Im ersten Pflichtspiel der Saison ging es für den FC Barcelona direkt um einen Titel, den europäischen Supercup. Gegner war der Europa League-Sieger FC Sevilla. Nach der frühen Führung der Andalusier kontrollierte Barça das Geschehen und ging mit 4:1 in Führung. Danach begann ein absolut irres Spiel, in dem es Sevilla gelang, sich bis in die Verlängerung zu retten. In der 115. Minute schoss Pedro die Blaugrana dann zum Titel – wie schon 2009.
{spielstand h:FC Barcelona a:FC Sevilla e:5:4}
FC Barcelona glänzt eine Stunde
Quasi mit der ersten Aktion des Spiels ging Sevilla in Führung. Nach einem Freistoß nach gefährlichem Tackling von Javier Mascherano, schlenzte Éver Banega den Ball unhaltbar für Marc-André ter Stegen ins Tor. Es begann also denkbar schlecht für die Blaugrana, die aber unglaublich gut darauf reagierten. Nur vier Minuten später erzielte Messi den Ausgleich, ebenfalls via perfektem Freistoß. Nach acht weiteren Minuten stand es 2:1 für den FC Barcelona; wieder traf ‘La Pulga’ per Freistoß. In der Folge spielten die Mannen von Luis Enrique sehr ansehnlichen Fußball. Man ließ den Ball gut laufen und praktisch immer, wenn man das Tempo ein wenig anzog, kam man zu gefährlichen Torraumszenen. Auch defensiv war es eine insgesamt gute Leistung, da die gesamte Mannschaft konzentriert nach hinten arbeitete.
Sevilla versuchte, kompakt zu stehen, aber mit ihrer improvisierten Innenverteidigung hatten sie dabei viele Probleme. Krychowiak ist eigentlich ein defensiver Mittelfeldspieler, der es gewohnt ist, hinter sich noch eine Reihe als Absicherung zu haben. Dadurch ist er es gewohnt, in anderen Situationen herauszurücken, als dies auf der Innenverteidiger-Position angebracht ist. Dies merkte man ihm einige Male an. Er wusste nicht immer, wie er sich zu verhalten hatte und entblößte dadurch des Öfteren gefährliche Räume. Zudem fehlte Sevilla im zentralen Mittelfeld zu oft der Zugriff. Sie standen zwar dort mit mehreren Spielern, doch Iniesta und Messi gelang es häufig, sich mit einer Bewegung an bis zu zwei Spielern vorbeizubewegen. Sevilla ging womöglich zu früh in die Zweikämpfe, sodass dies erst möglich wurde.
Barça verliert den Faden
Kurz nach dem 4:1 durch Luis Suárez (Rafinha erhöhte noch vor der Pause auf 3:1), konterte Sevilla sich zum 4:2. Dani Alves war nach einer Offensivaktion noch zu weit vorne, weshalb Piqué auf die Außenbahn musste. Dadurch rückte natürlich der ganze Defensivverbund ein, wobei Mathieu viel zu weit einrückte und fast schon auf gleicher Höhe mit Mascherano stand. Dadurch kam Reyes völlig frei an den Ball und erzielte ohne Probleme das Tor. Auch vor dem nächsten Tor sah Mathieu nach einer Flanke nicht gut aus. In einem “Ringerduell” mit Vitolo wurde der Franzose als schuldig angesehen, weshalb es einen Elfmeter gegen die Blaugrana gab. Gameiro verwandelte ohne Probleme.
Barça hatte nun extrem viele Probleme. Man kam zwar selbst noch zu ein paar wenigen Chancen, aber die Kontrolle über das Spiel war vollkommen verschwunden. Die Spieler machten zu viele leichte Fehler, wirkten nervös und machten die Andalusier so immer stärker. Der eingewechselte Bartra, der kam, um das Spiel zu stabilisieren, trat dann in der 82. Minute am Ball vorbei, was Sevilla den Ausgleich ermöglichte. Barça hatte es tatsächlich fertiggebracht, ein absolut sicher scheinendes 4:1 noch aus der Hand zu geben.
Pedro wird zum Helden
In der Verlängerung lief es nun wieder besser für die Katalanen. Sevilla presste nicht mehr so früh wie zuvor, weshalb man sich über leichte Pässe wieder Selbstvertrauen holte und die Spielkontrolle zurückerlangen konnte. Chancen gab es auf beiden Seiten weder viele, noch wirklich gefährliche. Es passte zu dem Spiel, dass die Entscheidung nach einem Freistoß von Lionel Messi fiel. Der Argentinier hämmerte diesen zwar in die Mauer (dafür hätte es schon einen Handelfmeter geben müssen), der Nachschuss kam aber sehr gefährlich. Beto konnte den Ball nur abprallen lassen, sodass Pedro ihn in der 115. Minute zum 5:4 für den FC Barcelona im Tor unterbringen konnte.
Doch das Spiel war noch nicht um; Sevilla rannte mit dem Mute der Verzweiflung an. Direkt nach dem Anstoß liefen sie über ihre linke Offensivseite bis in den gegnerischen Strafraum, wo die Hereingabe aber geklärt wurde. Wenig später scheiterte Coke nach einem Banega-Freistoß völlig freistehend an seinen Nerven. Bartra hatte ihn dabei komplett aus den Augen verloren. Eine weitere sehr gute Möglichkeit verhinderte Mathieu durch ein extrem gutes Tackling. Kurz darauf verlor er aber nach einem weiteren Freistoß Immobile aus den Augen, der unbedrängt eine Hereingabe spielen konnte. Diese kam auch bei Rami an, der den Ball aber falsch traf und somit am leeren Tor vorbeischoss.
Fazit
Barça hat 60 Minuten richtig guten Fußball gespielt, danach aber völlig den Faden verloren. Man fühlte sich wohl bereits zu sicher und ließ zu viele Prozentpunkte vermissen, wodurch Sevilla sich noch bis in die Verlängerung kämpfen konnte. Es war zudem unverständlich, dass Sergi Roberto für den angeschlagenen Iniesta in die Partie kam. Man hätte eher Pedro bringen sollen und Rafinha dafür nach hinten ins Mittelfeld beordern können. Der Brasilianer ist nicht nur der besserer Spieler als Sergi Roberto, er zeigte auch eine sehr starke Leistung gegen Sevilla. Luis Enrique war sich des Sieges wohl schon zu sicher. Dass die Blaugrana aber dennoch gewinnen konnte, spricht für ihren großen Willen und ihre psychologische Stärke. Aus diesen Fehlern muss man aber definitiv lernen, denn so wird man in der kommenden Saison keine weiteren Titel gewinnen.