Joan Laporta, Ex-Präsident des FC Barcelona, sieht wegen des Missmanagements des derzeitigen Vorstands den Verein kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin – daher denkt Laporta darüber nach, bei der Präsidentschaftswahl im Sommer 2021 als Kandidat anzutreten.
Barcelonas ehemaliger Präsident Joan Laporta, unter dessen Amtszeit von 2003 bis 2010 Barça die erfolgreichste Zeit der Vereingeschichte hatte, hat sich am Freitagabend in einem Gespräch mit dem spanischen TV-Sender Gol zu den Aktualitäten des Vereins geäußert – und eine mögliche Kandidatur 2021 in den Raum gestellt. Wir haben Laportas wichtigste Aussagen übersetzt.
Joan Laporta…
…über Xavi und dessen Zukunft: “Er hat wirklich gute Manieren, macht eine ausgezeichnete Arbeit und sammelt gleichzeitig viel Erfahrung. Ich denke, Xavi muss selbst über seine Zukunft entscheiden und bestimmen, wann er in der Zukunft zurückkehrt und die erste Mannschaft übernimmt. Er wird sich ganz bestimmt nicht selbst belügen und zum perfekten Zeitpunkt sagen, wann er darauf vorbereitet ist, das Team inklusive seiner früheren Mitspieler zu trainieren und anzuführen. Ich bin überzeugt, er wird ein guter Trainer sein. Schon während seiner Karriere hat er immer gesagt, er lebe für den Fußball, der Fußball sei seine Leidenschaft und die Sportart, die ihm am meisten Spaß macht. Auch als Trainer wird er sich behaupten.”
…darüber, ob Xavi schon bereit für die Trainerbank Barças ist: “Ich denke, dass das kein Thema ist, bei dem ich eine Entscheidung zu treffen habe. Darüber muss er selbst entscheiden, weil er viel mehr vom Fußball versteht als zum Beispiel ich. Er ist eine sehr intelligente Person und meiner Meinung nach wird er wissen, wann seine Zeit gekommen ist. Dieses Jahr wurde ihm ja angeboten, die Mannschaft zu übernehmen, er war aber umsichtig und wusste genau, aus welchem Grund er diesmal das Angebot nicht akzeptieren kann. Diese Entscheidung über seine Zukunft gehört also nur ihm – er wird die richtige Entscheidung treffen.”
…über die aktuelle Situation des FC Barcelona und Laportas mögliche Präsidentschaftskandidatur 2021: “Wieder der Präsident des FC Barcelona zu werden ist ein Projekt, das mich begeistert. Dieses Projekt halte ich mir vor Augen und derzeit arbeite ich daran, eine Reihe von Personen, denen ich vertraue und dessen Wissen außer Frage steht, um mich zu versammeln. Denn es gilt sehr gründlich zu durchdenken, wie die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage im Verein umgekehrt werden kann. Mit diesen Fachleuten und Freunden möchte ich einen Vorschlag präsentieren, wie der Verein wirtschaftlich auf die Beine zu bringen ist.”
…über die Gründe, warum Barcelona im Augenblick finanziell nicht gesund aufgebaut ist: “Die wirtschaftliche Lage des Vereins ist sehr prekär und instabil. Heutzutage ist der FC Barcelona zum Verein der ‘drei Milliarden’ geworden. Eine Milliarde Einnahmen, eine Milliarde Ausgaben und eine Milliarde Schulden… und wie es jetzt aussieht, scheinen die Einnahmen einzubrechen. Daher halte ich es für wichtig, einen verlässlichen und auf Fakten basierenden Vorschlag auf den Tisch zu legen, damit die Vereinsmitglieder sehen können, wie der Verein aus dieser Lage herauskommen könnte. Diese Entwicklung ist durchaus besorgniserregend und darüber hinaus muss auch ein sportliches Projekt ausgearbeitet werden, das sich zum Ziel setzt, den derzeitigen Kader und vor allem das institutionelle Bild des Vereins zu verbessern. Ich fühle mich motiviert, die Führung des Vereins in dieser Periode zu übernehmen, aber zur selben Zeit denke ich auch, ich habe noch genug Zeit bis Ende dieses Jahres oder bis Anfang nächsten Jahres, um eine endgültige Entscheidung [über die Kandidatur] zu treffen.”
…darüber, ob er die Kräfte mit anderen Kandidaten vereinen würde: “Endgültig ist es noch nicht, aber die Idee [der Kandidatur] erfüllt mich jeden einzelnen Tag mit ein bisschen mehr Begeisterung. Je mehr Zeit ich mit meinen Vertrauenspersonen verbringe, desto mehr fühle ich mich motiviert, zurückzukehren und die Lage mit einem lückenlosen Konzept umzukehren beziehungsweise desto mehr scheint die Entscheidung pro Rückkehr zu fallen.”
…über das mögliche Szenario, die Präsidentschaftswahl auf diesen Sommer vorzuziehen: “Meiner Meinung nach wird es nicht dazu kommen. Der Vorstand sollte durchhalten, um die Existenz des Vereins in dieser prekären wirtschaftlichen Situation nicht zu gefährden.”
…über seine damalige Beziehung zur Kabine als Präsident des Vereins: “In meiner Zeit als Präsident hatte ich mit wunderbaren Menschen zu tun. Sie hatten eine enorme Gabe, aber menschlich waren sie auch sensationell. Vom Alter aus sollte eine Beziehung zu ihnen wie eine zu dem älteren Bruder gestaltet werden. Ich habe versucht, mir bei ihnen Respekt zu verschaffen und diesen während der gemeinsamen Zeit auf Flügen oder beim Essen nicht zu verlieren. Ich wollte ihnen immer zeigen, dass sie sich auf mich verlassen können, falls es irgendwelche Probleme gäbe. Ich wollte keinesfalls in der Kabine präsent sein und mich in ihre Sachen einmischen. Hier geht es darum, Aufgabenbereiche an andere zu delegieren, die mehr Wissen als man selbst haben, weil die Kabine ja ihre eigene Regeln hat. Meine Absicht war es nur immer, ihnen zu beweisen, dass sie auf mich zählen können, falls irgendwelche Probleme auftauchen würden.”
…über die Qualitäten eines guten Präsidenten: “Eine vertrauliche Beziehung zu Spielern mit der größten Autorität in der Kabine aufzubauen ist von grundlegender Bedeutung. Niemals darf man als Präsident ein Versprechen abgeben, das man nicht einhalten kann. Die Spieler fühlen es, wann man sie belügt, weil ihr Lebensumfeld sehr dynamisch ist und sie sind daran gewöhnt, intuitiv zu handeln. Darum ist es wichtig, zu wissen, wann man während eines Gesprächs eine Pause machen sollte, wann man eine Witze reißen sollte, um Vertrauen mit ihnen aufbauen zu können. Und ja, wenn man ein Versprechen abgibt, muss man es einhalten, um Autorität bei ihnen genießen zu können.”