Die erste Saison von Neymar im Dress des FC Barcelona und an der Seite von Lionel Messi neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Anfangs gab es Zweifel, ob die beiden Stürmerstars auf dem Platz harmonieren könnten, und noch heute sind die letzten Stimmen nicht verklungen, die genau das behaupten. Gegenüber CNN räumte der brasilianische Nationalspieler das angebliche Missverständnis jetzt aus dem Weg. Er verstehe sich sehr gut mit seinem prominenten Sturmpartner, auf und neben dem Platz.
„Neymar und Messi – das kann nicht gut gehen”, hatte Johan Cruyff sinngemäß in die Kamera posaunt, nachdem der Transfer des Brasilianers in trockenen Tüchern war. Seine Sorge bezog sich vor allem auf die Charaktere der beiden Ausnahmespieler, denen er absolutes Geltungsbedürfnis unterstellte. Der Lauf der Saison konnte sich die Befürchtung des Urgesteins nicht bestätigen, ganz im Gegenteil. Neymar nahm sich in der Mannschaft keine Sonderrolle heraus, sondern stellte seine Qualitäten in den Dienst der Mannschaft, allen voran aber richtete er sein Spiel fast vollkommen an Lionel Messi aus, wohl auch um jene zu widerlegen, die seine gemeinsame Koexistenz mit dem Argentinier kritisch beäugten. Wann immer er den Ball hatte, nahm er immer direkt den Bewegungsablauf von Messi ins Visier, als hätte er dem mehrfachen Weltfußballer einen Peilsender verpasst, der seine Informationen direkt in die Fußball-Schaltzentrale von Neymar übermittelt.
So groß das Bemühen des Brasilianers um ein gutes Zusammenspiel mit dem Alphatier in den Reihen des FC Barcelona auch war, auf eine Kongenialität warten die Fans bis heute vergebens. Sehr häufig lag etwas Krampfhaftes in Neymars Aktionen, wann immer er sich auf die Suche nach Messi begab. Sein bestes Spiel, sein gesamtes Potenzial zeigte er dann, als Messi verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte. Das hatte mit Sicherheit taktische Gründe, womöglich spiegelte sich hierin aber auch die Freiheit, nicht nach Messi, sondern nach den besten Handlungsoptionen Ausschau zu halten. Er wolle alles dafür geben, dass Messi weiterhin der beste Fußballer der Welt bleibt, meinte Neymar bei seiner ersten Pressekonferenz. In Abwesenheit von ‘La Pulga’ konnte er sich erstmals auf sein Spiel und das der Mannschaft konzentrieren.
Das würde Neymar selbstverständlich niemals zugeben, ja vielleicht nicht einmal denken. Gegenüber CNN beschreibt er die Saison an der Seite von Leo folgendermaßen: „Wir konnten nicht in jedem Spiel zusammen auftreten. Aber ich denke, dass unser Zusammenspiel gut war, weil unser Verhältnis hervorragend ist. Manch einer hat gesagt, dass wir nicht auskommen werden, aber sie haben sich geirrt. Er ist sehr entspannt, er ist ein Stern, den ich sehr bewundere. Ich sehe nun, dass einige Sachen, die über ihn erzählt werden, nicht der Wahrheit entsprechen.” Eine klare Aussage von ihm, die nicht zu beanstanden ist. In der nächsten Saison wird es für ihn aber vor allem darum gehen, seine Fertigkeiten noch mehr in den Dienst der gesamten Mannschaft zu stellen und sich von dem Credo zu lösen, Messi helfen zu müssen. Das wird schlussendlich über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Das Ziel von Neymar: Der WM-Pokal im eigenen Land
Bevor Neymar die Gelegenheit bekommt, mit Barça neu anzugreifen, steht aber zunächst die Weltmeisterschaft in Brasilien vor der Tür. Derzeit ist der Stürmer wegen einer Verletzung außer Gefecht gesetzt, doch die WM sei nicht in Gefahr. „Ich werde bereit sein, um bei der WM aufzutreten”, fuhr er im Interview fort. „Das Problem derzeit ist nur, dass ich Barcelona nicht helfen kann. Ich hoffe, dass ich bei der WM auf einem hohen Niveau spielen und der Mannschaft helfen kann, den Pokal zu gewinnen. […] Ich weiß, welch Verantwortung auf mir lastet, wenn ich für die Nationalmannschaft spiele – so geht es meinen Kameraden auch. Wir bilden eine Einheit, jeder braucht den anderen. Zusammen bereiten wir uns vor, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen.“ Ein ambitioniertes Vorhaben, das angesichts des Triumphs im Confederations Cup letztes Jahr nicht utopisch erscheint.
Doch in Brasilien gibt es so kurz vor der WM ganz andere Probleme. Die Menschen gehen auf die Straßen und protestieren gegen soziale Missstände und die ausufernde Kriminalität, deren Bekämpfung durch die Weltmeisterschaft im eigenen Land nicht zur Nebensache verkommen dürfe. Für Neymar sei aber wichtig, dass die Aktionen friedlich ablaufen: „Ich denke nicht, dass es ein Problem ist, dass die Leute protestieren, solange alles friedlich läuft und es weder Gewalt noch Vandalismus gibt.”
Neymar über den FC Santos: „Wir mussten beweisen, dass alles rechtlich einwandfrei war und dass wir nichts falsch gemacht haben. Santos Haltung in der Sache hat mir zu schaffen gemacht, aber was soll man machen? Ich spreche nicht für sie, sondern nur für mich selbst und für meinen Vater. Wir sind wirklich enttäuscht von der Art und Weise, wie sie das alles regeln wollten.”
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