Der FC Barcelona unternimmt noch einmal einen letzten Versuch, Neymar zu verpflichten. Eine Delegation Barças flog zu persönlichen Gesprächen nach Paris. Der Poker geht in die finale Phase – Ausgang offen. Barças Angebot soll aber deutlich wohlwollender aufgenommen worden sein.
In den letzten Wochen war es in der Causa Neymar ruhig geworden. Während in Frankreich und Spanien der Ligafußball begann, fokussierten sich PSG und Barcelona aufs Sportliche – derweil war Neymar außen vor. Der Brasilianer darf, so lange seine Zukunft nicht geklärt ist, zwar mittrainieren, aber nicht spielen. Das haben die Pariser um Sportdirektor Leonardo so entschieden.
Neymar ist also zum Zuschauen und Warten verdammt. Öffentlich äußern, um den Transfer zu beschleunigen und den öffentlichen Druck zu erhöhen, wie vom FC Barcelona gewünscht, wollte sich Neymar nicht. So vergingen die Tage und Wochen ohne Neuigkeiten in der Seifenoper – bis jetzt.
Denn am Dienstag flog eine Delegation des FC Barcelona zu finalen Verhandlungen nach Paris. Barça macht ernst und will Neymar verpflichten, das ist klar, und so sind Sportdirektor Eric Abidal und die Board-Mitglieder Oscar Grau und Javier Bordas in die französische Hauptstadt geflogen, um ein letztes, verbessertes Angebot für den PSG-Star abzugeben.
170 Millionen, zahlbar in zwei Raten
Zwei Angebote hatte Paris zuvor bereits abgelehnt, Coutinho + Geld und eine Leihe samt Kaufpflicht. Beides stellte PSG nicht zufrieden. Die aktuelle Offerte soll nun wie folgt lauten: Das französische Blatt Le Parisien behauptet, Barça habe 170 Millionen Euro in zwei Ratenzahlungen angeboten. Die eine Hälfte der Ablöse jetzt, die andere nächsten Sommer.
Die Sport berichtet ebenfalls von besagten 170 Millionen, allerdings strukturiert sich die Summe anders: Sie wäre 2020 und 2021 in zwei Raten fällig, zusätzlich will PSG noch einen Vorschuss in Höhe von 30 bis 40 Millionen, und zwar diesen Sommer. Dadurch würde die Gesamtablöse doch auf rund 200 Millionen anwachsen, die Summe, die Paris schon immer vorschwebt.
Maximal 80 bis 100 Millionen Euro dürfte Barça noch auf der hohen Kante haben, dadurch bedingt, dass man Matthjis de Ligt nicht bekommen und Spieler im Wert von rund 155 Millionen Euro verkaufen oder verleihen konnte, zuletzt spülte Philippe Coutinhos Leihe zum FC Bayern nochmal 8,5 Mio. in die katalanische Kasse. Setzt sich Barcelona bei seiner Ratenzahlungs-Variante durch, oder bleibt PSG wieder einmal dickköpfig und beharrt auf seiner Forderung?
Immerhin soll PSG generell dem Raten-Angebot gegenüber offen sein, zumindest sind die störrischen Franzosen deutlich positiver gestimmt als zuletzt, heißt es bei ESPN, das das genaue Angebot aber nicht bestätigen kann. Leonardo und Co. denken über die Offerte nach, die Gespräche wurden vertagt. Laut ESPN haben Barças Verhandlungsführer ein besseres Gefühl als bei den ersten Unterredungen, die direkt abgeschmettert worden waren. Die Sport schreibt sogar, dass die Katalanen zuversichtlich sein sollen. Der Transfer könnte in den nächsten 48 Stunden über die Bühne gehen.
Passend dazu überfielen spanische Reporter Javier Bordas bei der Rückkehr in Barcelona regelrecht, und bekamen ein Statement aus dem Board-Mitglied heraus: “Es gibt keine Einigung. Aber wir sind näher dran. Wir verhandeln weiter“, sagte Bordas kurz, und verschwand im Auto.
Spieler sollen diesmal keine angeboten worden sein, heißt es ferner, auch wenn Barça darüber nachdachte, Ousmane Dembélé anzubieten, um den Preis zu drücken. Denn Dembélé ist durch seine jüngste Eskapade in Ungnade gefallen, als er seine Blessur gegenüber den Ärzten nicht angab und sich anschließend verletzte. Doch der Franzose ist wild entschlossen, sich endlich bei Barça durchzusetzen, also habe der Verein diese Idee verworfen. Zumindest berichteten verschiedene Quellen dies anfänglich übereinstimmend. Am späten Abend hieß es dann jedoch beim katalanischen Radiosender RAC1 überraschend, dass Dembélé doch in den Deal eingebaut werden soll.
Sofern PSG auch mit diesem (angeblich) letzten Angebot nicht zufrieden sein sollte, und die Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen – der Transfermarkt schließt am 2. September, noch sind also ein paar Tage Zeit – will der französische Meister Neymar wieder in die Mannschaft integrieren. Aktuell hätte PSG im Angriff auch reichlich Bedarf, denn mit Kylian Mbappé und Edinson Cavani verletzten sich die beiden Superstars der Mannschaft soeben, beide dürften rund drei bis vier Wochen ausfallen. Durchaus möglich, dass wir Neymar also bald wieder im PSG-Dress sehen. Oder doch im blaurot-karierten Leibchen Barcelonas?