Am Mittwoch, dem 22. März 2017, ist ein ehemaliger Präsident des FC Barcelona von uns gegangen. Den Angehörigen, des im Alter von 82 Jahren verstorbenen Agusti Montal, drücken wir unser herzliches Beileid aus. In der mehr als 100 Jahre umfassenden Geschichte des Vereins ist Montal eine von denjenigen Persönlichkeiten, die besonders hervorragen.
Er war der älteste noch lebende ehemalige Präsident des Vereins (1969 bis 1977). In Barcelona am 5. April 1934 geboren, entschied er sich in seinen jungen Jahren für eine Laufbahn als Ingenieur. Mit 24 Jahren heiratete er Anna Prat, mit der er vier Töchter und einen Sohn hatte. Nach dem Absterben seines Vaters im Jahr 1964 leitete er das familieneigene Unternehmen in der Textilindustrie bis zu seiner ökonomisch bedingten Schließung 1989. Als Sportfan begeisterte er sich für verschiedene Sportarten, als Katalane gehörte sein Herz natürlich dem FC Barcelona.
Ein einzigartiger Präsident
Im Jahr 1969 wurde Montal, nachdem er zuvor für einige Monate die Vizepräsidentschaft innehatte, zum Präsidenten gewählt. Einige bezweifelten diese Entscheidung und die Fähigkeit des neuen Präsidenten, den Verein voranzubringen. Doch sie alle unterlagen einem Irrtum. Als im Juni 1970 in einem Spiel zu Unrecht ein Elfmeter gegen die Katalanen gepfiffen wurde, beschwerte sich Montal bei den Fußballbehörden darüber. Er beklagte die vielen Entscheidungen, die systematisch dem Verein schadeten.
Als später zwei Zugänge des Vereins vom Verband nicht anerkannt wurden, protestierte er abermals. Sein Einsatz für den Verein hatte ferner schließlich zur Folge, dass nichtspanischstämmige Spieler in der spanischen Liga spielen durften. Und dies ebnete den Weg für die Ankunft von Johan Cruyff 1973 und somit auch für eine Verbindung, die den FC Barcelona prägen sollte wie nur wenige in seiner Geschichte es taten.
Mit Johan Cruyff kehrte auch schließlich die Hoffnung in sportlicher Hinsicht zurück. Nach der Durststrecke, die in den vergangenen 14 Jahren anhielt, konnte man in der Saison 1973/74 endlich wieder die Meisterschaft für sich gewinnen.
Aber nicht nur deswegen bleibt Montal in Erinnerung. Die Verbindung zum Verein lag in der Familie. Auch sein Vater, Agusti Montal Galobart, war Präsident des Vereins (1946 bis 1952). Als Katalane durch und durch, erlebte er die Franco-Diktatur sowie ihr Ende im Jahr 1975. Dass Barça so eine Identifikationsfigur für die Katalanen darstellt, ist auch sein Verdienst. Schon in den letzten Jahren Francos sorgte er für eine katalanische Vereinszeitschrift sowie Mitgliederausweise auf Katalanisch. Auch die Hymne wurde unter seiner Zeit als Präsident eingeführt. Aus Liebe zu seiner Heimat forderte er auch im Namen des Vereins den Autonomiestatus für Katalonien.
Josep Maria Bartomeu, einer seiner Nachfolger im Amt, beschrieb Montal als “tollen Menschen mit einer überaus wichtigen Rolle nicht nur für den Verein, sondern auch für das Land”. Er habe das Camp Nou in einen Ort der Freiheit verwandelt. Angesichts dessen, was Montal für den Verein und seine Landsleute getan hat, ist diesen Worten nur Zustimmung und Montal für seine Erfolge nur Anerkennung zuzubringen. Seine Präsidentschaft, ja sein ganzes Leben lassen uns an die Werte und Philosophie des Vereins zurückdenken, die heute in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Einige Entwicklungen der jüngsten Gegenwart sind nicht in Einklang zu bringen mit den einstigen Werten des Vereins, die Montal verkörperte und für die er kämpfte. Sein Name wird in der Geschichte des Vereins, der Stadt Barcelona und des Katalonien ewig präsent bleiben.