Éric Abidal beendet seine einzigartige Karriere

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Éric Abidal gab auf einer Pressekonferenz am heutigen Freitag sein Karriereende bekannt. Nach Thierry Henry ist der 35-Jährige nun schon der zweite große Franzose aus Barças Vereinsgeschichte, der in dieser Woche seine Fußballschuhe an den Nagel hängte. Abidal kann auf eine einzigartige Karriere zurückblicken, und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Wir blicken zurück auf Abidals Zeit beim FC Barcelona.

Aller Anfang ist schwer

Éric Abidal kam wie sein Landsmann Thierry Henry 2007 nach Barcelona. Sein erstes Jahr verlief nicht wirklich gut. Das Team blieb titellos und auch der Franzose selbst zeigte nicht immer die von ihm erwartete Leistung. Als Pep Guardiola zur kommenden Saison das Team übernahm und wieder zu Erfolgen führte, profitierte auch Abidal davon. Er zeigte nun bessere Leistungen als in seiner ersten Saison, war aber immer noch nicht unumstritten. Im Sommer nach dem Titelgewinn hörte man in der Öffentlichkeit oft, dass Abidal der einzige Schwachpunkt in einem sonst perfekten Team sei. Ein echter Schwachpunkt war der Linksverteidiger zwar nicht, aber es stimmte schon, dass er nicht immer das hohe Niveau erreichte, das seine Mitspieler vorlegten. Daher verpflichtete der Verein Maxwell von Inter Mailand, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen und um den Routinier Sylvinho zu ersetzen. Von diesem Transfer profitierte letztlich vor allem ein Spieler: Éric Abidal.

Barças Nummer 22 machte qualitativ einen Sprung und wurde zu einem der besten Linksverteidiger der Welt. Er spielte von nun an sehr konstant und außerordentlich gut. Drei Spielzeiten lang – 2009/10, 2010/11 und 2011/12 – war er ein enorm wichtiger Eckpfeiler des Teams und ein Spielertyp, der dem heutigen Team beispielsweise fehlt.

Abidals Rolle im Team

Abidal war ein technisch sehr beschlagener Spieler, der auch sehr schnell war. Zudem wurde er unter Pep Guardiola auch sehr spielintelligent und verbesserte seine Antizipation. Er brachte Physis in das Spiel der Katalanen und sorgte dafür, dass Barças Spiel ausbalanciert war. Während Dani Alves dauerhaft mit nach vorne marschierte, blieb Abidal oft hinten, um Alves’ Offensivdrang zu kompensieren. Dadurch entstand oft eine Dreierkette in der Abwehr, die 2011/12 auch des Öfteren in der Startformation zu sehen war. Abidal bekleidete hierbei die Rolle des linken Verteidigers. Er rückte ein, wenn Alves nach vorne ging und rückte nach außen, wenn Alves sich fallen ließ. Hierfür ist viel taktisches Verständnis notwendig, um in jeder Situation zu wissen, wo man sich postieren muss. Abidal beherrschte dies sehr gut und war somit ein enorm wichtiger Bestandteil der Mannschaft von Guardiola. Aktuell spielen mit Jordi Alba und Dani Alves zwei sehr offensive Außenverteidiger bei Barça, wodurch es keine echte Balance gibt. Seit Abidal den Verein verlassen hat, konnte man die Position nicht mehr mit einem ähnlichen Spielertyp besetzen.

Der Kampf gegen den Krebs

2011 erhielt Éric Abidal die Diagnose, dass bei ihm ein Lebertumor gefunden wurde. Es war ein Schock für den Spieler, seine Mitspieler, Freunde sowie für die gesamte Fußballwelt. Fragen, ob und wann er wieder spielen könne, waren nebensächlich. Es ging in erster Linie um die Gesundheit von Abidal. Erstaunlicherweise gab der Franzose nur einige Wochen nach der schockierenden Diagnose sein Comeback – im Halbfinal-Rückspiel der Champions League im Camp Nou gegen Real Madrid. „Mein Comeback gegen Real Madrid war einer meiner besten Momente im Fußball. Fußball war für mich ein Weg, meine Krankheit zu vergessen. Mein Ziel war es wieder zu spielen. Und dann so zurückzukommen, war wie ein emotionaler Titelgewinn, wenn nicht noch mehr.“

Kurz darauf spielte der FC Barcelona im Wembley-Stadion gegen Manchester United um den Champions-League-Titel mit Éric Abidal in der Startelf. Die Katalanen gewannen das Spiel souverän mit 3:1, doch das Highlight folgte erst danach. Kurz vor der Pokalübergabe gab Carles Puyol Abidal die Kapitänsbinde und ließ ihn den Pokal in Empfang nehmen. Es war eine fantastische Geste von Barças Kapitän und laut seiner eigenen Aussage auch der schönste Moment in seiner Karriere.

Es schien so, als wäre das ein Happy End, doch dann kam der zweite große Rückschlag. In der darauf folgenden Saison erhielt Abidal erneut eine bittere Diagnose: Der Krebs war zurück und er benötigte eine Lebertransplantation. Den meisten Menschen hätte dieser erneute Schock den Boden unter den Füßen weggezogen, doch Abidal gab nicht auf, er kämpfte. Sein Cousin spendete ihm einen Teil seiner Leber. Auch von dieser Operation erholte sich Abidal. Nun hatte er ein weiteres Ziel vor Augen: Er wollte wieder Fußball spielen. Und am Ende der Saison 2012/13 erreichte er dieses Ziel. Im Heimspiel gegen Mallorca wurde er für Gerard Piqué eingewechselt und war endlich zurück auf der großen Bühne des Fußballs.

’22’

Nach jener Saison verließ er den FC Barcelona, weil sein Vertrag nicht verlängert wurde. Nach sechs Jahren, 193 Spielen, zwei Toren und 15 Titeln war Schluss für Abidal bei den Katalanen. Dass er zurückkehren wird, scheint klar zu sein. Er selbst gab einmal an, nach seiner Karriere in Barcelona leben zu wollen, da er sich dort heimisch fühle. Zudem liegt ihm ein Angebot vor, bei Barça zu arbeiten. Ob er jenes annehmen wird, ist noch unklar: Von nun an möchte ich mich ausruhen und Zeit mit meiner Familie und Freunden genießen. Ich habe Angebote, um beim FC Barcelona und bei Olympiakos zu arbeiten, aber ich habe Zeit, um über diese Dinge nachzudenken und das auszuwählen, was für die Menschen, die ich liebe, das Beste ist.

Beim FC Barcelona trug Éric Abidal das Trikot mit der Nummer 22. Es gibt sicherlich wenige Fälle, wo eine Trikotnummer so gut zu einem Spieler gepasst hat, wie dies bei Abidal der Fall war. ’22’ – Die linke Ziffer zeigt an, wie oft Abidal gegen den Krebs kämpfen musste, die rechte Ziffer zeigt an, wie oft er ihn bezwang. Merci Abidal!

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