Der FC Barcelona ist Kult – diese Aussage mag wohl niemand bezweifeln. Nach mehr als 100 Jahren handelt es sich um eine Institution, von vielen verehrt, von manchen aber auch gehasst. Die Gründung erfolgte ganz kurz vor der Jahrhundertwende im Jahr 1899, ausgerechnet ein Schweizer mit dem Namen Joan Gamper rief den Verein ins Leben. Seitdem hat sich wirklich viel getan, eine stürmische Geschichte mit zahlreichen Hochs und Tiefs.
“Barça”, wie der Verein in Kurzform genannt wird, galt während der Franco-Diktatur als Symbol des Katalanismus, während Erzrivale Real Madrid von Anfang an für den spanischen Zentralstaat stand. Hinter der teilweise erbitterten Rivalität steckt also einiges mehr als “nur” der Sport. Treffen beide Mannschaften aufeinander, dann fliegen auch heute noch sprichwörtlich die Fetzen. Das hitzige Duell, auf das sich nicht nur die Spanier inbrünstig freuen, nennt sich “El Clásico” und gehört zu den Paarungen, die zuverlässig für ein volles Haus sorgen.
“Més que un club” – ein Motto, das kaum besser passen könnte
Seit 1929 gehört Barcelonas erste Profimannschaft der Primera División an. Das kühne Vereinsmotto “Més que un club” heißt ins Deutsche übersetzte “Mehr als ein Verein”, und das ist nicht einmal zu hoch gegriffen, denn diese Mannschaft ist so etwas wie eine Identifikationsfigur für ganze Fan-Kohorten – das war sie immer, schon seit der allererste Anpfiff erklang. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die sportliche Leistung hinter so viel emotionaler und geschichtlicher Bedeutung verstecken muss. Barça ist spanischer Rekordpokalsieger, in etwa (aber nicht ganz) vergleichbar mit dem deutschen Ausnahmeverein FC Bayern München. Außerdem verbuchen die Katalanen die zweitmeisten Meistertitel auf nationaler Ebene für sich.
Die außergewöhnlichen Erfolge des FC Barcelona
Dreimal holte sich Barcelona den Europapokal der Pokalsieger, bevor der viel gerühmten Mannschaft 1992 der große Coup im Europapokal der Landesmeister gelang. Das heißt: Die Spanier räumten beim Vorläufer der UEFA Champions League ab, und das wiederholten sie im weiteren Verlauf noch ganze viermal. 2009 kam dann das absolute Boomjahr, damals erzielte der FC Barcelona ein sogenanntes Triple, holte sich also die spanische Meisterschaft, außerdem den Copa del Rey und durfte den Champions-League-Pokal in Empfang nehmen. Es dauerte nur ein paar Monate, bis auch der UEFA Super Cup “dran” war und gleich darauf der Supercopa de España, der spanische Superpokal. Als dann noch der Sieg in der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft folgte, avancierten die Katalanen zum ersten Fußballverein überhaupt, der sechs große Titel in einem einzigen Jahr für sich verbuchen konnte. 2015 folgte ein weiteres Triple: Auch diese Leistung ist in Spanien bislang einzigartig.
Mega-Arena und Rekord-Mitglieder
Kein Wunder also, dass der FC Barcelona mit seinen mehr als 140.000 Mitgliedern der siebtgrößte Sportverein dieser Erde ist. Die Spanier und Katalanen fühlen sich in Massen zu dieser sportlichen Legende hingezogen und sie wurden unter anderem mit einer gewaltigen Fußballarena belohnt, die auf der ganzen Welt von sich reden macht. Das Camp Nou ist das größte Fußballstadion, das Europa bislang zu bieten hat – und die Atmosphäre während eines Matches muss man als sportbegeisterter Mensch einfach erlebt haben. Demnächst findet wieder ein Spiel an diesem bombastischen Ort statt, leider diesmal ohne Zuschauer, aber irgendwann geht es auch auf den Rängen wieder wild und frei zur Sache.
Neapel versus Barcelona im Camp Nou
Im Achtelfinale der Champions League sind der FC Barcelona und der SSC Neapel zwei traditionelle Vereine, die sich im Europapokal vor dem Jahr 2020 noch nie getroffen haben. Die erste Begegnung überhaupt fand am 25. Februar in Neapel statt und das Rückspiel wird am 8. August in der katalanischen Hauptstadt ausgetragen. Für die Buchmacher ist die Ausgangslage recht eindeutig: Die Quoten der Fußballwetten auf allen Plattformen erwarten, dass sich der FC Barcelona durchsetzt und ins Viertelfinale einzieht. Für Neapel wäre es allerdings ein historischer Sieg, denn sie standen noch nie im Viertelfinale der Champions League. Die Italiener gaben sich immerhin im Hinspiel nicht mit einer Niederlage zufrieden, sondern sie schickten den Gegner mit einem 1:1 vom Platz.
