Was macht den FC Barcelona zu dem, was er ist? Diese Grundfrage versuchten Arne Cordes und Johannes Federlin in ihrem Buch „111 Gründe, den FC Barcelona zu lieben – Eine Liebeserklärung an den großartigsten Verein der Welt“ zu beleuchten. Vom Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag bekam die Barçawelt-Redaktion ein Exemplar des Werkes zugeschickt. Ob das Buch bei jedem Culé ins Bücherregal gehört oder doch nur ein einfaches Sandkorn am Strand ist, erfahrt ihr in unserer kritischen Betrachtung.
Zugegeben, ohne das Buch zum ersten Mal aufgeschlagen zu haben, beschlich mich ein ungutes Gefühl, durch welches ich keine hohen Erwartungen an das Werk hatte. „111 Gründe … zu lieben“ gibt es vom Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag als Serie zu den verschiedensten Fußballvereinen. Unter anderem fand man Autoren, die diese „Gründe“ für den VfB Stuttgart, 1. FC Magdeburg, SK Rapid Wien oder auch Real Madrid aufzählen und erläutern konnten.
Einführung
111 Gründe also. Mir kam die Befürchtung, dass man sich womöglich aus dem Fan-Dasein und der komplexen Struktur und Historie des Vereins verschiedene Tatsachen, Statistiken und Geschehnisse herausgepickt und auf diese Loblieder gesungen hat. Zum Glück stellte sich das letztlich als falsch heraus; der Titel wirkt lediglich etwas trügerisch, mehr nicht. Auch wenn es angeblich Gründe sind, den FC Barcelona zu lieben, wird man durch das bloße Lesen des Buches keine Unbefangenen zu einem Barça-Fan machen können. Der Inhalt ist vielmehr an die gerichtet, die ohnehin schon mit dem Verein sympathisieren – auch langjährige Culés werden von dem Inhalt angesprochen.
Autoren
Mit Arne Cordes und Johannes Federlin fand man zwei Autoren, die sich schon über viele Jahre mit dem FC Barcelona beschäftigten und teilweise selbst in der katalanischen Metropole lebten. Gute Voraussetzungen also, um auch tiefe Einblicke zu bekommen und sich nicht nur oberflächlich um den Verein zu bewegen. Anhand des Schreibstils spürt man die Verwurzelung der Autoren zu Barça und dass sie beim Verfassen der Texte mit Herz und Blut dabei waren. Gut durchdacht wurden einige Passagen in einem ernsthaften Stil geschrieben, an anderer Stelle taucht wiederum eine humorvolle Art auf, die die Lust und den Spaß am Lesen aufrechterhält.
Inhalt
In dem Buch macht man einen kompletten Streifzug durch die Historie des Vereins mit. Gepackt in 111 kleine Häppchen à 2-3 Seiten wird einem das Auf und Ab der Geschichte nahegebracht. Man findet die wichtigsten historischen Ereignisse wieder, ohne dass jemals in eine trockene Berichterstattung abgeschweift wird. Besonders prägende Spieler und Persönlichkeiten werden herausgefiltert und in eigenen Unterpunkten abgehandelt. In diesem Flug durch die Vergangenheit stehen nicht nur die bedeutendsten Geschichten im Mittelpunkt. Hin und wieder finden sich auch skurrile Anekdoten und amüsante Vorkommnisse, die auch vielen Kennern noch unbekannt sind und von den Autoren sehr tiefgründig recherchiert und niedergeschrieben wurden. Dabei werden nicht nur positive Momente präsentiert, sondern auch traurige oder gar peinliche, die vom Verein und von den Anhängern am liebsten in den Strudel der Vergessenheit geworfen werden würden.
Neben der Vereinsgeschichte deckt das Buch noch viele weitere Wissensgebiete ab. Detailliert werden das „més que un club“, die katalanische Identität sowie Traditionen geschildert, was einen zumindest kurzzeitig in das Leben in und um Barcelona eintauchen lässt. Auch die Rivalität zu Real Madrid wird mit ihren Hintergründen beleuchtet und Lesern mit einem ab und an stichelnden Charakter, jedoch ohne dabei Hass zu schüren, zugänglich gemacht. Der Aktualität gemäß werden die vergangenen Jahre frequentierter dargestellt, sodass auch eigens erlebte Emotionen wieder ans Tageslicht treten. Der Leser wird immer wieder in Staunen und Mitfühlen versetzt – gerade die scheinbar unwichtigen Nebeninformationen schmücken die Geschichten aus und lassen sie so für den Leser noch realer wirken.
Fazit
Zusammenfassend kann man das Werk „111 Gründe, den FC Barcelona zu lieben“ nur jedem, für den Barça eine Bedeutung hat, wärmstens ans Herz legen. Wirkt die Einpackung in „111 Gründe“ – zumindest in meinen Augen – etwas primitiv, ist dies nach dem Lesen der ersten paar Seiten schnell vergessen. Besonders Wichtiges paart sich mit besonders Interessantem und wird sehr lebendig dargestellt. Ein wahrer Leckerbissen für alle Culés, so viel sei gesagt.