Bildquelle: fcbarcelona.com
„Ich möchte klarstellen, dass das Board hinter Tito Vilanova steht, während dieser fort ist. Wir warten auf ihn so lange, wie es nötig ist.” In der für den gestrigen Abend anberaumten Pressekonferenz mit Präsident Sandro Rosell und Vereinssprecher Toni Freixa war die Abwesenheit von Tito Vilanova das beherrschende Thema. Nach den Niederlagen gegen den AC Milan und Real Madrid wurde Kritik laut am Barça-Management, weil es sich um keinen Ersatztrainer bemüht, sondern mit Jordi Roura eine allzu bequeme Lösung gewählt hatte. Von einem Fehler in der Geschäftsführung möchte Rosell allerdings nichts wissen und unterstreicht die ethische Komponente in der Entscheidungsfindung.
„Seine Genesung ist unsere Priorität”
Més que un club – in allen Bereichen des Vereins wird das Dafürhalten für dieses Leitmotiv offenbar. Soziales Engagement können viele Vereine nachweisen, in schwierigen Situationen allerdings wird stets nach der Lösung getrachtet, die dem finanziellen Wohlstand des Vereins am meisten hilft. Im Dezember bahnte sich die schreckliche Nachricht von Tito Vilanovas erneuter Krebserkrankung seinen Weg durch die uferlose Medienlandschaft. Trotz ungewisser Rückkehrprognose – die Ärzte hielten die Ausübung des Traineramts mit gewissen Einschränkungen schon im Januar möglich – hielt der FC Barcelona an Vilanova fest und beorderte Jordi Roura kurzerhand zum Chefcoach. Als Vilanova dem Verein mitteilte, dass er seine Behandlung in New York fortführen werde, änderte sich die Meinung seines Arbeitgebers nicht. Nun sind fast drei Monate vergangen, seit die Spieler das Gesicht ihres Trainers zum letzten Mal auf dem Trainingsgelände begrüßen durften. Nicht wenige Vorstände und Manager hätten angesichts der hohen Belastungslage längst die Reißleine gezogen – nicht so der FC Barcelona. „Seine Genesung ist unsere Priorität und ich würde die Saison als einen Erfolg ansehen, wenn er sich vollständig von seiner Erkrankung erholt. Er wird uns nicht verlassen, selbst wenn dies uns alle Titel kosten würde“, bekräftigte Sandro Rosell die Haltung des Vereins.
Erst letzte Woche war der Präsident zu Besuch in New York, der Therapiestätte des Trainers. Im Gespräch mit ihm erfuhr Rosell, dass die Genesung Fortschritte mache und es dem Trainer den Umständen entsprechend gut ergehe. Laut Rosell sei eine Rückkehr von Vilanova bis Ende März im Bereich des Möglichen, sodass er in einem eventuellen Champions League-Viertelfinale bereits auf der Trainerbank Platz nehmen könnte. Der Trainer selbst hätte hiergegen gewiss nichts einzuwenden. „Tito will schnellstmöglich zurückkehren, er zählt die Tage herunter”, so Rosell.
„Jordi Roura ein Held”
Bis dahin dürften dem Interimstrainer des FC Barcelona viele Haare ergraut sein. Der Druck auf Jordi Roura nimmt stetig zu, die Medien kümmern die besonderen Umstände kaum, wenn sie über seine Leistung lamentieren und seine Befähigung zum Traineramt hinterfragen. Nach Ansicht vieler machen es sich die Pressevertreter jedoch viel zu einfach und meiden eine differenzierte Auseinandersetzung zugunsten höherer Auflagen. Auch Sandro Rosell kann sich der Kritik nicht anschließen, im Gegenteil. Er dankt Jordi Roura für sein Engagement und ist sich sicher, dass er seine Aufgaben mit Hingabe und Expertise füllt. „Für mich ist er ein Held. Wir müssen ihm dafür danken, dass er die Verantwortung übernommen hat, weil es völlig unterwartet kam; auch dem Trainerstab und den Spielern, die eine große Bürde tragen.”
Angesprochen auf die sportlichen Leistungen der Mannschaft in den vergangenen drei großen Spielen meinte Rosell, dass die Situation im Verein nicht so kritisch sei, wie es nach außen hin dargestellt wird. Man müsse sich im vergegenwärtigen, dass die Mannschaft eine lange Zeit faktisch ohne Führer auskommen musste. Es sei normal, dass die geistige Frische und die Konzentration bei solchen Begebenheiten etwas zu wünschen übrig ließen. Die Mannschaft habe 4,5 Jahre brillanten Fußball gespielt, der nicht durch drei bescheidene Darbietungen in Vergessenheit geraten könne. Er appellierte an die Fans, ruhig zu bleiben und die Gemütslage unter Kontrolle zu bringen.
Zum Schluss hat Sandro Rosell auch noch einige Worte über eine mögliche Verpflichtung von Neymar verloren: „Es ist wahr, unsere Beobachter und Trainer mögen diesen Spieler. Er befindet sich auf der Liste der möglichen zukünftigen Verpflichtungen.”
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