Nach der Länderspielpause und nach dem katalanischen Nationalfeiertag am Donnerstag stand für den FC Barcelona das Heimspiel gegen Athletic Bilbao an. Die Basken gehören zu den Top-Teams in Spanien und sind in der Lage, jedem Gegner das Leben schwer zu machen. Darauf war Barça aber eingestellt und zeigte dementsprechend eine sehr überzeugende Leistung, die zu einem verdienten 2-0-Sieg führte.
Bilbao mit pragmatischen Anpassungen
Athletic Bilbao ist für sein sehr intensives Pressing über 90 Minuten bekannt. Das bringt viele Vorteile mit sich, da man den Gegner auf diese Weise zu vielen Fehlern zwingt, die die Mannschaft dann eiskalt ausnutzt. Jedoch birgt diese Vorgehensweise auch viele Risiken, weil der Gegner, wenn er das Pressing umspielen kann, sehr viel Raum vorfindet. Das gelingt dem FC Barcelona im Camp Nou regelmäßig ziemlich gut in den Duellen gegen die Basken, die aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Bilbao ging ins Spiel wie immer, merkte aber schon nach wenigen Minuten, dass Barcelona relativ schnell am Pressing vorbeikommen konnte. Daher entschied sich Ernesto Valverde dazu, das Spiel seiner Mannschaft etwas umzustellen. Das Pressing wurde etwas zurückgefahren und man versuchte sich gut geordnet aufzustellen, um die Räume zu schließen. So wollte man Kräfte sparen und es Barça schwerer machen, Räume zu finden.
Das Problem hierbei war, dass man den Katalanen trotzdem zu viel Platz im Mittelfeld gab, von wo aus sie immer wieder gefährliche Angriffe aufziehen konnten. Bilbao schaffte es nicht, die Kreativspieler von Barcelona früh genug zu stören, weshalb man sich sehr vielen guten Angriffen ausgesetzt sah. Zudem machten die Gäste zu viele Fehler im Aufbauspiel, so auch bei den beiden Gegentoren. Laporte wird von Sandro gestört, leistet sich einen technischen Fehler in seinem Spiel und spielt den Ball genau in die Füße von Busquets, der daraufhin das 1-0 einleitet. Barça erzielte also genau dann seine Tore, als Bilbao nicht geordnet stand, sondern sich mitten im Umschaltspiel befand. Das macht die Niederlage für die Gäste noch bitterer, da sie in den Phasen, in denen sie geordnet standen und sich den Angriffen von Barcelona ganz klassisch entgegenstellten, kein Gegentor kassierten, sich aber dafür selbst in Schwierigkeiten brachten, die am Ende entscheidend waren.
Barça überzeugt in allen Mannschaftsteilen
Wie schon zuletzt konnte Barça ein sehr gutes Spiel zeigen, welches wieder einmal bewies, dass die Mannschaft sich unter Luis Enrique in die richtige Richtung entwickelt. Man stand defensiv gut und griff gut an, lediglich die Chancenauswertung war mangelhaft. Interessant zu sehen war die Variation zwischen Pressing und einem eher abwartenden Defensivkonzept, als man Bilbao auch mal länger den Ball überließ, dann in der eigenen Hälfte jedoch sehr gut positioniert stand und praktisch nichts zuließ. Die wenigen Offensivaktionen, die die Gäste zustande brachten, entstanden fast nur aus Kontersituationen. Die Gastgeber wirkten fast über die gesamte Spielzeit unglaublich gefestigt und sehr gut organisiert, und zwar auch ohne Ball – das ist etwas, worauf sich definitiv aufbauen lässt. Aus einer solchen kompakten, gut organisierten Defensive lässt sich ein Spiel sehr viel leichter aufbauen als wenn man defensiv unsicher ist, was in der abgelaufenen Saison des Öfteren der Fall war.
Auch offensiv konnten die Katalanen erneut unter Beweis stellen, dass sie sehr viele Optionen besitzen, um ihren Gegner weh zu tun. Mal spielte Barça mit langen Ballstafetten, um ans Ziel zu kommen, mal schnell und direkt, mal mit hohen Bällen, und dann wieder mit flachen. Das liegt auch am Spielermaterial der Katalanen, die sehr flexible Spieler besitzen und auch auf der Bank noch einige Akteure haben, die dem Spiel neue Impulse geben können. Gegen Bilbao funktionierte das Offensivspiel insgesamt sehr gut, weshalb man sich auch viele Chancen erspielte, von denen aber nur zwei genutzt werden konnten.
Rakitić auf dem Flügel
Es wurde schon viel über Ivan Rakitić diskutiert, der dem Spiel von Barcelona einige neue Elemente eingehaucht hat. Er ist physisch sehr stark, was gerade gegen den Ball sehr hilfreich ist. Das war eventuell auch einer der Gründe, warum er gegen Bilbao oftmals sehr weit rechts außen agierte, fast schon wie ein rechter Mittelfeldspieler. Durch seine physischen Fähigkeiten und seine Qualitäten gegen den Ball konnte er so Martín Montoya gegen Muniain unterstützen, der aktuell sehr gut drauf ist und zu den besten bei den Basken zählt. Es gelang Barça sehr gut, ihn aus dem Spiel zu nehmen, was auch an Rakitić lag, der nach hinten sehr gut mitarbeitete. Ein weiterer möglicher Grund für diese ungewohnte Rolle von Rakitić könnte auch gewesen sein, dass Luis Enrique dort eine Schwachstelle von Bilbao ausgemacht hat und er deshalb die eigene rechte Seite überfrachten wollte, um mehr Druck erzeugen zu können. Gleichzeitig rückte Sergio Busquets etwas weiter nach vorne, um zusammen mit Iniesta das zentrale Mittelfeld abzudecken. Die linke Seite wurde von Jordi Alba sehr gut beackert, der alleine sehr viel Betrieb machte und seine Gegner auf dieser Seite nicht nur einmal vernaschte. Er war offensiv deutlich aktiver als Martín Montoya auf der anderen Seite, was aber auch daran lag, dass dieser sich zurückhielt, um Muniain nicht zu viel Platz zu geben. Rakitić hat dafür teilweise die Läufe auf dem Flügel übernommen, um zu gewährleisten, dass genug Druck aufgebaut werden konnte über diese Seite.
Barcelona hat aktuell nicht nur sehr viele gute Spieler im Kader, sondern auch sehr flexible. Dazu scheint Luis Enrique ein Trainer zu sein, der diese Flexibilität auch voll auskostet und immer wieder für Überraschungen gut ist, was es für die Gegner immer schwerer macht, das Spiel der Katalanen auszurechnen.