Mit Dani Alves, Martín Montoya und Douglas Pereira sollte die rechte Abwehrseite Barças in der Theorie bestens besetzt sein. Trainer Luis Enrique kann hier seit Beginn der Saison aus dem Vollen schöpfen: Die Qual der Wahl scheint lediglich ein Luxusproblem darzustellen. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich jedoch, dass Barça ausgerechnet auf jenen Mann setzt, der eigentlich schon über alle Berge sein sollte: Dani Alves – ein Armutszeugnis für den Verein!
Dani Alves: Der Stammspieler, der bei Barça nicht mehr erwünscht war
Wenn etwas zu Beginn der diesjährigen Transferperiode scheinbar schon feststand, dann war dies der Verkauf des Brasilianers Dani Alves. Das Barça-Präsidium und Sportdirektor Andoni Zubizarreta ließen mehrmals durchblicken, dass dem 31-Jährigen keine Steine bei seiner Vereinssuche in den Weg gelegt werden. Trainer Luis Enrique hüllte sich dagegen in Schweigen und fand erst lobende Worte für den Außenverteidiger, als dessen Verbleib bereits in Stein gemeißelt war.
Auf die Ankündigung hin, sein Vertrag bei Barça laufe noch bis zum Jahr 2016, gab es vonseiten des Vereins postwendend eine Klarstellung. Andoni Zubizarreta dazu wörtlich: „Ich möchte darauf bestehen, dass beide Parteien sich dahingehend geeinigt haben, dass sein aktueller Vertrag bis 2015 läuft. Es gibt keine Erweiterungsklausel.“ Die kürzlich aufkeimenden Gerüchte über eine Kehrtwendung in dieser Angelegenheit führen uns schließlich zu zwei Sorgenkindern im Barça-Kader: Martín Montoya und Douglas Pereira.
Wenn man sich die Situation auf der rechten Außenverteidiger-Position einmal kurz zu Gemüte führt, drängen sich einem zwangsläufig zwei Fragen auf: ‘Weshalb setzt man beim FC Barcelona auf einen Rechtsverteidiger, den man offensichtlich bereits verkaufen wollte?’ und darüber hinaus: ‘Was sagt das über die Qualitäten von Martín Montoya und Neuverpflichtung Douglas Pereira aus?’.
Martín Montoya: Ein Stern, der kaum noch glänzt
Martín Montoya ist seit seinem neunten Lebensjahr im Verein und durchlief alle Stationen La Masias vorbildlich. Die Amtszeit von Luis Enrique als Trainer der Barça B erlebte der Außenverteidiger in voller Dauer. Sein ganz großer Tag sollte schließlich der 7. Oktober 2012 werden, als er in Minute 28 für Dani Alves im Spiel gegen Real Madrid eingewechselt wurde. Am darauf folgenden Tag gehörten die Schlagzeilen unter anderem ihm, denn seine Darbietung gegen keinen Geringeren Gegenspieler als Cristiano Ronaldo konnte sich mehr als nur sehen lassen. Die Sportgazetten waren sich einig: Ein neuer Stern am Barça-Himmel war geboren!
Gut zwei Jahre später wissen wir, dass dieser Stern zwar geboren wurde, ansonsten jedoch lediglich durch seine bloße Existenz glänzen konnte. Zugegeben, eine sehr hart formulierte Metapher, doch Martín Montoya scheint mehr denn je auf dem Abstellgleis zu stehen. Nur läppische 90 von insgesamt 810 möglichen Minuten durfte der 23-Jährige unter Luis Enrique bisher bestreiten. Nach Tito Vilanova und Tata Martino scheint sich der Trend der Nichtberücksichtigung weiterhin fortzusetzen. Und das obwohl die Kritik an Dani Alves zuweilen utopische Ausmaße annahm. Die Verpflichtung von Douglas Pereira und die Gerüchte um eine mögliche Vertragsverlängerung mit Dani Alves sprechen Bände: Martín Montoya traut man den Durchbruch bei Barça nicht zu!
Douglas Pereira: Die Wundertüte ohne Inhalt?
Er war einer der mysteriösesten Verpflichtungen in der jüngeren Vereinsgeschichte: Douglas Pereira. Ohne der drohenden Transfersperre für Barça würde der 24-Jährige wohl noch in seiner Heimatliga kicken. Nachdem man Juan Cuadrado von Fiorentina nicht loseisen konnte, kam die Wundertüte aus Brasilien. Die Personalpolitik der Blaugrana sorgte abermals für Kopfschütteln und Ratlosigkeit in der Fangemeinde von Barça.
Der Außenverteidiger debütierte bis zum heutigen Tag nicht für das brasilianische Nationalteam und kann darüber hinaus keine Referenzen im europäischen Fußballgeschäft vorweisen. In seinem Heimatland begegnete man der Transfermeldung anfänglich mit Ungläubigkeit, später dann mit viel Ironie. In Barcelona bekam Sportdirektor Andoni Zubizarreta derweil die freie Meinungsäußerung vieler Culés zu spüren. Die Vorzeichen für einen Durchbruch von Douglas Pereira sehen wahrlich düster aus. Zwar sollte man nicht vorschnell über den 24-Jährigen urteilen; um Hoffnung oder gar Euphorie unter den Anhängern zu erzeugen, fehlt es allerdings derzeit eindeutig – so ehrlich muss man sein. Bisher stehen 72 enttäuschende Einsatzminuten und zahlreiche Nichtberücksichtigungen für den Kader der Katalanen zu Buche. Das Rätselraten um diesen Transfer geht weiter.
Fazit
Martín Montoya und Douglas Pereira haben zwar eine grundverschiedene Karriere vorzuweisen – während Erstgenannter ein Produkt aus La Masia ist, wurde Letztgenannter aus Brasilien verpflichtet -, sorgen jedoch im Doppelpack für tiefe Sorgenfalten. Im komplettierten Trio samt Dani Alves stehen sie für eine Personalpolitik made in Barcelona: In der katalanischen Metropole spielt jener Akteur, den man Wochen zuvor noch gerne verkauft hätte. Ein Armutszeugnis – sowohl für die Verantwortlichen der Personalpolitik Barças als auch für Martín Montoya und mit Abstrichen Douglas Pereira.