Nach dem erfolgreichen Bestehen der Gruppenphase traten die Mannschaften in den letzten Tagen in den Viertel- und Halbfinalspielen gegeneinander an. Die Paarungen erwiesen sich entweder als sehr spannend oder ziemlich einseitig. Am Ende setzen sich wie schon bei der letzten Copa América die beiden Favoriten Argentinien und Chile durch und werden Montagfrüh den Sieger untereinander ausmachen. Chile kann dabei den Titel verteidigen und Argentinien, rund um Lionel Messi, wird alles dafür geben, um sich für das letzte Finale zu revanchieren. Im folgenden Artikel blicken wir noch einmal zurück auf die gespielten Begegnungen.
Gruppenphase
In der Gruppe A kam die USA als Gruppenerster dank der besseren Tordifferenz weiter, Kolumbien musste sich daher mit dem zweiten Platz begnügen. Die Platzierungen in der Gruppe B waren sehr überraschend. Peru, welches im letzten Spiel sogar Brasilien bezwang und dieses somit aus dem Turnier warf, wurde Tabellenerster. Als Zweiter passierte Ecuador die Gruppenphase. In der Gruppe C setzten sich das ungeschlagene Mexiko (Gruppenerster) und Venezuela (Gruppenzweiter) durch, die Uruguayer schieden bereits früh aus dem Turnier aus. Die Argentinier erreichten in der Gruppe D nach drei Siegen den ersten Platz und unterstrichen somit ihre Favoritenrolle beim diesjährigen Turnier. Chile erreichte nur den zweiten Platz. Wie die Viertelfinal- und Halbfinalspiele ausgingen, erfahrt ihr detailliert in diesem Artikel.
Viertelfinalspiele
Hart umkämpftes Spiel, USA als Sieger
In der ersten Paarung des Viertelfinales spielten die USA gegen Ecuador. Die USA gewannen schließlich mit 2:1. Zunächst erspielten sich beide Mannschaften Chancen, so beispielsweise Montero für Ecuador, dessen Schuss von der Strafraumgrenze aus aber knapp über das Tor ging. Die Amerikaner hatten ebenfalls eine Chance auf das Tor, nachdem Wood mit einem hohen Steilpass in Richtung Strafraum geschickt wurde. Sein Schuss ging am rechten Pfosten vorbei, da der Verteidiger auch mit ordentlichem Körpereinsatz den Stürmer am Abschluss störte. Das Tor für die USA fiel schließlich in der 22. Minute durch Dempsey, der die Flanke von Jones aus dem Halbfeld nutzte und per Kopf in den rechten oberen Winkel traf. Es folgten Halbchancen auf beiden Seiten, allerdings wurde der Ball entweder im letzten Moment geklärt oder abgeblockt. Kurz vor der Pause hätte die USA die Führung beinahe ausgebaut, als Bedoya frei im Strafraum zum Schuss kam, den Ball aber direkt in die Hände des Torhüters spielte. In der Nachspielzeit prüfte dann Enner Valencia den amerikanischen Keeper mit einem Schuss aus kurzer Distanz. Somit ging es nach einem eigentlich ausgeglichenen Spiel dennoch mit dem Stand von 1:0 in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann mit zwei Platzverweisen: In einem Zweikampf mit Antonio Valencia kassierte Jones für Stoßen, Treten und Zerren die Rote Karte. Valencia revanchierte sich, indem er gegen Jones nachtrat, was zu seiner zweiten Gelben und so auch zum Platzverweis führte. Sehenswertes gab es erst in der 65. Minute: Eine Flanke von links leitete Zardes im Strafraum an Dempsey weiter, der den Ball annahm und zu Zardes zurückspielte. Dieser brauchte nur zum Stand von 2:0 einzuschieben. In der 74. Minute kam Ecuador jedoch nach einem Freistoß von links wieder ins Spiel. Der Freistoß wurde als Flachpass in die Mitte zu Arroyo ausgeführt, der den Ball mit einem starken Schuss aus 20 Metern in der linken unteren Ecke versenkte. Ecuador hatte in der Schlussviertelstunde schließlich dann noch zwei Großchancen, nutze diese aber nicht. Insgesamt war es ein hart umkämpftes Spiel mit vielen Fouls, aus welchem die USA als Sieger hervorgingen.
Kolumbien setzt sich im Elfmeterschießen durch
Peru gegen Kolumbien lautete die zweite Viertelfinalpartie. Das Spiel enthielt wenige gefährliche Szenen. In der ersten Halbzeit hatte Rodríguez die größte Chance auf den Führungstreffer, als er aus zentraler Position aus circa 22 Metern nur den rechten Pfosten traf. In der zweiten Halbzeit kam Peru in der Nachspielzeit per Kopfball nach einer Ecke von rechts gefährlich vor das Tor Kolumbiens, der Keeper parierte jedoch. So ging es ohne Tore und auch ohne Verlängerung direkt in das Elfmeterschießen: Kolumbien gewann dieses mit 2:4, nachdem die beiden letzten Schützen Perus nicht zu treffen vermochten. Für das bisherige Überraschungsteam Peru war im Viertelfinale Schluss. Kolumbien zog mit namhafter Besetzung, aber ohne zu überzeugen, ins Halbfinale ein.
