Die EM ist gerade zwei Tage alt und die erste Überraschung des Turniers ist perfekt. Die Dänen besiegen die Holländer in einer einseitigen Partie mit 1:0 und setzen den Vizeweltmeister in Gruppe B damit mächtig unter Druck. Affelay stand dabei in der Startformation und zeigte eine ansprechende Leistung, bevor er in der 70. Minute für Huntelaar Platz machen musste.
Von Raphael Lugowski
Gegentor über rechts
Der Einstand in die EM für den Star in Diensten des FC Barcelona verlief nicht gerade glücklich. Seine Mannschaft verlor das erste Gruppenspiel gegen Dänemark knapp und darf sich in den nächsten Spielen gegen Deutschland und Portugal keine Blöße geben. Dabei waren die Holländer über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft, scheiterten jedoch an ihrer kläglichen Chancenauswertung. Weder Van Persie noch der für Affelay eingewechselte Huntelaar konnten ihre Tormöglichkeiten nutzen. Ein einziges Mal tauchten die Dänen gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Der Angriff vollzog sich über die linke Seite, sodass Affelay an diesem Gegentor kein Verschulden trifft. Mit einer Körpertäuschung ließ Krohn-Dehli gleich zwei Holländer aussteigen und stellte in der 24. Spielminute den Endstand her.
Affelay für Breite im Spiel zuständig
Eine alte Fußballerweisheit hat einmal mehr ihren Geltungsanspruch mit Nachdruck vertreten. Eine schlechte Chancenauswertung rächt sich in den letzten Monaten verdächtig häufig. Nichtsdestotrotz besteht für die Niederländer kein Anlass, den Teufel an die Wand zu malen. Sie haben, bis auf wenige Ausnahmen in der Defensive, ein gutes Spiel abgeliefert. Auch Affelay hat sich hervorgetan und glänzte mit tollen technischen Fertigkeiten und einem guten Verständnis für die Spielweise seiner Mannschaftskameraden. Affelays Aufgabe in diesem Spiel bestand überwiegend darin, für Breite im Spiel seiner Mannschaft zu sorgen. Er war auf dem linken Flügel damit sozusagen das Pendant zu Robben, der seinerseits auf dem rechten Flügel für die nötige Breite verantwortlich war. Bekanntlich ist der einzige Niederländer in Diensten des FC Barcelona ein Rechtsfuß mit der Folge, dass Läufe bis zur Grundlinie von ihm weniger zu erwarten sind. Auch in diesem Spiel begab er sich kaum bis an die Grundlinie, sondern zog immer wieder nach innen ins Zentrum.
Inverser Flügelspieler
Durch diese Spielweise gelang es Affelay in der einen oder anderen Situation, Zug zum Tor zu entwickeln und selbst den Abschluss zu suchen. Seine Versuche waren dabei nicht ungefährlich, es mangelte ihnen in letzter Konsequenz allerdings etwas an Präzision. Durch seine Orientierung zur Mitte hin war Affelay damit kein klassischer, sondern ein inverser Flügelspieler, der fast noch weniger als Robben positionstreu auf dem Flügel klebte. Zu Beginn der Begegnung wechselten Robben und Affelay kurzzeitig die Positionen, eine interessante Rochade. Damit wäre es beiden Spielern möglich gewesen, bis zur Grundlinie vorzudringen und Flankenbälle auf den gefährlichen van Persie zu schlagen. Dies konnte man aber leider nicht beobachten, vielmehr rückten beide alsbald wieder auf ihre angestammte Position. Affelay hatte es auf seiner Seite ein wenig leichter, da die Dänen ein leicht asymmetrisches System praktizierten, der rechte Mittelfeldakteur von Dänemark also höher auf dem Feld stand als der linke.
Affelays Dynamik im Zentrum sollte genutzt werden
Nicht weniger interessant war das Zusammenspiel zwischen Sneijder und Affelay. Sneijder, kreativer Kopf der holländischen Nationalmannschaft, war relativ häufig auf halblinks anzutreffen und trug die Verantwortung dafür, dass Affelay eine Anbindung zum Spiel bekommt. Dies gelang dem gut aufgelegten Spieler von Inter Mailand zumeist hervorragend. Nicht selten bildeten Sneijder, Affelay und der rechte Außenverteidiger Willems ein Dreieck, wodurch die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Kombinationsspiel gegeben waren. Dadurch präsentierte sich das Spiel nicht so rechtslastig, wie die Anwesenheit von Robben auf rechts dies vermuten würde. Darüber hinaus war auch auffällig, dass Sneijder und Affelay zuweilen die Positionen wechselten, Sneijder mithin auf den Flügel auswich, während Affelay sich zum Zentrum hin orientierte. Ziel dessen war, Affelays Schnelligkeit und Dynamik auszunutzen, um das vertikale Tempo im Spiel zu vergrößern. Alles in allem war das ein ordentlicher Auftritt von Affelay, der sich trotz der Auswechslung zwanzig Minuten vor Schluss berechtigte Hoffnungen auf weitere Startelfeinsätze machen darf.