Lionel Messi: “Habe darüber nachgedacht, Spanien zu verlassen”

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Lionel Messi sprach in einem Interview beim katalanischen Radiosender RAC1 über Abwanderungsgedanken, eine Verpflichtung Neymars, seine Vertragsverlängerung und sein Karriereende. Teil eins des ausführlichen Interviews.

Lionel Messi gibt äußerst selten Interviews, seitdem er Kapitän des FC Barcelona ist, tritt er aber etwas häufiger vor die Mikrofone. Nun gab der Argentinier dem katalanischen Radiosender RAC1 in der Sendung El Món a RAC1 ein ausführliches, 45 Minuten langes Interview. Barçawelt fasst für euch die interessantesten Aussagen zusammen. Hier ist Teil eins seines Interviews bei RAC1:

Frage: Sind sie schon mal nach Hause gekommen und haben daran gedacht, [beim FC Barcelona] aufzuhören?

Lionel Messi: “Es gibt Momente, in denen man müde, erschöpft ist – aufgrund einer Reihe von Umständen. Aber das hat doch jeder mal.”

Bitte erläutern sie das.

“2013/14, als die Probleme mit der Steuerbehörde begannen, war es für mich und meine Familie sehr schwer. Es gibt viele Leute, die nicht wissen, was vorgefallen ist, aber basierend auf Hörensagen dann ihre Meinungen verbreiten und darüber reden. Ein Teil der Presse hat auch dazu beigetragen [dass ich eine schwere Zeit hatte]. Das war die Zeit, in der ich darüber nachgedacht habe, zu gehen. Nicht weil ich Barça verlassen wollte, sondern weil ich Spanien verlassen wollte. Ich fühlte mich falsch behandelt und wollte daher nicht mehr hier sein. Niemand hat mir ein offizielles Angebot gemacht, weil jeder weiß, dass ich bei Barça sein möchte, aber es war eine Situation, die weit über das hinausging, was ich für diesen Verein empfinde.”

Sie haben in einem früheren Interview gesagt, dass sie Barça nicht verlassen wollen, aber dass Barça ein erfolgreiches sportliches Projekt haben müsse – ist das der Fall?

“Obwohl der Saisonstart schwierig war, denke ich, dass wir eine Mannschaft mit großartigen Spielern und daher die Möglichkeiten haben, alles zu gewinnen. Wir sind alle hier, um zu gewinnen, und das ist es, was die Leute auch wollen. Die letzten zwei Jahre, das, was in Rom und Liverpool passiert ist, war nicht die Schuld des ‘Projektes’ oder des Trainers, sondern unsere. Meine Idee ist es, hier zu bleiben. Das war schon immer so und das hat sich auch nicht geändert.”

Gibt es ein Angebot zur Vertragsverlängerung?

“Ich glaube nicht, dass schon eins vorliegt, zumindest soweit ich das von meinem Vater weiß [sein Vater führt alle Gespräche und Verhandlungen, wie Messi zuvor einmal betont hat, Anm. d. Red.]. Bei allen Vertragsverlängerungen war ich immer nur am Rande. Wir hatten nie Probleme, es war immer einfach. Es wird kein Problem sein.”

Sie könnten bei Barça also die Karriere beenden?

“Heute ist es klarer, dass ich hier aufhöre, in erster Linie wegen uns. Aufgrund dessen, wie ich im Verein verankert bin, wie ich mich hier fühle. Dann wegen der Familie, weil wir so vertraut in der Stadt sind und uns wohlfühlen. Und natürlich wegen der Kinder. Ich will nicht, dass sie aus ihrem Umfeld gerissen werden. Das ist ja mir widerfahren, ich weiß, wie das ist [Messi zog bekanntlich als 13-Jähriger von Argentinien nach Barcelona, Anm. d. Red.], und das würde ich nicht wollen. Alles kann passieren, aber prinzipiell ist die Idee, hier zu bleiben und zu leben. Ich habe immer davon geträumt, bei Newell’s spielen zu können und die Erfahrung zu machen, in Argentinien Fußball zu spielen, wegen allem, was den argentinischen Fußball umgibt. Aber manchmal muss man an die Familie denken statt daran, was man persönlich möchte.”

Hier geht es zu Teil zwei des RAC1-Interviews:

Wir sprachen über den Saisonbeginn – Antoine Griezmann tut sich schwer damit, sich zu integrieren.

“Es ist nicht einfach, bei Barça zu spielen, weil es eine Fußballidee gibt. Für jeden Spieler, der die Philosophie nicht gelebt hat und die Methoden nicht kennt, ist es schwierig, bei Barça anzukommen. Er ist ein Spieler von hoher Qualität, sehr intelligent – er wird sich am Ende anpassen.”

Eine urbane Legende besagt, dass sie Griezmann nicht im Verein haben wollten.

“Das ist eine Lüge. Im ersten Jahr, in dem der Verein Griezmann unter Vertrag nehmen wollte, sagte ich er sei einer der Besten und die Besten seien willkommen. Ich hatte nie ein Problem damit, dass er hierher kam. Daher ist das eine Lüge.”

Und was denken sie über Neymar, wollen sie dass er kommt?

“Ich wollte, dass Neymar kommt, weil er auf sportlicher Ebene einer der besten der Welt ist, ihn in unserem Team zu haben hätte uns viel mehr Optionen gegeben. Aber ich verstehe, dass viele die Art und Weise sehen, wie er gegangen ist, in welchem Moment er uns verlassen hat und dass es daher Vereinsmitglieder gibt, die nicht wollten, dass er zurückkehrt. Aber mir hätte es aus sportlicher Sicht gefallen [dass er zurückkehrt].

Zum Thema:

Tut es Neymar leid, dass er Barça verlassen hat?

“Ich denke ja. Kurz nach seinem Wechsel wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht und eine falsche Entscheidung getroffen hat. Sie müssten ihn fragen, aber ich kenne ihn ja…”

Dachten sie er könnte zu Real Madrid wechseln?

“Ehrlicherweise dachte ich an einem Punkt, dass er, wenn er nicht hierher käme, nach Madrid gehen würde – weil ich dachte, dass er wirklich unbedingt weg wollte. Er hat ja zu verstehen gegeben, dass er wechseln wollte, dass er Paris unbedingt verlassen wollte. Und ich dachte Florentino [Perez, Real Madrids Präsident, Anm. d. Red.] und Madrid würden etwas unternehmen, um ihn zu verpflichten.”

Schließen sie aus, dass er nächstes Jahr nach Madrid geht?

“Ich schließe gar nichts aus, im Fußball kannst du nichts ausschließen.”

Und dass er zu Barça zurückkehrt?

“Auch das nicht. Nach allem, was der Präsident [Josep Maria Bartomeu, Anm. d. Red.] gesagt hat, ist die Tür offen. Alles kann passieren, man kann nichts ausschließen.”

 

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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