Ein Schatten vergangener Tage: Verspielt Barça nun alles?

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Die Niederlage des FC Barcelona gegen Real Valladolid ist der vorläufige Endpunkt einer steilen Entwicklung, die abwärts geneigt ist. Seit Wochen mühen sich die Mannen von Tata Martino von Spiel zu Spiel und können selbst zu Hause nicht mehr überzeugen. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass Fans und Medien einen Schuldigen suchen. Der Trainer ist immer der Erste, der zur Rechenschaft gezogen wird. Doch ist es tatsächlich gerechtfertigt, beim Argentinier den angestauten Frust zu entladen?

Vor wenigen sprach Pep Guardiola bei einer Pressekonferenz weise Worte. Es ging um den Erfolg seiner Mannschaft in den nächsten Monaten und darum, wie er ihn nach München holen kann. Während die Journalisten mit Sicherheit eine feingliedrige, wohl abgewogene Antwort mit überwiegend taktischem Einschlag erwarteten, überraschte Pep alle mit der Entäußerung einer Banalität: Der Erfolg in den nächsten Wochen und Monaten definiere sich vor allem über das Laufpensum und die Laufintensität. Das sei das Wichtigste und der Schlüssel zu allen möglichen Titeln.

Abwärtstrend vergangener Wochen – Ein Déjà-vu bei Barça

Während also der FC Bayern München und auch Real Madrid gerade in diesem Bereich noch einmal richtig zugelegt haben, scheinen die Spieler des FC Barcelona sich in einer Abwärtsspirale zu befinden. Seit einigen Wochen schleppt sich die Mannschaft nur noch von Spiel zu Spiel. Auch zu Hause sind eindrucksvolle Siege keinesfalls eine Selbstverständlichkeit mehr. Der letzte vollends überzeugende Auftritt war gegen Málaga und liegt schon eine Weile zurück. Gegen Manchester City konnte Barça zwar gewinnen, Torchancen waren bis zum Platzverweis aufseiten der Engländer aber Mangelware. In Wahrheit war bereits in diesem Spiel sehr wenig Bewegung vorhanden. Die wenig inspirierte Spielweise der Gastgeber kaschierte die Schwächen der Katalanen, die Statistik der Torchancen in der ersten Halbzeit sprach aber eine klare Sprache.

Für die Anhänger des FC Barcelona muss die aktuelle Verfassung der Mannschaft wie ein Déjà-vu vorkommen. In der letzten Saison unter der Leitung von Tito Vilanova bzw. Jordi Roura befanden sich die Spieler ebenfalls in einer schlechten Verfassung und bekamen im Halbfinale der Champions League gegen die Bayern letztendlich die Quittung. Alles deutet darauf hin, dass diese Saison einen analogen Verlauf nimmt und die Blaugrana am Ende womöglich sogar mit leeren Händen dasteht.

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Trägt Tata Martino wirklich die Schuld?

Für die Medien ist der Hauptschuldige an der derzeitigen Misere schnell gefunden: Tata Martino habe kein Konzept und hole viel zu wenig aus den Spielern heraus. Derweil erscheint die Gegenfrage viel interessanter: Wie viel ist aus der gegenwärtigen Mannschaft überhaupt rauszuholen? In der Hinrunde präsentierten die Spieler zum Teil Fußball vom Feinsten und es bestanden keine Zweifel daran, dass Tata Martino der richtige Mann zur richtigen Zeit ist. Er baute ins Spiel neue Elemente ein, eine Weiterentwicklung der Spielweise war nicht nur subjektiv fühlbar, sondern auch objektiv messbar. Barça war effektiv, konterstark, wenn es sein musste kontrolliert und voll auf der Höhe. Ein Rädchen griff ins andere und der Spaß kam nicht zu kurz. Die Richtung stimmte und alle Änderungen erschienen nachvollziehbar und goldrichtig.

Fußball ist aber bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft. Was gestern gut war, interessiert heute niemanden mehr. Völlig unreflektiert wird zum Teil der Trainer für alle Niederlagen und bescheidenen Darbietungen verantwortlich gemacht. Dabei sind es die Spieler, die auf dem Platz stehen und durch ihre Einstellung und durch ihr Verhalten das Spiel unmittelbar steuern können. Können sie es wirklich? Bei den Barça-Spielern verfestigt sich zunehmend der Eindruck, als seien sie nicht mehr Herr des Geschehens. Ähnlich wie zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison ist die Mannschaft in ein Loch gefallen, aus dem es so schnell kein Entrinnen gibt. Die Protagonisten von den Bayern und Madrid laufen auf dem Platz scheinbar um ihr Leben. Unterdessen begnügen sich die Spieler von Barça auf dem Platz mit Spaziergängen und spielen sich selbst in Trance. Es ist ihnen dabei nicht unbedingt böse Absicht zu unterstellen – kein Spieler verliert gerne, und gerade bei Barça müsste das Verlangen nach weiteren Erfolgen derzeit stark ausgeprägt sein.

Modernerer Fußball braucht moderne Spielertypen

Aber wo ein guter Wille vorhanden ist, existiert nicht immer ein Weg. Die physische Verfassung der Spieler ist besorgniserregend. Die Katalanen können in der Offensive mangels Bewegung kaum einen Stich setzen. In der Defensivbewegung lassen sie häufig viel zu viel Raum zu den Gegenspielern. Das Mittelfeld ist weder in der Lage, die Angriffsbemühungen zu unterstützen, noch die Verteidigung zu stabilisieren. Die Diskussion um die vermeintliche anfällige Innenverteidigung ist in Wirklichkeit eine Debatte um die defensive Stabilität, die das Mittelfeld vermittelt. Und womöglich hat der FC Barcelona den Generationenwechsel sogar verpasst. Der Fußball entwickelt sich permanent weiter, es sind moderne Spielertypen auf dem Markt, die defensiv wie offensiv glänzen, laufstark und dazu noch äußerst passsicher sind. Es ist höchste Zeit, die richtigen Weichen für die Zukunft zu setzen. Hierzu gehört im Übrigen auch eine seriöse Vorbereitung auf die Saison fernab uferloser Marketing-Reisen durch die Welt.

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