So lässt Xavi spielen: 3-4-3, Dominanz und Einflüsse von Cruyff & Guardiola

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Dass Xavis Spielphilosophie viele der klassischen Barça-Elemente enthält, ist keine Überraschung. Doch was genau zeichnet das Spiel von Xavis Mannschaft aus? Der neue Trainer des FC Barcelona ging auf seinen Spielstil, seine Philosophie und Taktik ein.

Xavi beim FC Barcelona: Zurück zur Barça-DNA

Xavi Hernández ist neuer Trainer des FC Barcelona. Nach knapp zweieinhalb Jahren an der Seitenlinie von Al-Sadd erfüllt sich der 41-Jährige seinen Traum und kehrt ins Camp Nou zurück. Bereits als Spieler machte Xavi keinen Hehl daraus, einmal als Trainer arbeiten zu wollen. Nachdem er 2019 die erforderliche Lizenz dazu erhielt, begann er seine Arbeit in Katar.

Nun kehrt die Mittelfeld-Legende also auf die große europäische Fußballbühne zurück. Dass seine Spielphilosophie viele der klassischen Barça-Elemente enthält, ist keine Überraschung. Doch was genau zeichnet das Spiel von Xavis Mannschaft aus? In einem Video bei The Coaches’ Voice ging Xavi auf seinen Spielstil, Philosophie und Taktik ein.

Wie Cruyff bei Barça: Xavi setzt auf 3-4-3

Wenig überraschend ließ Xavi sein Al-Sadd-Team mit dem für Barça typischen Dreiersturm spielen. Fing er hier zunächst mit dem klassischen 4-3-3 an, stellte er bei Al-Sadd nach einiger Zeit mit Erfolg auf ein offensiveres 3-4-3 um, welches beim FC Barcelona ja auch bereits eine Geschichte hat. Immerhin war es niemand geringeres als Johan Cruyff, der seine Mannschaft in den 90er Jahren in dieser Formation auflaufen ließ und damit Barças ersten Pokal der Landesmeister gewann.

Wenngleich die Formation rein von den Zahlen her der von Cruyff gleicht, so unterscheidet sie sich dennoch. War das Vierer-Mittelfeld im Cruyff’schen System noch in einer Raute angeordnet, verwendet Xavi zwei offensive und zwei defensive Mittelfeldspieler.

Das 3-4-3, das Xavi so auch selbst benennt, sieht dann auf dem Feld (respektive im The Coaches’ Voice-Video auf Xavis Taktiktafel) wie ein 3-2-4-1 aus. Die beiden Offensiven stellen sich dabei diagonal vor der Doppelsechs auf und sollen die jeweiligen Halbräume vor dem gegnerischen Strafraum besetzen. Bei eigenem Ballbesitz orientieren sie sich in den freien Raum zwischen dem Außen-, dem Innenverteidiger, dem äußeren und dem zentralen Mittelfeldspieler des Gegners. Xavi spricht hier vom cuadrado (Viereck), das seine Mannen okkupieren sollen.

FC Barcelona 3-4-3-Taktik Xavi
So könnte Barça im 3-4-3 unter Xavi auflaufen.

Xavi verzichtet – im Gegensatz zu Koeman – auf Außenverteidiger

Das ist ebenfalls ein Unterschied zu der Dreierkette, wie Ronald Koeman sie zuletzt beim FC Barcelona einsetzte. Der Niederländer setzte auf den Außenpositionen im Mittelfeld nämlich Außenverteidiger ein, sodass die Dreierkette bei gegnerischem Ballbesitz zur Fünferkette wurde. Dies macht Xavi nicht. Sein Mittelfeld besteht in der Regel lediglich aus zentralen Mittelfeldspielern, in der Dreier-Abwehr setzt er hingegen Innenverteidiger und in manchen Fällen auch zu Innenverteidigern umfunktionierte Außenverteidigern ein.

Sollte der Gegner mit zwei Stürmern spielen, bleiben bei eigenem Ballbesitz drei Verteidiger zur Absicherung zurück; bei drei Stürmern kommt ein Mittelfeldspieler zur Unterstützung dazu. Bei The Coaches’ Voice gestand Xavi jedoch auch: “Unabhängig vom System ist das Wichtigste am Ende die Philosophie – die totale Kontrolle des Balles.”

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Xavi: “Ich leide, wenn ich nicht den Ball habe”

Diese totale Kontrolle des Balles steht bei Xavi im Mittelpunkt. “Das Wichtigste, Schönste und Wertvollste im Fußball ist es, den Ball zu haben, anzugreifen und das Spiel mit dem Ball zu dominieren”, führt Xavi aus. “Ich leide, wenn ich nicht den Ball habe. Damals als Spieler und jetzt noch viel mehr auf der Trainerbank. Deswegen mache ich alles, um das Spiel durch Ballbesitz zu kontrollieren.”

Der Ballbesitz als zentraler Aspekt zeichnete nicht nur das Spiel Barças, sondern auch das der spanischen Nationalmannschaft in der Vergangenheit maßgeblich aus. Dieser Spielstil wurde Tiki Taka getauft, wenngleich dieser Begriff heutzutage eine etwas abwertende Konnotation hervorruft, verbindet man mit ihm doch vor allem scheinbar endlose Passstafetten, die jedoch nie das Ziel des Ballbesitzfußballs waren.

