Was den FC Barcelona gerade in der heutigen Zeit so besonders macht, wissen wir vermutlich alle. Doch auf dem Weg bis hierher liegen 117 Jahre Vereinsgeschichte, die einem nicht ganz so geläufig sind, wenn man nicht schon 117 Jahre lebt. In dem Buch „Barça – Die Geschichte des FC Barcelona“ versuchte Guillem Balagué die wichtigsten Geschehnisse der Vergangenheit darzustellen und diesen großartigen Verein seinen Anhängern noch ein ganzes Stück näherzubringen. Der Verlag Die Werkstatt sandte der Barçawelt-Redaktion freundlicherweise ein Exemplar zu, welches von uns kritisch beäugt wurde. Eine Pflichtlektüre für jeden Culé? – das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Wieder mal ein Büchlein zum durchknabbern. Als Autor bei Barçawelt hat man ein schönes Leben, wenn der Chef dir Bücher über deinen Lieblingsverein zuschickt, die du dann draußen auf der Wiese bei strahlendem Sonnenschein lesen sollst und das dann auch noch „Arbeit“ nennen kannst. Dieses Mal hat es mich mit Barça – Die Geschichte des FC Barcelona erwischt. Zugegeben, der Titel mag etwas trocken klingen, doch von zähem Inhalt war keine Spur. Besonders die Gründungszeit hat mich gepackt und damit für den Rest des Buches gewonnen, so dass die Zeit beim Lesen wie im Flug verging.
Der Autor
Guillem Balagué ist ein in Barcelona geborener Sportjournalist, aktiv für Tageszeitungen wie AS und The Times, aber auch im Radio und nicht zuletzt als Experte bei Sky Sports. Von ihm stammen unter anderem auch Biografien über Pep Guardiola, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. In „Barça – Die Geschichte des FC Barcelona“ widmete er sich seinem Verein besonders intensiv und detailliert. Der Text selbst ist dabei sehr sachlich gehalten, wobei der Autor selbst in den Hintergrund rückt und die Geschehnisse als solche wirken lässt. Ein runder und offener Schreibstil macht das Lesen dabei sehr angenehm und verhindert Langeweile oder das Verirren zwischen irgendwelchen Fakten. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Olaf Bentkämper.
Inhalt
Auf 192 Seiten wird der Weg des FC Barcelona von seiner Gründung 1899 durch Joan Gamper bis zum Triple 2015 beschrieben. Unterteilt ist das Ganze in sechs Kapital über die verschiedenen Epochen, wobei je nach Bedeutung einmal viel zusammengefasst wird und ein anderes Mal die Jahre einzeln behandelt werden. Gerade in den Anfangsjahren sind die detailgenauen Berichte erstaunlich, da dem Fußball zu dieser Zeit an sich wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, was es umso interessanter macht. Über die Jahre hinweg werden praktisch alle wichtigen Ereignisse, auch immer wieder einzelne Spiele aufgegriffen und ihrer Wichtigkeit entsprechend dargestellt. Dabei kommen jeweils die Vereinssituation an sich zur Sprache, aber ebenso wichtige Persönlichkeiten und ihr Einfluss auf den FC Barcelona. Zugleich wird die politische Bedeutung des Klubs für Katalonien und Spanien anhand all der Ereignisse sehr lebendig erläutert. So geht man auf eine einmalige Reise beginnend bei Joan Gamper, dann die spanische Diktatur und die langen Durstjahre, begegnet den herausragenden Vereinslegenden Rinus Michels und Johan Cruyff, bewundert dessen Dreamteam genauso wie das Vermächtnis von Pep Guardiola und das Sextuple. Nicht außen vor lassen möchte ich jedoch, dass das letzte Kapitel (ab 2008) nicht mehr ganz so liebevoll geschrieben wirkt. Es mag ausführlicher sein als die anderen, aber gleichzeitig auch ein wenig oberflächlich.
Darstellung
Auf den fast 200 Seiten finden wir natürlich nicht nur Fließtext, ganz im Gegenteil, das Buch lebt förmlich anhand der unzähligen Bilder. Diese schmücken beinahe jede Seite mit einer kurzen Erklärung und stellen eine gelungene Auflockerung dar. Am Ende jedes Kapitels haben wir zudem noch eine Bildersammlung als Resümee des Geschriebenen, auf die man sich immer besonders freut. Anzumerken ist jedoch, dass die Position der Bilder nicht immer zu dem Text passt – meist springt man beim Betrachten der Bilder ein paar Jahre nach vorn, um beim Weiterlesen dann wieder die gleiche Zeitdauer zurückdenken zu müssen, was einen ein bisschen durcheinander bringen kann. Im Anschluss an die Bildersammlung kommen jeweils noch ein paar Spielerportraits, denen dort je eine ganze Doppelseite gewidmet wird. Angefangen bei Joan Gamper finden auch noch László Kubala, Johan Cruyff, Christo Stoitschkow, Ronaldinho oder Samuel Eto’o ihren Platz – das Fehlen von Carles Puyol war dagegen etwas verwunderlich.
Fazit
Gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, die man aus meiner Sicht verbessern könnte, überwiegen doch ganz klar die positiven Aspekte des Buches. Wer sich wirklich für den FC Barcelona interessiert, wird sich mit dem Werk schnell anfreunden können und so viel wie möglich davon in sich aufsaugen wollen. Die Informationen stellen ohne Frage einen Mehrwert für jeden Culé dar, auch wenn er sich schon eines breiten Wissens rühmt. Von Barçawelt gibt es einen Daumen hoch!