Bildquelle: fcbarcelona.com
Heute Morgen war es soweit, Gerardo Martino unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim FC Barcelona. Der Vertragszeremonie wohnten zahlreiche Vereinsfunktionäre bei, darunter wie immer Sportdirektor Andoni Zubizarreta und Josep Bartomeu. Im Anschluss ging es ins Auditori 1899, wo die Pressekonferenz anlässlich dieses bedeutenden Ereignisses abgehalten worden ist.
Im Rahmen dieser hat Andoni Zubizarreta die Umstände seiner Verpflichtung ausgiebig erörtert. Bereits am Dienstag, dem Tag der ersten offiziellen Pressekonferenz der Saison, sei der Sportdirektor von Sandro Rosell über die gesundheitliche Situation von Tito Vilanova in Kenntnis gesetzt worden. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger begann umgehend.
„Vor etwa zehn Tagen, also am Dienstag, hat mir Sandro Rosell von der gesundheitlichen Situation von Tito Vilanova erzählt. Nachdem wir den anfänglichen Schock abgelegt haben, begannen wir damit, uns nach geeigneten Optionen umzusehen. Und ein Name, der dabei aufkam, war jener von Gerardo Martino. Wir wollten einen Trainer, der Barças Idee vom Fußball weiterentwickeln kann, weil unsere Ideale nicht zur Debatte stehen; sie sind da, um entwickelt zu werden. Fußball erwächst daraus, dass gewisse Dinge vermischt, kombiniert und zusammengetan werden. Und während des Prozesses hat ‘Tata’ zugehört und uns seine Sicht der Dinge mitgeteilt. Mit diesen Ideen in der Hinterhand kamen wir schließlich zu dem Schluss, dass er die beste Option war”, erklärte Andoni Zubizarreta den Reportern. Eine Einflussnahme seitens Lionel Messi auf die Trainerwahl habe es nicht gegeben, beteuerte er.
Josep Bartomeu fügte den Ausführungen seines Vorredners hinzu, dass die Entscheidung, Martino zu verpflichten, sehr schnell getroffen wurde. Der Vorschlag fand im Board uneingeschränkte Zustimmung, obschon Martino noch nie in Europa angestellt war. „Wir haben gewusst, dass Martino noch niemals in Europa trainiert hat, aber nachdem wir Zubizarreta zugehört und mit ihm(Anm.: Martino) am Telefon gesprochen haben, waren wir überzeugt. Wir sprechen die gleiche Fußballsprache”, rechtfertigte Bartomeu die Entscheidung.
Wir haben gewusst, dass Martino noch niemals in Europa trainiert hat, aber nachdem wir Zubizarreta zugehört und mit ihm am Telefon gesprochen haben, waren wir überzeugt. Wir sprechen die gleiche Fußballsprache
Auch Gerardo ‘Tata’ Martino wird versuchen, seine Verpflichtung zu rechtfertigen und das Vertrauen der Vereinsführung in Form von sportlichen Erfolgen zurückzuzahlen. Bereits vor der heutigen Pressekonferenz gab der Argentinier zu verstehen, dass er nie mit einer Kontaktaufnahme durch den FC Barcelona gerechnet hätte. Und auch heute verschlug es dem neuen Trainer ein wenig die Sprache, als er seine Situation rekapitulierte. „Es ist nicht leicht, in Barcelona zu landen. Es ist ein sehr privilegierter Ort. Unabhängig davon, wie ambitioniert man auch ist, es passiert nicht oft, dass einem eine so große Aufgabe zuteil wird wie Leitung von Barça”, so Martino. Dass ihn die Leute in Europa kaum kennen, macht ihm wenig aus. Sie würden ihn besser kennen, wenn er in Europa gearbeitet hätte, erzählte Martino selbstbewusst.
Was würden die Fans in Martino sehen, wenn er die vergangenen Jahre tatsächlich bei einem anderen europäischen Klub verbracht hätte? Wie bereits vor einigen Tagen auf unserer Seite berichtet, ist Martino ein Verfechter des Totaalvoetbal, mehr noch; er ist ein Idealist, wenn es darum geht, die Art zu definieren, wie Fußball gespielt werden sollte. Und auch heute machte er keinen Hehl daraus, was er mit seiner neuen Mannschaft vorhabe. „Wir werden versuchen, einige Dinge, die wir in der besten Version von Barça gesehen haben, wieder aufleben zu lassen. Pressing auszuüben und den Ball schnellstmöglich wiedergewinnen stellen zwei der Dinge dar, die wir bei der Mannschaft wiederhaben wollen.” Es gehe darum, Pressing in der Angriffszone auszuführen, um den Ball dort zu erobern. Gleichzeitig soll die eigene Verteidigungslinie weit weg vom eigenen Tor gehalten werden.
Vielfach kam in den vergangenen Wochen die Frage auf, ob Neymar und Messi gemeinsam funktionieren können. Martino sieht hierin kein großes Problem und besteht auf seiner eigenen Schuld, sollten Messi und Neymar nicht miteinander harmonieren. An den Spielern jedenfalls werde die Bündelung von Synergien nicht scheitern.
Von weitaus größerer Bedeutung als eventuelle Unstimmigkeiten zwischen den zwei Stürmerstars beim FC Barcelona ist für Martino die Frage nach der Motivation der Spieler. Seine Aufgabe bestehe insbesondere darin, sicherzustellen, dass die Spieler den Siegeshunger der abgelaufenen Spielzeiten verspüren. „Wenn es uns gelingt, die Essenz der größten Barça-Momente beizubehalten, werden wir erfolgreich sein”, ist sich der 50-Jährige sicher.
Wenn es uns gelingt, die Essenz der größten Barça-Momente beizubehalten, werden wir erfolgreich sein
Seiner Einschätzung nach besitzt der FC Barcelona den besten Kader der Welt. Wenn es der Mannschaft nicht gelingt, Titel zu gewinnen, würde das Zeugnis über seine Arbeit, nicht aber die der Mannschaft abliefern. Welche Spieler genau zum Kader gehören werden, darüber mochte Martino vorerst nicht sprechen. Zunächst einmal gehe es darum, sich einen Überblick zu verschaffen und die Spieler kennenzulernen. Grundsätzlich baue er aber auf jeden Spieler im Kader, sodass ein Verkauf als ausgeschlossen gilt.
Nachdem die Formalitäten am heutigen Tag vorerst abgeschlossen wurden, möchte ‘Tata’ Martino nun nach Oslo reisen, um das Spiel der Mannschaft gegen Valerenga anzuschauen. Er möchte die Spieler kennenlernen und einen ersten Einblick bekommen, wie alles in Barcelona abläuft. „Ich muss herausfinden, wie der Klub funktioniert und die Spieler treffen, um sie zu beruhigen”, so der neue Trainer. Desgleichen möchte er aber auch mit seinem Assistenten Jorge Pautasso und Fitnesstrainer Elvio Paolorosso anreisen, um dem Personal auf den Weg zu geben, was man noch besser machen kann. „In einigen Tagen wird über das endgültige Trainerteam entschieden”, erklärte er.
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