Das letzte Spiel gegen einen deutschen Verein endete übrigens am 27. November 2019 mit einem 3:0 für den FC Barcelona. Der BVB konnte in dieser Partie keinen einzigen Treffer landen und wird sicher noch heute daran zu knabbern haben. Wie es nach dem Zweikampf mit Neapel dieses Jahr in der Champions League weitergeht, ist für Barcelona noch nicht ganz gesichert.
Lionel Messi als stärkster Spieler des Premium-Vereins
An dieser Stelle wird es Zeit, sich Barcelonas prominentem Kopf zu widmen: Lionel Messi gehört ohne Zweifel zu den besten Fußballspielern der Welt, der Argentinier besitzt bereits seit dem Jahr 2005 die spanische Staatsangehörigkeit. Für den FC Barcelona spielt er bereits seit gefühlten Ewigkeiten, mit 24 avancierte er zum Rekordtorschützen des Vereins. Ein Jahr später war Messi der jüngste Spieler in der gesamten Geschichte von Spaniens 1. Liga, der 200 Tore für sich verbuchen konnte. Mittlerweile sind es weit mehr als 600 Treffer, die die Katalanen seinem nicht versiegenden Können zu verdanken haben. Hinzu kommen fast 300 Torvorlagen in etwas mehr als 700 Pflichtspielen.
Ein mit Titeln und Auszeichnungen überhäuftes Ausnahmetalent
Sieben Mal durfte sich Messi Rekordschützenkönig der gesamten Primera División nennen und sechs Mal erhielt er den Goldenen Schuh als Europas Torschützenkönig. In dieser Aufzählung darf die UEFA Champions League natürlich nicht fehlen, denn auch hier wurde das Ausnahmetalent sechs Mal zum Rekordtorschützen gekrönt. Und wo wir schon mal dabei sind: Ebenfalls sechs Mal erhielt er denselben Titel für seine außergewöhnliche Treffergenauigkeit in der Copa del Rey. Seine vielen verschiedenen offiziellen Auszeichnungen lassen sich kaum noch aufzählen, 2011 und 2015 durfte er sich beispielsweise Europas Fußballer des Jahres nennen – in anderen Jahren erreichte im selben Wettbewerb mehrmals die Top 3. Doch besonders stolz dürfte es den Fußball-Promi machen, dass er insgesamt 12 Mal Fußballer des Jahres seiner Wahlheimat war. Und Messis Zeit ist längst noch nicht abgelaufen.
Die “Weltmannschaft” FC Barcelona und ihre eingefleischten Fans
Doch auch der Verein selbst erhält große Beachtung innerhalb der Weltgemeinschaft des Fußballs. Die Italiener verliehen den Katalanen sogar mehrmals den Ehrentitel “Weltmannschaft des Jahres”. Die Sportzeitung Gazzetta dello Sport ruft einmal pro Jahr zu entsprechenden Wahlen auf, die Leser platzierten den FC Barcelona 2009, 2011 und 2015 auf den ersten Rang. Die eingefleischten Barça-Fans haben einen eher unfeinen Spitznamen, sie werden als “Culers” bezeichnet. Abgeleitet wird dieses Wort vom katalanischen Wort für “Arsch”. In alten Zeiten, als der Club seine Heimspiele noch im Camp del Carrer Indústria absolvierte, bestand die hinterste Zuschauerbank aus der Mauer, die die Arena umgab. Wer während eines Spiels außen am Stadion entlanglief, der durfte sich über den Anblick zahlreicher Hinterteile freuen, die sich dicht an dicht auf dem steinernen Gemäuer reihten. Es gibt also einen ganz nüchternen, wenn auch etwas skurrilen Hintergrund für diesen scheinbar verächtlichen Spitznamen, auf den die meisten Barcelona-Fans eher mit einem Lächeln reagieren.
Beliebtheitsgrad in Europa: ganz weit oben!
Die Anzahl der Culers liegt in ganz Europa laut offizieller Schätzungen bei knapp 60 Millionen. Auf Social Media ist Barça weltweit der führende Fußballverein, entsprechend aktiv zeigt sich das Social-Media-Team, das hinter den Kulissen dafür sorgt, dass die vielen Abonnenten stets die neusten Infos erhalten und in Mitmach-Aktionen eingebunden werden. Vor anstehenden Spielen werden die Fans über diesen Kanal so richtig eingeheizt – und Tausende von Kommentatoren steuern ihre persönlichen Erfahrungen und Meinungen bei. Wer darüber nachdenkt, selbst ein Culer zu werden, kann hier schon mal auf digitalem Weg den Fangeist kosten.
Ja, der FC Barcelona ist ganz gewiss mehr als nur ein einfacher Fußballverein. Was er aber für den Einzelnen seiner Anhänger darstellt, das kann nur jeder für sich selbst sagen. Daraus ergäbe sich sicher ein bunt gemischtes Potpourri an Zeugnissen, strotzend vor Individualität und so lebendig wie der Club selbst.