Guardiola sagte dazu einmal: “Ich verabscheue dieses ganze Passspiel um des Passspiels willen, dieses ganze Tiki Taka. Das ist so ein Blödsinn und hat keinen Zweck. Man muss den Ball mit einer klaren Absicht passen, mit dem Ziel, ihn ins gegnerische Tor zu bringen. Es geht nicht um Pässe um des Passes willen.” Dieselbe Auffassung vertritt auch Xavi, der dazu sagte: “Ich bin vom Ballbesitz besessen, aber nicht nur um des Ballbesitzes wegen, sondern um damit anzugreifen und Chancen zu kreieren.”

Außenstürmer sollen das Spiel breit machen

Ebenso wie Pep Guardiola möchte auch Xavi das Spiel zu jederzeit breit machen, unabhängig von der Formation, in der gespielt wird. “Das Wichtigste im Ballbesitz ist es, das Spiel breit zu machen und das Feld zu öffnen, so weit und so tief wie möglich”, sagte Xavi gegenüber The Coaches’ Voice.

Hier kommt den beiden Außenstürmern die Aufgabe zu, an ihrer jeweiligen Seitenauslinie zu stehen und so das Feld breit zu halten. Dadurch wird der Gegner gezwungen, einen Verteidiger aus dem Strafraum herauszubeordern, um den Flügel nicht unbewacht zu lassen. Dies soll wiederum Räume für die anderen Spieler öffnen, sei es der Mittelstürmer oder die offensiven Mittelfeldspieler. Sollte der Gegner hingegen das Zentrum mit drei oder vier Spielern dicht machen, kann durch den Flügelstürmer und einen Mittelfeldspieler eine Überzahl auf dem Flügel geschaffen werden.

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Hohes Pressing für frühen Ballgewinn

Genauso wie er es unter Pep Guardiola beim FC Barcelona gelernt hat, lässt auch Xavi seine Spieler ein hohes Pressing in der gegnerischen Hälfte spielen, um das andere Team bereits früh unter Druck zu setzen und so den Ball nicht ins Mittelfeld vordringen zu lassen.

Dieses Pressing muss jedoch gut koordiniert sein, weswegen Xavi im Training die Bewegungen regelmäßig einüben lässt, damit die gesamt Organisation wie ein Uhrwerk abläuft und jeder weiß, wann er wo Druck auszuüben hat. “Das Hauptziel ist es, den Ball in der gegnerischen Hälfte zurückzugewinnen”, bestätigt Xavi.

Überzahlsituation bei eigenem Aufbauspiel

Wenn wiederum der Gegner Xavis Team bereits beim Torabschlag hoch presst, lässt sich ein abkippender Sechser zurückfallen. Die Flügelspieler sowie der Mittelstürmer stehen hingegen hoch und sorgen damit dafür, dass die gegnerische Viererkette die Mittellinie bewachen musst. Dadurch erzeugt Xavis Team eine 8-gegen-6-Überzahlsituation (den eigenen Torhüter mit einberechnet), mit der sie das hohe Pressing überspielen kann.

“Wir müssen den freien Mann finden”, erklärte Xavi bei The Coaches’ Voice weiter. “Der Torhüter muss wissen, wo der freie Mann ist, die beiden Innenverteidiger müssen wissen, wo der freie Mann ist. Alle müssen wissen, wo die Lösung zum Überspielen eines hohen Pressings [des Gegners] ist.”

Es ist klar, dass Barça unter Xavis Anleitung wieder zur alten Barça-DNA zurückkehren soll. Mehr Ballbesitz, mehr juego de posición (Positionsspiel mit Ball), zurück zu den Wurzeln wie unter Cruyff und Guardiola. Jetzt muss Xavi das nur noch der Mannschaft einbläuen – und diese es auf dem Platz umsetzen.

Bastian Quednau
Bastian Quednau
Schreibt über spanischen Fußball, leidet mit dem FC Schalke 04 und den Jacksonville Jaguars.
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4 Kommentare

  1. Ein interessanter Artikel und ein sehr interessantes Video!
    Ich bin gespannt wie die Formation am Platz aussieht und wie die einzelnen Mannschaftsteile miteinander harmonieren!

    In Punkto Ballsicherheit ist das oben dargestellte Mittelfeld mit das Beste, was europaweit zu finden sein wird.
    Bin gespannt, ob de Jong auf der Sechs unter Xavi aufblüht und an Ajax-Zeiten anknüpfen kann!

    Freue mich auf Sonntag und hoffe auf einen guten Einstand und einen überzeugenden Derbysieg!

  2. Grundsätzlich gefällt mir die Idee vom xavi sehr. Ist ja auch Barca pur. Allerdings gehe ich stark davon aus das wir kein 3-4-3 spielen werden. Dafür sind wir defensiv viel zu schwach und konteranfällig. Mit Pique, Garcia und Busquets kann man nicht mit nur 3 Innenverteidiger spielen. Alle drei sind zu langsam, Busquets ist zudem wahrscheinlich der schlechteste 6er der Welt wenn es darum geht generische Konter zu unterbinden und grundsätzlich hat er echt Probleme wenn es ums Defensive geht.

