“Lügen!” Laporta attackiert Bartomeu – Schulden steigen weiter, Barças Finanzlage “dramatisch”

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Die Schulden des FC Barcelona wachsen weiter, sie belaufen sich auf 1,35 Milliarden Euro, wie Joan Laporta offenbarte. Zwei Stunden lang äußerte sich der Barça-Präsident zur wirtschaftlichen Lage, präsentierte Zahlen und Fakten und schoss deutlich gegen Vorgänger Josep Maria Bartomeu, dem er “Lügen” vorwarf.

Exakt zwei Stunden ging die Pressekonferenez von Joan Laporta, der Barça-Präsident hatte am Montagmittag viel zu sagen, musste viel erklären und sich immer wieder rechtfertigen. In diesen zwei Stunden sprach Laporta über die Auswertungen des Wirtschaftsreports, die desaströse finanzielle Lage des FC Barcelona, legte Zahlen vor, sprach über den Gehaltsverzicht der Kapitäne und erklärte Lionel Messis Abgang.

Joan Laporta…

… über Barcelonas finanzielle Lage nach Auswertung des Wirtschaftsreports: “Wir haben Verluste in Höhe von 468 Millionen, und wir haben sie bereits an LaLiga gemeldet. Die Auswirkungen des Coronavirus betragen 91 Millionen Euro (Minus). Die Refinanzierung von 560 Millionen Euro zu Zinsen von einem Prozent hat es uns ermöglicht, die Situation zu meistern.”

“Barça hat ein negatives Nettovermögen von 451 Millionen Euro, das ist sehr heikel. Das hat uns gezwungen, daran zu arbeiten, unseren Gläubigern zu zeigen, dass der Verein lebensfähig ist. Wir haben unsere Glaubwürdigkeit unter Beweis stellen müssen. Wir haben ein negatives Betriebskapital von 553 Millionen. Dies ist der Unterschied zwischen dem, was wir schulden, und dem, was uns geschuldet wird. Die Bankschulden sind auf mehr als 600 Millionen gestiegen.”

“Die Gehaltspolitik, über die wir vom vorherigen Vorstand gestolpert sind, ist falsch, sie ist das, was die Experten die ‘umgekehrte Pyramide’ nennen, bei der Veteranen lange Verträge haben und junge Spieler kurze – das macht es sehr schwierig, Verträge neu zu verhandeln.”

“Es mussten dringende Arbeiten am Camp Nou erledigt werden, das stand schon in einem Bericht von 2019 – in diesem wurde auf eine Gefahr für die Öffentlichkeit hingewiesen. Es gab Ausbesserungsarbeiten, die 1,1 Millionen Euro gekostet haben. Dank dieser Arbeiten konnten wir das Stadion gestern eröffnen – hätte es vorher ein Spiel gegeben, hätten wir nicht im Camp Nou spielen können, weil wir die Fans nicht gefährden konnten.”

“Es wurden unglaubliche Beträge an Vermittler bezahlt. Der vorherige Vorstand hatte jemanden, der Talente in Südamerika entdeckte. Er verlangte acht Millionen Euro dafür, ein unangemessener Betrag.”

“Wir haben Gehaltskosten, die 103 Prozent des Einkommens des Vereins betragen. Die Gehaltskosten für die Sportabteilung betragen 617 Millionen Euro, das sind rund 25 bis 30 Prozent mehr als bei unseren Konkurrenten.”

“Heute belaufen sich die Schulden auf 1,350 Milliarden Euro. Die wirtschaftliche und vermögensrechtliche Situation ist sehr besorgniserregend, die finanzielle Lage ist dramatisch.”

Laporta: “Bartomeus Brief ist voller Lügen”

… über die Aktionen des ehemaligen Vorstands: “Sie haben 222 Millionen Euro für Neymar erhalten und gaben es in Lichtgeschwindigkeit und unverhältnismäßig aus. Und jetzt haben wir es mit explodierenden Gehältern und Abschreibungen zu tun. Wir haben vier Gerichtsverfahren mit Neymar erlebt. Ein Betrag von 10,2 Millionen Euro konnte nicht eingefordert werden, da er aufgrund der Untätigkeit von Bartomeus Vorstand verjährt war.”

