Kein Abschied für immer: Das legendäre Camp Nou schließt seine Tore

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Der FC Barcelona verlässt das Camp Nou. Für die Dauer der dortigen Umbauarbeiten ziehen die Katalanen in das Estadi Olímpic Lluis Companys um. Barçawelt blickt zurück auf die Historie des einzigartigen Barça-Tempels.

‘Espai Barça’: FC Barcelona verlässt das Camp Nou vorübergehend

Das Camp Nou hat seine Tore geschlossen – zumindest vorerst. Das 3:0 des FC Barcelona gegen den RCD Mallorca war die letzte Partie im altehrwürdigen Stadion Barças, das die nächsten anderthalb Jahre aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen sein wird. Erst wenn das Modernisierungsprojekt ‘Espai Barça’ im November 2024 größtenteils abgeschlossen ist, werden die Katalanen in ihren Tempel zurückkehren.

Espai Barça: So sieht das neue Camp Nou aus

Espai Barça: So sieht das neue Camp Nou aus

Seit dem 24. September 1957 trägt der FC Barcelona seine Heimspiele im Camp Nou aus. In dieser Zeit hat das Stadion viele historische Momente der Klubgeschichte gesehen. Neben zahlreichen Meisterschaften, großartigen Spielern und epischen Spielen, wie der Remontada gegen Paris Saint-Germain, gab es auch atemberaubende Fan-Choreos, wie zur Verabschiedung von Andrés Iniesta und Xavi sowie in Gedenken an den damals kürzlich verstorbenen Johan Cruyff. Aber auch ikonische Jubel fanden hier statt, so zum Beispiel der Huckepack-Jubel von Ronaldinho und Lionel Messi sowie die Arm in Arm in Arm jubelnden Luis Suárez, Neymar und Messi – Bilder für die Ewigkeit.

Tore, Siege, Zuschauer: Rekorde in Barças Camp Nou

In seinem knapp 66-jährigen Bestehen hat das Camp Nou dabei insgesamt 4.324 Tore und 1.248 Siege für den FC Barcelona gesehen, wobei die Treffer Nummer 3.000 und 4.000 passenderweise von Spielern erzielt wurden, die die jeweilige Ära des FC Barcelona prägten – nämlich von Ronaldinho und Messi. Der höchste Sieg, den das Camp Nou jemals gesehen hat, stammt derweil vom 8. April 1962, als die Katalanen den Zweitligisten CD Basconia im Achtelfinalrückspiel der Copa del Rey mit 10:1 schlugen. Auf der Trainerbank der Blaugrana saß damals niemand Geringeres als László Kubala.

Der Rekord für die meisten Tore eines Spielers in einer Partie im Camp Nou liegt derweil bei fünf – und wird passenderweise von ebensovielen Akteuren gehalten. Ein Fünferpack vor heimischer Kulisse gelang nämlich sowohl Eulogio Martínez (im Jahr 1960), José Antonio Zaldúa (1965) und Manolo Claras (1976) als auch Hansi Krankl (1979) und zuletzt Lionel Messi beim 7:1-Erfolg in der Champions League gegen Bayer Leverkusen. Über 75.000 Zuschauer waren damals Zeuge dieser Partie, was jedoch nicht einmal ansatzweise an den Besucherrekord im Camp Nou heranreicht. Dieser wurde nämlich am 5. März 1986 im Viertelfinalhinspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin aufgestellt. 120.000 Fans strömten damals ins Stadion, eine Zahl, die nicht nur seitdem nie wieder erreicht wurde, sondern auch in Zukunft nie mehr erreicht werden dürfte.

Barça-Präsident Laporta: Camp Nou ist “wie ein zweites Zuhause”

In einem Interview mit der katalanischen Tageszeitung SPORT blickte Barça-Präsident Joan Laporta nun auf die Geschichte des Camp Nou zurück, auch aus seiner eigenen Perspektive: “Das Camp Nou ist mein Leben. Ich komme hierher, seit ich vier Jahre alt bin. Ich bin immer mit meinem Großvater in den Oberrang gegangen. Ich musste auf der Treppe sitzen, denn als Kind hat man sich reingeschlichen und sich hingesetzt, wo man konnte. Es ist das Stadion, in dem wir Momente des Ruhms und auch des Leids erlebt haben. Es ist für uns wie ein zweites Zuhause, in das wir normalerweise alle zwei Wochen kommen. Es ist ein Zufluchtsort. Wir tragen es tief in uns, es ist ein Teil unseres Lebens. Jetzt geht für uns ein Traum in Erfüllung, nämlich ein verbessertes Stadion.”

Mit Blick auf Espai Barça und das dann modernisierte Camp Nou erklärte Laporta stolz: “Wir werden das beste Stadion der Welt haben. Wir werden die unteren beiden Tribünen behalten, denn das Panorama ist spektakulär, es ist ein einzigartiger Tempel. Mitjans [der ursprüngliche Architekt des Camp Nou, Anm. d. Red.] war ein Genie, als er es entworfen hat. Die obere Tribüne wird komfortabler und sicherer sein. Das gesamte Stadion wird gleichermaßen überdacht sein, mit Ausnahme des Spielfeldes. Niemand wird nass werden.” 

Olympiastadion auf dem Montjuïc bereitet sich auf Barça vor

Bis es soweit ist, wird der FC Barcelona seine Heimspiele im Olympiastadion auf dem Stadtberg Montjuïc austragen, welches durch Umbauarbeiten bereits auf diese Zeit vorbereitet wurde. Eine Stimmung wie im Camp Nou wird dort jedoch nicht aufkommen können, denn das Estadi Olímpic Lluís Companys, benannt nach dem katalanischen Ministerpräsidenten, der 1940 von Franquisten auf eben jenem Berg hingerichtet wurde, fasst nur 56.000 Zuschauer und hat zudem eine Laufbahn. Für die nächsten anderthalb Jahre wird nun dieses Stadion, das von 1997 bis 2009 bereits den RCD Espanyol Barcelona beherbergte, die vorübergehende Heimat des FC Barcelona sein. Gut eineinhalb Jahre wird es dauern, ehe es zurück geht in die wahre Heimstätte der Blaugrana, die künftig modernisiert weitere Kapitel in ihre glorreiche Historie hinzufügen wird. Und nun bleibt nur noch zu sagen: Fins aviat, Camp Nou.

Bastian Quednau
Bastian Quednau
Schreibt über spanischen Fußball, leidet mit dem FC Schalke 04 und den Jacksonville Jaguars.
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