Die brasilianische Nationalmannschaft konnte in der gestrigen Partie gegen die ‘unzähmbaren Löwen’ überzeugen und ihnen mit dem 4:1-Sieg ihre dritte Niederlage in Folge verpassen. Die Seleção konnte von Beginn an das Spielgeschehen unter Kontrolle bringen und Kamerun, die diesmal mehr als zuvor als Team agierten, hinten die meiste Zeit einschnüren. Vor allem der Barça-Akteur Neymar konnte dem Spiel mit seinen beiden Treffern seinen Stempel aufdrücken.
Lange Bälle im Spiel von Brasilien, Kamerun setzt auf Umschaltspiel
Auffällig im Spiel der Brasilianer waren vor allem die langen, präzisen Bälle nach vorne, die das Mittelfeld schneller überbrücken konnten. Aufgrund der technischen Stärke der Brasilianer und der Defensivschwäche der Afrikaner konnte das eine oder andere Mal mit dieser Methode für Gefahr gesorgt werden. Früh in der Partie kam Neymar auch schon fast nach einer tollen Alves-Flanke aus der eigenen Hälfte heraus zu einer guten Torchance, welche allerdings noch rechtzeitig geklärt werden konnte. Aber auch das Kombinieren durch die Mittelfeldreihe der Kameruner stellte kein sonderliches Problem dar. Mit intelligenten Läufen und Seitenverlagerungen konnte auch das Mittelfeld Kameruns schnell überspielt werden.
Ein weiteres Element im Offensivspiel der Brasilianer waren Spieleröffnungen über die Außenbahn. So kam Neymar zu seinen beiden Toren, bei denen er meist zentraler stand und der Assistgeber die Außenbahn bespielte. Die Kameruner hingegen, die auf den verletzten Samuel Eto’o und den gesperrten Song verzichten mussten, versuchten mit schnellem Umschaltspiel die Defensive der Brasilianer zum Wackeln zu bringen. Hatten die Brasilianer den Ball, agierten die ‘unzähmbaren Löwen’ im 4-1-4-1- oder auch 4-5-1-System. Ein Scheinpressing bzw. nur das Anlaufen des ballführenden brasilianischen Verteidigers oder das Zustellen von Passwegen durch einen zweiten Spieler sollte zu Ballgewinnen verhelfen. Die Defensivakteure rund um Thiago Silva spielten allerdings sicher und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dennoch haben auch sie Fehler gemacht. Nach Ballverlusten Brasiliens sind durchaus gute Ansätze erkannt worden, die Abwehr Brasiliens auszuhebeln. Ein Team mit Weltklasseformat hätte diese Fehler wohl eiskalt ausgenutzt. Nach dem Führungstreffer durch Neymar versuchte Kamerun dann wieder mehr. Und tatsächlich: Sie wurden gefährlicher! Zunächst wird eine Flanke per Kopf nur an die Latte gelenkt, dann fällt das Tor zum Ausgleich (26′). Nyom setzt sich auf links gegen Dani Alves durch, der den ersten Flankenversuch noch blocken konnte. Seine scharfe Hereingabe segelt an Thiago Silva und David Luiz vorbei und kommt bei Matip an, der sein erstes Länderspieltor erzielt.
Dani Alves hält sich zurück
Was auch im Spiel der Brasilianer aufgefallen ist, war die Asymmetrie im Spiel. Dani Alves agierte in der gestrigen Partie weitaus defensiver als sonst. Meistens war es sein Gegenüber, Marcelo, der sich öfter auf die Reise machte. Die Kameruner hatten es daher noch schwieriger, die Verteidigung Brasiliens zu überrumpeln. Teileweise, wie in der zweiten Minute, agierte Alves sogar als Linksverteidiger. Dabei sprintete er zur anderen Seite, nahm den Ball an und kreierte, obwohl er in der eigenen Spielhälfte war, eine Torchance. Seine Flanke konnte Neymar allerdings nicht mehr verwerten und die Spielsituation konnte durch die kamerunische Verteidigung geklärt werden. Die Defensivarbeit wurde nochmals dadurch erleichtert, dass Kamerun zu selten den Ball über mehrere Stationen kontrolliert spielen konnte. Meist war, wie beim 4:1 durch Fernandinho, nach dem ersten Pass Schluss. Den Kamerunern fehlte sichtlich die technische Qualität als auch ein Spieler, der das Spiel beruhigen konnte. Zu hektisch agierten die Afrikaner.
Neymar und Dani Alves in der Einzelkritik
Neymar ist der Spieler in der Seleção gewesen, der die meiste Gefahr ausstrahlte. Mit seinen Dribblings wusste er durchaus Räume für sich und für seine Mitspieler zu öffnen. Dazu kamen noch vier Schüsse, zwei davon landeten in den Maschen. Weiterhin muss auch erwähnt werden, dass Neymar in ständiger Bewegung und, wie in den Partien zuvor auch, überall zu finden war. Er bot eine ständige Anspielstation und war der wichtigste Spieler im Offensivspiel der Brasilianer.
Dani Alves spielte eine insgesamt gute Partie. Zwar sah er beim Gegentreffer nicht sonderlich gut aus, doch hat er mit insgesamt sieben Tacklings (whoscored) die meisten in der Defensivabteilung der Brasilianer. Weiterhin konnte auch er einige Gegenangriffe aufgrund seiner hartnäckigen Spielweise rechtzeitig unterbinden und bot meist eine sichere Anspielstation in der Defensive, wo er nach Marcelo gemeinsam mit David Luiz die höchste Passgenauigkeit hatte (85%). Es war eine insgesamt ansehnliche Partie der Barça-Akteure.