Argentinien wackelt phasenweise, überzeugt letztlich aber
In der Partie Argentinien gegen Venezuela stand Messi zum ersten Mal von Beginn an auf dem Feld und sorgte auch direkt für den ersten spielerischen Höhepunkt in der 8. Spielminute: Messi spielt eine zentimetergenaue Flanke von rechts auf Higuaín, der heranläuft und den Ball aus der Drehung nach einer Volleyabnahme in die linke untere Ecke versenkt. Argentinien war daraufhin spielbestimmend und hätte einen Elfmeter verdient gehabt, nachdem Messi in der 20. Minute im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit folgte der Treffer dann acht Minuten später. Der venezolanische Abwehrspieler will den Ball zum Torhüter zurückspielen, der Pass erweist sich als zu kurz und landet bei Higuaín, der allein auf den Torwart zuläuft, ihn umspielt und den Ball ins leere Tor einschiebt. Die 2:0-Führung war zu diesem Zeitpunkt verdient. Nach dem zweiten Treffer wachte Venezuela aber auf, Argentinien verlor dagegen die Konzentration. Mascherano verliert einen Ball 20 Meter vor dem Tor, Rondon läuft auf Romero zu, sein Schuss geht genau auf den Keeper. Vier Minuten später die Ecke für Venezuela: Wieder sorgt Rondon für Gefahr, sein Kopfball geht jedoch gegen den linken Pfosten. Venezuela machte schließlich bis zur Halbzeitpause weiter Druck und bekam sogar einen Elfmeter zugesprochen: Romero will eine flache Hereingabe abfangen, bringt aber ungestümerweise den venezolanischen Spieler zu Fall. Der Schütze tritt an und verwandelt nicht. Gunther lupft den Ball in die Mitte, Romero bleibt stehen, kein Tor. Einerseits hätte sich Venezuela mindestens einen Treffer verdient gehabt, andererseits war man selbst schuld.
In der zweiten Halbzeit dominierte Argentinien wieder die Partie. Nach Ballgewinn im Mittelfeld landet der Ball bei Messi, der ihn links rüber auf Gaitan spielt. Dieser wieder zurück auf Messi, der den Ball aus kurzer Distanz durch die Beine des Torhüters ins Tor schiebt. Zehn Minuten später verwertet Rondon dann eine Flanke per Kopf, was aber am Spielverlauf nichts ändert. Eine Minute später spielt Messi Erik Lamela im Strafraum an, dieser platziert den Ball in die untere linke Ecke zum Endstand von 4:1. Messi, mit einem Tor und zwei Assists, wurde zum Spieler des Spiels gekürt und zog letztlich ungefährdet ins Halbfinale mit Argentinien und seinem Vereinskollegen Mascherano ein. In Argentinien macht man sich berechtigte Hoffnungen auf den Turniersieg. Das Zusammenspiel vorne klappte in dieser Partie sehr gut, die Spieler verstehen sich offenbar gut untereinander. Einzig die Defensive schien phasenweise anfällig angesichts der wendigen und schnellen Offensivspieler Venezuelas.
Chile wieder stark, Mexiko gedemütigt
Das letzte Viertelfinalspiel Mexiko gegen Chile versprach, spannend zu werden. Es kam jedoch anders. in der 16. Minute verwertete Edson Puch einen Abpraller. Kurz vor der Pause setzte Eduardo Vargas nach. Nach dem Seitenwechsel schoss der ehemalige Barça-Star Alexis Sánchez die Chilenen zum 3:0. Zwischen der 52. und 74. Minute setzte Vargas mit weiteren drei Toren nach und konnte sich seiner vier Tore erfreuen. Kurz vor Schluss schnürte Puch seinen Doppelpack und markierte den Endstand von 7:0. Das Spiel erwies sich als sehr einseitig, Chile hatte mehr als doppelt so viele Torschüsse zu verzeichnen als Mexiko, welches nur einen seiner neun Schüsse aufs Tor bringen konnte. Dementsprechend war es ein recht ruhiger Tag für Claudio Bravo. Chile zerlegt somit ein aufgrund des restlichen Turnierverlaufs für stark gehaltenes Mexiko.
