Sechs Vorstandsmitglieder des FC Barcelona haben ihren Rücktritt erklärt, darunter die Direktorin des Frauenfußballs, Maria Teixidor. Mit dem Ex-Vorstandsmitglied hat die katalanische Zeitung ‘Sport’ ein Gespräch über die Gründe ihres Abgangs geführt.
Warum legen sie Ihr Amt nieder? Haben Sie schon lange darüber nachgedacht?
Maria Teixidor: “Zunächst will ich mich von den Behauptungen distanzieren, die in den letzten Tagen getätigt worden sind, weil ich meine eigene Version abgeben möchte. Wir haben uns darauf geeinigt, unseren Rücktritt zur selben Zeit zu erklären, weil wir der Ansicht waren, dass eine gemeinsame Erklärung für den Verein das Beste ist. Wir wollten eine Reihe von einzelnen Erklärungen vermeiden, das wäre ungünstiger für den Klub gewesen. Darüber hinaus hat aber jeder seine eigenen Gründe. Die Art und Weise, wie der Vorgang stattfinden soll, war abgestimmt, aber die Motive sind individuell zu analysieren.”
Wann haben Sie die endgültige Entscheidung getroffen, den Vorstand zu verlassen?
“Am 9. April habe ich sie dem Präsidenten mitgeteilt und ihm die Ursachen während eines Vier-Augen-Gesprächs auf den Tisch gelegt. Ich lege mein Amt nieder, denn eine Phase in meinem Leben ist zu Ende gekommen. Das ist der gewichtigste Grund. Die Entscheidung ist seit langem in mir gereift.”
Hat Ihre Entscheidung den Präsidenten überrascht?
“Der Präsident, den ich schon seit 30 Jahren kenne beziehungsweise mit dem und dessen Familie ich eine Freundschaft pflege, war die erste Person, der meine Entscheidung mitgeteilt worden ist. Er hatte volles Verständnis dafür. Bartomeu halte ich ich für eine großzügige Person und ich wünsche sowohl ihm als auch allen Vorstandsmitgliedern das Beste für die Zukunft.”
Hat der ‘Barcagate’ genannte Skandal etwas mit Ihrem Rücktritt zu tun?
“Das ist eine Geschichte, von der ich nur wenig weiß und die auch in diesem Augenblick von den internen Ausschüssen überprüft wird. Was ich unbedingt betonen will, ist die Tatsache, dass der Verein in den letzten Jahren strenge Standards in seine Kontrollmechanismen eingebaut hat. Derzeit haben wir einen ethischen Kodex, einen Ausschuss für Kontrollmechanismen und einen für Transparenz. Ich habe das Glück gehabt, dem Letzteren vorzustehen.”
In diesem Fall hat der Präsident bei der Sitzung einer Arbeitsgruppe, bei der ich auch anwesend war, eine externe Auditfirma beauftragt. Ich bin davon überzeugt: Wenn die Ergebnisse dieser Wirtschaftsprüfung zur Verfügung stehen, wird der Präsident wissen, was zu tun ist.”
Hat Sie die Behauptung Rousauds, jemand hätte seine Hand in der Schatulle gehabt, überrascht?
“Zu den Kommentaren, die Emili Rousaud oder Jordi Calsamiglia machten, habe ich nichts zu sagen.”
Aber die Situation ist äußerst kompliziert, oder?
“Ich schließe diese Etappe ab, weil es in letzter Zeit einige Entscheidungen gegeben hat beziehungsweise einige Tatsachen zum Vorschein gekommen sind, auf die ich keine Kontrolle oder Einfluss habe. Sie haben mich negativ überrascht und ich bin damit nicht einverstanden.”
Haben Sie nicht den Wunsch, in Zukunft wieder einen Posten im Vorstand zu übernehmen?
“Das Leben ist lang und unsere entscheidenden Momente ändern sich stetig. Ich werde weiter Vereinsmitglied sein, also schlage ich für die Zukunft keine Tür zu. Dem Verein werde ich auch zukünftig dort helfen, wo es nötig ist. Gegenüber jedem – dem Präsidenten, den Vorstandsmitgliedern, den Angestellten oder den Fußballern, der mich in den letzten Tagen kontaktiert hat, habe ich betont, dass ich zur Verfügung stehe, falls meine Hilfe benötigt wird.”
Haben Sie schon mal mit dem Gedanken gespielt, in der Zukunft zur ersten Präsidentin des Vereins zu werden?
“Ich bin 44 Jahre alt und daher schließe ich nicht aus, dass ich in der Zukunft eine Tätigkeit mit hoher Verantwortung in dem Verein, den ich so liebe, übernehmen werde. Natürlich schließe ich das nicht aus. Ich bin ein Vereinsmitglied, also erfülle ich die notwendigen Voraussetzungen. Im Leben kann man nichts ausschließen.”