“Die Renovierung des Stadions ist nicht realisierbar und birgt unannehmbare Risiken. Es liegen eindeutige Unwahrheiten vor. Das Projekt wird unterschätzt. Das Estadi Johan Cruyff wurde mit vier Millionen veranschlagt und hat 20 Millionen gekostet. Es gibt Berichte, aus denen hervorgeht, dass sie nicht in die Instandhaltung der Einrichtungen investiert haben. Sie haben bei der Wartung gespart, aber jetzt kosten dringende Reparaturen mehr.”

… über das neue Stadionprojekt Espai Barça: “Das Projekt ist obsolet. Wir sind dabei, das Projekt so zu überarbeiten, dass es lebensfähig ist. Mit den Ingenieurbüros wurden Lösungen gesucht – es gibt Varianten. Wir sind bereit, den Zeitplan vorzustellen, beginnend mit der Vorlage der Finanzierung bei der Mitgliederversammlung. Wenn die Genehmigung erteilt wird, können wir im Sommer 2022 mit den Arbeiten beginnen.”

über den Brief von Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu: “Ich habe ihn sorgfältig gelesen, er ist voller Lügen – mit dem Bemühen, das Unrecht zu rechtfertigen. Punkt für Punkt ist ein Akt der Verzweiflung. Ich bin mit den Darstellungen darin nicht einverstanden. Acht Punkte, acht Lügen. Ein Brief voller Lügen – und das von einer Person, die den Verein geführt hat – und die den Verein in den Ruin geführt hat, das ist sehr traurig. Man wollte das Unerklärliche erklären. Der Brief strotz vor Doppelmoral. Sie wollen damit davonkommen.”

“In Bartomeus Brief sprach er von einer weiteren geplanten Gehaltskürzung von rund 90 Millionen Euro. Die Wahrheit ist, dass die Spieler nicht einmal mit ihm reden wollten.”

… über mögliche rechtliche Konsequenzen für Bartomeu und dessen Vorstand: “Es wäre voreilig, diese Frage zu beantworten, welche Maßnahmen wir ergreifen werden. Das muss das Ergebnis einer juristischen Untersuchung sein. Sicher ist nur, dass sie [die ehemaligen Vorstandsmitglieder] verantwortlich sind. In dem Brief sehe ich Versuche, sich der Verantwortung zu entziehen – aber niemand wird sich ihr entziehen können.”

 

Laporta: “Uns liegen fünf Angebote für das Sponsoring unseres Trikots vor”

… darüber, wie die desatröse Finanzsituation zu meistern ist: “Barça ist kein Unternehmen, das schließt, wir sind offener als je zuvor. Die Schulden bedeuten, dass wir weiterarbeiten müssen, es ist eine schwierige Situation, aber wir haben die Fähigkeit, sehr hohe Einnahmen zu erzielen. Wir erhalten viele Angebote von Sponsoren, die uns Auftrieb geben. Uns liegen fünf Angebote für das Sponsoring unseres Trikots vor. Es gibt 17 Investoren, die sich für die Barça-Studios interessieren.”

… über eine mögliche Umwandlung in eine Sportgesellschaft mit beschränkter Haftung (auf spanisch S.A.D., wie es fast alle spanischen Klubs sind): “Für uns ist klar, dass Barça im Besitz der Mitglieder sein muss und immer im Besitz der Mitglieder sein wird.”

… über den Gehaltsverzicht von Gerard Piqué und die bevorstehenden Gehaltsverzichte der anderen Kapitäne: “Wir sind zufrieden, wir haben dieses Thema mit Piqué gelöst und ich möchte ihm für seine Bereitschaft danken. Piqué ist nicht nur ein Fußballspieler, er ist ein Vereinsspieler, er hat etwas getan, was sehr bewundernswert ist und was nicht jeder tut, er hat die Registrierung von Spielern ermöglicht. Alle verhalten sich sehr gut, sie werden dem Verein einen Dienst erweisen – und wenn wir es können, werden wir sie dafür entsprechend honorieren.”

