Gestern stellte sich Josep Guardiola in einem Interview den Fragen der Journalisten und bezog dabei Stellung zu den verschiedensten fußballerischen, aber auch politischen Themen. Darunter waren unter anderem seine mögliche Zukunft beim FC Barcelona und eine Anstellung bei der spanischen Nationalmannschaft, genauso wie seine Meinung zu Lionel Messi und der Saison der Blaugrana. Er äußerte sich auch zu den Anschuldigungen, die Yaya Touré bezüglich seiner Person erhoben hatte, und erklärte, in welchen Fällen Katalonien unabhängig werden könnte.
Die Person des Josep „Pep“ Guardiola
Josep Guardiola ist und bleibt eine Institution beim FC Barcelona. Der katalanische Ex-Coach prägte eine der wohl wichtigsten und erfolgreichsten Ären dieses Vereins, in der er zusammen mit einem noch jungen Lionel Messi, Xavi, Iniesta, Busquets und Kumpanen für Furore sorgte. Mit seiner schnellen und auf viel Ballbesitz sowie einer absoluten Spielkontrolle ausgerichteten Taktik war er ein elementarer Teil der Erfolge, die Barça unter seiner Leitung feierte. Dass er allerdings nicht nur mit seinem revolutionären Verständnis von Fußball aufhorchen lässt, ist bereits jedem bekannt. Als Verfechter der katalanischen Unabhängigkeit machte er sich nicht nur Freunde und besonders im Rest Spaniens ist seine Person in Ungnade gefallen. Einerseits als gefeierte Figur einer immer stärker werdenden Bewegung, andererseits als „persona non grata“ polarisiert Josep Guardiola und sein Einfluss hat schon längst die Grenzen des Fußballs überschritten. Momentan trainiert er Manchester City, wo er diese Saison mit einem Vorsprung von 19 Punkten auf Manchester United und insgesamt exakt 100 Zählern die Premier League gewann. Nun gab er ein ausführliches Interview.
Das Interview im Detail: Guardiolas Meinung zu…
…einer Rückkehr als Coach zum FC Barcelona: „Als Trainer ist mein Kapitel bei Barça zu Ende, weil weder ich derselbe bin, noch die Leute mich wie früher sehen.“
…einer anderen Beschäftigung bei den Blaugrana: „Wenn ich älter bin, würde ich gerne zurückkommen, um die Cantera (Jugendmannschaft Barças; Anm. d. Rdkt.) zu trainieren. Ich habe schon immer daran gedacht, dort aufzuhören, wo ich angefangen habe, mit nur einem Spiel pro Woche. Ich war beim ausbildenden Fußball sehr glücklich, obwohl ich weiß, dass sich viel geändert hat, weil die Jugendlichen jetzt Verantwortliche und andere Leute in ihrem Umfeld haben. Das ist auf jeden Fall anders als zu meinen Zeiten mit Oriol Tort. Dabei spreche ich übrigens nicht davon, eine Mannschaft zu leiten, ich will mich nicht mit anderen um einen Posten streiten, sondern lediglich die Kinder trainieren.“
…der Möglichkeit, im Vorstand bei Barça tätig zu werden: „Ich bin Trainer und bin gut in dem, was ich mache, aber man kann nicht alles sein. Wenn ich aufhöre, werdet ihr mich Golf spielen sehen.“
…den Gerüchten, er könne die Nationalmannschaft Spaniens übernehmen wollen: „Ich werde nie ihr Trainer sein, da sie mir diesen Job nie anbieten werden. Allerdings bereue ich es auch nicht, bei der Nationalmannschaft gespielt zu haben. Ich bin Culé und ich habe Bayern und jetzt Manchester City betreut. Ich stelle meine Arbeit und meine Professionalität vor jede andere Sache.“
…Barças Saison 2017/18: „Sie haben nun sieben der letzten zehn Ligen gewonnen. Der FC Barcelona war auch dieses Jahr die beste Mannschaft der Welt, obwohl sie die Champions League nicht gewonnen haben. Es ist sehr schwer, nur ein einziges Spiel während der gesamten Liga zu verlieren. Ich bin mittlerweile sechs Jahre im Ausland und ich verfolge ihre Partien immer noch und bin aufs Neue verblüfft und begeistert.“
…Lionel Messi: „Er ist einzigartig. Messi beschwert sich nie außerhalb des Spielfeldes; wenn ihm etwas nicht gefällt, sagt er es sofort. Im normalen Leben ist er sehr still und scheut große Reden.“
…Yaya Tourés Anschuldigungen, er sei Afrikanern gegenüber rassistisch: „Was er sagt, ist eine Lüge, und das weiß er selbst auch. Wir waren zwei Jahre lang zusammen und ausgerechnet jetzt behauptet er so etwas, mir persönlich hat er jedoch nie von seinem Eindruck berichtet.“
…der politischen Situation in Katalonien und das Auspfeifen der spanischen Nationalhymne: „Es erscheint mir nicht richtig, die Hymne auszupfeifen, aber ich glaube auch, dass es ein Fehler der spanischen Regierung war, alle gelben Trikots im Stadion zu verbieten, denn es war nicht nur ein politisches Symbol, sondern auch ein universelles Zeichen Barças.“
…den Präsidenten der Blaugrana und ihre politische Haltung: „Laporta war eher Katalane, Rosell sehr zurückhaltend und Bartomeu ist nun zwischen den beiden.“
…dem Geisterspiel gegen Las Palmas aufgrund der unsicheren Lage in Barcelona: „Es wäre nichts passiert, aber ich verstehe, warum man vorging, wie man vorging. Zu diesem Zeitpunkt war viel in Bewegung.“
…Barça und dessen Symbolkraft für Katalonien: „Der FC Barcelona hat eine sehr persönliche Bedeutung für die Katalanen. Während des Franquismus konntest du zum Camp Nou gehen und dort Katalanisch sprechen.“
…den Aussagen Rafael Nadals: „Warum darf ein Sportler nicht über Politik reden? Wir haben genauso wie jede andere Person unsere eigene Meinung. Es erscheint mir vollkommen in Ordnung, dass Nadal die Leute dazu animiert, an den Wahlen aktiv teilzunehmen. Genauso in Ordnung war es, dass Piqué und Xavi ein Referendum erbaten.“
…dem Unabhängigkeitsstreben der Katalanen: „Ich glaube, dass man eine große Mehrheit haben muss, um einen solchen Schritt zu wagen, nicht nur etwa 50%. In der Gesellschaft müsste dieses Vorhaben fast ausnahmslos unterstützt werden, ausschließlich in diesem Fall könnte Katalonien wirklich unabhängig werden.“
…seinem Lieblingspolitiker: „David Fernández von der CUP ist mein Favorit. Ich verstehe nicht, warum er ging. Er ist mein Vorbild. Fernández ist ein sehr vorbereiteter Politiker, der nicht hätte gehen müssen.“
…den gelben Schlaufen: „Ich fordere lediglich die Freiheit jener Personen, die für 30 Jahre ins Gefängnis müssen, nur weil sie in ein gewisses Auto eingestiegen sind. Exakt das schmerzt mir am meisten: Leute im Gefängnis oder im Exil zu sehen. Nichts und niemand wird zur Normalität zurückkehren können, bis diese Ungerechtigkeit gelöst ist.“
Teilt uns eure Meinung zu diesen Aussagen mit! Würdet ihr Guardiola gerne wieder bei Barça auf der Bank sehen? Oder glaubt ihr, dass seine Zeit bei den Blaugrana bereits abgelaufen ist?