögen sie heute noch so groß gefeierte Stars sein, können oftmals ein Lied über ihren steinigen Karriereweg im Schlaf summen. Umso ansehnlicher ist es, dass Barça im Rahmen seiner globalen Expansionsplanungen den Blick jetzt auch gen Wilden Westen wirft. Im Sinne Johann Gampers stehen die Türen im Herzen Kataloniens jederzeit für jedermann offen.
Im Video kicken die Youngsters aus New York auf den Trainingsplätzen des FC Barcelona