Die Halbfinalspiele
Argentinien schießt USA aus dem Stadion
Im ersten Halbfinalspiel der diesjährigen Copa América trafen die US-Amerikaner auf Lionel Messis Argentinien, welche sich zuletzt insbesondere in der Offensivabteilung in fantastischer Form zeigten. Lediglich die Defensive der Argentinier wackelte hie und da. Dennoch ist die Ausgangslage klar gewesen: Argentinien ist der Favorit, USA muss für die Überraschung sorgen. Allerdings kam für die US-Amerikaner alles anders, als erhofft. Bereits in der 3. Spielminute brachte Ezequiel Lavezzi die argentinische Auswahl nach einem traumhaften Assist von Lionel Messi in Führung. Den Lupfer über die behäbig rausrückende US-Verteidigung hat Lavezzi stark per Kopf verwerten können. Die Pläne von Jürgen Klinsmann wurden somit schon früh über Bord geworfen. Immerhin ließ er verlauten, dass es möglich sei, die Argentinier um Messi herum stoppen zu können. Nach dem Tor gab es keine Reaktion von den Nordamerikanern und Tata Martinos Argentinien wusste es, die Freiräume zwischen den Verteidigungsketten zu bespielen. Insbesondere das schnelle Umschaltspiel hat für viel Gefahr sorgen können. Argentinien hat es allerdings nicht geschafft, die Umschaltmöglichkeiten auszuspielen. Es musste eine andere Möglichkeit her. Vielleicht klappt es mit komplizierteren Mitteln? Lionel Messi wird knapp 30 Meter vor dem gegnerischen Tor gefoult, er legt sich den Ball zurecht, läuft an, tritt gegen den Ball in die Torwartecke, Guzan macht den falschen Schritt und der Ball senkt sich hinter Guzan in den Winkel – Traumtor in der 32. Spielminute! Meine Damen und Herren: Das ist Lionel Messi! Mit der 2:0-Führung ging es dann auch in die Pause. Von den USA kam nichts, von Argentinien dagegen alles.
In der zweiten Halbzeit schienen die US-Amerikaner sich etwas vorgenommen zu haben. Zumindest zu Beginn der zweiten Halbzeit. Lionel Messi und Co. wollten sich das wohl kurz anschauen und dann entscheiden, ob man nicht doch lieber eingreifen sollte. Ein Zustand, der sich schnell aufheben ließ, denn traf Higuaín in der 50. Spielminute per Nachschuss, nachdem Guzan seinen ersten Schuss parieren konnte, sicher zum vorentscheidenden 3:0. In der Folge ließen die Argentinier den Ball und Gegner sicher laufen, was nicht heißt, dass das Generieren von Torchancen vergessen worden ist. In der 86. Minute war es dann wieder der beste Spieler der Welt, der einen weiteren Scorerpunkt sammeln konnte. Sein Zuspiel nach einem schnelleren Umschalten zu Higuaín markierte seine dritte – und Higuaíns zweite – Torbeteiligung in diesem Spiel. Dieses Tor markierte auch den 4:0-Endstand und Messi durfte sich wieder einmal Spieler des Spiels nennen.
Wasserschlacht: Chile setzt sich gegen Kolumbien durch
Was geht denn mit den Chilenen ab? Nach dem Spektakel gegen Mexiko wollten die Chilenen, die ohne den gelb gesperrten Arturo Vidal antreten mussten, wohl wieder ein Feuerwerk abfackeln, diesmal gegen Kolumbien. Zumindest deutete die fulminante Anfangsphase darauf hin. Immerhin traf Chile schon früh per Doppelschlag durch Aránguiz (7′) und Fuenzalida (11′). Das erste Tor durch Aránguiz hat Alexis Sánchez vorbereitet, nachdem er sich bei einem Kopfballduell durchzusetzen wusste und der künftige Torschütze nur noch einzuschieben brauchte. Beim zweiten Tor war Sánchez wieder beteiligt, als sein Schuss gegen den Pfosten prallte und Aránguiz nur noch in das leere Tor einschieben musste. Daraufhin passierte weniger. Kolumbien wusste sich zu fangen und stabilisierte sich. Insbesondere zum Ende der ersten Hälfte wussten die Spieler um James Rodríguez gefährliche Torchancen herauszuspielen, doch Claudio Bravo konnte entweder eingreifen oder die Schüsse flogen am Tor vorbei.
Die zweite Halbzeit wurde mit Verzögerung angepfiffen. Das Unwetter bewies perfektes Timing und konnte noch die restlichen 45 Minuten zuschauen. Schade nur, dass mit dem Wiederanpfiff erst so lange gewartet worden ist, bis das Unwetter weg war. Diskriminierend, aber das Unwetter hat dennoch seine Duftmarke hinterlassen. Die Spieler beider Mannschaften sahen sich einer Wasserschlacht ausgesetzt, sodass ein weniger ansehnliches Spiel entstand. Das Spielfeld war zu durchnässt und man hatte gehofft, dass das Spiel weniger flüssig läuft – paradox. Der Schiedsrichter musste allerdings wieder eine negative Rolle spielen: Den Kolumbianern wurde nach Wiederanpfiff ein klarer Elfmeter verwehrt! Lautstarke Proteste brachten dann auch nichts mehr. In der 57. Spielminute hatte Carlos Sánchez dann keine Lust mehr, sah die Gelbrote Karte. Unter die Dusche musste er aufgrund der gegebenen Umstände allerdings nicht mehr. Das Spiel plätscherte im wahrsten Sinne des Wortes nur noch vor sich hin, sodass es beim letztlich verdienten 2:0 für Chile blieb, denen kurz vor Schluss ebenfalls ein Elfmeter verwehrt wurde.
Im Spiel um den dritten Platz (26.06.2016, 2 Uhr) spielen Kolumbien gegen die USA. Argentinien ist dagegen im Finale (27.06.2016, 2 Uhr) auf Revanche aus und möchte diesmal gegen Chile gewinnen.