Vor genau fünf Jahren feierte der FC Barcelona seinen bis dato letzten Champions-League-Triumph. Erfolgscoach Luis Enrique sprach nun über den emotionalen Sieg in Berlin 2015 und wie er es schaffte, die Mannschaft auf den letzten Metern zu motivieren.
Im Gespräch mit dem hauseigenen Sender Barça TV äußerte sich Luis Enrique zum Triumph in der Champions League im Jahr 2015 und gab Einblicke in seine Ansprache vor dem Spiel.
“Ein unvergessliches Finale”
Angesprochen auf den damals heiß ersehnten Titelgewinn, meint Lucho, die gesamte Saison 2014/15 sei “eine Spielzeit, die kein Culé jemals vergessen wird”. “Vor allem wir nicht, die wir direkt daran beteiligt und Teil der Mannschaft waren.” Doch auch der Rest der Spielzeit sei wichtig und außergewöhnlich gewesen, schließlich gewann man am Ende sogar das Triple. “Ich erinnere mich nicht nur an das Finale, sondern auch an die Gruppenphase und an die Spiele der K.o.-Phase. Obwohl der Weg nach Berlin hart war, schien Barça kein einziges Mal in der Situation zu sein, ernsthaft hinausgeworfen werden zu können.”
Um seine Spieler vor dem Spiel noch einmal richtig scharf zu machen, griff Luis Enrique dabei auch auf unorthodoxe Maßnahmen zurück. “Ich habe ein wenig herumgeblödelt und dann gefragt, was für sie denn das Schlimmste wäre, das bei einem CL-Finale passieren könnte. Und einige Spieler, darunter Dani Alves und Xavi und noch ein paar ältere Spieler, sagten einige schlaue Sachen, die aber nur auf Taktik und Fußball bezogen waren.”
Motivatorischer Kniff vor dem Spiel
Das war Lucho damals allerdings zu spröde und langweilig, wie er jetzt enthüllt. “Ich sagte dann: ,Nein, das stimmt nicht!’ Das Schlimmste, das heute passieren könnte, wäre, Spieler von Juventus zu sein und gegen uns spielen zu müssen. Stellt euch vor, ihr müsstet heute gegen Suárez, Ney und Messi spielen. Gegen Iniesta und Busquets. Oder versuchen zu müssen, im Duell mit ter Stegen ein Tor schießen zu müssen.”
Obwohl ihm seine Spieler nicht alles abkauften, hörten sie ihm doch zu. Deshalb führte Luis Enrique weitere Vergleiche an, um seinen Spieler Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein einzubläuen: “Das heißt, Morata muss gegen Piqué und Mascherano ein Tor schießen. Der arme Evra muss Dani Alves verteidigen.”
Heute räumt er ein, dass “das natürlich nur Scherze waren”, aber dennoch hätten die Juve-Spieler “so von Barcelona gesprochen.” Wenn er heute zurückdenkt, erinnert er sich auch noch an die Reaktion. “Ich sagte: ,Da würden sich die ganzen Juve-Spieler doch in die Hose machen!’ Und immerhin konnte ich ihnen so ein Lächeln abgewinnen oder sie zum Lachen bringen. Am Ende hat dann wahrscheinlich einfach die Qualität den Unterscheid ausgemacht.”
Besonders die Individualität des Sturmtrios spielte dabei eine Rolle. “Jeder Spieler ist einzigartig. Und es ist schwierig, jemanden wie Leo, Ney oder Suárez zu finden. Ihre größte Stärke war es jedoch, in der Kabine den Erfolg der Mannschaft immer über das eigene Interesse zu stellen.”
“Noch nie so nervös”
Doch trotzdem war die Partie gegen Juventus Turin auch für Luis Enrique nervenaufreibend. Heute meint er, er sei “nie, weder als Spieler noch als Trainer, jemals so nervös” gewesen. “Ich erwartete, dass ich mich schon beruhigen würde, aber ich hatte mit einer inneren Anspannung zu kämpfen, mit der ich nur schwer umgehen konnte.” Wie er dann den Spielverlauf erlebte, weiß er aber noch ganz genau. Auch seine Emotionen hat er nicht vergessen. “Das erste Tor war eine Injektion von Moral. Die Gegner sagten sich dann: ,Die fangen an, wirklich ernst zu werden.’ Das ist etwas, das Barça charakterisiert und auf das auch alle Culés stolz sein können.”
Am Ende stand dann schließlich das Gefühl des Triumphs und der Erleichterung. Lucho meint, es sei “das Schönste, das ein Spieler oder Trainer erleben kann: eine Champions League und schlussendlich sogar das Triple gewinnen. Es war schließlich schon das zweite Triple in der Geschichte Barças. Am schönsten ist es, zu sehen, wie viele Menschen du mit diesem Gewinn glücklich machst.”