Ter Stegen: Nicht die deutsche Nummer 1 zu sein ist “natürlich schwierig”

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Stammtorhüter des FC Barcelona und dennoch nur Bankdrücker im Nationaldress. Für Marc-André ter Stegen ist dies bittere Realität. In einem Interview äußerte sich ter Stegen nun zu dieser Situation. Zudem sprach er über Coutinhos Wechsel zum FC Bayern München, das Schlüsselspiel gegen Borussia Dortmund sowie darüber, wie die Bundesliga seiner Meinung nach im Ausland wahrgenommen wird.

Im Rahmen des EM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Auswahl der Niederlande (2:4) sprach Barça-Torhüter Marc-André ter Stegen im Interview mit t-online unter anderem über seine Nominierung für die top-3-Shortlist zum Welttorhüter, seine aktuelle Situation in im Nationalteam sowie über die Bundesliga. 

Ter Stegen: Situation in der Nationalelf “für mich schwierig” 

Bekannterweise ist Marc-André ter Stegen nach wie vor die Nummer 2 in der DFB-Auswahl. Bundestrainer Jogi Löw setzt stattdessen lieber auf Manuel Neuer, wenngleich dieser eine recht durchwachsene Saison hinter sich hat. Ter Stegen, der aufgrund seiner konstant guten Leistungen von Fans und Medien bereits seit längerem bei Länderspielen zwischen den Pfosten gefordert wird, muss doch meistens mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen.

Für mich ist die Situation natürlich schwierig“, gibt der 27-Jährige zu. “Du gibst dein Bestes, aber bist nicht da, wo du hin möchtest. Ich glaube aber, dass ich mit der Zeit für mich eine Antwort auf diese Situation gefunden habe. Ich habe meine Prioritäten gesetzt. Ich will maximal erfolgreich sein und habe das große Ziel, die Nummer eins der Nationalmannschaft zu werden – aber nicht um jeden Preis. Fußball ist das eine, aber für mich ist Menschlichkeit das Wichtigste.”

Dabei ist dem gebürtigen Mönchengladbacher vor allem ein guter Umgang mit seinen Teamkameraden wichtig. “Ich möchte in den Spiegel schauen und sagen können: ‘Du hast ehrlich gearbeitet, hast intern offen deine Ambitionen angesprochen. Aber du warst immer fair und hast nach außen nicht verrückt gespielt’.”

Somit muss sich Barças Nummer 1 nach wie vor hinter dem viermaligen Welttorhüter Manuel Neuer anstellen – und das, obwohl ter Stegen vergangene Woche just für diesen Titel nominiert wurde (zusammen mit Alisson Becker vom FC Liverpool und Ederson von Manchster City).

Für ihn ist dies “eine große Wertschätzung für die eigenen Leistungen”, gleichzeitig gibt er jedoch auch zu bedenken, dass “es noch viel mehr Torhüter weltweit gibt, die auf einem wahnsinnig hohen Niveau spielen und einen fantastischen Job machen”. Und doch erfüllt ihn die Nominierung als einer der drei besten Torhüter der Welt natürlich mit Stolz – und es ist ein Fingerzeig in Richtung Nummer 1 in Deutschland sein. “Meine Argumente sollen eine Top-Form und Top-Leistungen sein”, so ter Stegen, “und in der Auswahl des besten Torhüters der Welt zu sein, ist ein besseres Argument als jedes Wort.”

Die Partie gegen den BVB als mögliches “Schlüsselspiel”

Wenngleich die Position in der Nationalmanschaft mit einer Menge Prestige einhergeht, so ist sie für den ehemalige Fohlen-Kicker doch nichts das Einzige, woran er denkt. “Da wird die meiste Zeit des Jahres ja aber ohnehin mit unseren Klubs unterwegs sind, liegt in dieser Zeit natürlich auch der Fokus darauf.”

Nach einem holprigen Start in die Liga stehen für die Blaugrana derzeit jedoch gerade einmal vier Punkte nach drei Spieltagen zu Buche. Somit ist es von noch größerer Bedeutung, am kommenden Wochenede gegen den FC Valencia sowie drei Tage darauf gegen Borussia Dortmund in der Champions League Erfolge zu verbuchen.

“Wir müssen in Top-Form auftreten”, fordert ter Stegen. Die Partie gegen die Schwarz-Gelben kann “für uns das Schlüsselspiel der Saison sein. Wenn wir vorher in der Liga gegen Valencia erfolgreich sind und dann auch gegen den BVB gut in die Champions League starten, kann und das richtig Rückenwind geben.” Ein erfolgreicher Auftakt in die Königsklasse ist dabei auch wichtig, “weil wir mit Inter Mailand ja noch ein weiteres Top-Team in der Gruppe haben.”

Eine Rückkehr in die Bundesliga “will ich nicht ausschließen”

Vor fünf Jahren wechselte Marc-André ter Stegen aus der Bundesliga in die spanische Primera División. Sein ehemaliger Mitspieler Philippe Coutinho ging kürzlich den umgekehrten Weg, als er sich auf Leihbasis dem FC Bayern München anschloss. Ter Stegen ist überzeugt, dass Coutinho “eine absolute Bereicherung für die Bundesliga” sein wird. “Sportlich muss man über seine Qualität nicht mehr viel sagen. Es war nicht immer leicht für ihn bei uns, deshalb wünsche ich mir, dass er den Fußball beim FC Bayern wieder genießen kann und sich wohlfühlt.

Als großer und kompetitiver Wettbewerb wird die Bundesliga ter Stegens Meinung außerhalb Deutschlands aber nicht unbedingt wahrgenommen. “Mein Eindruck ist, dass die Bundesliga im Ausland weitgehend auf Bayern und den BVB reduziert wird. In der Breite ist die Bundesliga aber nicht so präsent wie andere Ligen, deshalb fällt vielen die Einschätzung auch schwerer.”

Doch der Barcelona-Schlussmann kann einen Trend erkennen. “Ich persönlich habe das Gefühl, dass der deutsche Fußball sowohl in den Klubs, als auch in der Nationalelf gerade eine neue Identität entwickelt – und zwar nicht mit einem Masterplan von außen, sondern aufbauend auf den schon vorhandenen Stärken, zum Beispiel im Bereich der taktischen Ausbildung. Es gibt großes Vertrauen in junge Spieler und die eine oder andere neue Idee. Das ist – für mich als Beteiligtem im DFB-Team – super interessant und wird auch viele Fans im Ausland begeistern.”

Dass er der deutschen Liga den Rücken gekehrt hat, bedauert ter Stegen derweil nicht. Die Erfahrung, im Ausland zu spielen, hat ihn “auf persönlicher Ebene extrem weitergebracht”. Auf die Frage nach einer möglichen Rückkehr antwortet er: “Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwann auch wieder zurück in die Bundesliga geht – aber bis hierhin bereue ich nichts und würde auch nichts rückgängig machen wollen.”

 

Bastian Quednau
Bastian Quednau
Schreibt über spanischen Fußball, leidet mit dem FC Schalke 04 und den Jacksonville Jaguars.
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