Fast ungläubig haben wir heute eine Meldung in der Sport vernommen, wonach der Präsident von Real Madrid, Florentino Pérez, seinen Einfluss bei der FIFA zum Nachteil des FC Barcelona ausgeübt haben soll. Pérez besitze als einziger Spanier ein Mandat in der Kommission, die den erlesenen Kreis der 23 besten Fußballer der Welt ernenne. In der vergangenen Saison habe er darauf hingewirkt, dass Sergio Busquets, ursprünglich in der Liste vertreten, wieder aus ihr ausgetragen worden sei.
Real-Präsident Florentino Pérez ist dem FC Barcelona mit Gewissheit nicht wohlgesonnen. Wenn es um den Stolz der Katalanen geht, dann ist er um Sticheleien und hochdosierte Giftpfeile nur selten verlegen. Nun hat er aber eine Grenze überschritten, sollte der Bericht der Superdeporte der Wahrheit entsprechen. Sein Opfer war diesmal nur mittelbar der Klub und primär Mittelfeld-Ass Sergio Busquets. Die Mitglieder des FIFA-Gremiums, das für die Erstellung einer 23-köpfigen Liste für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres verantwortlich sei, seien sich über die Aufnahme von Busquets in die Liste grundsätzlich einig gewesen. Pérez jedoch soll mit dieser Entscheidung nicht einverstanden gewesen sein, und es sei ihm nach und nach gelungen, die Kommission vom Gegenteil zu überzeugen. Der einzige Spanier der Kommission habe sich bei seinem Standpunkt auf das angeblich unsportliche Verhalten von Busquets während der Clásico-Auseinandersetzungen berufen, das letztlich sogar Gegenstand einer Untersuchung der UEFA war.
Die Richtigkeit dieser doch recht skandalösen Information können wir weder bejahen noch verneinen. Zweifellos handelt es sich bei Florentino Pérez aber um eine Person, die in einem Gremium der FIFA, in der das Vermarktungspotenzial von Spielern mittels der getroffenen Entscheidungen mitbestimmt wird, absolut nichts verloren hat. Aufgrund der tiefgreifenden Rivalität zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid ist es nur schwer vorstellbar, dass der Präsident bei einer zu treffenden Entscheidung über die Aufnahme eines Spielers von Barça ausschließlich auf seine Leistungen abstellt und etwaige Differenzen zwischen den Vereinen ausblendet. Vielmehr dürfte im Zweifelsfall eine Entscheidung zum Nachteil der Katalanen ergehen, was ihn für dieses Gremium fachlich disqualifiziert.
Von der FIFA allerdings konnte man nicht erwarten, dass sie dieses Konfliktpotenzial antizipiert und ein Gremium höherer Entscheidungslegitimation zusammenstellt. Die Organisation versagt auf ganzer Linie und reichert das dicke Kapitel eigenen Versagens nur um einen weiteren Fall an; einen solchen, dessen Kosten mutmaßlich wieder einmal vom FC Barcelona zu tragen sind.