Im Zuge der Finanzierung der weitläufigen Projekte des FC Barcelona, darunter auch das Espai Barca, über das ihr hier mehr erfahrt, und der Deckung der Gehälter steht man in Gesprächen zur Umbenennung des Camp Nou. Das berühmte Stadion könnte also in nicht allzu ferner Zukunft einen anderen Namen tragen. Doch wäre das noch mit den Werten und Erinnerungen, die der Name „Camp Nou“ in jedem Culé weckt, konform? Wir werfen einen Blick auf die Geschichte dieses weltberühmten Stadions und die bereits bekannten Details bezüglich des bevorstehenden Deals.
Die Anfänge des Camp Nou
Als die Blaugranas im Laufe der 1950er mehrere Erfolge feierten und die Unterstützung der Fans zunahm, beschloss die Vereinsführung, dass ein neues Stadion gebraucht würde. Das bisherige Heimstadion des FC Barcelona, Les Corts genannt, war mit seinen für die damalige Zeit durchaus beachtlichen 60.000 Sitzplätzen offensichtlich zu klein geworden. Daher wurden die Architekten Francesc Mitjans Miró, Josep Soteras Mauri und Lorenzo García Barbón beauftragt, ein neues Stadion zu entwerfen, das beinahe 100.000 Anhängern Platz bieten sollte. Nach mehr als drei Jahren Bauzeit wurde das Camp Nou, das damals nicht umsonst “Neues Spielfeld” getauft wurde, am 24. September 1957 eröffnet. Das Eröffnungsspiel auf dem frisch gebauten und gesegneten Untergrund bestritt Barça gegen Legia Warschau. In einem unterhaltsamen Spiel besiegten die Katalanen Legia mit 4:2 und legten damit den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft im Camp Nou.
Zu Ehren des Stadions komponierte der katalanische Dichter Josep Badia sogar eigens eine Hymne, die “Himne a l’Estadi”. Während der Text ausschließlich von Badia erarbeitet worden war, sorgte Adolf Cabané für die musikalische Gestaltung. Der Fakt, dass einem Stadion eine eigene Hymne gewidmet wurde, verdeutlicht bereits dessen weitreichende Bedeutung.
Die Finanzierung des Stadionbaus war zu großen Teilen von Fans unterstützt worden und bis heute spenden viele Penyes Geld für die hohen Erhaltungskosten, die das Camp Nou jährlich verschlingt.
Mehr als 60 Jahre Fußballgeschichte
Der legendäre Fußballtempel wurde mehrfach renoviert, besonders in den Jahren 1980 und 1994. Als 1982 in Spanien die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, erweiterte man das Stadion um einen Oberrang und erreichte damit eine unglaubiche Kapazität von 119.000 Zuschauern. Im Zuge der verschärften Sicherheitsbestimmungen der UEFA musste der FC Barcelona jedoch einige Ränge wieder abbauen, sodass heute 99.354 Plätze verfügbar sind.
Das Camp Nou war schon des Öfteren Schauplatz für besondere Fußballnächte, unter anderen wurden hier Spiele der Fußball-WM, Finali des Europapokals der Pokalsieger und das Finale der Olympischen Spiele 1992 ausgetragen. Einen speziellen Höhepunkt stellte mit Sicherheit das Champions League Finale 1999 dar; damals besiegte Manchester United schließlich Bayern München durch zwei Tore in der Nachspielzeit und sorgte somit für die bis dahin wohl größte Überraschung der Champions League. In der jüngeren Vergangenheit muss man die Remontada hervorheben, die ohne Zweifel immer mit dem Camp Nou verknüpft sein wird.
Auch heute noch ist das Camp Nou das größte Vereinsstadion der Welt, das primär für Fußballspiele verwendet wird. Mit einer durchschnittlichen Besucheranzahl von 78.000 Menschen in der Saison 2016/17 stellte es in Spanien die klare Nummer 1 dar und im internationalen Vergleich musste man sich nur knapp dem Signal Iduna Park geschlagen geben.
Die Vergabe der Namensrechte
Dass der FC Barcelona die Namensrechte an seinem Stadion verkaufen möchte, wurde bereits vor einem Jahr publik gemacht. Bei einer Abstimmung der Mitglieder wurde ebenfalls mit einer deutlichen Mehrheit für diese Idee gestimmt. Allerdings gab es noch keine näheren Informationen, wie ein derartiger Deal aussehen könnte. Mittlerweile scheint die Vergabe immer näher zu rücken, Präsident Josep María Bartomeu ließ unlängst verkünden, dass er „in Verhandlungen mit zwei oder drei Unternehmen“ sei. Aus diesem Anlass lohnt es sich, den möglichen Deal einmal genauer anzusehen.
Der Grund für die Umbenennung ist, dass man in Zukunft nicht auf diese Zusatzeinnahmen verzichten möchte. In Hinblick auf die Erweiterung des Camp Nou im Rahmen des Espai Barça werden alle Ressourcen benötigt, um das Projekt zu finanzieren. Daher wird der „Nachname“ zum Verkauf angeboten. Das soll heißen, dass das Camp Nou weiterhin so heißen wird, allerdings mit einem Zusatz. Bei einem Übereinkommen mit dem Pharmakonzern Grifols beispielsweise, der scheinbar einer jener Unternehmen sein soll, würde das Stadion dann „Camp Nou Grifols“ heißen. Alle Culés, die bereits Angst hatten, dass der altbekannte Name gänzlich verschwinden würde, können also demnach beruhigt sein.
Die Namensrechte werden wohl für einen Zeitraum zwischen 20 und 30 Jahren vergeben und sollen dabei jährlich zwischen 15 und 25 Mio. Euro einbringen. Obwohl diese Rechnungen sehr positiv enden, kann man, realistisch eingeschätzt, mit 300-350 Mio. Euro insgesamt planen.
Das wäre dann in etwa die Hälfte der Kosten, die für Espai Barça und das neue Camp Nou benötigt werden würden. Die andere Hälfte soll von verschiedenen Sponsoren und erweiterten jährlichen Einnahmen gedeckt werden. Es wurde mehrfach erwähnt, dass die sportliche Finanzkraft nie eingeschränkt werden würde.
Wie steht ihr der bevorstehenden Umbenennung entgegen? Macht es Sinn, die zusätzlichen Einnahmen anzustreben oder wird dadurch ein Teil der Barça-Identität zunichtegemacht?