Noch wenige Tage, dann ist es wieder soweit. Der achte Clasico innerhalb eines Jahres steht unmittelbar bevor. Die Köpfe der Trainer rauchen bereits. Welche Optionen stehen Guardiola zur Verfügung? Wie kann man Real knacken?
Die Blicke sind gebannt auf Mittwoch gerichtet, wenn der FC Barcelona und Real Madrid zum wiederholten Male ihre Kräfte messen. Bei dieser Begegnung treffen immer auch unterschiedliche Philosophien aufeinander. Mit technischer Brillanz konnte das Starensemble aus Katalonien die physische Naturgewalt bisher im Zaum halten. Doch die erdrückende Überlegenheit vergangener Tage ist einem Feuertanz auf Augenhöhe gewichen. Es besteht Notwendigkeit für Veränderungen, wenn man den Trend der vergangenen Clasicos umkehren möchte. Eine Idee drängt sich in diesem Zusammenhang geradezu auf.
Real Madrid durch Flügelspiel verwundbar
Die Vielzahl der Clasicos innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums ist nicht nur ein Luxus für jeden Fußballfan, den es in diesem Maße in naher Zukunft wohl nicht mehr geben wird, sondern erlaubt außerdem verlässliche Aussagen über die Stärken und die Schwächen einer Mannschaft. Hierunter befinden sich auch solche Defizite, die dem jeweiligen Spiel und den Spielern immanent sind und die sich nicht durch strategische Änderungen kaschieren lassen. Zu nennen wäre diesbezüglich insbesondere die Verteidigung der Flügel bei den Madrilenen, bei der immer wieder Missstände zum Vorschein treten, die der FC Barcelona zu seinem Vorteil ausnutzen könnte. Die vorangegangenen Partien zwischen den beiden Teams haben deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der Erfolg für den FC Barcelona ein gepflegtes Flügelspiel zur Voraussetzung hat. So kam man in der Champions League, in der Supercopa und in der Primera Division relativ leicht zu Torerfolgen, die sich zuvor nicht abgezeichnet haben. Affelay, Adriano und Alves besiegelten auf diese Weise die Niederlage des Kontrahenten, der mittlerweile zu einem hartnäckigen Gegner erwachsen ist.
Tribut an die Kompaktheit
Die Gründe für die Verwundbarkeit auf den Flügeln treten dann deutlich hervor, wenn man sich ihre Ausrichtung vergegenwärtigt. Das Grundgerüst ihres Spiels wird gebildet durch eine wirklich sehr gute Kompaktheit in der Mitte. Damit sollen die Räume und die Laufwege von Iniesta und Xavi verengt und tödliche Pässe in die Schnittstelle hinein unterbunden werden. Dabei wird auch nicht davor zurückgescheut, bereits im Mittelfeld auf eine konventionelle und bereits angestaubte Manndeckung zurückzugreifen. Die Spieler orientieren sich somit in Richtung Mitte und vernachlässigen die Flügel, auf denen sich in der Regel ein bis zwei katalanische Spieler einfinden. Die Chance für den FC Barcelona besteht also darin, immer wieder die Flügelspieler mit in das Spiel einzubinden. Diese könnten sodann die ihnen hergeschenkten Räume nutzen, um den Ball nach vorne zu tragen und Real Madrid in die eigene Hälfte zu drängen oder aber bis an die Grundlinie vorzudringen und den Ball gefährlich vor das Tor zu spielen. Die Betonung der Flügel würde nebenbei dazu führen, dass die Madrilenen diesen mehr Beachtung schenken würden, was einer Verdichtung der Mitte entgegenwirken und Platz schaffen würde für das Kreativabteil des FC Barcelona. Dieser Makel im Spiel von Real Madrid ist aber nicht ausschließlich systembedingt. Vielmehr stellen sich die Madrilenen im direkten Zweikampf regelmäßig tölpelhaft an und lassen sich von schnellen Spielern leicht überrumpeln. Ein Blick auf die Kartenstatistik gibt Zeugnis über ihr Zweikampfverhalten.
Cuenca oder Adriano für Fabregas
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Spieler die Positionen auf den Flügeln bekleiden sollten. Zur Auswahl stehen Sanchez, Messi, Iniesta, Alves, Cuenca und Adriano. Im letzten Clasico wurde Iniesta auf den linken Flügel gesetzt und Fabregas ein Platz im Mittelfeld zugewiesen. Mit anderen Worten wurden Iniestas Qualitäten geopfert, um dem Neuzugang einen Einsatz im Clasico zu ermöglichen. Gewiss, Fabregas schoss das dritte Tor, trat aber darüber hinaus nicht in Erscheinung. Iniesta reibte sich in der ersten Halbzeit in Zweikämpfen auf dem Flügel auf und konnte das Spiel nicht wie gewohnt an sich reißen. Diese Entscheidung war eine große Verschwendung. Iniesta sollte darum am Mittwoch wieder auf seiner angestammten Position eingesetzt werden. Für Fabregas gäbe es dann keinen Platz in der Startaufstellung. Dieses Opfer muss Fabregas aber bringen, den Flügeln muss mehr Leben eingehaucht werden. Darüber hinaus kann das Spiel des FC Barcelona mehr Tempo vertragen. Prädestiniert für diese Aufgabe erscheinen Cuenca oder Adriano. Beide fühlen sich auf dem Flügel äußerst Wohl und dringen mit ihren Dribblings kompromisslos bis an die Grundlinie vor, was bei Alves sehr selten zu beobachten ist, der regelmäßig abrupt sein Dribbling beendet. Das Spiel verliert dann an Dynamik und wird berechenbarer. Nach alledem ist eine Lösung mit Sanchez, Messi und Cuenca/Adriano zu befürworten. Cuenca könnte mit seiner unbedarften Art für viel Wirbel sorgen. Er hat klasse Leistungen gezeigt und ist reif für einen Einsatz im Clasico. Für Adriano spricht, dass er als gelernter Verteidiger auch die Defensive bei Bedarf stützen könnte. Wie auch immer man sich entscheidet, die Flügel müssen wieder mehr in den Vordergrund rücken. Visca el Barca!
Raphael L.