    Der moderne Fussball läuft über die außen, ich kann mir nicht vorstellen wie wir das Spiel breit machen wollen ohne Außenverteidiger und nur mit zwei Außenstürmer. Dann kommt noch der Stau im Mittelfeld.

    Ich bin weder ein Trainer noch ein Experte aber ich vergleiche das hier gelesene mit aktuellen top Teams und bin eher skeptisch.

    Ich gehe auch davon aus das Spieler wie Alba, Busquets, Pique und Roberto noch mehr Spielzeit bekommen werden. Alleine wegen Alba würde das 3-4-3 wegfallen. Mal schauen.

    • Ich glaube das einzige was man beachten muss bei diesem Beitrag ist dass du weder ein Trainer noch ein Experte bist.

      Unglaubliches gefährliches Halbwissen! Busquets der schlechteste 6er bei Konter? WTF!
      Moderner Fußball wird über Außen gespielt. Das habe ich aber auch schon in den 90ern gehört. Oder als Pep bei Barca anfing, war es auch das Credo über Außen zu spielen, weil es ja trend ist oder modern. So ein Quatsch!

      Die vier genannten werden so wie ich denke nicht noch mehr Spielzeit bekommen, sondern denke ich in Summe weniger. Vielleicht werden Sie alle jetzt am Wochenende spielen aber nicht mehr. Xavi hat unter Enrique gesehen, was es heißt aussortiert zu werden und gleichzeitig zu sehen, wie dadurch der Erfolg damit einhergeht.

      Ich glaube er weiß genau dass alle 3 nicht gleichzeitig so oft spielen können, so mal wir auch mit Balde, Nico/DeJong, Araujo/Garcia unglaublich starke NAchwuchsspieler haben.

      Zum 343 oder 433. Es ist am Ende des Tages egal. Es Kommt ja immer drauf an, wie der Gegner spielt. ein 433 kann sich schnell in ein 343 ändern und genauso anders herum. Spielen wir gegen Mannschaften mit einem Stürmer brauchen wir keine 3 IVs oder auch situativ brauchen wir dann kein 6er der sich fallen lässt. Spielen wir gegen 2 Stürmer brauchen die IVs Unterstützung.

      Xavi lebt von ver Cruyff/Pep Idee und er wird immer versuchen Überzahl in den Räumen zu schaffen. Im Endeffekt ist dass die Idee. Einfach immer ein Mann mehr zu sein. Ob es dann ein 343 oder 433 oder 3331 ist, spielt keine Rolle!

      Wir müssen jetzt einfach mal abwarten. In dem Video zeigt Xavi ja wirklich sehr vereinfacht seine Grundideen mit. Mehr nicht. Alles auszuplaudern macht ja kein Sinn. Dennoch kann man eine Handschrift erkennen und die werden wir jetzt in den nächsten Wochen sehen. Daher abwarten…

      • Ich habe extra geschrieben das ich kein Experte oder Trainer bin und deswegen meine Meinung nicht der Goldstandard sein muss. Das ist bloß meine Meinung.

        Ich vergleiche Busquets natürlich mit anderen Weltklasse 6er und ja, Busquets ist sehr konteranfällig. Das hat was mit Geschwindigkeit und Dynamik zu tun, zusätzlich kommt die Spielweise dazu. Busquets hat andere Qualitäten als andere 6er als zum Beispiel Kante oder Kimmich.

        Ich war zwar noch sehr jung in den 90ern aber damals ging vieles über die Mitte. Deswegen waren auch damals die 10er so populär und wichtig. Cruyff war damals seiner Zeit weit voraus und war auch deswegen mit dem Flügelspiel so erfolgreich.

        Und ja der heutige Fussball ist sehr auf die außen fokussiert, zusätzlich sehr dynamisch und noch körperlicher als früher. Damit meine ich aber das die Spieler viel fitter sein müssen. Man sprintet mehr, läuft mehr, presst mehr etc.
        Ich sehe schwarz wenn wir mit drei IV’s spielen und zwei 6er wovon Pique, Garcia und Busquets viel zu langsam sind und auch fehleranfällig. Man sieht es auch jetzt schon, es braucht keine Spitzenmannschaft um uns zu knacken. Es braucht nur eine gut organisierte Defensive und schnelle Konter.

        Xavi und Enrique kann man miteinander nicht vergleichen. Der eine ist der Brave Schwiegersohn und der andere ist ein Rebel der sich durchsetzt koste es was es wolle.

        Wie gesagt ich kann mich auch Irren. Ich glaube aber nicht das Xavi seine Freunde und ehemaligen Kollegen auf der Bank schicken wird. Alleine das man Alves zurückholt extra wegen Xavi sagt schon einiges. Den CL Sieger, Europa und Weltmeister haben wir eigentlich genug in der Mannschaft und auf dem Platz die diese junge Truppe anführen können. Alves brauchen wir dafür nicht.

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