… über weitere Umstrukturierungen im Gehaltsgefüge: “Im Moment arbeiten wir daran. Die Spieler haben ein festes Gehalt und Prämien, all das wird rationalisiert. Der Fall Piqué war die klarste Sache: eine Reduzierung, um einige Spieler registrieren zu können. In den anderen Fällen erwägen wir eine Verschiebung oder eine Reduzierung der Prämien, wir sehen eine Bereitschaft dazu. Die Idee ist, alles im gesamten Kader umzustrukturieren, es gab bereits eine Reduzierung aufgrund der Covid-19-Situation und das war eine Gehaltsreduzierung – wir haben um eine zweite Reduzierung gebeten und die Antwort war überraschend. Unser Ziel ist es, die jährliche Lohnsumme um 200 Millionen Euro zu senken, und wir arbeiten weiter daran, dieses Ziel zu erreichen.”

“Die Post-Messi-Ära hat sich um zwei Jahre nach vorne verschoben. Wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das mit Messi ist traurig, aber es war notwendig. Weil die Institution über allem steht.”

Joan Laporta über Messis Abgang

… über Lionel Messis gescheiterte Vertragsverlängerung: “Wir waren uns sicher, dass wir Messis Vertrag verlängern können würden, aber wir kannten die Zahlen noch nicht so, wie wir sie jetzt kennen. Wir hatten die Zahlen der vorherigen Budgets. Wir konnten noch etwas Spielraum sehen, wenn wir Spieler verkaufen und die Gehälter senken würden. La Liga hat uns auch ein Angebot gemacht, das wir nicht annehmen konnten.”

“Es ist nicht so ausgegangen, wie wir uns das erhofft hatten, es ist bedauerlich. Die Post-Messi-Ära hat sich um zwei Jahre nach vorne verschoben. Wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das mit Messi ist traurig, aber es war notwendig. Weil die Institution über allem steht. Wie alle Barça-Fans hätte ich ihn lieber bei Barça gesehen. Ich wünsche ihm alles Gute, ich möchte ihn glücklich sehen, er hat das verdient.”

… über die Spieler, die auf der Transferliste stehen: “Koeman ist mit dem Kader, den er hat, zufrieden, und man sieht schon, auf welche Spieler er setzt und auf welche nicht. Wir werden bis zum Ende des Transferfensters arbeiten, der Markt schließt nicht vor dem 31. August.”

“Umtiti trainiert sehr gut, er hat früher angefangen und ist sehr stark. Pjanić hat ein vorbildliches Verhalten als Profi. Collado hat den Wechsel zu Club Brügge nicht vollzogen und Coutinho erholt sich von einer schweren Verletzung.”

… über etwaige andere Spielerverkäufe: “Wir denken nicht an einen Verkauf von Ansu Fati, Pedri, de Jong oder ähnlichen Assets, um die Wirtschaftslage umzukehren, auch nicht für hohe Summen – es sei denn, sie passen nicht in die Pläne der sportlichen Leitung. Es kann sein, dass wir einen Transfer oder ein Tauschgeschäft abschließen, aber wir werden keinen unserer wichtigen Spieler gehen lassen.”

… über einen Blick in die Zukunft des Klubs: “Es beginnt eine neue Ära. Die kurzfristigen Aussichten sind schwierig, aber mittelfristig sind sie hevorragend. Wir werden auf La Masia setzen, das ist der Einstieg in das von uns gewünschte Modell. Mir hat die Reaktion des Teams gefallen, ich bin mir sicher, dass das auch während der Saison so sein wird. Alle Spieler sind motivierter denn je. Wir wissen von den Kapitänen, dass sie für eine erfolgreiche Saison kämpfen werden. Der Sonntag hat gezeigt, dass die Fans des FC Barcelona Lust auf Fußball haben und eine Mannschaft sehen wollen, die kämpft und gut spielt.”

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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