Nur kurz nach seiner Leihe zu Besiktas Istanbul kritisierte Miralem Pjanic in einem Interview seinen ehemaligen Trainer Ronald Koeman beim FC Barcelona scharf. Er unterstellt diesem mangelnden Respekt und zu wenig Kommunikation.
Im Sommer 2020 wechselte Miralem Pjanic als Teil eines Tauschdeals zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin an die spanische Mittelmeerküste. Für die beiden Klubs ging es dabei darum, die Finanzen ein wenig zu glätten, für den Bosnier erfüllte sich hingegen ein Kindheitstraum – der sich nun, zwölf Monate später, in einen Alptraum verwandelt hat.
Denn Pjanic erlebte eine Saison zum Vergessen bei Barça. Zunächst verpasste er zu Beginn die ersten Trainingseinheiten wegen einer COVID-Infektion, anschließend kam er nur selten und unregelmäßig zum Einsatz, da Trainer Ronald Koeman nicht auf ihn zu zählen schien. Aufgrund seines hohen Gehaltes wollte der Klub Pjanic im Sommertransferfenster dann unbedingt loswerden, was kurz vor Toresschluss auch gelang. Der Mittelfeldspieler wurde an Besiktas Istanbul ausgeliehen.
Nun, wenige Tage nach Bekanntmachung dieser Leihe, sprach Pjanic gegenüber der Marcaüber seine Zeit beim FC Barcelona und ließ dabei kein gutes Haar an Koeman.
Pjanic: Koeman “wollte keine Verantwortung”
“Es war immer mein Ziel, für einen Verein wie Barcelona zu spielen, aber ich hatte nicht mit einer so komplizierten Situation gerechnet”, gestand Pjanic im Nachhinein. Dabei bezieht er sich vor allem auf die Beziehung zwischen sich und Koeman sowie auf die mangelnde Kommunikation mit dem Niederländer.
“Selbst jetzt weiß ich nicht, was er genau wollte. Er hat nicht versucht, mir Dinge zu erklären oder eine Lösung zu finden. Ich bin zu ihm gegangen, um ihn zu fragen, was er von mir wollte, auf welcher Position oder was ich gut oder schlecht gemacht habe. Er hat mir keine Antworten gegeben. Mit der Zeit wurde die Situation immer schlimmer, ohne dass es dafür einen Grund gab. Wie gesagt, ich habe mich professionell verhalten, deshalb ist das schwer zu verstehen. Viele Leute im Team haben es auch nicht verstanden. Es war eine sehr merkwürdige Art der Kommunikation, und es ist das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Ich hatte zu allen meinen Trainern ein sehr gutes Verhältnis. Ich weiß nicht, was passiert ist. Er wollte keine Verantwortung und keine Konfrontation.”
Keine Kommunikation zwischen Pjanic und Koeman
Anschließend führte er weiter aus: “Meine Situation war von Anfang an kompliziert. Ich kam zwei Wochen zu spät [aufgrund der Corona-Infektion] an und begann, nach und nach zu trainieren, allein, um mich auf den Start mit meinen Teamkollegen vorzubereiten. Drei, vier, sieben, zehn Tage vergingen, und der Trainer kam nicht, um mit mir über die Saison, über mich, über irgendetwas zu sprechen. Das war seltsam, aber in Ordnung. Die Zeit verging, ich fühlte mich gut und spielte, aber natürlich wollte ich mehr. Dann gab es einen Punkt, an dem ich weniger gespielt habe und die Dinge kompliziert waren. Es war körperlich und geistig hart, und es zerstörte mein Selbstvertrauen, weil ich keine Kommunikation mit ihm hatte. Das war sehr seltsam. Der Trainer ist derjenige, der sagt, wer spielt und wer nicht, aber es gibt Möglichkeiten, Dinge zu tun. Ich bin ein Spieler, der alles ertragen kann, aber ich möchte, dass man mir das ins Gesicht sagt und nicht, als wäre ich ein 15-Jähriger. Ich wusste, wenn der Trainer bleibt, muss ich eine Lösung [in Form eines Wechsels] finden.”
“Koeman ist ein sehr, sehr seltsamer Trainer”
Ab und zu, vor allem in der Champions League, spielte Pjanic dann doch, allerdings nicht regelmäßig: “Ich hatte keine [feste] Position, ich bekam fünf oder zehn Minuten, oder ich wärmte mich 45 Minuten lang auf, spielte aber nicht. So eine Situation hatte ich noch nie, und es war nicht einfach. Ich habe alle Champions-League-Spiele bestritten und wir haben in Turin 2:0 gewonnen. Dann kam der Liga-Alltag und ich habe nicht gespielt. Ich wollte ihn fragen, ob ich etwas falsch gemacht habe. [Die Antwort war] ‘Nein, nein, es ist nur eine Rotation, ich habe kein Problem, deine Einstellung ist gut…’ Okay, gut, aber dann habe ich länger nicht gespielt. Das habe ich nicht verstanden. Er ist ein sehr, sehr seltsamer Trainer. Es ist das erste Mal, dass ich so einen Trainer erlebt habe.”
Pjanic fühlte sich von Koeman nicht respektiert
Doch Pjanic hatte nicht nur ein Problem mit der mangelnden Kommunikation, sondern auch mit dem generellen Verhalten, was Koeman ihm gegenüber an den Tag legte. “Es gab [mit Koeman] eine Person, die sich nie ändern würde. Er ist der Trainer. Es fehlte der Respekt vor dem Verein, vor denjenigen, die trotz einem guten Training nicht spielten. Der Trainer war nie da, um die Einstellung der Spieler zu sehen, die nicht spielten. Das ist das erste Mal, dass ich so etwas sehe. Wie kann ein Spieler motiviert sein, zu zeigen, dass er da ist, wenn der Trainer nicht da ist, um seine Einstellung oder sein Training zu sehen? Das war mit das Schlimmste, was ich je erlebt habe, ein enormer Mangel an Respekt, und es war nicht leicht für diejenigen von uns, die nicht spielen.”
Auf die Nachfrage, ob Pjanic sich nicht respektiert gefühlt habe, antwortete er: “Vom Trainer nicht. Nein.”
Eine Zukunft unter Koeman dürfte Pjanic beim FC Barcelona nun nicht mehr haben, eine Rückkehr zu den Katalanen wäre wenn nur noch unter einem anderen Coach denkbar. Zunächst wird sich der Bosnier aber sowieso nur auf seine Aufgabe in der Türkei konzentrieren. “Ich habe einen Vertrag [bei Barça], und ich habe immer gut über den Verein gesprochen. Ich hatte nur Pech mit dem Trainer. Aber Barcelona ist Barcelona. Ich kann nicht noch ein Jahr lang nicht spielen, ich muss spielen. Ich bin konzentriert, glücklich und kann es kaum erwarten, die Saison mit Besiktas zu beginnen.”